Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Christina » Dienstag 20. September 2011, 21:01

Meine Arbeitstelle wird in ein frisch renoviertes Gebäude verlegt. Einen Antrag auf schadstoffarme Ausstattung hatte ich schon längst gestellt und der sollte auch berücksichtigt werden.
Nun wird ein Naturkautschuk-Boden verlegt (ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken...) und ein Einbauschrank eingebaut (ganz böse!!). Bis zum Umzug würde das alles ausgedünstet sein.... So die schlauen Herrschaften, die nicht betroffen sind...
Bitte: ich brauche Fakten, Links, Daten....
Kann mir jemand etwas nennen?
Christina
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Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Juliane » Donnerstag 22. September 2011, 06:53

Hier das UBA:


Gummibeläge

Gummi ist eine andere Bezeichnung für Kautschuk und wird heute meist synthetisch hergestellt. Rohstoffe sind beispielsweise Butadien und Styrol, die durch Vulkanisieren miteinander vernetzt werden. Gummi ist elastisch, robust und trittschalldämmend und eignet sich für stark begangene Verkehrsbereiche. Die Oberfläche kann genoppt oder geriffelt sein. Gummibeläge werden als Bahnen oder Platten angeboten.
Pflanzlicher Kautschuk wird auch als Naturkautschuk und Naturlatex bezeichnet und wird ebenso vulkanisiert. .....


Stiftung Warentest und Ökotest nehmen Bodenbeläge immer wieder unter die Lupe, darunter befindet sich auch Markenware. Dabei weisen mehrschichtige PVC-, Linoleum und Gummibeläge häufig „deutlich” und „stark” auftretende Gerüche auf und/oder können „deutliche” und „hohe” Raumluftbelastungen mit flüchtigen organischen Verbindungen verursachen (Stiftung Warentest 2003). Öko-Test fand bei Laminatböden vereinzelt auch Formaldehyd und Styrol (Öko-Test 2006), die beide von der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (2008) als krebserzeugend (Kategorie 4 beziehungsweise Kategorie 5) eingestuft sind.

Die gesundheitlichen Wirkungen der in Innenräumen nachweisbaren flüchtigen organischen Verbindungen sind sehr vielfältig und können schon nach kurzer Zeit auftreten. Sie reichen von Geruchsempfindungen oder Reizwirkungen auf Augenbindehaut und Schleimhaut von Nase und Rachen bis hin zu Wirkungen auf das Nervensystem, die sich mit Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit äußern können. Einige Verbindungen besitzen allergisierende oder allergieverstärkende Eigenschaften, andere können, wie erwähnt, Krebs erzeugen oder– beispielsweise Weichmacher – die Fortpflanzung, beispielsweise Weichmacher, beeinträchtigen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass solche Wirkungen umso wahrscheinlicher werden, je höher die Konzentration der Luftverunreinigungen ist.........


http://www.umweltbundesamt.de/produkte/beschaffung/gebaeudeinnenausstattung/bodenbelaege/elastische_bodenbelaege.html


Hier mein Blog zum Thema am Beispiel Schulen:


Auf den Boden werden Gummibeläge aus Industriekautschuk gelegt, damit das ökologisch ausschaut auch schon mal mit Einsprenklern aus Altgummi. Wenn es eher “Bio” daher kommen soll, kommt mancherorts auch Linoleum mit PU-Beschichtungen zum Einsatz oder man verklebt Industrieparkett oder Teppichboden. Geklebt wird dann, je nach Material und Untergrund, mit Dispersionsklebstoffen, Reaktionsharzklebstoffen, Lösemittelklebstoffen. Auch die blauen Bengel unter den Klebern sind nicht unproblematisch. Denn, von blauen “Engeln” kann man bei den beliebten glykolhaltigen Klebern nicht sprechen.** (siehe Anhang)


