Gerade habe ich eine Information erhalten, zur abgesagten Sendung:
Zitat
Liebe Mitmenschen,
na, ob die ARD Sendung Plusminus mit dem Beitrag "Schulen: Ungesunde Klassenzimmer" (über Umweltgifte in Klassenräumen) heute am 21. Juni 2011 um 21:50 Uhr wohl wirklich nur verschoben und zu einem späteren Zeitpunkt gesendet wird (Mail von der ARD Plusminus an mich s. unten)?
Das große Fragezeichen bleibt dahinter!
Zu dem Beitrag sind neben Beteiligten anderer Schulen, auch Jürgen Jäger, Umwelt- und Schadstoffbeauftragter der GEW Hessen, unsere Tochter Ayla und ich interviewt worden. Unsere Tochter hatte nach Verlegung des neuen Bodenbelags und nach Einzug in sogenannte "Container" in der MLS in Rimbach im Weschnitztal Asthma und Hautveränderungen an den Armen bekommen. Sie war nicht die Einzige, die mit Problemen zu kämpfen hatte (s. Artikel unserer Tochter Maike in der Schülerzeitung. Dieser wurde auch von der GEW Hessen veröffentlicht.)
Die MLS ist nicht die einzige Schule, die von Umweltgiften betroffen ist. Neu sanierte Schulen betrifft die Problematik auch!
Raumluftmessungen in der MLS Rimbach hatten 2008 unter anderem Naphthalin über dem Richtwert II gefunden (Infos zu Naphthalin s. Anlage). Für einen Raum hieß es sogar, dass die Ausdünstungen Stresssymptome auslösend sind. Das heißt, dass die Schule - nach reinem Menschenverstand, eigentlich sofort hätte geschlossen werden müssen. Aber es geschah nichts.
Empfehlung der Firma und des Messinstituts, Firma Wessling, Beratende Ingenieure GmbH, Mannheim: Räume aufheizen, Stoßlüftungen, feuchte Reinigung.
Das UBA (Umweltbundesamt) teilt mit: unbedenklich.
Nach einer neuen Messung 2010 dann Erleichterung bei allen - den wenigen, die davon wussten (der Elternbeirat hatte die Elternschaft nicht über die Ereignisse informiert, die Schulleitung vor 2010 nur wenige Lehrer: Wen ich ansprach, jeder fiel aus den Wolken, als er/sie davon hörte), aber nun Erleichterung: Die Firma Wessling findet nur noch Werte von Naphthalin < 1 Mikrogramm/ m³!
"Damit kann ich leben", so ein Lehrer daraufhin.
Der Fall ist für die Schule, so die Schulleiterin Frau Wilhelm, abgeschlossen.
Bleiben die Jahre seit 2005, in denen die Bodenverlegung stattfand, und in denen Schülerschaft und Lehrkräfte den toxischen Substanzen (nicht nur Naphthalin laut Raumluftmessung 2008!) ausgesetzt waren. Was für Folgen haben sie oder werden sie noch für die Gesundheit haben? Wird ein Arzt, eine Ärztin später bei Krankheiten Zusammenhänge mit den hochtoxischen Substanzen in der MLS feststellen können? Ist dieser in der Umweltmedizin überhaupt ausgebildet?
Zurück bleiben auch folgende Fragen:
Wie kommt ein derartiges Ergebniss in der zweiten Messung zustande? Kann dem getraut werden?
Gemessen wurde bei der Raumluftmessung im Herbst 2010 nach 7 Stunden. Wurde möglicherweise vor der Messung, wie das manchmal so üblich ist, gelüftet?
Warum wurde bei einer Außentemperatur von 12 Grad Celsius (Innentemperatur von 19 Grad) gemessen und nicht bei sommerlicher Hitze oder bei eingeschalteter Fußbodenheizung, wo diese Substanzen am meisten ausdünsten?
Herr Bernd Kinze, Baubiologe IBN aus Aschaffenburg auf weitere Fragen meinerseits:
„Naphthalin über Luft zu messen, sagt nichts aus, da es eine schwerflüchtige Verbindung ist und somit Material gebunden ist.
Es hätte eine Staubanalyse gemacht werden müssen. Hierbei wird der Raum über längere Zeit geschlossen und danach wird eine Staubprobe entnommen.
Querverbindungen werden bei den Ergebnissen außerdem nicht berücksichtigt."
