Wo kann ich noch Leben ?

Wo kann ich noch Leben ?

Beitragvon Sesam » Samstag 3. Juli 2010, 13:04

Ich weiß mir keinen Rat mehr , vor 1,5 Jahren bin ich hierhergezogen, vorher mußte ich vor der Gülle fliehen, da wo ich jetzt wohne ziehen ständig die Leute um und es stinkt nach Pafüm, Waschmittel, Zigarettenrauch. Unter mir sind seit einigen Wochen neue Mieter, stehen 2 Namen drauf, sind aber ständig mehr Leute da, alle rauchen, sie waschen wie verrückt Wäsche und stellen alles auf den Balkon. Sie haben alle Fenster auf Kipp, daß ich deren Pafüm , Waschmittel etc. 24 Std. abbekomme. Die anderen Mieter sind auch nicht viel besser. Ich benötige aber Frischluft, da ich unter anderem Asthma, COPD, MCS und Fibromyalgie habe, Elektosensibel bin und unter Krämpfen leide , keine Holzfeuerung vertrage und einen Schwerbehindertenausweis habe. Laut der Wohnungsgesellschaft, die ich wegen Rauch anrief habe ich keine Rechte. Ich rief auch Behinderten Ratstelle an , die meinten mein Problem hätten nichts mit Behinterten zu tun, da die Nachbarn nichts dafür können usw. Ich müßte mich an Mieterverein wenden. Gibt es denn keine Stellen die einen Unterstützen? Wie ist das mit Behindertengleichstellung, Diskriminierung ? Was kann ich tun ? Wo gibt es noch Orte wo ich leben könnte ? Wäre über jeden Rat dankbar, viel Geld habe ich nicht, da ich auf Rente bin.
Gruß Sesam deren Kopf bald explodiert
Sesam
 

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Beitragvon Seelchen » Samstag 3. Juli 2010, 17:15

Hallo Sesam!
In welcher Gegend wohnst du?Welche Art von Wohnung brauchst Du?
Kannst du noch fahren,um woanders hinzukommen?
Ich kann dich so gut verstehen und hoffe,du meldest dich mal per pm bei mir.
Du bist neu hier im Forum und kannst immer fragen,was du auf dem Herzen hast.
Wie kann ich dir am besten helfen?

Viel Kraft von Mona
Seelchen
 

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Beitragvon saskia » Samstag 3. Juli 2010, 18:01

Liebe Sesam,

das ist wirklich ein ganz schreckliches Problem, und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du bald nicht mehr so verzweifelt sein musst. Die Hilfe, die Du hier bekommst, ist sicher die Beste, da sie von lieben Menschen kommt, die schon ähnliche Situationen erleben und meistern mussten. Leider bin ich selbst in einem sehr labilen Zustand, deshalb kann ich Dir keine praktische Hilfe anbieten. Aber vielleicht hab ich die ein oder andere Idee, was Du selbst versuchen könntest, denn unter mir wohnt seit 2008 auch so eine Alptraum-Mieterin.

Ganz liebe Grüße & verliere nur nicht den Mut!
saskia
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Beitragvon Astwerk » Samstag 3. Juli 2010, 18:07

Eine Hausgemeinschaft mit lauter MCS Leuten ist das keine Lösung?
Es sind doch eine ganze Reihe in einer solchen Situation.
Ein größeres Objekt zu mieten bietet sich an, wenn alle Flexibilität zeigen und an einen Ort ziehen wo saubere Luft und wenig Belastung ist.
Astwerk
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Beitragvon Sesam » Sonntag 4. Juli 2010, 17:36

Hallo Seelchen, saskia und Astwerk,
Ganz vielan Dank für Eure Antworten. Seelchen ich werde mich mit Dir noch per PM in Verbindung setzen.
Saskia ja es ist schlimm, daß so rücksichtslose Menschen gibt und sich an der Verzweiflung anderer erfreuen.
Astwerk der Gedanke ist gut mit der Hausgemeinschaft, würde sich aber wahrscheinlich schwer gestalten, worüber man natürlich reden kann, was jeder so brauchen würde...
Allgemein würde ich gern wissen , wo es noch Orte gibt, die dem entsprechen , was ich in meinem 1. Post geschrieben habe und wo sie sind. Weil meine Erfahrung ist, daß bei kleineren Häusern im Grünen auch Holzöfen benutzt werden und es im Winter unerträglich wird und vom Land bin ich ja schon verjagt worden. Und hat jemand Ahnung vom Behindertenrecht auf Gleichstellung und Diskriminierung?

