Schimmelpilze, Sick-Building-Syndrom

Schimmelpilze, Sick-Building-Syndrom

Beitragvon Karlheinz » Donnerstag 30. Oktober 2008, 09:42

Der Schimmel von New Orleans

dradio.de
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/867806/



FORSCHUNG AKTUELL

29.10.2008 · 16:35 Uhr

Schimmelpilze können laut Joan Bennett "Sick-Building-Syndrom" verursachen. (Bild: AP)

Der Schimmel von New Orleans
Biologin sucht nach einem Beweis für das "Sick-Building-Syndrom"
Von Arndt Reuning
Medizin. - Unter dem sogenannten Sick-Building-Syndrom verstehen Fachleute das Phänomen, dass Menschen sich krank fühlen, nachdem sie sich längere Zeit in einem bestimmten Gebäude aufgehalten haben. Ob es aber tatsächlich solch einen Zusammenhang zwischen Bausubstanz und Wohlbefinden gibt, ist bei den Experten stark umstritten. Eine amerikanische Schimmelpilz-Forscherin glaubt nun, eine Spur gefunden zu haben.


Jahrelang war die Biologin Joan Bennett davon überzeugt gewesen, dass so etwas wie das "Sick-Building-Syndrom" nur in der Einbildung jener Menschen existiert, die daran glauben wollen. Doch dann ist etwas geschehen, was sie ihre Position überdenken ließ. Jetzt sucht sie nach einem Beweis dafür, dass tatsächlich eine handfeste Ursache hinter den Symptomen steckt - zumindest in manchen Fällen:

Ich könnte mir vorstellen, dass einige Menschen sehr empfindlich auf bestimmte leicht flüchtige Stoffe reagieren, die von Schimmelpilzen ausgedünstet werden. Die Berichte über Erschöpfungszustände, Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen haben vielleicht doch einen wahren Kern. Vielen Menschen, die von sich behaupten, dass sie unter den Auswirkungen von Schimmel leiden, hat man vorgeworfen, dass das bloß psychosomatische Reaktionen seien. Auch ich war der Meinung, dass sie sich das nur einbilden. Aber jetzt denke ich, dass das Phänomen, das wir "Sick-Building-Syndrom" nennen, doch wirklicher ist, als ich geglaubt habe. Ich bin eine Zweiflerin, die bekehrt worden ist.

Ausgelöst hat diese "Bekehrung" der Hurrikan Katrina. Bis zum Jahr 2005 hatte Joan Bennett an der Tulane University in New Orleans geforscht. Wenige Tage vor der Sturmflut hatte sie mit ihrem Mann, ihren drei Hunden und ihrer Katze die Stadt verlassen. Als sie einen Monat später zurück kehrte, musste sie feststellen, dass das, was jahrelang ihr Forschungsobjekt im Labor gewesen war, sich über und über in ihrem Haus breit gemacht hatte.

Der Schimmel hat dort ein rauschendes Fest gefeiert. Er wuchs auf nahezu allen Oberflächen. Der Gestank war erdrückend. Und es war emotional einfach eine Belastung: die Zerstörung zu sehen, wie die ganze Wohnung so mit diesem Pelz bedeckt ist. Und es fiel mir sehr schwer, mich überhaupt in meinem Haus aufzuhalten. Ich habe dort fotografiert und auch Abstriche genommen und daraus in der Petrischale Schimmelkulturen herangezüchtet - als gute Wissenschaftlerin, die ich nun mal bin. Aber ich habe am ganzen Leib gespürt, dass es schlecht für mich ist, mich dort aufzuhalten. Mein Körper hat sich dagegen gewehrt.

Mittlerweile arbeitet die Biologin an der Rutgers University in New Brunswick. Dort versucht sie herauszufinden, welche leicht flüchtigen Stoffe es sein könnten, die möglicherweise für das "Sick-Building-Syndrom" verantwortlich sind. Kein leichtes Unterfangen, denn ein Pilz wie zum Beispiel Aspergillus kann bis zu 3000 verschiedene dieser Verbindungen produzieren. Dazu kommen noch unzählige nichtflüchtige Verbindungen, von denen einige nachgewiesenermaßen giftig sind. Joan Bennett hat sich nun einen biologischen Test ausgedacht, mit dem sie ihrer Zielsubstanz auf die Spur kommen möchte.

Wir haben mit dem Fadenwurm C. elegans einige vorläufige Versuche begonnen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Würmer vor einigen Schimmelpilzen fort schwimmen, dass sie zu anderen hin schwimmen und dass sie manche einfach ignorieren. Wir wollen sie auch verschiedenen Gas-Mischungen aussetzen und schauen, wie die Würmer darauf reagieren. Und dann versuchen wir mit klassischer Chemie herauszufinden, welcher flüchtige Bestandteil für welche Reaktion verantwortlich ist.