Zitat Dr. Neumann:
"Es ist nicht richtig, aus der Baurechtlichen Zulassung die Aussage abzuleiten:
‚Gesundheitliche Bedenken bei der Verwendung unserer Produkte bestehen nicht’. Es ist nicht bekannt, dass die Firma […] diese fachliche toxikologische und medizinische Kompetenz hat, dieses ausschließend festzustellen.[…]“
Die Firma Wessling GmbH soll unabhängig sein. Wie unabhängig?
Recherchiert man, stellt man fest, dass sie Standorte in ganz Deutschland sowie in Frankreich, Italien, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz und Ungarn hat (
http://de.wessling-group.com/ueber-wessling/standorte/wessling-deutschland/ ).
Wie mir von einer Lehrerin im vorzeitigen Ruhestand berichtet wurde, sind einige Schulen nach Messergebnissen dieser Firma hartnäckig geblieben, weil sie an den positiven Messergebnissen von Wessling zweifelten.
Das Bremer - Umweltinstitut (Toxikologe Dr. Weis) ist ein Mitgliedsinstitut der AGÖF (Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute) (
http://www.agoef.de/agoef/service/photoarchiv/pdfs/doku_bremen )
Die Schulen, die dieses Institut beauftragten, erhielten ganz andere ermittelte Werte, die zu einer sofortigen Schulsanierung führten!
Also doch keine Entwarnung??
Es scheint so.
Dr. Hans- Ulrich Hill schreibt in seinem Buch „Chronisch krank durch Chemikalien“, dass es unterschiedliche Bewertungen zwischen AGÖF (Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute) und dem UBA (Umweltbundesamt) gibt:
"Es zeigt sich, dass die AGÖF - Werte bei den meisten Innenraum-Schadstoffen etwa das 10 – 100 fache „unter“ den UBA Richtwerten liegen. (AGÖF 2004; UMID 2003).
Die Vermutung liegt nahe, dass die Richtwerte der UBA- Kommission deutlich zu 'hoch' liegen, um 'gesundheitliche' Gefährdungen auszuschließen".
Dem "Qualitätsziele für die Raumluft- Innenraumstandards" der AGÖF entnimmt man auf Seite10:
„… Einzelstoffparameter sind nicht geeignet, die Wirkungen "komplexer" Stoffgemische, die einzeln unterhalb nachweisbarer Wirkschwellen liegen, in Innenräumen zu erfassen."
Und weiter auf Seite 11:
„ ... lässt sich zusammenfassend feststellen, dass:
- die zur Zeit vorliegenden Grenz-, Richt- und Orientierungswerte für die Beurteilung der Raumluft unvollständig, uneinheitlich ermittelt und kaum überschaubar für Betroffene und Experten sind.
- aus Qualitätszielen für die Raumluft abgeleitete Innenraumstandards sowie Schadstoff und Medien übergreifende Bewertungskonzepte für chemische Substanzen in Innenräumen fehlen.
- die bundesweit bestehenden Gremien zur Risikobewertung von normbildenden Experten, Experten der Exekutive und Praktikern nicht systematisch erfasst,
nicht untereinander bekannt und nicht vernetzt sind. “
Die Ausdünstungen von Umweltgiften betrifft nicht nur Schulen. Kindertagesstätten sind, wie sich der Pressemitteilung "Kindertagesstätten stark mit
Weichmacher belastet" vom BUND (Anlage) entnehmen lässt, genauso betroffen. "
Weichmacher werden unter anderem mit Missbildungen der Geschlechtsorgane, verfrühter Pubertät und späteren Störungen der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht."
Nach dem Vortrag von Jürgen Jäger am 20.05.2011 in unserer Odenwälder Vortragsreihe der Odenwälder Interessengemeinschaft für gesundes Leben im Erbach Brauhaus (s. auch Infos unter
http://oigl.de/aktuelle_termine.html ), waren wir also alle sehr erleichtert, als Frau Krebbers, Journalistin von der ARD an uns heran trat, um eine Sendung in Plusminus mit unseren Interviews zu bringen.
Nun wurde die Sendung, die nicht nur über die MLS in Rimbach, sondern auch über andere Schulen berichten sollte, abgesagt.
Die Fernsehjournalistinnen Frau Krebbers und Frau Dietrich können nichts dafür. Sie strengten sich wirklich redlich an!
Die Verantwortung liegt bei anderen.
Es grüßt Sie vielmals
Gudrun Kaufmann
Zitatende