Erst einmal
ganz liebe Grüße Euch allen,
Sesam
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Beitragvon saskia » Sonntag 4. Juli 2010, 18:18

Hast Du vielleicht die Möglichkeit, Dir ein gutes Luftreinigungsgerät anzuschaffen, Sesam? Z.B. den Allermed, bzw. Austin Healthmate Plus oder Icleen Hepa?

Du könntest damit die Raumluft innerhalb weniger Minuten von schlimmen Gerüchen reinigen, wenn mal wieder was reingezogen ist. Vielleicht würdest Du von irgendwem günstig einen gebrauchten bekommen. Ohne Luftreiniger könnte ich in meiner Wohnung auch nicht mehr wohnen. Es bringt wirklich unglaublich viel.
saskia
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Beitragvon Sesam » Montag 5. Juli 2010, 17:34

Hallo Saskia,

ich habe einen Luftreiniger von Daikin mit Ionen , die mit den Heparfiltern bekommen mir nicht so. Das Problem ist, wenn ich lüfte kommt ja währenddessen alles rein, besonders wenn ich länger die Fenster offen habe, gerade bei dem warmen Wetter brauche ich ja auch Sauerstoff von draußen und hier stinken so ziemlich alle.

Liebe Grüße,
Sesam
Sesam
 

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Beitragvon schlumpf » Montag 5. Juli 2010, 19:47

Lies den Artikel vom 26.08.2009, 00:45:17 :
viewtopic.php?t=10665
schlumpf
 

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Beitragvon saskia » Montag 5. Juli 2010, 19:52

Oh Mann, ich kann es echt so gut nachfühlen, Sesam!

Ich hab grade selbst ein absolut fürchterliches Wochenende hinter mir. Samstag, 37°C, Nachbarn grillen im WM-Taumel auf ihren Balkons, andere waschen, weichspülen, putzen als ob es kein morgen gäbe... Ich bin stundenlang nur von einem Fenster zum nächsten und wieder zur Wohnungstür getaumelt um ein paar Atemzüge frische Luft zu erhaschen - sozusagen der WM-Taumel einer MCS-Kranken kurz vor dem Kollaps!

Nach zweieinhalb Jahren Leidensgeschichte kenne ich mittlerweile die diversen Luftströmungen in meiner Wohnung ganz gut. Sie sind extrem abhängig von Tageszeit, Temperatur und Witterung. Besonders problematisch wird es, wenn die Luft in der Wohnung viel wärmer ist, als die draußen. Dann entsteht sofort ein fataler Sog, der mir den ganzen Dreck der Dame unten in die Wohnung zieht.

Deshalb ist jetzt mein Schlafzimmer zum immer gelüfteten Schleusenzimmer umfunktioniert. Ich versuche die Temperatur darin bei dauer-geöffneter Balkontür möglichst so kühl wie die Außentemperatur zu halten, damit der Sog gering bleibt. Zusätzlich läuft dort ein Icleen auf höchster Stufe, der mit 6 kg Kohle im Filter trotzdem eindringende Gerüche so gut es geht beseitigt (Richtig viel Kohle ist am effektivsten gegen Gerüche, reine HEPA-Filter bringen da auch meiner Erfahrung nach nicht viel).

Schlafen kann ich da natürlich nicht mehr, aber von dort zieht immer etwas gereinigte Frischluft in meinen Wohn- und Schlafraum. Der wird bei zumeist geschlossenen Fenstern zusätzlich von einem Allermed gereinigt. Wenn es hart auf hart kommt, kann ich da auch mal ein paar Stunden oder eine Nacht lang ausharren.

