Vorsicht Nanoteilchen!

Umweltbundesamt warnt vor Nanotechnik
Kleine Teilchen, ganz groß - und gefährlich?
Autolacke werden widerstandsfähiger und Grauschleier auf Schokoriegeln verhindert: Die Nanotechnologie macht all das möglich. Sie gilt als die Schlüsseltechnologie der Zukunft. Doch jetzt warnt das Umweltbundesamt: Künstliche Nanoteilchen bergen eine Gefahr für Mensch und Umwelt.
In einem jetzt veröffentlichten Hintergrundpapier warnt das Umweltbundesamt (UBA) vor den Gefahren, die aus dem industriellen Einsatz von Nanotechnologie entstehen können. So können die synthetisch hergestellten Kleinstpartikel, die beispielsweise in Kosmetika, Kleidungsstücken und Pharmazeutika verwendet werden, den menschlichen Körper stark belasten und die Umwelt schädigen. Aus diesem Grund empfiehlt das Umweltbundesamt, Produkte mit den kleinen Partikeln so lange zu vermeiden, bis ihre Wirkungen auf den Menschen und seine Umwelt besser erforscht und keine gesundheitlichen Schäden zu befürchten sind.
So schädlich wie Asbest?
Die Nanotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft, birgt aber noch erhebliche Risiken für Mensch und Umwelt.
In den vergangenen Jahren ergaben erste Studien, wie gefährlich die künstlichen Teilchen für den menschlichen Organismus sein können. So gelangen die Millionstel Millimeter kleinen Partikel vornehmlich über die Atemwege, die Haut und den Mund in den Körper, wo sie aufgrund ihrer Winzigkeit bis tief in die Lunge eindringen können. Dort, so ergaben die Studien, könnten sie Entzündungen und schwere Lungenkrankheiten verursachen. Forscher wiesen außerdem nach, dass die künstlichen Nanopartikel sogar in Körperzellen gewandert sind, in denen sie die DNS schädigten. Auch die Hirnentwicklung bei Föten könnte durch sie negativ beeinflusst werden. In Tierversuchen zeigte sich, dass bestimmte Nanopartikel eine ähnlich schädigende Wirkung wie Asbestfasern haben können.
Schlüsseltechnologie muss besser erforscht werden
Die Nanotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft und wird in vielen Industriezweigen eingesetzt. Allein in Deutschland arbeiten etwa 800 Unternehmen damit. So werden die synthetischen Nanopartikel etwa in Autolacken und Handy-Displays verwendet, um diese widerstandsfähiger und weniger schmutzanfällig zu machen. Hier geht von den Partikeln keine größere Gefahr für die Gesundheit aus, da die Teilchen fest eingeschlossen sind.
Die synthetischen Nanopartikel sind vor allem in Kosmetika gefährlich, da sie über die Haut sofort in den Körper gelangen.
Anders sieht es bei Textilien, Kosmetika und Nahrungsmitteln aus: Nicht eingeschlossene Nanopartikel, wie sie zum Beispiel in Sonnencremes zum UV-Schutz vorkommen, können sofort über Haut und Atemwege in den Körper eindringen. Genauso ist es bei Textilien, in denen die Teilchen das Wachstum von Bakterien und damit Geruchsbildung verhindern sollen. Auch in der Nahrungsmittelindustrie wird derzeit damit experimentiert, um etwa bei Schokoriegeln zukünftig die Bildung eines Grauschleiers zu unterdrücken.
Forderung nach Kennzeichnungspflicht
Die Unternehmen müssen bislang nicht ausweisen, welche Produkte künstliche Nanopartikel enthalten. Das erschwert es den Verbrauchern, Produkte zu erkennen, die ohne Nanoteilchen hergestellt wurden. Daher fordert das UBA eine Kennzeichnungspflicht sowie ein öffentlich einsehbares Melderegister, in dem sich Verbraucher informieren können.