Das ist nicht nur die Summe der einzelnen Schadstoffe, sondern, weil viele Schadstoffe sehr reaktionsfreudig sind, ein toxischer Cocktail. In vielen Gebäuden findet man Styrol, Methylacetat, Formaldehyd, Alkohole aus Glykol, Weichmacher aus den Bodenbelägen und Wandfarben. Und wehe, wenn der nicht ausgetrocknete Estrich sich mit den glykolhaltigen Klebern des Bodenbelags verbindet.

http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/05/06/der-stoff-aus-dem-die-schulen-sein-teil-ii/


http://www.oecolab.de/Loesungsmittel.htm

http://www.oecolab.de/Schadstoffanalytik.htm


In diesem Strang geht es nur um Bodenbeläge und deren gesundheitliche Folgen:


Heinrich-Heine-Realschule in Hagen
viewtopic.php?t=8144

Der Hauptausstatter öffentlicher Gebäude immer wieder in der Diskussion:

http://www.nora.com/de/produkte-systeme/bodenbelaege/






- Editiert von Juliane am 22.09.2011, 07:24 -
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Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Clarissa » Donnerstag 22. September 2011, 07:03

Ich hatte mal im Wintergarten solch einen Bodenbelag, ich musste ihn entfernen lassen, der gaste immer wieder aus, sobald es etwas wärmer wurde, war das nicht aus zuhalten. Vielleicht hat sich ja etwas in den Jahren geändert aber ich würde mir so etwas heute nicht mehr in die Wohnung holen.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Beitragvon Juliane » Donnerstag 22. September 2011, 07:28

@ Christina

Ist schon renoviert? Oder ist das Ganze noch in der Planungsphase?
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Beitragvon Christina » Donnerstag 22. September 2011, 21:28

Danke, einiges hatte ich schon gefunden.
Anderes werde ich noch gebrauchen können!! Super, danke!!

@Clarissa: darf ich deinen Eintrag in einen Brief an meinen Arbeitgeber kopieren? So als: Erfahrungsbericht einer Betroffenen?

@Juliane: es ist geplant und nun werden Angebote eingeholt.
Allerdings wird es nochmal zu einem Gespräch kommen und ich muß mich mit aussagekräftigen Argumenten wappnen.
Es wird natürlich folgendermaßen argumentiert:
Der Einbauschrank wird Monate vor dem Einzug eingebaut; bis zum Umzug ist der ausgedünstet. Was kann ich anbringen, damit auch der Schrank nicht eingebaut wird? Ich habe keine Ahnung woraus er besteht und womit er behandelt wird.
Christina
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Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Palau » Donnerstag 22. September 2011, 23:35

hallo Christina,

es ist sehr wahrscheinlich, dass statt eines Natur-kautschuks ein Synthese-Kautschuk-bodenbelag verlegt werden soll.
Ist deine Arbeitsstelle ein öffentliches Gebäude?

Größter Hersteller von Synthese - Kautschukbodenbelägen (auf Styrol-Butadien Basis) ist die Firma Nora.

Im ert kürzlich gesendeten Filmbeitrag bei Markt mit dem Thema: "Schulen- gefährliche Böden" (noch als Video zu sehen)
wurde erwähnt, dass die Firma Nora jährlich ca. 1000 Schulen beliefert.

Versuche doch einmal in Erfahrung zu bringen, welcher Bodenbelag (Name- Produkbezeichnung (z.B. Norament 825 -925 - 926) von welcher Herstellerfirma verlegt werden soll (z.B. Nora, Mondo, Objectfloor).

Das Problem bei den Synthese-Kautschukböden liegt vor allem in der Gefahr einer falschen Verlegung, z.B. mit einem nicht geeigneten Kleber.
Nicht geeignet sind selbst einige Kleber, die einen blauen Engel haben.
Auf diesen Gebinden steht: lösemittelfrei
Aber es ist mittlerweile bekannt, dass diese Kleber nicht frei von Lösemitteln sind.
Sie enthalten nämlich Lösemittel, die einen Siedepunkt über 200 Grad haben (Hochsieder) und aufgrund dessen nicht als Lösemittel deklariert werden müssen.

