Chemiepolitik: Bundesregierung und chemische Industrie müssen Blockadehaltung aufgeben
EU-Umweltausschuss stimmt für mehr Umwelt- und Verbraucherschutz
Brüssel, Berlin 10. Oktober 2006. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Greenpeace haben die heutige Entscheidung des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments zur Chemikalienreform REACH begrüßt. Es sei ein wichtiger Schritt für den besseren Schutz von Umwelt und Gesundheit vor gefährlichen Chemikalien getan worden. Der Ausschuss sprach sich mit großer Mehrheit dafür aus, dass Chemieunternehmen gefährliche Chemikalien ersetzen müssen, wenn sichere Alternativen zur Verfügung stehen (Substitution). Damit stellten sich die EU-Parlamentarier gegen den Ministerrat, der eine Substitutionspflicht abgelehnt hatte.
Patricia Cameron, BUND-Chemieexpertin: "Die EU-Umweltexperten haben ein wichtiges und richtiges Zeichen gesetzt. Krebserregende, erbgutschädigende und andere gesundheitsbelastende Chemikalien haben in Alltagsprodukten nichts zu suchen. Deshalb muss die Regel, Schadstoffe bei vorhandenen Alternativen zu ersetzen, auch in den anstehenden Verhandlungen zwischen Parlament und Ministerrat durchgesetzt werden. Dadurch wird auch ein Anreiz für Unternehmen geschaffen, gesundheits- und umweltschonende Chemikalien zu entwickeln."
"Die deutsche Chemieindustrie wehrt sich seit Jahren dagegen, ihre schädlichen Chemikalien konsequent vom Markt zu nehmen. Die Bundesregierung unterstützt diese Haltung, um Konzerne wie BASF nicht zu verprellen", kritisiert Corinna Hölzel von Greenpeace. "Wir fordern Bundeskanzlerin Merkel und ihre Minister Michael Glos und Sigmar Gabriel auf, das Votum des Umweltausschusses zu akzeptieren und im Ministerrat ihren Widerstand gegen die Substitution gefährlicher Stoffe aufzugeben", so Hölzel.
Der Druck der Chemieindustrie habe bereits zu einer massiven Verschlechterung des Gesetzes geführt. So müssten Hersteller nur noch so wenige Daten über die Wirkung ihrer Chemikalien liefern, dass die Gefährlichkeit von Stoffen nicht mehr sicher identifiziert werden könne.
Die Organisationen begrüßten deshalb die Entscheidung des Umweltausschusses für eine allgemeine Sorgfaltspflicht. Danach werden die Chemieproduzenten für die Sicherheit all ihrer Produkte, unabhängig von der jährlich hergestellten Menge, verantwortlich gemacht. Verbraucher sollen zudem mehr Informationen über jene Chemikalien bekommen, die in den von ihnen erworbenen Alltagsgegenständen enthalten sind.
Kontakt:
BUND: Patricia Cameron, Chemikalienexpertin, Mobil: 0175-5963816 bzw. Almut Gaude, Pressestelle, Tel. +49 -30-275864-64
Greenpeace: Corinna Hölzel, REACH-Sprecherin, Tel. 0171-8787833 bzw. Stefan Krug, Leiter der politischen Vertretung, Tel. 0171-8780836