Statistische Untersuchungen, ob in New Orleans nach dem Hochwasser im Jahr 2005 die Zahl der Fälle von Menschen angestiegen ist, die unter dem "Sick-Building-Syndrom" leiden, gebe es nicht, sagt die Forscherin.

Es gibt viele einzelne Berichte, Anekdoten. Aber ich fürchte, es gibt wenig belastbare Beweise. Es hat sich herausgestellt, dass diejenigen Personen, die am stärksten dem Schimmel ausgesetzt waren, nicht an medizinischen Studien teilnehmen möchten. Denn ein Großteil der Sanierungsarbeiten sind von illegalen Immigranten durchgeführt worden.

Joan Bennett glaubt, dass sie gegen Ende des kommenden Jahres erste gesicherte Ergebnisse präsentieren kann.
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Der Schimmel von New Orleans

Beitragvon Ma Baker » Freitag 31. Oktober 2008, 00:00

Das ist sehr spannend Karlheinz.
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Der Schimmel von New Orleans

Beitragvon Karlheinz » Donnerstag 6. November 2008, 08:07

Treibstoffe wie Flugbenzin wurden schon als MCS-Auslöser identifiziert. Daher finde ich folgenden Artikel ganz interessant:

Der Diesel-Pilz aus Patagonien

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/871608/

Südamerikanische Pilzart produziert explosives Gas
Von Michael Böddeker
Biologie. - Biodiesel aus Pflanzen könnte ein Kraftstoff der Zukunft sein. Allerdings ist seine Herstellung recht kompliziert. Im Regenwald von Südamerika gibt es aber einen Organismus, der einen Diesel-ähnlichen Stoff aus Pflanzenmaterial direkt herstellen kann. Gefunden hat den Pilz ein Mikrobiologe aus den USA.

Eigentlich hatte der Mikrobiologe Gary Strobel im Dschungel von Patagonien nach etwas anderem gesucht. Pilze, die in Bäumen leben, können antibiotisch wirksame Gase absondern. Strobel glaubte zunächst, einen solchen Pilz entdeckt zu haben. Die große Überraschung kam erst später, im Labor:

"Als wir die Zusammensetzung des Gases untersucht haben, das der Pilz absondert, waren wir sehr überrascht. Wir haben darin viele Kohlenwasserstoffe gefunden, die es auch im Dieselkraftstoff gibt. Die Mischung ist explosiv."

Gliocladium roseum heißt der Pilz, der diese explosive Mischung erzeugt. Als sogenannter Endophyt lebt er natürlicherweise - von außen nicht sichtbar - innerhalb einer Pflanze, nämlich in der Chilenischen Scheinulme. Im Labor dagegen kultivierte Strobel den Pilz auf unterschiedlichen Nährmedien. Dadurch fand er heraus, welche Ausgangsmaterialien der Pilz in Kraftstoff verwandeln kann. Hafermehl mag der Pilz besonders gerne, aber auch Zellulose kann er verarbeiten. Gary Strobel:

"Und das ist gerade das Spannende an der Entdeckung. Zellulose ist das häufigste organische Material der Welt. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen entstehen viele, viele Tonnen Zellulose, die bislang nicht genutzt werden."

Denn genutzt wird in der Regel nur der Teil der Pflanze, der dem Menschen als Nahrung dient - etwa das Korn des Getreides. Zellulose aber befindet sich in allen Zellwänden, und damit überall in der Pflanze. Der von Strobel entdeckte Pilz nimmt die Zellulose auf, und sondert flüchtige Stoffe als Gas ab. Wenn man diese dann isoliert, hat man einen Diesel-ähnlichen Kraftstoff.

Zwar gibt es andere Ansätze zur Gewinnung von Kraftstoff. Hefepilze können Zucker zu Alkohol vergären, zum Beispiel zu Ethanol. Diese Methode ist Strobel zufolge aber weit weniger effizient.

"Das Problem bei Ethanol ist, dass es weniger Energie enthält als ein vergleichbarer Kohlenwasserstoff wie Ethan. Ethan ist explosiv. Es steckt also in diesem von Pilzen erzeugten Diesel pro Molekül viel mehr Energie."

Allerdings ist die Gesamtmenge an "Pilz-Diesel" relativ gering. Im Regenwald wird es daher auch kaum zu Explosionen kommen. Zudem lässt sich der Pilz aus dem Urwald noch nicht so gut handhaben wie Hefepilze oder Bakterien, die schon seit langem biotechnologisch erforscht und eingesetzt werden.

"Der Pilz produziert nicht genug Treibstoff. Man kann ihn nicht einfach nehmen, auf einen Haufen Holz setzen, und ein paar Tage später hat man dann etwas, das man in den Tank füllen kann",

sagt Gary Strobels Sohn, Scott Strobel. Er untersucht an der Universität in Yale die Gene des Pilzes, und möchte die Effizienz der Umwandlung erhöhen.

