Silikon-Fugenmassen im neuen Sonderheft von Ökotest:
"Damit Sie wissen, ob sich in den Kartuschen bedenkliche oder umstrittene Inhaltsstoffe verbergen, haben wir 18 verschiedene weiße Sanitär-Silikonfugenmassen in die Labore geschickt. Die Chemiker prüften auch, inwieweit sich Teile der Masse mit der Zeit verflüchtigen - ein Hinweis darauf, dass die Masse mit billigen Stoffen gestreckt wurde.
Das Testergebnis
Obwohl in unserem Test immer noch viele Silikonfugenmassen durchfallen, gibt es jetzt doch Alternativen. Das Ceresit Sanitär Silikon von Henkel ist Spitzenreiter und auch das Probau Sanitär-Silikon kommt im Gesamturteil noch auf "gut", vier weitere Dichtmassen sind immerhin noch "befriedigend".
Die Hauptkritik an Silikonfugenmassen bezieht sich auf hormonell wirksame zinnorganische Verbindungen, die als Katalysator eingesetzt werden. Lange Zeit gab es dazu keine Alternative. Jetzt wiesen die beauftragten Labore in acht Fällen nur noch Spuren dieser bedenklichen Chemikalien nach. In anderen Produkten bewegt sich die Konzentration dagegen im Grammbereich; das ist immens viel, wenn man bedenkt, dass das Labor schon kleinste Mengen von einem Millionstel Gramm nachweist. Am auffälligsten ist der PCI Silcoferm S Silikon-Dichtstoff mit mehr als 2,5 Gramm Dioctylzinn pro Kilogramm Silikonfugenmasse. Mit der besonders problematischen Verbindung Dibutylzinn ist das Racofix Fugen-Silicon von Sopro am höchsten belastet.
Das zweite große Thema sind Fungizide, die verhindern sollen, dass die Silikonfugen im Bad schimmeln und sich Schimmelpilzsporen in der Raumluft verteilen. Diese nur vorübergehende Wirkung wird teuer erkauft, denn die Fungizide sind meist auch für den Menschen nicht harmlos. In drei Fugenmassen wird die äußerst problematische Substanz Carbendazim eingesetzt, die im begründeten Verdacht steht, sowohl erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend als auch krebserregend zu sein. Auch Tebuconazol steht im Verdacht, die Fortpflanzung zu gefährden; Thiabendazol ist als umweltgefährlich eingestuft und wird in der Schwarzen Liste der Pestizide von Greenpeace sogar kritischer als Tebuconazol angesehen.
In mehr als der Hälfte der Silikonfugenmassen werden als Konservierungsmittel/Fungizide Isothiazolinone eingesetzt, die Allergien auslösen können. Das trifft vor allem auf die chlorierten Verbindungen wie Dichlorisothiazolinon zu. Die nicht chlorierten Verbindungen, hier Octylisothiazolinon, haben ein geringeres sensibilisierendes Potenzial, müssen aber ab einer Konzentration von 0,05 Prozent als "reizend" deklariert werden. Die Hersteller gestalten die Rezepturen so, dass sie knapp unter dieser Grenze bleiben.
Fast alle Produkte sind unzureichend deklariert. Lediglich Hersteller Henkel hat die von ihm produzierten Produkte als Biozidprodukte registrieren lassen, dabei sind mehr als die Hälfte der Silikonfugenmassen als "pilzhemmend" oder ähnlich ausgelobt. ÖKO-TEST ist der Meinung, dass der Verbraucher über die in der Rezeptur eingesetzten Konservierungsmittel und Fungizide informiert werden sollte. Dadurch werden Isothiazolinonallergiker gewarnt. Dies fordert auch der Blaue Engel für emissionsarme Dichtstoffe - für Farben und Lacke ist das schon lange gang und gäbe.
Bestehen die Silikonfugenmassen wirklich aus Silikon, oder werden sie mit Erdölprodukten gestreckt? Wir ließen prüfen, wie viel der Masse sich bei Wärme verflüchtigt. Bei Verlusten von mehr als 30 Prozent kann man davon ausgehen, dass das Material gestreckt wurde. In der Praxis geht der Prozess nur viel langsamer. Besonders schlecht schnitt das relativ billige Silikon E ab, aus dem fast die Hälfte entwich. Damit verschlechtern sich auch die Gebrauchseigenschaften: Die Fugenmassen schrumpfen, bekommen Risse und haften nicht mehr gut. Solche Massen sind auch anfälliger für Schimmelpilze, die sich gerade an den Schwachstellen der Fuge gern ansiedeln. Im Vergleich zum vergangenen Test fanden unsere Einkäufer jedoch weniger minderwertige Billigprodukte am Markt."
http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=97804;bernr=01;co=