Peter Sawicki und sein Kampf

[Juliane]

Einblicke :


"Gesunder Zweifel: Einsichten eines Pharmakritikers - Peter Sawicki und sein Kampf für eine unabhängige Medizin von Ursel Sieber

Amazon-Text:


"Mutig und kompromisslos fordert der Mediziner Peter Sawicki dass Wirksamkeit und Nutzen von Medikamente und Therapien bewiesen sein müssten. Als Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen kämpft er jahrelang für eine evidenzbasierte Medizin. Keiner kennt die Tricks und Geschäftspraktiken der Industrie so gut wie er: Jedes zweite neue Medikament ist nur teurer, aber nicht besser, schadet oft sogar. Auch die Krankenhäuser und ihre Lobby sperren sich, dass Vernunft in den Therapiealltag einzieht: Neue Operationsverfahren, Bestrahlungen oder Wundbehandlungen werden nie auf ihre Wirksamkeit hin getestet - Feldversuche an Millionen Patienten. Fachlich kann man Peter Sawicki nichts anhaben - also wird er Opfer einer Intrige. Der profilierteste Medizinkritiker Deutschlands muss abtreten. Sein Vertrag wird nicht verlängert.- Viele Ärzte vertrauen auf die eigene Erfahrung und glauben den Versprechen der Pharmaindustrie, anstatt die Ergebnisse unabhängiger Studien zu berücksichtigt.
- Arzneimittelstudien werden zu über 80 Prozent von Pharmaunternehmen finanziert.
- Mit immer subtilen Tricks erreichen die Firmen, dass die Studien die gewünschten Ergebnisse liefern.
- Medizin ist Geheimsache: Hersteller veröffentlichen ihre Studien oft nicht, wenn das Ergebnis negativ ausfällt.
- Die Pharmaindustrie investiert zu wenig in seltene Krankheiten. Sie wird ihrer ethischen Verantwortung nicht gerecht.
- Gerade bei der teuren Krebstherapie kennen wir den Nutzen oft nicht: Wir wissen nicht, ob die Menschen durch die neuen Krebsmedikamente wirklich länger leben.
- Krankenhäuser haben einen Freibrief. Hier müssen neue Therapieverfahren vor der Anwendung am Patienten in klinischen Studien nicht untersucht werden."

http://www.amazon.de/Gesunder-Zweifel-Einsichten-Pharmakritikers-unabh%C3%A4ngige/dp/3827009766/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1289809761&sr=8-1

[Energiefox]

Juliane,
gesunder Zweifel gibt es auch in der Technik, wir leben in einem Zeitalter wo viel zu wenig hinterfragt wird brauchen wir dauernd neue Produkte, sind die Produkte leicht wiederverwertbar usw. Nein es herrscht fast nur der blinde Glaube Wachstum ist wichtig, sonst geht alles den Bach runter. Leider ist unser (unmenschliches) Wirtschaftssystem auch so aufgebaut, dass ohne Wachstum alles den Bach runter geht.
Der Beitrag ist unglaublich gut, nur ich denke die sogenannten Wirtschaftswissenschaftler würden solches Gedankengut wie in dem Bericht vorgestellt wird, schlicht weg ablehnen.

Gruß Fox
- Editiert von Energiefox am 16.11.2010, 23:54 -

[Juliane]

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Gesunder Zweifel

Ursel Sieber auf den Spuren der Pharmalobby

Ursel Siebers Buch "Gesunder Zweifel" über das Gesundheitssystem in Deutschland liest sich wie ein Krimi. Und genaus so beginnt es.

"Es ist ein kalter Tag, dieser Mittwoch im Januar 2010. In Berlin fällt leichter Schnee. Fünf Männer, ranghohe Vertreter des deutschen Gesundheitswesen ..." Doch es ist kein Krimi. Es ist bittere Realität. Sieber zeigt auf 200 Seiten, wie korrupt unser Gesundheitssystem ist. Man hatte ja schon die eine oder andere Vermutung, hat hier und da einen kritischen Artikel gelesen oder Berichte gesehen, aber was Ursel Sieber in diesem Buch zusammengetragen hat, lässt mich beim Lesen immer wieder den Kopf schütteln. Meine Kollegen, mein Mann - alle bekommen ganze Passagen laut vorgelesen. Es ist einfach unglaublich, was da steht.