"Das geht, indem man die Gene des Pilzes ankurbelt. Oder man überträgt die Gene in einen anderen Organismus, der sich besser handhaben lässt, wie in das Bakterium Escherichia coli oder in Hefe."

Der Pilz aus Patagonien könnte die Menschheit also eines Tages etwas unabhängiger vom Erdöl machen. Doch auch woher dieses Erdöl überhaupt stammt, kann nun vielleicht besser erklärt werden, sagt Gary Strobel. Die gängige Lehrmeinung ist, dass es im Laufe vieler Millionen Jahre aus biologischen Materialien entstanden ist, die hohem Druck und einer hohen Temperatur ausgesetzt waren.

"Aber nun haben wir einen Mikroorganismus, der genau dasselbe kann. Und da fragt man sich, ob nicht vielleicht auch bei der Entstehung von Erdöl Mikroorganismen beteiligt waren
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Wie könnte der Geruch Ihres Hauses Sie krank machen

Beitragvon howl of wolves » Donnerstag 7. August 2014, 04:29

Wie könnte der Geruch Ihres Hauses Sie krank machen


How the Smell of Your Home Could Be Making You Sick

By Julie Rehmeyer | January 14, 2014 12:06 pm

Joan Bennett didn’t believe in sick building syndrome. As a specialist in mold toxins, she had even testified in trials in support of insurance companies denying claims to homeowners who claimed that they had been sickened by toxins from their moldy houses.

Then ...

http://blogs.discovermagazine.com/crux/ ... 91SjPldWWY
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Re: Schimmelpilze, Sick-Building-Syndrom

Beitragvon Twei » Donnerstag 7. August 2014, 08:20

Siehe auch:

Sick Bulding Syndrome: Wissenschaftlerin warnt vor Schimmelpilzen als Ursache - http://www.csn-deutschland.de/blog/2008 ... s-ursache/
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Re: Schimmelpilze, Sick-Building-Syndrom

Beitragvon Kira » Montag 3. Juli 2017, 18:41

Auch Mykotoxine können eingeatmet werden und sollten als Parameter der Innenraumluftqualität nicht außer acht gelassen werden :!:

Maschinelle Übersetzung

Freitag, den 23. Juni 2017

Pilz-Toxine werden leicht zerstreut, wodurch potenzielle Indoor Health Risk



Geschrieben von ASM Communications
Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Washington, DC - 23. Juni 2017 - Toxine, die von drei verschiedenen Arten von Pilzen produziert werden, die drinnen auf Tapeten wachsen, können aerosolisiert werden und leicht eingeatmet werden. Die Ergebnisse , die wahrscheinlich Auswirkungen auf "krankes Gebäude-Syndrom" haben, wurden in Applied and Environmental Microbiology , einer Zeitschrift der American Society for Microbiology, veröffentlicht.

"Wir haben gezeigt, dass Mykotoxine von einem schimmeligen Material in die Luft übertragen werden können, unter Bedingungen, die in Gebäuden angetroffen werden können", sagte der entsprechende Autor Jean-Denis Bailly, DVM, PhD, Professor für Lebensmittelhygiene, National Veterinary School of Toulouse, Frankreich. "So können Mykotoxine eingeatmet werden und sollten als Parameter der Raumluftqualität, insbesondere in Häusern mit sichtbarer Pilzkontamination, untersucht werden."

Der Impuls für die Studie war der Mangel an Daten über das Gesundheitsrisiko von Mykotoxinen, die von Pilzen produziert werden, die drinnen wachsen. (Bild: mikroskopische Ansicht eines sporulierenden Aspergillus , mit zahlreichen Lichtsporen, die leicht mit Aerosolen und Inhalation zusammen mit Mykotoxinen belastet werden können: Sylviane Bailly.)
...


Original
Friday, 23 June 2017 11:09
Fungal Toxins Easily Become Airborne, Creating Potential Indoor Health Risk

Written by ASM Communications

Published in Press Releases




Washington, DC – June 23, 2017 – Toxins produced by three different species of fungus growing indoors on wallpaper may become aerosolized, and easily inhaled. The findings, which likely have implications for “sick building syndrome,” were published in Applied and Environmental Microbiology, a journal of the American Society for Microbiology.

“We demonstrated that mycotoxins could be transferred from a moldy material to air, under conditions that may be encountered in buildings,” said corresponding author Jean-Denis Bailly, DVM, PhD, Professor of Food Hygiene, National Veterinary School of Toulouse, France. “Thus, mycotoxins can be inhaled and should be investigated as parameters of indoor air quality, especially in homes with visible fungal contamination.”

The impetus for the study was the dearth of data on the health risk from mycotoxins produced by fungi growing indoors. (image: microscopic view of a sporulating Aspergillus, showing numerous light spores that can be easily aerosolized and inhaled together with mycotoxins. credit: Sylviane Bailly.)
...

https://www.asm.org/index.php/newsroom/ ... ealth-risk
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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