Das schwierigste Zimmer ist die Küche, weil dort die Nachbarin unten bis früh morgens am geöffneten Fenster steht und raucht. Täte sie das nicht, hätte ich von dort immer einen frischen Luftzug. Letztes Jahr im Frühling hab ich gemerkt, dass ein Tesa-Pollengitter auch Gerüche abschirmt, und habe es einfach im Fensterrahmen gelassen. Wenn mal nichts von unten kommt, klappe ich es ein Stück hoch. Wenn sie qualmt, bleibt es zu. Der Vorteil ist, dass ich immer höre, was sie unten gerade macht, und ein wenig Sauerstoff lässt das Netz trotzdem durch.

Sehr nützlich sind außerdem leichte Vorhänge aus verträglicher Baumwolle oder Kunstfaser. Sie schirmen auch einen Teil ab, und man kann an ihnen gut die wechselnden Windrichtungen und Luftströme erkennen. Besonders von Vorteil, wenn man auf Durchzug lüftet. Seit ich, an meinem Balkon seitlich Polyestervorhänge angebracht habe, kann ich ihn wieder zeitweise nutzen (Und es sieht sogar richtig hübsch und gemütlich aus!) Vorher ging es ganze 2 Jahre garnicht.

Es ist eine kleine Wissenschaft für sich, Sesam. Ob solche Maßnahmen bei Deiner Wohnung ein bisschen Besserung bringen könnten, kannst Du natürlich nur selbst beurteilen. Kann gut sein, dass es langfristig doch besser ist wieder auszuziehen. Aber ein Umzug ist natürlich auch eine erhebliche Belastung, wenn man schwer krank ist. Man braucht verständnisvolle Menschen, die einem helfen. Und man kann leider immer vom Regen in die Traufe kommen. Wenn ich in 15 Jahren MCS etwas gelernt habe, dann leider das...

Viele liebe Grüße :o]
saskia
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Beitragvon Sesam » Mittwoch 7. Juli 2010, 10:21

Hallo Schlumpf, danke für den Artikel
Sesam
 

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Beitragvon Sesam » Mittwoch 7. Juli 2010, 10:36

Hallo Saskia,

ich muß mal sehen , was ich davon umsetzen kann, hört sich bei dir ja auch nicht so gut an. Ich habe noch mal bei der Hausverwaltung angerufen, die wurde dann richtig sauer als ich immer weiter redete. Sie meinte zum Schluß noch mal , daß sie nicht das Recht habe Mieter zu verbieten zu rauchen, oder die Fenster nicht zu öffnen oder sonst was, ich müsse alleine mit den Mietern reden. Zu dem Zettel den eine der Raucher mir durch den Briefschlitz durchsteckte, weil ich runter rief , daß ich auch mal lüften möchte :" Rauchen nicht (unterstrichen) verboten !!! MFG ..... ," mit kleinem Ausschnitt von Artikel mit Urteil draufgeklebt, sagte sie ,daß ich mich wohl am meisten darüber geärgert hatte. Der waren meine Nöte sowas von egal.

Liebe Grüße, Sesam
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Beitragvon sunday » Mittwoch 7. Juli 2010, 21:03

am sichersten ist wohl eine erdgeschoßwohnung (ohne waschküche oder heizöllager oder schimmelkeller o.ä. darunter), da die gerüche ja in erster linie nach oben ziehen.

lg
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Beitragvon saskia » Mittwoch 7. Juli 2010, 23:01

Also, wenn der schon einen Ausschnitt mit Urteil parat hat, Sesam, dann sieht das für mich so aus, als wärst Du nicht die Erste, die sich wegen der Qualmerei bei ihm beschwert. Sicher so ein ziemlich fertiger Hardcore-Raucher, oder?

Das ist natürlich bitter, da kannst Du kaum Verständnis erwarten! Ich hab übrigens , aus lauter Angst mir könnte das Gleiche passieren wie Dir mit Deiner Hausverwaltung, jeglichen telefonischen Kontakt zur Wohnungsgenossenschaft vermieden. Ich wusste ja nicht, ob die Ansprechpartnerin am Telefon nicht genauso stark raucht/duftet/chemiefanatisch ist (und man ev. dann wegen einem kleinen unbedachten Wort einen "Erzfeind" mehr hat...)

