MCS in der Berliner Morgenpost

MCS in der Berliner Morgenpost

Beitragvon Melville » Dienstag 22. April 2008, 13:36

Verwirrtes Immunsystem
Wenn chemische Schadstoffe Allergien auslösen, ist es oft nicht einfach, die Ursache zu finden


....Hatte die Suche Erfolg, muss mal mehr mal weniger aufwendig saniert werden. Das ist nervlich und finanziell belastend, doch in den meisten Fällen hören die Gesundheitsprobleme dann auf. Nicht so bei Menschen, die eine vielfache Chemikalienunverträglichkeit (Multiple Chemical Sensitivity-MCS) entwickelt haben. Dieses neue und nicht unumstrittene Krankheitsbild zeichnet sich durch eine Vielfalt von Symptomen aus, wie Haut- und Schleimhautveränderungen, Atemnot, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel, aber auch Gelenkschmerzen und Magen-Darm-, sowie Herz-Kreislauf-Probleme. Besonders tückisch ist dieses Leiden aber, weil selbst kleinste Mengen von chemischen Stoffen, auch gänzlich ungiftiger Art, Beschwerden machen.

Vorausgegangen ist häufig eine starke Belastung mit giftigen Chemikalien wie Pestiziden oder Holzschutzmitteln. Dieser "chemische Schock", der oftmals auch am Arbeitsplatz erfolgte, hinterlässt eine Art "Gedächtnis"; der Betroffene beginnt überempfindlich zu reagieren. Welchen Anteil psychische Faktoren bei dem in Deutschland nicht als Krankheit anerkannten Leiden haben, ist umstritten. Unbestritten ist, dass die Betroffenen massiv leiden und kein normales Leben mehr führen können. Viele können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, müssen ihre Wohnung verlassen, soziale Bindungen zerbrechen. Zudem werden sie von Freunden, Familie und Ärzten für "Ökochonder" gehalten, weil ein objektiver Nachweis chemischer Substanzen, etwa im Urin oder im Blut, negativ ausfällt. "In diesen Fällen muss ich den Menschen selbst als sein empfindlichstes Messinstrument nehmen", sagt Dr. Eberhard Schwarz, Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Umweltmedizin am Fachkrankenhaus Nordfriesland. Dort werden Betroffene ambulant und stationär behandelt.

Ein wichtiger Baustein der Therapie ähnelt der Hyposensibilisierung bei Allergikern. Den Patienten wird eine speziell hergestellte Verdünnung der auslösenden Stoffe gespritzt, die sie auf Dauer unempfindlicher macht. Auch Nahrungsergänzungsmittel und eine spezielle Rotationskost helfen manchen MCS-Patienten. Doch sie brauchen einen langen Atem und genügend Geld.

Denn wer nicht stationär behandelt wird, muss die Therapie aus eigener Tasche zahlen. Generell gilt: Umweltmedizin ist ein aufwändiger Bereich, aus dem sich Ärzte und Beratungsstellen zunehmend zurückziehen, weil öffentliche Gelder fehlen und vieles nicht als Kassenleistung gilt.

Aus der Berliner Morgenpost vom 24. Januar 2004

http://www.morgenpost.de/content/2004/01/24/ttt/655099.html
Melville
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