Seit 2010 empfielt die Firma Nora ihren Bodenbelag in einem Gesamtpaket (Nora System Blue - über google recherchieren).
Palau
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Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Christina » Sonntag 25. September 2011, 22:17

Hallo Palau,
ja, es ist ein öffentliches Gebäude.
Die Ausschreibung kann nur Bedürfnisse anmelden, daher kommt es nun zu diesen schwierigen Diskussionen.
Ich habe schon Angaben zu den Materialen angefordert, aber man weiß nicht, ob wir diese Daten bekommen können.
Christina
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Beitragvon Amazone » Sonntag 25. September 2011, 23:12

@ Christina,

ich weiß nicht, ob dir das etwas weiter hilft, aber in der Musterbauordnung steht unter § 3 etwas davon, dass die Gesundheitheit nicht gefährdet werden darf.

http://www.vbg.de/apl/gv/mbo/3.htm

Gruß Amazone
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Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Christina » Montag 26. September 2011, 13:49

Vielen Dank, Amazone
Das werde ich mit ´rein bringen.
Leider haben die Herrschaften, die mir etwas Tolles aussuchen eine andere Meßlatte.
Sie halten meine Bedenken natürlich für übertrieben, da für die Allgemeinheit diese Stoffe wohl nicht gesundheitsgefährdend gelten.
Christina
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Kautschuk Bodenbelag und sonst noch was

Beitragvon Juliane » Dienstag 27. September 2011, 07:22

Zur Erinnerung ein TAZ-Artikel vom 08.09.2004


"Ausgerechnet beim Neubau des Umweltbundesamts gast der Boden Schadstoffe aus, weil Beamte sparen wollten


BERLIN taz Wenn das Umweltbundesamt (UBA) aus Berlin wegzieht und in Dessau einen Neubau errichtet, muss dabei alles ökologisch tipptopp sein: kein Tropenholz für die Betonverschalung, keine Lösungsmittel in den Lacken und keine giftigen Böden. Genau das ist jetzt aber passiert: Weil der Bodenbelag im Neubau des UBA Schadstoffe ausgast, müssen etwa 2.500 bereits verlegte Quadratmeter wieder herausgerissen werden. Den Mehraufwand schätzt das UBA auf "einige hunderttausend Euro". Der Umzug verzögert sich um etwa acht Wochen.

Eigentlich wollten die Planer vom UBA alles wasserdicht haben: Bei der Ausschreibung des neuen Fußbodenbelags aus umweltverträglichem Kautschuk wurde darauf hingewiesen, dass die Luftgüte nach Verlegung des Bodens zu messen sei, sagt Gerd Schablitzky. Er ist beim UBA für den Umzug nach Dessau zuständig. Ein Hersteller von Kautschuk, der vom UBA empfohlen wurde, kam allerdings nicht zum Zug. Den Zuschlag vom Staatshochbauamt, das den Neubau im Auftrag des Bundesbauministeriums organisiert, bekam ein Konkurrenzunternehmen. Es war billiger.

Doch lieferte diese Firma nicht die zugesicherten Messdaten über die Schadstoffbelastung in den neuen Büros. Da sich der "typische Geruch" des Bodens aber nicht verflüchtigte, setzte das UBA seine eigenen Experten an die Arbeit. Ergebnis: Die Werte für Naphtalin und Styrol wurden teilweise weit überschritten. "Das war so auffällig, dass wir damit nicht in Betrieb gehen konnten", sagt Gerd Schablitzky.

Mitte Juni wurde ein Baustopp verhängt und der Auftrag an den anderen, vom UBA favorisierten Hersteller vergeben. Die bereits verlegten Bodenflächen, knapp 15 Prozent der Gesamtfläche von 20.000 Quadratmeter, werden jetzt entfernt. Statt im Februar wird das UBA deshalb erst im April 2005 in Dessau sein, sagt der Umzugsplaner. Um die Kosten für den Wechsel des Bodenbelags werde es "sicherlich eine gerichtliche Auseinandersetzung geben"...."


http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/09/08/a0147
Juliane
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