Biomonitoring in der Praxis erfolgreich anwenden

Biomonitoring in der Praxis erfolgreich anwenden

Beitragvon Termininfo » Samstag 18. Juli 2009, 17:37

Biomonitoring in der Praxis erfolgreich anwenden

Workshop am 18. November 2009 in Berlin
"Biomonitoring in der Praxis" lautet das Thema des Workshops, den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) am 18. November 2009 zwischen 10.00 und 16.00 Uhr in der BAuA Berlin durchführt. Mit dem Workshop beleuchtet die BAuA bereits zum fünften Mal aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse bei der praktischen Anwendung von Biomonitoring.
Dazu greift das breit gefächerte Programm interessante Beispiele zur praktischen Anwendung des Biomonitorings im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge auf und geht auf aktuelle Trends ein. Insbesondere Ärzte in der Ausbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin erhalten durch den Workshop einen guten Einblick in das Thema Biomonitoring.
Die Veranstalter wünschen sich eine rege Diskussion der Vorträge und möchten über die behandelten Themen hinaus in einen Dialog mit den Teilnehmern treten.

Der Workshop richtet sich an Arbeits- und Betriebsmediziner, Gewerbeärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Gewerbeaufsichtsbeamte sowie Aufsichtspersonen der Berufsgenossenschaften und ist mit sechs Punkten von der Ärztekammer Berlin für die ärztliche Fortbildung zertifiziert.

Die Teilnahmegebühr beträgt 125,00 Euro, die sich für Studenten und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Arbeitsmedizin auf 80 Euro ermäßigt. Das gesamte Programm http://www.baua.de /nn_51196/de/Aktuelles-und-Termine/Veranstaltungen/2009/pdf/Programm-Biomonitoring.pdf?

Weitere Informationen und Anmeldung bei Heidemarie Teubner, Tel.: 030 51548-4292, E-Mail: teubner.heidemarie@baua.bund.de.


10:00 Begrüßung und Einführung
Pipke / BAuA Dortmund

Moderation: Schiele
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
des Klinikums der Friedr.-Schiller-Universität Jena

10:10 Werte zur Beurteilung beim arbeitsmedizinischen
Biomonitoring
Drexler / IPASUM Erlangen-Nürnberg

10:30 Biomonitoring – Auskunftssystem der BAuA
Ziener / BAuA Berlin

10:50 Zum Biomonitoring in der Bauwirtschaft – praktische
Erfahrungen bei wechselnden Tätigkeiten
Rumler / BG Bau Höchberg

11:10 Human-Biomonitoring in der Industrie: von der
Routine bis zum Notfallmanagement
Nasterlack / BASF Ludwigshafen

11:30 Diskussion der Vorträge des Vormittagsblocks

11:45 – 12:45 Mittagspause

12:45 Abschätzung der Hautresorption von Abeitsstoffen
mittels des Biomonitorings in der betriebsärztlichen
Praxis
Korinth / IPASUM Erlangen-Nürnberg

13:05 Biomonitoring bei arbeitsbedingter Belastung mit
Beryllium
Paul / BAuA Berlin

13:25 Platin im Urin – ein valider Marker für arbeitsmedizinische
Fragestellungen
Schierl / Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozialund
Umweltmedizin der LMU München

13:45 Hämoglobin-Addukte als biochemische Effekt-
Parameter krebserzeugender Arbeitsstoffe
Schettgen / RWTH Aachen

14:05 Diskussion der Vorträge

14:20 – 14:35 Kaffeepause

14:35 Biomonitoring bei Verwendung von PAK-haltigen
Holzschutzmitteln
Riechert / BAuA Berlin

14:55 Biomonitoring bei Anlagen shut-downs
Sladeczek / DOW Olefinverbund GmbH Schkopau

15:15 Diskussion der Nachmittagsvorträge
und themenoffener Dialog

16:00 Ende der Veranstaltung
Termininfo
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Biomonitoring in der Praxis erfolgreich anwenden

Beitragvon Stier » Samstag 18. Juli 2009, 19:39

Zum Teilnehmer "Nasterlack" fand ich Folgendes:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993

