suche verträglichen fassadenputz und -farbe

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Beitragvon darka » Montag 30. Mai 2011, 10:04

bei mir wird die fassade gedämmt (wahrscheinlich mit styropor). darauf soll ein neuer putz und anstrich. wer kann mir dafür produkte nenen, die nicht riechen, damit chemikalien nicht ins haus kommern, wenn ich die fenster öffne? würde mich über tipps (evtl. produkt- und herstellername) freuen.
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Beitragvon Dr.Bob - Der Bausachverständige » Montag 30. Mai 2011, 11:52

Hallo Darka,

Er/Sie wird hier ein WDVS haben und damit er die Gewährleistungen bekommt, muss er im System des Herstellers bleiben. Der Putz kann ein Kunstharzputz sein, ist aber zumindest synthetisch vergütet, auch wenn auf dem Sack/Silo mineralischer Putz steht. An heißen Sommertage, wenn die Sonne gegen die Fassade strahlt wird es immer gewissen Ausdünstungen geben, da das Wärmedämm-Verbundsystem bzw. der Putz auf dem Kunststoff diffusionsoffen ist und die Erhitzung dafür sorgt, dass aus der dünnen Putzlage von ca. 8 bis 10 mm und dem Styropor auch Ausgasungen hervortreten.

Die Art des Putzes kann auch bestimmt sein durch einen gewissen Farbwunsch (Hellbezugswert) – je dunkler die Farben (z.B. Dunkelblau, knallige Rot etc..) desto eher muss auf einen synthetischen Kunstharzputz mit einem Kunstharzanstrich zurückgegriffen werden. Mineralische, eingefärbte Putze oder mineralische Farben auf WDVS klappen nur in helleren Bereichen (Oberflächenspannung). Styropordämmung ist günstig aber umweltbedenklich, da ein verputzte WDVS nicht wiederverwertet werden kann. In aller Regel landet der Rückbau später in einer Verbrennungsanlage (Dioxinausstoss) und die hochgiftigen Verbrennungsrückstände in einer Endlagerstätte. Dämmen mit Styropor oder anderen Kunststoffen ist somit aktive und rücksichtslose Umweltverschmutzung, die selten der Dämmende, sondern der Nachkommende (Nachwuchs) zu zahlen hat.

So, dass waren meine 2 Cent zum Thema. Hart, aber ehrlich.

Gruß,
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Beitragvon Juliane » Montag 30. Mai 2011, 20:14

Hallo darka,

vielleicht ist es hilfreich, wenn man dem Hausbesitzer mal ein paar Daten zur Verfügung stellt, wie lange so eine Dämmung hält und was es für Folgekosten hat, wenn sie dann nach spätestens 20 Jahren wieder runter muss.

Es gibt ein aktuelles Heft von Warentest, dass man dem Hausbesitzer mal unter die Nase halten kann:

Schau mal hier

viewtopic.php?t=15548
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Beitragvon Karlheinz » Sonntag 5. Juni 2011, 07:29

Was würde denn Dr. Bob dem Bauherren/der Baudame empfehlen?
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Beitragvon Gerhard Holzmann » Mittwoch 8. Juni 2011, 20:40

Dr. Bob hat mal wieder recht gut getroffen.

Wenn Du schon vermutest, dass eine Styropordämmung an die Wand kommt, dann wird der Rest auch das System des Herstellers sein. Je nach Hersteller kommt dann ein Kunstharzputz oder ein mineralischer Putz auf die Platten.

Ich habe auf Facebook ein paar Dämmstoffe bzw. Bilder davon eingestellt. Da sieht man auch ein Polystyrol-WDVS:

