PLUS MINUS (ARD- 21.50) - Neurotoxine im Flugzeug

PLUS MINUS (ARD- 21.50) - Neurotoxine im Flugzeug

Beitragvon Stier » Dienstag 3. Februar 2009, 18:18

NEUROTOXINE in FLUGZEUGEN

Pressemitteilung:
Luftfahrt
Ungefiltert eingeatmet

Sendeanstalt und Sendedatum: WDR, Dienstag, 3. Februar 2009 im Ersten


PRESSEMITTEILUNG:
Bildunterschrift: ]
Die Luft an Bord von Linienmaschinen ist längst nicht so sauber, wie immer angenommen wird. In Zusammenarbeit mit der Redaktion „Kassensturz“ vom Schweizer Fernsehen wurden in den vergangenen Monaten bei Stichproben über 30 Abstriche in Verkehrsflugzeugen namhafter Fluggesellschaften gemacht. 28 Proben weisen zum Teil sehr hohe Anteile von Trikresylphosphat (TCP) auf. Dabei handelt es sich um eine ausschließlich dem Triebwerksöl beigefügte Chemikalie, aus der Gruppe der organischen Phosphate, die als Nervengift bekannt ist.

Die Stichproben wurden durch den weltweit anerkannten Toxikologen, Professor Christiaan van Netten von der Universität in British Columbia (Kanada), ausgewertet. Professor van Netten ist nicht nur durch zahlreiche Fachpublikationen ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, er hat auch im Auftrag der Federal Aviation Administration (FAA) die Belastung der Kabinenluft in Flugzeugen erforscht.

Da die Kabinenluft in Verkehrsflugzeugen in der Regel nicht gefiltert wird, können bei Störfällen die Verbrennungsrückstände des Öls über die Klimaanlage auch in die Kabinenluft gelangen und dort von Besatzung und Passagieren eingeatmet werden. In diesem Zusammenhang sind seit 1983 weltweit zahlreiche Fälle bekannt geworden, bei denen vermutet werden muss, dass Besatzungsmitglieder und Passagiere infolge solcher Kabinenluft-Kontamination erkrankt sind. Es wird jedoch eine weitaus höhere Dunkelziffer vermutet, weil zwischen dem Ereignis und den sofort wie auch noch nach einigen Wochen auftretenden Symptomen nicht immer ein direkter Zusammenhang hergestellt werden kann. Fluggesellschaften haben Passagiere nicht immer über solche Vorfälle aufgeklärt. Seit 1999 werden die gesundheitlichen Schädigungen auch als „Aerotoxisches Syndrom“ bezeichnet.

Infolge von Störfällen mit Ölrückständen in der Atemluft wird auch die Flugsicherheit gefährdet. plusminus sind auch in Deutschland Fälle bekannt geworden, bei denen die Piloten in ihrer Handlungsfähigkeit erheblich eingeschränkt waren oder sogar ganz ausfielen. Besonders Berufspiloten und Flugbegleiter sind nach Recherchen von plusminus einer erhöhten Gefährdung ausgesetzt. Sie sind angehalten, solche Vorfälle unverzüglich anzuzeigen. Doch trotz der gesetzlichen Verpflichtung, solche „Kontaminations-Ereignisse der Kabinenluft“ der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung zu melden, gehen dort noch längst nicht alle Meldungen ein.

Während Probleme mit kontaminierter Kabinenluft im englischsprachigen Raum bereits seit über zehn Jahren bekannt sind, ist das Phänomen hierzulande eher unbeachtet geblieben.

plusminus hat herausgefunden, dass in Deutschland erste Klagen von Flugpersonal vor den Arbeitsgerichten anhängig sind. Die Betroffenen bemängeln, sie seien in Folge der Belastung von verunreinigter Kabinenluft flugdienstuntauglich geworden und es gäbe bislang keine ausreichenden Gefährdungsanalysen seitens der Arbeitgeber. Auch gibt es bisher keinerlei Sensoren an Bord, die in einem solchen Fall Besatzung und Passagiere warnen.

Trikresylphosphat gehört zur Gruppe der organischen Phosphate wie beispielsweise auch das Nervengift Sarin. Über die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus gibt es bislang nur wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse in Bezug auf die Einnahme, beispielsweise über die Nahrung, nicht jedoch über die Inhalation in einer Druckkabine wie in einem Flugzeug.