Nasterlack, Michael; Kraus, Thomas; Wrbitzky, Renate
"Multiple Chemical Sensitivity": Eine Darstellung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes aus arbeitsmedizinischer und umweltmedizinischer Sicht
Dtsch Arztebl 2002; 99(38): A-2474 / B-2116 / C-1981
MEDIZIN


Anbei einige Zitate:

"Um so wichtiger ist es aus der Sicht der klinischen Umweltmedizin, die Patienten mit ihrem Beschwerdebild nicht allein zu lassen. Als Hilfsangebot kann eine "kognitive Verhaltenstherapie" zur Vermittlung geeigneter Bewältigungsstrategien wissenschaftlich begründet werden."

"Die Differenzialdiagnostik sollte vorzugsweise interdisziplinär in engem räumlichem und zeitlichem Zusammenhang erfolgen (16). Hierbei müssen im Sinne einer ganzheitlichen Patientenbetrachtung mögliche "psychische und somatische" Faktoren gleichberechtigt betrachtet werden (41). Bedeutend ist in diesem Zusammenhang, dass bei Patienten mit umweltbezogenen Beschwerden in einem hohen Anteil "psychosomatisch/psychiatrische" Erkrankungen diagnostiziert werden können (15, 20, 24, 25, 36).
Bislang existieren keine allgemein akzeptierten diagnostischen Tests hinsichtlich physiologischer oder biochemischer Parameter, die mit den angegebenen Symptomen korrelieren (5, 21).
Dennoch werden zahlreiche diagnostische Verfahren angeboten und durchgeführt, um das Vorliegen eines MCS zu „beweisen“ (33).
Augenfällig ist, dass oft Untersuchungsverfahren eingesetzt werden, die in der allgemeinen diagnostischen Routine noch nicht etabliert sind und deren Resultate auch von Fachspezialisten mit größter Zurückhaltung interpretiert werden."

"Ein verbreitetes ätiologisches Konzept stellt die Annahme der MCS-Symptomatik als Ausdruck der "Neurotoxizität von Umweltschadstoffen" dar. Demzufolge werden neuropsychologische Testverfahren eingesetzt, um Symptome wie Konzentrationsminderung, Müdigkeit und Verwirrtheit als Ausdruck einer Hirnleistungsminderung auf eine quasi objektive Basis zu stellen. Selbst wenn – ungeachtet der methodischen Einschränkungen der Aussagefähigkeit eines schlechten Testergebnisses – damit das Vorliegen einer organischen Hirnleistungsstörung als belegt akzeptiert würde, wäre ein Rückschluss auf die Ätiologie einer solchen Störung aus den Testergebnissen jedoch nicht möglich (1)."

" In den letzten Jahren wurden vermehrt funktionsabbildende Methoden individualdiagnostisch und in Studien eingesetzt. Es wurden SPECT- und PET-Befunde präsentiert, die Perfusionsstörungen und verminderte metabolische Aktivität in verschiedenen Hirnregionen als Korrelat einer MCS-Symptomatik darstellen sollen.
Die Grenzen der Aussagefähigkeit dieser Methoden aufgrund ihrer geringen Spezifität wurden von einer Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin ausführlich diskutiert (6).
Die Einwände gegen die vorliegenden PET- und SPECT-Studien richten sich jedoch nicht nur gegen die Interpretation der Ergebnisse, sondern auch gegen die Auswahl und unzureichende Charakterisierung der untersuchten Personen. In aller Regel handelt es sich um Berichte über konsekutiv untersuchte Betroffene, die im Hinblick auf eine Beschwerdesymptomatik vorselektiert waren und deren Angaben zur Exposition vorwiegend auf subjektiver Selbsteinschätzung beruhten. In jedem Fall ist schon aufgrund dieses Selektionseffekts eine Überhäufigkeit von krankheitswertigen Befunden im Untersuchungskollektiv zu erwarten. Ein Rückschluss auf die jeweiligen Ursachen dieser Pathologie kann jedoch angesichts der methodischen Unzulänglichkeit der Studien nicht vorgenommen werden.
Individualdiagnostisch sind die Ergebnisse zur „Sicherung“ einer MCS-Diagnose nicht zu verwerten."

