Arte: Heilen wie am Fließband

Arte: Heilen wie am Fließband

Beitragvon Kira » Sonntag 22. September 2013, 12:42

arte.tv
Heilen wie am Fließband
Freitag, 04. Oktober um 8:55 Uhr (52 Min.)
Erstausstrahlung am Dienstag, 17.09. um 20:15 Uhr

In Europa wird so viel operiert wie noch nie. Das Gesundheitssystem in Deutschland und in Frankreich verschlingt Kosten in Milliardenhöhe, die zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Doch ist die medizinische Behandlung damit auch besser geworden und wenn ja, nach welchem Maßstab? Die Doku erkundet Missstände und sucht nach Lösungen.

Jeder hat es wohl bemerkt: Ärzte haben kaum noch Zeit. Ihr Blick richtet sich gezwungenermaßen mehr auf den Computerbildschirm als auf den Patienten, denn dort findet er die Koordinaten seines Handelns: Diagnose- und Therapiestandards wie auch Kostenvorgaben. In den durchorganisierten Praxen reduziert sich der Kontakt zwischen Arzt und Patient auf ein Minimum.

Gleichzeitig wird in Europa so viel operiert wie noch nie. Spitzenreiter ist Deutschland mit fast 20 Millionen Eingriffen, die jährlich 290 Milliarden Euro verschlingen. Wie in Frankreich machen die Gesundheitskosten zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Doch ist die medizinische Behandlung damit auch besser geworden? Nach welchen Qualitätsmaßstäben soll sich das überhaupt bemessen lassen?

Die ärztliche Behandlung soll sich heute in erster Linie an Erfahrungswerten orientieren, die Studien, Statistiken und Zahlen liefern. Diese sogenannte „evidenzbasierte Medizin“ hat sich seit einigen Jahren in der Praxis weitgehend durchgesetzt. Wer nicht nach den entsprechenden Leitlinien behandelt, riskiert, später verklagt zu werden. Ärzte stehen unter Druck, sind immer mehr Getriebene als Gestalter ihres verantwortungsvollen Handelns.

Doch gegen diese „Bürokratisierung der Medizin“ gibt es immer lauter werdende Widerstände. Kritiker verweisen auf die persönliche Erfahrung und Intuition als wichtigen Eckpfeiler ärztlichen Handelns. Erkrankungen seien vielfach zu komplex, um sie in ein Schema zu pressen. „Medizin ist mehr eine Kunst als eine exakte Wissenschaft,“ findet zum Beispiel Professor Nicolas Levy aus Marseille, der sich der Erforschung seltener Erkrankungen verschrieben hat, die in ihrer Gesamtheit sogar häufiger vorkommen als Krebs oder Alzheimer.

Die Journalistin Sonia Mikich hat am eigenen Leib erlebt, was es bedeutet, in die Mühlen des modernen Medizinbetriebes zu geraten. Sie hat diese Prozedur nur knapp überlebt. Der einzelne Kranke werde nur in den seltensten Fällen individuell betrachtet, so die Quintessenz ihres Berichts. Wer nicht ins Schema passt, hat Pech gehabt. So wie Ellen, eine schwer kranke 16-jährige Schülerin. Ihre Eltern müssen die 1.000 Euro monatlich für Medikamente selbst bezahlen, weil die Erkrankung ihrer Tochter in keines der vorgegebenen Behandlungsschemata passt.

Die Dokumentation beleuchtet Geschichten und Schicksale wie diese und lässt Ärzte und Wissenschaftler zu Wort kommen, die von den Untiefen eines Systems berichten, das sich immer mehr an wirtschaftlichen Rahmenbedingungen orientiert. Der Mensch, so das Urteil der Experten, werde zunehmend diesem System angepasst, anstatt dieses an den Bedürfnissen des Kranken zu orientieren.


http://www.arte.tv/guide/de/048144-000/ ... autoplay=1
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Re: Arte: Heilen wie am Fließband

Beitragvon PappaJo » Sonntag 22. September 2013, 15:59

Die Medizin macht hier einen entscheidenden Fehler! Hier wird eindeutig das Prinzip der Automatisierung angewendet! Automatisierung war der entscheidene Vorteil in der Industrie, Produkte mit gleichbeleibender Qualität zu eine günstigen Preis herzustellen. Das löste die Industrielle Revolution aus, in der wir nun mitten drin leben.

Das Prinzip lässt sich aber in keiner Weise in der Medizin so anwenden! Hier geht es um lebende und individuelle Organismen und keine Menschen-Klone aus der Retorte! Jeder Mensch ist anders und wie schon vor Ewigkeiten festgestellt, gibt es hier das "Verteilungsphänomen" (nur komisch das google das kaum kennt) ! Das besagt wenn ein Stoff A von sagen wir 100 Probanden aufgenommen wird, nimmt es nie den exakt gleichen Weg durch den Körper und lagert sich nie in gleichen Mengen an den gleichen Orten an!

Wie kann man dann kranke Menschen nach strukturierten Tabellen und festen Abläufen behandeln? Überhaupt nicht!

Das Prinzip der Automatisierung muß so schnell wie möglich aus der Medizin verbannt werden und darf höchsten als statistischer Anhaltspunkt genutzt werden! Um zu sehen was und wie es mal bei anderen war.

Die Kunst des Heilens muß wieder in die Hand der Menschen-Mediziner, die nach bestem Wissen und Gewissen, durch Erfahrung und auch nach dem "Bauchgefühl" (gut trainiert funktioniert es) die Kranken behandeln.

Und die häufigste Antwort wird dann nicht lauten: Breitband-Antibiotikum - ein Schuß mit verbundenen Augen!
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