Umweltmediziner EU Ausbildung

von **Lucca** » Mittwoch 28. November 2007, 10:39

Im kleinen Luxemburg steht die Ausbildung zum Umweltmediziner (durch dbu - Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner) in dieser Woche vor dem Abschluß, 30 Mediziner/innen nahmen daran teil. Bezogen auf unser “großes, weites Land, eine enorme Anzahl.

Bis spätestens Anfang 2005 steht in der Landeshauptstadt Luxemburg eine Klinik für Umweltkranke, die nach den neuesten Erkenntnissen erbaut, ausgestattet und geführt wird/werden wird. Dort werden die in den Kliniken üblichen Desinfektions-, Reinigungs- und sonstigen Mittel nicht eingesetzt, denn es gibt mittlerweile genügend Alternativen. Momentan geht man von einigen (stationären) Betten aus, die Kapazität ist jederzeit zu erweitern; das Gelände ist groß genug. Auch können Umweltpatienten, Geschädigte durch Lösemittel, Holzschutzmittel, Halogenkohlenwasserstoffe, Desinfektions-, Narkosegase und, und, und, jederzeit ambulant betreut werden. Ob eine Kostenübernahme durch deutsche Krankenkassen zugesichert werden kann / wird / soll, steht noch aus.

Auch Belgien signalisierte Bedarf, desgleichen Frankreich. Momentan laufen die entsprechenden Verhandlungen in den Ländern. Möglicherweise muß dann aus dem Ausland gewissermaßen eine “Hilfestellung” für Deutschland erfolgen.

(Mitteilungen eines luxemburgischen EU-Abgeordneten der Grünen Fraktion bei der Tagung in Würzburg (06.2002)

von **Yol** » Mittwoch 28. November 2007, 14:45

Hallo Lucca,
Wo hast Du diese Daten her? Theoretisch tischen wir Luxemburger unsern Nachbarn gerne solche Idealsituationen auf. Die Realität sieht hingegen ganz anders aus.
Vor ca 7/8 Jahren waren 22 Aerzte ausgezogen, sich der Umweltmedizinerzusatzausbildung zu unterziehen. Schon kurz danach waren die Listen der praktizierenden Umweltärtze nirgendwo mehr erhältlich. Ich habe noch eine, aber wieviele noch praktizieren, weiss weder ich, noch sonst jemand hier bei uns in Schilda. Weder das Gesunheitsministerium noch andere Umweltbehörden sind gewillt, eine Liste oder Information hierzu zu geben. Momentan haben sich ganze 2 Zahnärtze in Deutschland angemeldet zur Ausbildung. Es gibt aber bisher keine MCS-gerechte Praxis irgendwelcher Richtung hier. Warum?
Umweltmedizin wird in KEINER WEISE von den Krankenkassen unterstützt. Der Umweltarzt hat keine gesetzliche Verrechnungsbasis, sodass er sich IMMER in einem legal/illegalen Vakuum bewegt. Ein normal praktizierender Arzt schleust alle 10 Minuten einen Patienten durch, zum bekannten Tarif. Mehr sagt man, sei für diesen Preis nicht drin, denn sonst kann der Arzt seine Praxisunkosten nicht mehr finanzieren..... 10 Minuten, max 15 pro/Kopf und was muss ein Umweltmediziner investieren an Zeit? Also Umweltmedizin ist kein lukratives Geschäft und Luxemburg ist ein teures Pflaster, da machen dann nur die engagiertesten Mediziner vom Typ Binz mit. Was soviel heisst, wie dass es nur noch eine Handvoll praktizierender Umweltmediziner hier gibt, zu finden nur mehr durch Mundpropaganda.
Zur Umweltklinik: der bestgeeignete Standort WAR definiert, die Ausführungspläne ausgereift, alles in bester Ordnung, schon in der vorherigen Legislaturperiode, doch dann o Schreck, wir hatten kein Budjet mehr übrig....
Vielleicht waren die Steine des Pei-Museums doch eine Dimension zu gross für uns, aber selbst gegen den Willen der Bevölkerung, wir mussten sie haben und auch bezahlen.
Ja, es wird wieder von der Umweltklinik gesprochen, auch ich werde das Thema ansprechen, anlässlich meines 2ten Besuches beim Gesundheitsminister, der sehr offen für Gespräche ist, doch was wiederum sagt zu allem der Budgetminister.... er hat das letzte Wort und saniert die Kassen selbst auf Kosten der Umweltgiftgeschädigten.
So sehen die Dinge aus der Nähe betrachtet und erlebt aus. Das Schlaraffenland Luxemburg gibt es gar nicht, gab es auch nie, Schlaraffia gab es früher nur in meinem alten Märchenbuch....

von **Yol** » Mittwoch 28. November 2007, 18:43

Zusatz Umweltklinik:
Nahe der Hauptstadt gibt es wohl eine grosses Klinikzentrum, ganz neu,innenarchitektonisch an den Bedürfnissen kranker Menschen vorbei geplant/ausgeführt, ganz giftig (wurde vor 4 Jahren als Notfall in die Kardiologie verfrachtet, musste mich durch Flucht vor weiteren Schädigungen retten), doch wird sich ausserdem hier kein einziger Arzt oder Dienst finden lassen, der bereit oder fähig wäre, mit MCS umzugehen.

Die noch immer zur Debatte stehende Umweltklinik sollte ursprünglich für 30 Betten gebaut werden, benutzbar auch für nicht in Luxemburg Ansässige. Sie wird allerdings nicht in der Hauptstadt gebaut.

Die Krankenkassen zahlen bei MCS nur das, was auch anderen Kassenpatienten zusteht, ansonsten belohnen sie nur die Krankheit (Chemikalienmedikation), MCS ist leider nicht nach den starren Regeln der Kasse behandelbar, also gibt es nichts. Bei Zöliakie z.B. gibt es für nur 1 einziges Problem, Nahrungsmittelbeihilfe, bei 100 Problemen mit MCS gar nichts... Ich kenne bisher auch niemanden hier, der wegen MCS eine Rente bekäme, wohl aber zum Teil unter "Psy..." (wer das nicht akzeptiert, geht leer aus - übrigens auch in andern Nachbarländern so). In den Kontrollgremien der Krankenkassen sitzt kein einziger Umweltarzt, diese sind aber die Entscheidungsträger was bei MCS zurückerstattet wird (nichts) oder aber zurückgewiesen wird (alles).
Ich denke, so gesehen, gibt es keinen Grund,hierher zu schielen um etwas Positives zu sehen. Die guten Absichten, über die hier viel geredet wird, helfen niemandem, der heute Hilfe bräuchte, sie aber nicht bekommt, weil die Regeln noch nicht angepasst wurden, die Klinik noch im Gespräch ist, aber nicht gebaut, usw. usw. usw. usw.
Schade, dass ich Illusionen zerstören muss, wir hier wären froh, wenn statt dem Schein mehr SEIN da wäre.
Liebe Grüsse aus Luxemburg