"Laboruntersuchungen
Alle bisherigen explorativen Studien haben keine einheitlichen und reproduzierbaren "Laborbefunde" bei MCS-Patienten erbracht. Dennoch werden auch individualmedizinisch immer wieder umfangreiche Laboruntersuchungen durchgeführt und auch kleine Normabweichungen und solche von unbekannter Dignität als Beleg für eine somatisch begründete Entstehungsweise der Symptomatik angeführt. Am häufigsten finden sich hier extensive Bestimmungen von Parametern der zellulären und humoralen Immunität, Enzympolymorphismen, Parametern des Porphyrinstoffwechsels und Virustiter.
Die mangelhafte theoretische Fundierung für die Auswahl dieser Parameter, die häufig selbst noch experimentellen Charakter haben und allenfalls in Hypothesen testenden Studien auf Gruppenbasis neue Erkenntnisse liefern könnten, ist zu kritisieren. „Positive“ Befunde sind aufgrund der großen Parameterzahlen schon aus statistischen Erwägungen zu erwarten, wobei im Einzelfall viele der Ergebnisse klinisch nicht interpretierbar sind."

"BIOMONITORING"

Besonders zu erwähnen ist das Biomonitoring (3, 4). Als Parameter werden in der Regel chlororganische Verbindungen, Pestizide, Lösungsmittel, Schwermetalle und andere mehr bestimmt.
Durch eine ungerechtfertigte Gleichsetzung von Referenzwerten mit (toxikologisch begründeten) Grenzwerten wird den Betroffenen schon bei geringen Überschreitungen der statistischen Hintergrundbelastung suggeriert, dass ihre Beschwerden auf die gemessene Belastung zurückzuführen seien. Eine wissenschaftliche Basis für solche Aussagen fehlt."

"Aus dem bisher Beschriebenen folgt, dass wissenschaftlich begründete somatische Therapiekonzepte für MCS bislang nicht zur Verfügung stehen.
Diese methodisch bedingte und grundsätzlich unvermeidbare Unsicherheit liefert den Nährboden für nicht durch wissenschaftliche Daten abgesicherte Auffassungen, in denen sich Patienten und ihre Ansprechpartner (Ärzte, Heilpraktiker, „Umwelttoxikologen“, „klinische Ökologen“) gegenseitig in ihren Ängsten und Kausalitätsbedürfnissen bestätigen."
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Beitragvon Wüstenfieber » Samstag 18. Juli 2009, 19:50

Die Erklärung siehst Du an seiner "Heimatadresse": Nasterlack / BASF Ludwigshafen
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Beitragvon Stier » Samstag 18. Juli 2009, 21:49

Das Steckenpferd von Prof. Drexler aus Erlangen ist der "Zigarettenrauch".

Selbst das Problem von Schadstoffbelastungen in Innenräumen wird mit Zigarettenrauch in Relation gesetzt und dadurch quasi "heruntergespielt".

In Focus Online "Homepage Gesundheit" (Mai 2008)zum Thema: Von Elektrosmog bis Feinstaub - "Die Wahrheit über Alltagsgifte"
äußerte sich Prof. Drexler u.a.:


"Die großen Gefahrenquellen bleiben auch in der heutigen Zeit beispielsweise der nach wie vor völlig unterschätzte "Zigarettenrauch", sagt Hans Drexler, Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Uniklinik Erlangen – und stellt gleich klar:
„Selbst wenn in der Weihnachtszeit wieder die Diskussion um Acrylamid aufkommt: Der Zigarettenraucher braucht sich um seine Spekulatius keine Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass man die Hierarchie der Gefährdung nicht übersieht.“

Seitdem nach den Asbestskandalen viele Gebäude „entgiftet“ und asbesthaltige Produkte in Deutschland verboten wurden, ist es in der Diskussion um Wohngifte ruhig geworden. Zwar sind die Mineralfasern in der Luft alles andere als gesund und können Brust- und Zwerchfellkrebs oder Atemwegsleiden hervorrufen.