Der Biologe Dr. Wolfgang Dubbert, einer von vier Biologen und Umweltwissenschaftlern, die das Papier in Kooperation mit Industrie und Forschung erstellt haben, betonte gegenüber tagesschau.de: Mit dem Hintergrundpapier solle "mehr Transparenz und Aufklärung" über die Technologie geschaffen werden. Darin würden Empfehlungen an Industrie und Forschung formuliert, wie diese künftig die innovative Technologie umweltverträglicher einsetzen könnten. Ihre Chancen und Risiken müssten noch besser erforscht werden, um ihren Einsatz künftig sicherer zu machen.
Denn richtig eingesetzt könne die Nanotechnologie auch einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten, sagte Dubbert gegenüber tagesschau.de. Zudem ließen sich dadurch auch Energie und Rohstoffe einsparen. Für eine fundierte Bewertung der noch recht jungen Technologie setze sich das Umweltbundesamt auch aktiv in Gesprächen mit der OECD und der Bundesregierung ein.
Nanotechnologie:
Nano bezeichnet den milliardsten Teil von einem Meter, der einem Millionstel Millimeter entspricht. Das Wort "Nanos" bedeutet Zwerg. Nanopartikel haben einen Durchmesser von weniger als 100 Nanometern und andere physikalische Eigenschaften als größere Teilchen desselben Stoffs. Die Nanotechnologie wird in nahezu allen Bereichen erforscht und eingesetzt - in der Physik ebenso wie in der Chemie, Biologie und Medizin. Auch in vielen Produkten des täglichen Lebens werden Nanopartikel eingesetzt, etwa in Textilien, Spielzeugen oder in der Kosmetik.
Für den Verbraucher kann bei Textilien und Kosmetika der Inhaltsstoff "Titandioxid" ein Hinweis auf die künstlichen Nanoteilchen sein. Titandioxid kommt in vielen Produkten, wie etwa Deckweiß, vor, in denen es eher unbedenklich ist, in Kosmetika und Textilien aber sollte Vorsicht geboten sein.
http://www.tagesschau.de/inland/nanotechnik100.html
Kleine Teilchen, ganz groß - und gefährlich?
Autolacke werden widerstandsfähiger und Grauschleier auf Schokoriegeln verhindert: Die Nanotechnologie macht all das möglich. Sie gilt als die Schlüsseltechnologie der Zukunft. Doch jetzt warnt das Umweltbundesamt: Künstliche Nanoteilchen bergen eine Gefahr für Mensch und Umwelt.
In einem jetzt veröffentlichten Hintergrundpapier warnt das Umweltbundesamt (UBA) vor den Gefahren, die aus dem industriellen Einsatz von Nanotechnologie entstehen können. So können die synthetisch hergestellten Kleinstpartikel, die beispielsweise in Kosmetika, Kleidungsstücken und Pharmazeutika verwendet werden, den menschlichen Körper stark belasten und die Umwelt schädigen. Aus diesem Grund empfiehlt das Umweltbundesamt, Produkte mit den kleinen Partikeln so lange zu vermeiden, bis ihre Wirkungen auf den Menschen und seine Umwelt besser erforscht und keine gesundheitlichen Schäden zu befürchten sind.
So schädlich wie Asbest?
Die Nanotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft, birgt aber noch erhebliche Risiken für Mensch und Umwelt.
In den vergangenen Jahren ergaben erste Studien, wie gefährlich die künstlichen Teilchen für den menschlichen Organismus sein können. So gelangen die Millionstel Millimeter kleinen Partikel vornehmlich über die Atemwege, die Haut und den Mund in den Körper, wo sie aufgrund ihrer Winzigkeit bis tief in die Lunge eindringen können. Dort, so ergaben die Studien, könnten sie Entzündungen und schwere Lungenkrankheiten verursachen. Forscher wiesen außerdem nach, dass die künstlichen Nanopartikel sogar in Körperzellen gewandert sind, in denen sie die DNS schädigten. Auch die Hirnentwicklung bei Föten könnte durch sie negativ beeinflusst werden. In Tierversuchen zeigte sich, dass bestimmte Nanopartikel eine ähnlich schädigende Wirkung wie Asbestfasern haben können.