Dieser Text informiert über den "Fernsehbeitrag" vom 03.02.2009. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
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Beitragvon Maria Magdalena » Dienstag 3. Februar 2009, 18:32

Plusminus- Wirtschaftsmagazin mit Jörg Boecker. ARD, um 21.50 Uhr. Kann das jemand aufnehmen? Es könnte unter Umständen eine für uns alle wichtige Dokumentation sein.
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Beitragvon Clarissa » Dienstag 3. Februar 2009, 18:43

ich will's versuchen.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Beitragvon Clarissa » Dienstag 3. Februar 2009, 22:58

ist auf der festplatte aufgenommen.
Und allen Leugnern zum Trotz, im DIMDI
ICD-10-GM Version 2018 - Stand Oktober 2017 ist MCS immer noch im Thesaurus unter
T 78.4 zu finden und wirklich nur dort und an keiner anderen Stelle!
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Beitragvon Stier » Mittwoch 4. Februar 2009, 23:40

zu dem gestrigen Plus Minus Beitrag im ARD (Neurotoxine im Flugzeug) gibt es ERGÄNZUNGEN, u.a. ein Video, Tipps bei möglichen Toxinbelastungen und eine Zusammenfassung der gestrigen Fernsehsendung (s. weiter unten):
Sendung vom 03.02.2009

Gefährlicher Flugzeugrauch: Giftstoffe in Kabine
Während des Fluges riecht es plötzlich unangenehm. Grund: Über die Ventilation strömen Rauch und Dämpfe in das Flugzeug, verursacht durch undichte Stellen im Motor. Was die Flugzeugbranche verschweigt: Es gelangen Giftstoffe in die Kabinen. «Kassensturz» hat die Rückstände untersucht.

19. April 2005, Swiss-Flug LX1103 von München nach Zürich: Kurz vor der Landung tritt im Cockpit Dunst und ein stechender Geruch auf. Der Copilot bekommt Atemprobleme und muss die Sauerstoffmaske anziehen. Der Pilot landet die Maschine, der Rauch verzieht sich. Das Büro für Flugunfalluntersuchungen (BFU) befasst sich mit dem Fall.

Rückstände von Öl

Das BFU legt ein Jahr später seinen Untersuchungsbericht vor. Grund für diesen schweren Vorfall sei ein Triebwerk, das Öl verloren habe. Dadurch wurde der Copilot toxisch belastet; ihm ging es sehr schlecht, er war nur noch beschränkt handlungsfähig.

Das Schweizer Fernsehen berichtet in der Folge über diesen Fall mit dem Jumbolino. Jürg Schmid, Sicherheitschef von Swiss, spielt den Vorfall herunter: «Es besteht die Möglichkeit, dass ihn der Geschmack derart irritiert hat, dass seine Handlungsfähigkeit leicht eingeschränkt war.»

Die Flugzeugindustrie und Airlines behaupten seit vielen Jahren, dass die Atemluft in den Flugzeugen unbedenklich sei. Ein britischer Dokumentarfilm belegt das Gegenteil: Flight-Attendant Karen Burns ruinierte ihre Gesundheit auf einem einzigen Flug. Sie und zwei ihrer Kolleginnen wurden schwer nervenkrank. Es stellte sich heraus: Das Flugzeug hatte einen technischen Schaden: Vermutlich war die Kabinenluft mit Ölrückständen verschmutzt.

Schlechte Wartung

So können sich Crew und Passagiere im Flugzeug-Innern vergiften: Durch schlechte Wartung oder Materialfehler ist es möglich, dass ein Triebwerk undicht wird. Turbinen-Öl gelangt so in den Ansaugkanal der Klimaanlagen. Dort verbrennt oder verdampft das Öl und kommt so als unsichtbarer Dunst oder Rauch ungefiltert ins Flugzeuginnere.

Ins Cockpit strömt ausschliesslich Luft von den Turbinen, die Passagiere atmen zum Teil auch reziklierte Luft. Piloten und Passagiere sind den Dämpfen ahnungslos ausgesetzt. Am stärksten betroffen sind die Piloten. Einige klagen über Vergiftungserscheinungen und mussten ihren Job aufgeben.

Wie schädlich der Rauch ist, weiss niemand genau. Flugzeughersteller und Airlines haben es bis heute unterlassen, die giftige Wirkung von Rauch in Flugzeugen abzuklären. Tatsache ist: Turbinen-Öl, wie das gebräuchliche Mobile Jet Oil II, das durch ein Leck in die Kabine gelangen kann, enthält Zusatzstoffe, die für Menschen giftig sind. Einer davon ist das Nervengift Tri-Cresyl-Phosphat (TCP).