Umweltmediziner Hans Drexler mahnt jedoch, die Gefahr in der richtigen Relation zu sehen.

"Denn weder durch Lacke noch durch Wandfarben steigt die Schadstoffbelastung in Innenräumen so hoch an wie durch Zigarettenrauch.
Er enthält einige 1000 giftige und krebserregende Substanzen.„Der Grenzwert für Asbestfasern in der Luft liegt bei 500 Fasern pro Kubikmeter. Selbst bei einer zehnfachen Überschreitung dieses Werts ist das Krebsrisiko nicht höher, als wenn ich die gleiche Zeit in einer Kneipe sitze und Zigarettenrauch einatme“, sagt Hans Drexler.
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Beitragvon Amazone » Samstag 18. Juli 2009, 22:29

Nicht zu vergessen!

Das Projekt "Informationsstelle Human Biomonitoring" wird mit Mitteln des Verbandes der Chemischen Industrie gefördert.

Siehe auch in diesem Tagungsband, Seite 1 unten:
http ://www.helmholtz-muenchen.de/fileadmin/infostelle-humanbiomonitoring/pdf/Tagungsband2_Manuskript_End.pdf
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Beitragvon Juliane » Sonntag 19. Juli 2009, 18:28

So sieht man es bei der BASF

Durch systematische und strukturierte Vorgehensweise sowohl bei unseren Aktivitäten in der täglichen Routine als auch bei gezielten Vorsorgeaktionen bestehen optimale Voraussetzungen zur wissenschaftlichen Evaluation und Publikation unserer arbeitsmedizinischen Erkenntnisse in nationalen und internationalen Fachjournalen. Dies geschieht mit Methoden der Epidemiologie und stellt gleichzeitig eine effektive Qualitätskontrolle unserer Arbeit dar

Die Epidemiologie in der Arbeitswelt ist die Lehre von Auftreten, Verteilung und Ursachen arbeitsbedingter Erkrankungen. Seit langem tragen wir in diesem Feld mit gezielten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Erkenntnisgewinn bei.Wir berichten sowohl über die arbeitsmedizinischen Erkenntnisse aus unserer täglichen praktischen Arbeit als auch über gezielt durchgeführte wissenschaftliche Studien über spezielle Fragestellungen zu Produktsicherheit und Gesundheitsschutz. Viele Veröffentlichungen beschäftigen sich auch mit Themen und Aspekten der allgemeinen Gesundheitsförderung.

http://www.basf.com /group/corporate/de/sustainability/employees/occupational-medicine/publications
Juliane
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Beitragvon Juliane » Sonntag 19. Juli 2009, 18:31

"Bezugsgrößen zur Belastungsbewertung

(Anmerkung: Folgender Eintrag wurde gestrichen)

Norm(al)werte: Festlegung aus einer Referenzstichprobe oder unter
funktionellen Gesichtspunkten. Abweichungen können unmittelbar
gesundheitsrelevant werden (z. B. Hämoglobingehalt des Blutes,
Leberenzymaktivitäten, Blutdruck)"


Die
Schlussfolgerungen

"Biomonitoring ist in der Arbeitsmedizin (nicht nur der chemischen

Industrie) seit vielen Jahren etabliert und bewährt

�� Die Messungen müssen standardisiert und qualitätsgesichert

durchgeführt und bewertet werden; die Ergebnisse unterliegen der

ärztlichen Schweigepflicht

�� Die Ergebnisse müssen den Betroffenen anhand existierender

Beurteilungskriterien mitgeteilt und interpretiert werden

�� Biomonitoring kann auch im Umweltbereich sinnvoll eingesetzt

werden, wenn es sachgerecht angewandt und interpretiert wird

Biomonitoring ist in der Hand des erfahrenen Arztes ein

wertvolles (und manchmal unersetzliches) Instrument im Arbeits und

Umweltschutz"


27. Januar 2009, Bonn

Human-Biomonitoring in der
Chemischen Industrie

Michael Nasterlack, Wolfgang Will, Gabi Leng*


http ://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/humanbiomonitoring_vortrag_nasterlack.pdf
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