War super anstrengend, aber irgendwie hab ich den Sachverhalt und die Geschehnisse zu Papier gebracht. Penibel geordnet, mit Attest versehen, und so sachlich und freundlich ich in nach den Feindseligkeiten durch meine Nachbarin noch konnte. Hab es hingeschickt. Antwort auf meine Frage nach der Möglichkeit einer Vermittlung bei weiterer Eskalation erhielt ich bis heute keine. Aber sie sind somit informiert. Ob es irgendwann noch von Nutzen ist, weiß ich nicht. Solange ich mich nervlich so wenig belastbar fühle, lass ich es erstmal darauf beruhen.

Apropos Nerven: Ich melde mich nochmal zurück, wenn ich etwas mehr gegessen hab...

;o}
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Beitragvon saskia » Donnerstag 8. Juli 2010, 11:55

So, hier bin ich nochmal, Sesam.

Also, wie Du siehst, ist meine "Strategie" der letzten Jahre so ein bisschen: Priorität den Maßnahmen, die meinen Zustand jetzt in dieser Lage konkret verbessern können. Möglichst keine Kraft investieren in wenig Aussichtsloses oder aufreibende Konflikte mit einer (noch!) unbelehrbaren Außenwelt. Trotzdem gilt natürlich mein größter Respekt all denjenigen von uns, die genau letzteres selbstbewusst und beherzt tun. Sicher kann das aber nur, wer sich schon eine halbwegs stabile Grundlage zum Überleben geschaffen hat.

Kennst Du eigentlich das MCS-Buch von Els Valkenburg? Mir hat es letztes Jahr viel gebracht, mich an schönen Tagen irgendwo im Grünen auf eine Decke zu legen und darin zu lesen. Es ist unterhaltsam und leicht verständlich geschrieben und kann nach schlimmen Einbrüchen echter Balsam für die Seele sein. Gut sind auch die vielen Fallbeispiele, aus denen man einiges lernen kann.

Worum es im Thread geht, den schlumpf empfiehlt, hab ich persönlich nicht ganz verstanden. Empfehlung der AgRuD? Aussichslosigkeit der Rechtslage? (Mag sein, dass mein Gehirn für solche komplexen Texte momentan zu vernebelt ist...)

Wünsch Dir heute einen möglichst qualm- und duftfreien Tag, Sesam!
saskia
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Beitragvon Galaxie » Freitag 9. Juli 2010, 18:09

Hallo Saskia,

ich kann das ebenfalls alles nachvollziehen, denn mir geht es hier genauso und es muß etwas passieren in unseren Land und nicht nur woanders, obwohl es da auch nicht einfach ist.

LG
Galaxie!
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Beitragvon schlumpf » Freitag 9. Juli 2010, 18:50

Der wichtige Absatz ist dieser hier:
----
Leidet ein Nachbar an einer schweren Krankheit oder an einer Behinderung, so muss dieser jedoch nicht die in den Paragraphen § 906 BGB und § 14 WEG umschriebenen Belastungen hinnehmen, sondern er hat Anspruch auf \"gesteigerte Rücksichtnahme im Nachbarecht\". Andere haben sich bei der Nutzung ihres Eigentums oder der Mietsache in zumutbarer Weise einzuschränken. Dies kann zwar dazu führen, dass die Nutzungseinschränkung in Geldeswert auszugleichen ist. Aber eines können diese Nachbarn nicht, Krankheitssymptome auslösen. Bei einzelnen Fallgestaltungen einer MCS lassen sich jedoch Grenzen der Zumutbarkeit für die Nachbarn vorstellen.
----
d. h. Deine Nachbarn müßen Rücksicht nehmen wenn du krank oder behindert bist.
viewtopic.php?t=10665
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Beitragvon Sesam » Freitag 9. Juli 2010, 19:28

Hallo Saskia,
Ja das mit dem genauen Aufschreiben liegt mir auch nicht , ist so anstrengend. Konflikten bin ich bisher auch immer aus dem Weg gegangen. Es sind hier viele Raucher, wenn ganz unten die nicht rauchen , dann die besagten unter mir, sind 2 junge "Mädchen" , mit viel Besuch, im moment ist ruhige, aber ich will es nicht beschreien.

