Nobelpreis Chemie 2004

Nobelpreis Chemie 2004

Beitragvon Silvia K. Müller » Mittwoch 6. Oktober 2004, 21:43

Noch eine Vergabe des Nobelpreises, der für Chemikaliengeschädigte von äußerster Bedeutung sein könnte.

Was mit den Eiweißen im Körper passiert, wenn sie nicht mehr benötigt werden, haben Aaron Ciechanover, Avram Hershko und Irwin Rose vom Israel Institute of Technology in Haifa, sowie an Irwin Rose von der University of California in Irvine,herausgefunden. Der Preis wurde den drei Wissenschaftler für ihre Forschung zu Ubiquitin, einem aus 76 Bausteinen zusammengefügtes Protein vergeben.

"Die drei haben die Voraussetzungen zu einem besseren Verständnis von vielen wichtigen Krankheiten geschaffen", sagte der Vorsitzende des Stockholmer Chemie-Nobelkomitees, Håkan Wennerström. "

Im Mittelpunkt der Arbeit, die zum Chemie-Nobelpreis 2004 führte, steht eine Art Aufkleber, der gezielt an die zu zerstörenden Proteine geheftet wird. Haben die Proteine diesen "Todeskuss" erhalten, wandern sie in einen zelleigenen Schredder, aus dem sie kurze Zeit später in kleinen Bruchstücken wieder herauskommen. Dieser Mechanismus ist derart grundlegend, dass er bei allen höheren Lebewesen gleich ist.

Die Müllabfuhr in unserem Körper ist ein ausgeklügeltes System: Sie erkennt und entsorgt Krankheitserreger genauso wie fehlerhaft produzierte Eiweiße oder Schäden im Erbgut.

Unbestritten sind indes die dramatischen Konsequenzen für den Körper, wenn das biologische Signal für "Bring' den Müll raus" gestört ist. Ein Beispiel dafür ist die Zellteilung: Bevor aus einer Mutterzelle zwei Töchter werden, muss via Ubiquitin das Protein Cyclin abgebaut werden. Bleibt Cyclin stattdessen erhalten, stockt die Teilung.

Umgekehrt können Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, den "molekularen Todeskuss" in ihrem Sinne missbrauchen: Sie hängen den Aufkleber ans falsche Protein und schaffen es damit aus dem Weg. Die so getroffene Zelle kann ihre Erbsubstanz nicht mehr reparieren - Krebs entsteht.

Mit allen seinen Eigenschaften ist Ubiquitin zum einem potenziellen Angriffsziel neuer Medikamente avanciert. Wer diese Markierung an einen unerwünschten Bestandteil der Zelle hängt, kann ihn im Prinzip auslöschen. Aber auch der umgekehrte Weg wäre denkbar: Hat der Körper von einem Protein ohnehin zu wenig, ließe sich dessen Abbau durch den Eingriff ins Ubiquitin-System möglicherweise bremsen.
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Nobelpreis Chemie 2004

Beitragvon Betty Zett » Freitag 8. Oktober 2004, 08:43

Hallo Silvia,

wenn das umgesetzt wird, könnte es für uns doch Linderung unserer Beschwerden bedeuten, oder? Es kann sogar sein, daß dieser Mechanismus, wenn er einmal richtig in Gang gekommen ist, einer der Reaktionen im Körper ist, die MCS verursachen.

Grüße

Betty
Betty Zett
 


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