von saskia » Montag 5. Juli 2010, 19:52
Oh Mann, ich kann es echt so gut nachfühlen, Sesam!
Ich hab grade selbst ein absolut fürchterliches Wochenende hinter mir. Samstag, 37°C, Nachbarn grillen im WM-Taumel auf ihren Balkons, andere waschen, weichspülen, putzen als ob es kein morgen gäbe... Ich bin stundenlang nur von einem Fenster zum nächsten und wieder zur Wohnungstür getaumelt um ein paar Atemzüge frische Luft zu erhaschen - sozusagen der WM-Taumel einer MCS-Kranken kurz vor dem Kollaps!
Nach zweieinhalb Jahren Leidensgeschichte kenne ich mittlerweile die diversen Luftströmungen in meiner Wohnung ganz gut. Sie sind extrem abhängig von Tageszeit, Temperatur und Witterung. Besonders problematisch wird es, wenn die Luft in der Wohnung viel wärmer ist, als die draußen. Dann entsteht sofort ein fataler Sog, der mir den ganzen Dreck der Dame unten in die Wohnung zieht.
Deshalb ist jetzt mein Schlafzimmer zum immer gelüfteten Schleusenzimmer umfunktioniert. Ich versuche die Temperatur darin bei dauer-geöffneter Balkontür möglichst so kühl wie die Außentemperatur zu halten, damit der Sog gering bleibt. Zusätzlich läuft dort ein Icleen auf höchster Stufe, der mit 6 kg Kohle im Filter trotzdem eindringende Gerüche so gut es geht beseitigt (Richtig viel Kohle ist am effektivsten gegen Gerüche, reine HEPA-Filter bringen da auch meiner Erfahrung nach nicht viel).
Schlafen kann ich da natürlich nicht mehr, aber von dort zieht immer etwas gereinigte Frischluft in meinen Wohn- und Schlafraum. Der wird bei zumeist geschlossenen Fenstern zusätzlich von einem Allermed gereinigt. Wenn es hart auf hart kommt, kann ich da auch mal ein paar Stunden oder eine Nacht lang ausharren.
Das schwierigste Zimmer ist die Küche, weil dort die Nachbarin unten bis früh morgens am geöffneten Fenster steht und raucht. Täte sie das nicht, hätte ich von dort immer einen frischen Luftzug. Letztes Jahr im Frühling hab ich gemerkt, dass ein Tesa-Pollengitter auch Gerüche abschirmt, und habe es einfach im Fensterrahmen gelassen. Wenn mal nichts von unten kommt, klappe ich es ein Stück hoch. Wenn sie qualmt, bleibt es zu. Der Vorteil ist, dass ich immer höre, was sie unten gerade macht, und ein wenig Sauerstoff lässt das Netz trotzdem durch.
Sehr nützlich sind außerdem leichte Vorhänge aus verträglicher Baumwolle oder Kunstfaser. Sie schirmen auch einen Teil ab, und man kann an ihnen gut die wechselnden Windrichtungen und Luftströme erkennen. Besonders von Vorteil, wenn man auf Durchzug lüftet. Seit ich, an meinem Balkon seitlich Polyestervorhänge angebracht habe, kann ich ihn wieder zeitweise nutzen (Und es sieht sogar richtig hübsch und gemütlich aus!) Vorher ging es ganze 2 Jahre garnicht.
Es ist eine kleine Wissenschaft für sich, Sesam. Ob solche Maßnahmen bei Deiner Wohnung ein bisschen Besserung bringen könnten, kannst Du natürlich nur selbst beurteilen. Kann gut sein, dass es langfristig doch besser ist wieder auszuziehen. Aber ein Umzug ist natürlich auch eine erhebliche Belastung, wenn man schwer krank ist. Man braucht verständnisvolle Menschen, die einem helfen. Und man kann leider immer vom Regen in die Traufe kommen. Wenn ich in 15 Jahren MCS etwas gelernt habe, dann leider das...
Viele liebe Grüße :o]