http://www.facebook.com/media/set/?set=a.186189444767395.60500.186007471452259

Ich selbst versuche überall auf natürliche Baustoffe bei der Dämmung zu lenken, bzw. in diese Richtung zu empfehlen. Wie lange die halten, wenn die Konstruktion und der Schichtaufbau in Ordnung und sauber ausgeführt wurden, kann man nicht wirklich sagen. Ganz sicher kann man aber sagen, dass die Erfahrungen hier teils wesentlich länger vorhanden sind als bei Steinwollen oder Kunstschäumen. Klingt vielleicht nicht fachmännisch, aber schon die Neandertaler haben Dächer mit Gras und Schilf gedeckt und auf Holzwolle oder Heu geschlafen - die Technik ist heute angepasst und über die vielen Jahrhunderte perfektioniert. Teils auch irgendwann stehen geblieben, wie bei der Strohballendämmung, aber hier nicht weil es nicht genutzt wird, sondern weil es gut ist wie es ist. Natürlich gibt es auch bei den Naturdämmstoffen Hersteller, die nicht wirklich "rein natürlich" arbeiten, da muss man genau hinsehen - ebenso wie beim ausführenden Unternehmen, das das die Dämmung ausführt. Wie solche Systeme ausgeführt werden und was zu den Dämmstoffen zugeführt wird, habe ich in meinen Buch "Natürliche und pflanzliche Baustoffe" geschildert (gibt’s in jedem Buchhandel).

Was man wo empfehlen kann, oder vielleicht muss, hängt auch vom Gebäude ab. Ich habe mein Haus mit einem Schilf WDVS gedämmt. Hier sehr angenehm, weil das Haus einfach geschnitten ist und gut zu dämmende Flächen hat. Gibt’s viele Kleinstflächen, Winkel, Ecken etc. geht das auch wird aber aufgrund des Schneideaufwandes und der damit verbundenen Arbeitszeit schon sehr teuer. Das Material ist fast geschenkt nur die Arbeit ist eben aufwändiger als z.B. bei einem WDVS mit Holzfaserdämmplatten oder Korkplatten, die einfach zu schneiden sind und auch sehr gut zu verputzen. Warum ich mich für Schilf entschieden habe, lag daran, dass ich ein Dickputzsystem auf den Dämmplatten haben wollte, sprich anstelle von ca. 1 cm Putzquerschnitt habe ich 3,5 cm Putzstärke (zwei Kinder die auch gerne mal gegen die Wand rauschen mit irgendwelchen Gegenständen etc.). Durch die schweren Schilfdämmplatten und das dicke Putzsystem (auch Gewicht) habe ich hier einen perfekten Schallschutz mit der Wämedämmung aufgebaut. Neben diesen Aspekten habe ich mit den Schilfdämmplatten den WDVS Kleber zwischen Wand und Dämmplatten eingespart. Die Platten werden nur gedübelt, das spart einfach auch Zeit - vor allem aber habe ich mir das Entfernen des Altanstriches gespart. Die Fläche mit der Putzmaschine in drei Lagen zu verputzen geht recht flott aber das Kleben raubt Arbeitszeit - vor allem die meisten Altanstriche müssen runter wenn geklebt werden muss.

Dass mit spätestens nach 20 Jahren wieder runter, habe ich bis dato nur bei Polystyrol erlebt - aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die älteste Schilfdämmung, die ich selbst ausgeführt habe, steht seit 15 Jahren, meine ist nun 10 Jahre alt und das wird alles auch noch 300 Jahre und älter, wenn die Fassade gepflegt wird und nicht irgendwo Feuchtigkeit eintritt, oder das Haus abbrennt und andere Schäden erleidet. Naturbaustoffe wie Kork-, Schilf-, Holzfaserdämmplatten und Co können hunderte von Jahren alt werden, wenn die Arbeiten wirklich sauber ausgeführt sind. Als Stuckateurmeister habe ich Schilf aus Gebäuden gerissen (aufgrund Generalsanierungen), das älter als 500 (!!) Jahre alt war und in Kalk- oder Lehmputzen, trocken eingepackt, noch genau so hart wie am ersten Tag war. Ich habe noch keinen einzigen modernen Dämmstoff wie z.B. Altpapiercellulose, Aerogel, Stein- oder Glaswolle oder Kunstschäume gesehen die älter als 40 Jahre alt waren, weil die einfach noch nicht so lange auf dem Markt sind. Ich habe aber schon, wie angedeutet, einige Gebäude gesehen bei denen man den Kunstschaum aus vielerlei Gründen wieder entfernen musste und das gesamte Gebäude neu gedämmt hat.

Ich hoffe, ich konnte ein klein wenig helfen und ich hoffe ,ich habe nicht zu viele Tippfehler rein gepackt - ist ein wenig klein die Schrift und das Sichtfenster zum Tippen recht schmal für so viel ;-)
Gerhard Holzmann
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