Proben genommen

Umweltanalytiker Michael Oehme war Professor an der Universität Basel. Er kennt die Gefährlichkeit von TCP, wenn der Stoff eingeatmet wird. «Man hat einen direkten Angriff auf die Nervenfasern, die die einzelnen Nerven miteinander verbinden.» Diese Effekte seien zum Teil irreversibel.

Ein Flugzeugtyp wird in Untersuchungsberichten zu Rauch- und Dunstvorfällen oft genannt: Der so genannten Jumbolino. Swiss betreibt 24 von ihnen in der Europaflotte. «Kassensturz» will wissen: Sind im Innenraum TCP-Rückstände von Jet-Öl zu finden? Mit sterilen Handschuhen und Alkohol-Pads erheben die «Kassensturz»-Reporter Wischproben an Wänden, Teppichen und Lüftungsschlitzen, überall dort, wo sich Chemikalien ablagern können. Zur gleichen Zeit sind Kollegen vom ARD-Wirtschaftsmagazin Externer Link Plusminus in Flugzeugen von Boeing und Airbus unterwegs und nehmen auf 6 weiteren Airlines Stichproben, darunter Condor, Lufthansa und Air Berlin.

Teils stark belastet
Der kanadische Toxikologe Christiaan van Netten analysiert die Proben. Er hat schon mehrere
Studien zur Qualität der Kabinenluft verfasst, auch für die amerikanische Luftfahrtbehörde.
Testergebnis: Fast alle Proben sind mit TCP belastet, zum Teil stark. Christiaan Van Netten: «Das bedeutet mit Sicherheit, dass Öl verbrannt wurde. Die Passagiere haben dieses Material eingeatmet.»

Das BFU hat in den letzten Jahren mehrfach Berichte zu Dunst- und Rauchvorfällen mit so genannter «bleed air» verfasst. Das Büro könne aber keine Sicherheitsempfehlungen geben, weil Wartungsmängel der Grund für die Kabinenluft-Verschmutzung seien. Bei korrekter Wartung könnte man einen Teil der Probleme «sicher eliminieren», sagt BFU-Untersuchungsleiter Daniel Knecht.

Die Fluggesellschaften sind für saubere Innenluft verantwortlich. Wie oft kommt Öl-Dunst vor auf Swiss-Flügen? Wie informiert Swiss bei einem Vorfall die Passagiere? Haben sich schon Angestellte oder Passagiere über gesundheitliche Probleme wegen schlechter Luft beklagt? Swiss will auf keine dieser Fragen eine Antwort geben. Der Leiter der Medienstelle, Franco Gullotti, gibt lediglich ein Statement ab: «Swiss nimmt dieses Thema sehr ernst und untersucht das Thema, das die ganze Flugzeugindustrie betrifft, sehr genau. Alle Sicherheitsempfehlungen werden sofort umgesetzt.»

Zu wenig erforscht

Swiss gehe noch einen Schritt weiter und habe freiwillig Filteranlagen installiert. «Zum Beispiel auf den Jumbolinoflugzeugen, um diese Einzelfälle mit sichtbarem Rauch, die weniger als einer pro Jahr vorkommen, noch weiter zu reduzieren», sagt Gullotti.

Die installierten Filter taugen offenbar wenig, denn auch in Swiss-Jumbolinos fand das Labor hohe TCP-Werte. Die Giftigkeit von Rauch und Dunst im Flugzeug müsse unbedingt genauer erforscht werden. Christiaan van Netten: «Es ist nicht nur TCP, es ist eine Kombination von verschiedensten Wirkstoffen, die bei einem akuten Vorfall beteiligt sind.»

Die Fluggesellschaften kennen das Problem von verunreinigter Kabinenluft schon seit Jahren – doch sie tun dagegen viel zu wenig. In der Schweiz sind bislang keine Fälle bekannt, in denen Kabinenpersonal oder ein Pilot wegen schlechter Luft arbeitsunfähig geworden ist. In Deutschland aber schon: Da seien mehrere Fälle vor Arbeitsgericht, berichten Reporter

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Beitragvon Karlheinz » Donnerstag 5. Februar 2009, 10:08

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