2004 beschließt die Bundesregierung, ein Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zu gründen. Leiter wird der damalige Chefarzt am Franziskus-Krankenhaus in Köln, Prof. Peter Sawicki. Das Institut hat die Aufgabe, Medikamente und Therapien auf ihren Nutzen hin zu prüfen, denn die Krankenkassen sollen künftig nur das erstatten, was wirklich nutzt.

Klingt vernünftig und ist es auch. Angesichts der Kostenexplosion im Gesundheitswesen und der steigenden Krankenkassenbeiträge wird es dafür höchste Zeit. Bald wird das Institut mit Aufträgen überschüttet. Mehr als 50 Medikamente aller großen Volkskrankheiten soll es auf seinen Nutzen hin überprüfen

Doch die Arbeit wird boykottiert. Die Pharmaunternehmen stellen dem IQWiG nur unvollständig ihre Studienergebnisse zu den Medikamenten zur Verfügung. Jahrelang verzögern sie so eine Nutzen-Bewertung. Immer wieder stößt das IQWiG auf unterschlagene Studien und skandalöse Ergebnisse. Da wird der Krebsverdacht bei einem Medikament unterschlagen, andere sind nutzlos, aber bis zu sieben Mal teurer als ihr Vorgänger.

Man erfährt, dass Ärzte Honorare für "Anwendungsbeobachtungen" bei neuen Medikamenten erhalten. Tatsächlich ist es eine Kopfprämie für jeden Patienten, den sie auf das neue Medikament umstellen. Renommierte Professoren machen Studien, die von der Pharmaindustrie gesponsert werden und stehen als Berater auf ihren Gehaltslisten. Wie oft, frage ich mich, bin ich als Journalistin schon auf solch einen "unabhängigen" Experten reingefallen? Ich hoffe, dass künftig bei diesen "habilitierten Pharmareferenten", wie sie der IQWiG-Chef Peter Sawicki nennt, meine Alarmglocken läuten.

Das Buch von Ursel Sieber beschreibt jedoch keine Erfolgsgeschichte. Das IQWiG macht sich durch seine gute Arbeit zu viele Feinde, sein Chef ist unbestechlich, nimmt nie ein Blatt vor den Mund. Am Ende siegen seine Gegner. Am 31. August 2010 ist der letzte Arbeitstag von Prof. Peter Sawicki im IQWiG.

Für Journalisten sollte dieses Buch Pflichtlektüre werden. Es ist mutig, nennt Ross und Reiter, deckt den Filz in der Gesundheitspolitik auf, der bis nach ganz oben reicht. Ursel Sieber scheut sich nicht Namen zu nennen. Und ich kann mich beim Lesen nicht des Eindrucks erwehren, dass diese Personen es wirklich verdient haben, genannt zu werden.

http://www.3sat.de/page/?source=/nano/bt/147191/index.html

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1301960/

[Juliane]

Phantasiepreise - Pharmaindustrie macht Kasse mit neuen Medikamenten

http://www.youtube.com /watch?v=NC3Q_yBQ3xU

[Juliane]

01.10.2010 Berlin Verlag

Einstweilige Verfügung gegen "Gesunder Zweifel"

Gegen den Berlin Verlag und seine Autorin Ursel Sieber ist eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Hamburg ergangen. Grundlage der EV ist nach Mitteilung des Verlags die Behauptung von Gerhard Ehninger, eines Medizinprofessors, der sich in einigen Passagen des Buches "Gesunder Zweifel" unzutreffend dargestellt sieht.

Dem Berlin Verlag wird vom Gericht bis zur Klärung der Vorwürfe mit sofortiger Wirkung untersagt, das Buch "Gesunder Zweifel" zu verbreiten, solange es die beanstandeten Sätze enthält. Der Berlin Verlag werde gegen die einstweilige Verfügung gerichtlich vorgehen und erwarte die baldige Freigabe des unveränderten Buches, heißt es in einer Mitteilung an die Medien.

Ursel Siebers "Gesunder Zweifel" setze sich eingehend mit dem Einfluss von Pharma-Lobbys und schwarz-gelber Politik auf die Zulassung neuer Medikamente auseinander, wie er auch in der aktuellen Debatte über die Gesundheitsreform thematisiert wird. Neu am Markt eingeführte Medikamente hätten, wie Sieber
am Beispiel von Therapien gegen Krebs, Demenz und Diabetes ausführt, oftmals keinen Zusatznutzen.
http://www.boersenblatt.net/397954/