Nein das Buch kenne ich nicht, mal sehen ob ich es mal lese.
Dir auch duftfreie und qualmfreie Tage.
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Beitragvon Sesam » Freitag 9. Juli 2010, 19:34

Hallo Schlumpf,
ja aber wer hilft mir, den Sozialverband in dem ich seit Jahren bin, meint er kann nichts machen. Obwohl in deren Broschüre steht , gegen Diskriminierung Behinderter.
Sesam
 

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Beitragvon Sesam » Freitag 9. Juli 2010, 19:51

Jetzt , wo etwas Abkühlung kommt, belagern sie den Balkon mit Besuch, mal sehen was kommt.
Sesam
 

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Beitragvon Mia » Sonntag 11. Juli 2010, 15:12

Zuerst würde ich es mit einem freundlichen Gespräch versuchen. Du wirst kämpfen müssen, wenn du eine Änderung haben mußt. Die anderen, die leider oft keinerlei Ahnung von dieser Erkrankung haben, weil uns die Lobby fehlt, können die Folgen ihres Tuns oft nicht einschätzen.
Wie wäre es mit Speck für die Mäuse? Wenn es geht, eine leckere Bowle, Eis oder Kuchen mitbringen und dann das Gespräch suchen. Sachlich bleiben, keine Anschuldigungen machen. Eher um Verständnis werben. Im Gegenzug für deren evtl. Verhaltensänderung eine Gegenleistung anbieten, die machbar ist (Näharbeit, Kuchen backen etc.) Versuchen würde ich es immerhin, es sei denn, dass die Nachteile überwiegen.

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Beitragvon saskia » Sonntag 11. Juli 2010, 18:35

Ich hab es in meinem Fall mit diesem Brief hier versucht:


"Liebe Frau ...

mein Name ist ... und ich wohne in der Wohnung über Ihnen.

In den letzten Jahren habe ich diese Wohnung mit viel Zeit und Kraft für meine Bedürfnisse ausgebaut. Jetzt habe ich aber leider ein großes Problem, mit dem ich mich an Sie wenden muss. Ich habe schon im Sommer versucht mit Ihnen darüber zu sprechen, doch wir konnten uns damals nicht verständigen. Nun habe ich diesen Brief für Sie auf Türkisch übersetzen lassen.

Ich leide an einer schweren chronischen Erkrankung namens MCS. Aufgrund dieser Erkrankung reagiere ich mit starken Krankheitssymptomen wie Asthma, Schwindel und Kopfschmerzen auf das Einatmen von Duftstoffen.

Wenn ich meine Wohnung lüften möchte, und Ihre Fenster sind gekippt, zieht permanent stark parfümiert riechende Luft aus Ihren Räumen in meine. Und es geht mir dann sehr, sehr schlecht. Besonders an wärmeren Tagen ist das ein großes Problem für mich, denn ich muss wie Sie lüften und schlafe außerdem bei offener Balkontür.

Vermutlich benutzen Sie in Ihrer Wohnung einen elektrischen Raumduft-verdampfer oder etwas Vergleichbares, das die Luft dauerhaft parfümiert.

Da dadurch für mich eine langfristig nicht ertragbare gesundheitliche Beeinträchtigung entsteht, möchte ich Sie ganz herzlich bitten zukünftig auf die Beduftung Ihrer Räume zu verzichten!

Das Umweltbundesamt warnt seit dem Jahr 2000 offiziell vor der Gesundheitsgefahr durch die Bedampfung von Innenräumen mit Düften (Pressemitteilung Nr. 14/00 vom 14.04.2000).

Wenn Sie dazu Fragen haben, wenden Sie sich gerne unter der Telefonnummer ... an meine Freundin ... (türkischer Name). Sie gibt Ihnen jederzeit auf Türkisch Auskunft.

Vielen herzlichen Dank für Ihr Verständnis!

Ihre Nachbarin im 1. Stock

... "

Dazu dann noch ein extra Blatt mit diesem Text (fand meine türkische Helferin, die sogar als Raucherin empfindlich auf Duftstoffe ist, besonders gut - möglicherweise war es aber zuviel):

"
B e d e n k l i c h e D u f t s t o f f e

Wissenschaftlicher Hintergrund:

Heute kommen 5000 verschiedene chemische Bestandteile in der Herstellung von Duftstoffkompositionen zum Einsatz.

