Nachforschungen der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 bestätigen die mangelhafte Pestizidkontrolle durch die Österreichische Agentur für Lebensmittelsicherheit (AGES). Ein Drittel der hundert häufigsten Pestizide werden von der AGES entgegen ihrer eigenen Aussage nicht untersucht. "Ein erheblicher Teil der Pestizidrück-stände in unserem Obst und Gemüse ist für die österreichische Lebensmittelüberwachung unsichtbar.
Der missbräuchlichen Verwendung von Pestiziden wird durch die mangelhafte und löchrige Kontrolle Tür und Tor geöffnet", warnt Helmut Burtscher, Pestizidexperte von GLOBAL 2000. Die AGES hatte in einer offiziellen Stellungnahme als Antwort auf Werner Lamperts Buch "Schmeckt's noch?" behauptet, dass sie in der Lage sei, die hundert wichtigsten Pestizide nachzuweisen. Gegenüber GLOBAL 2000 konnte die AGES diese hundert wichtigsten Pestizide jedoch nicht nennen. Deshalb hat GLOBAL 2000 eine Liste der 100 häufigsten in Deutschland nachgewiesenen Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse zum Vergleich herangezogen.
"Ein Vergleich mit dem aktuellen Pestizidmonitoring der AGES zeigt: Von den 100 häufigsten Pestiziden waren im Vergleichsjahr 2003 nur 67 Pestizide im Visier der österreichischen Lebensmittelkontrolle. 33 der 100 häufigsten Pestizide werden bei der österreichischen Lebensmittelkontrolle nicht analysiert“, so Burtscher. Anstatt sich mit diesem Problem auseinander zu setzen, versucht die AGES ihre analytischen Defizite herunter zu spielen. In einer Stellungnahme behauptet die AGES folgendes: „Die Untersuchungen von Obst und Gemüse sind ausreichend. Österreich prüft 255 Pestizide, während im EU-Schnitt viel weniger – nur 60 Pestizide untersucht werden.“ Tatsächlich jedoch untersuchten bereits im Jahr 2002 die 15 EU-Mitgliedstaaten im Durchschnitt 186 Pestizide (EU-Monitoringbericht 2002) und nicht 60, wie die AGES behauptet.
Bekannt sind die eklatanten Analytikschwächen der österreichischen Lebensmittelkontrolle bereits seit dem Vorjahr. GLOBAL 2000 versetzte damals eine Tomatenprobe mit einem Gemisch aus 10 in Österreich zugelassenen Pestiziden und ließ diese durch ein holländisches Labor, ein italienisches Labor und durch die AGES analysieren. Das italienische Labor fand 9 von 10 vorhandenen Pestiziden, das holländische Labor 8 von 10 Pestiziden. Die AGES konnte nur 5 der 10 Pestizidwirkstoffe nachweisen. „Hauptverantwortlich für die Missstände sind die Bundesminister Rauch-Kallat und Pröll, die seit Jahren über die Problematik informiert sind, jedoch nichts zur Verbesserung unternehmen. Im Gegenteil, die AGES wird finanziell weiter ausgehungert“, so Burtscher abschließend.
Die von der Lebensmitteluntersuchung Baden Württemberg (CVUA) erstellte Liste der hundert häufigsten Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse ist unter http://www.global2000.at abrufbar.
Autor: Global 2000 Umweltschutzorganisation