Schlüsseltechnologie muss besser erforscht werden
Die Nanotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft und wird in vielen Industriezweigen eingesetzt. Allein in Deutschland arbeiten etwa 800 Unternehmen damit. So werden die synthetischen Nanopartikel etwa in Autolacken und Handy-Displays verwendet, um diese widerstandsfähiger und weniger schmutzanfällig zu machen. Hier geht von den Partikeln keine größere Gefahr für die Gesundheit aus, da die Teilchen fest eingeschlossen sind.
Die synthetischen Nanopartikel sind vor allem in Kosmetika gefährlich, da sie über die Haut sofort in den Körper gelangen.
Anders sieht es bei Textilien, Kosmetika und Nahrungsmitteln aus: Nicht eingeschlossene Nanopartikel, wie sie zum Beispiel in Sonnencremes zum UV-Schutz vorkommen, können sofort über Haut und Atemwege in den Körper eindringen. Genauso ist es bei Textilien, in denen die Teilchen das Wachstum von Bakterien und damit Geruchsbildung verhindern sollen. Auch in der Nahrungsmittelindustrie wird derzeit damit experimentiert, um etwa bei Schokoriegeln zukünftig die Bildung eines Grauschleiers zu unterdrücken.
Forderung nach Kennzeichnungspflicht
Die Unternehmen müssen bislang nicht ausweisen, welche Produkte künstliche Nanopartikel enthalten. Das erschwert es den Verbrauchern, Produkte zu erkennen, die ohne Nanoteilchen hergestellt wurden. Daher fordert das UBA eine Kennzeichnungspflicht sowie ein öffentlich einsehbares Melderegister, in dem sich Verbraucher informieren können.
Der Biologe Dr. Wolfgang Dubbert, einer von vier Biologen und Umweltwissenschaftlern, die das Papier in Kooperation mit Industrie und Forschung erstellt haben, betonte gegenüber tagesschau.de: Mit dem Hintergrundpapier solle "mehr Transparenz und Aufklärung" über die Technologie geschaffen werden. Darin würden Empfehlungen an Industrie und Forschung formuliert, wie diese künftig die innovative Technologie umweltverträglicher einsetzen könnten. Ihre Chancen und Risiken müssten noch besser erforscht werden, um ihren Einsatz künftig sicherer zu machen.
Denn richtig eingesetzt könne die Nanotechnologie auch einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten, sagte Dubbert gegenüber tagesschau.de. Zudem ließen sich dadurch auch Energie und Rohstoffe einsparen. Für eine fundierte Bewertung der noch recht jungen Technologie setze sich das Umweltbundesamt auch aktiv in Gesprächen mit der OECD und der Bundesregierung ein.
Nanotechnologie:
Nano bezeichnet den milliardsten Teil von einem Meter, der einem Millionstel Millimeter entspricht. Das Wort "Nanos" bedeutet Zwerg. Nanopartikel haben einen Durchmesser von weniger als 100 Nanometern und andere physikalische Eigenschaften als größere Teilchen desselben Stoffs. Die Nanotechnologie wird in nahezu allen Bereichen erforscht und eingesetzt - in der Physik ebenso wie in der Chemie, Biologie und Medizin. Auch in vielen Produkten des täglichen Lebens werden Nanopartikel eingesetzt, etwa in Textilien, Spielzeugen oder in der Kosmetik.
Für den Verbraucher kann bei Textilien und Kosmetika der Inhaltsstoff "Titandioxid" ein Hinweis auf die künstlichen Nanoteilchen sein. Titandioxid kommt in vielen Produkten, wie etwa Deckweiß, vor, in denen es eher unbedenklich ist, in Kosmetika und Textilien aber sollte Vorsicht geboten sein.
http://www.tagesschau.de/inland/nanotechnik100.html