Aceton, Ethanol, synth. Kampfer, Benzylalkohol, Ethylazetat, Isopropylalkohol, Methylchlorid, Terpentin, Toluol, Acrolein und Cyclohexan sind u.a. Bestandteile, die in handelsüblichen Parfüms enthalten sein können.

Die akut toxischen und chronischen Wirkungen dieser Chemikalien sind aus der Toxikologie bekannt.

Sie lösen z.T. Krebs, Geburtsdefekte, Fehlgeburten, allergische Reaktionen, Haut- und Augenirritationen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems usw. aus.

Das Umweltbundesamt warnt in seiner Pressemitteilung Nr. 14/00 vom 14.04.2000 besonders vor der Gefahr durch Raumsprays und Raumduft-Verdampfer.

Raumdüfte führen nicht zur Verbesserung der Raumluft, sondern tragen im Gegenteil zur Luftverschmutzung und Toxizität des Innenraums bei."


Für mich hatte diese Vorgehensweise den entscheidenden Vorteil, dass ich mir vorher haargenau überlegen konnte, was, wie und in welchem Wortlaut ich mitteilen, bzw. erbitten wollte. Es gibt diesen Brief bei meiner Wohnungsgenossenschaft jetzt für immer als Dokument für meine freundlich-sachliche Annäherung.

Vor allem musste ich aber nicht unter schlimmen Blackouts und Atemnot einen komplexen Sachverhalt erklären, an dem sich schon viele Fachleute die Zähne ausbeißen. So hatte ich mir das zumindest vorgestellt, als ich meiner Nachbarin diesen Brief in einem rosa Briefumschlag einwarf...
saskia
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Beitragvon saskia » Montag 12. Juli 2010, 03:28

Noch ein Brief. Und zwar der, den ich nach dem eskalierten Streit, an meine Wohnungsgenossenschaft schickte:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

am 29. Oktober 2008 hatte ich Ihnen bereits kurz das Problem geschildert, das ich als schwere Allergikerin mit meiner neuen Nachbarin Frau ... habe, und das sich zunächst scheinbar wegen der Sprachbarriere nicht klären ließ.

Freundlicherweise teilten Sie mir daraufhin mit, dass ich mich auf Türkisch an Frau ... wenden könne.

Ich verfasste nun vor wenigen Tagen einen sehr freundlichen Brief, den ich bei einem renommierten Übersetzungsbüro in ihre Landessprache übersetzen ließ (Kosten knapp 70 Euro). Da ich mir mit einer möglichst unverfänglichen und höflichen Formulierung sehr viel Mühe gegeben hatte, erhoffte ich mir darauf etwas Verständnis für meine Situation.

Umso überraschter war ich, als Frau ... heute um 21.30 Uhr überaus aufgebracht vor meiner Tür stand. Sie bezweifelte jegliche Ernsthaftigkeit meines Anliegens und kündigte ohne Umschweife an, sich bei der Genossenschaft über meinen Brief beschweren zu wollen.

Da ich davon ausgehen muss, dass es ihr damit ernst ist, möchte ich Ihnen gerne zur Vermeidung von Missverständnissen sowohl die deutsche als auch die türkische Version des Briefes zukommen lassen. Darüberhinaus lege ich Ihnen auch ein ärztliches Attest über das tatsächliche Bestehen meiner MCS-Erkrankung bei.

Im Laufe unseres heutigen Gesprächs machte Frau ... größtenteils so widersprüchliche Angaben, dass ich mir bezüglich deren Aufrichtigkeit nicht sicher sein kann. So bat sie mich kurz in ihre Wohnung, die ganz offensichtlich extrem nach synthetischem Raumspray roch. Ihre Behauptung, es handele sich nur um den Geruch ihres Ariel-Waschpulvers, da sie selbst genauso duftstoffallergisch sei wie ich, und garnichts anderes verwenden könne als das, erschien mir nicht glaubwürdig.

Ich hoffe sehr, dass sich Frau ... zwischenzeitlich wieder beruhigt und doch noch Verständnis für meine ernste gesundheitliche Problematik entwickelt.

Gäbe es andernfalls in Ihrem Hause jemand, der bei derartigen Nachbarschafts-problemen vermittelnd tätig werden könnte?

Mit freundlichen Grüßen + herzlichen Dank!

..."
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