MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

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Beitragvon Silvia K. Müller » Dienstag 3. März 2009, 22:20

In Italien erschoss sich ein an MCS erkrankter 55 Jahre alter Mann in einer Arztpraxis weil er keine Hilfe bekam.

An Italian Multiple Chemical Sensitivity Sufferer Shouts an “Inconvenient” Truth with his Death
http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/03/03/an-italian-multiple-chemical-sensitivity-sufferer-shouts-an-inconvenient-truth-with-his-death/

Deutsche Übersetzung folgt
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Monja » Dienstag 3. März 2009, 22:46

Furchtbarer Schock, aber ich kann den Mann gut verstehen.
Wenn ich nicht durch einen langen Indien- Aufenthalt meinen
buddhistischen Glauben hätte (Gefahr der Wiedergeburt, Strafe),
dann hätte ich auch nicht so lange mit MCS durchgehalten. Man
braucht irgend etwas, was einen am Leben erhält, wenn es so un-
erträglich schwer ist durch MCS. Wenn mein Text hier zu heikel
ist, bitte löschen. Aber ich konnte immer jeden verstehen, der
diesen einzigen Ausweg aus MCS sucht. Er leidet jetzt nicht mehr.
Erlösung von den Qualen, die nicht enden wollen, weil dumme geld-
gierige Personen unseren Planeten vergiften.

Herzlichst Monja
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Schnaufti » Dienstag 3. März 2009, 23:06

Schrecklich, aber den Mann kann man gut verstehen.
Hoffentlich rüttelt seine Tat die Menschen mal so
richtig auf, so dass den anderen MCS-Kranken geholfen
wird.

LG Schnaufti
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Juliane » Dienstag 3. März 2009, 23:43

"Aufgeben ist das Letzte, was man sich erlauben darf"

Hannelore Kohl in ihrem letzten Interview zwei Monate vor ihrem Selbstmord.


Man kann es verstehen, dass ein Mensch keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat.
Diese Gesellschaft nimmt es mutwillig in Kauf, dass Menschen, die bei ihrer Arbeit oder in ihren Wohnungen erkrankt sind, sich diesen letzten Schritt erlauben.
Dieser Mann hat um seine Krankheit gewusst. Tausende chemikaliensensitive Menschen
erhalten noch nicht einmal die Diagnose, leiden und werden mit Psychopharmaka und/oder anderen Medikamenten fehlbehandelt. Wer kennt schon die Dunkelziffer jener chemikaliensensitiver Menschen, die durch Fehlbehandlung versterben.

Wird es die kalten Herzen der Entscheidungsträger anrühren, wenn sie von der Verzweiflungstat hören? Das ist sehr unwahrscheinlich. Die Politiker und Manager begreifen ja noch nicht einmal, dass es schon lange um den eigenen Nachwuchs geht.


Herzliches Beileid der Familie und der Selbsthilfeorganisation.
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Mia » Mittwoch 4. März 2009, 09:14

Ich bin tief erschüttert. Mein aufrichtiges Beileid für die Familie,
den Angehörigen sowie der Selbsthilfeorganisation.

Diesen Mann kann ich gut verstehen. Es ist ein so großes Unrecht, dass
MCS-Erkrankten die richtige und helfende Behandlung verweigert wird; in Italien und auch hier in der Bundesrepublik Deutschland sowie offenbar europaweit.

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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Twei » Mittwoch 4. März 2009, 12:53

Diese traurige Nachricht erschüttert mich zutiefst.
Ich bedauere sein trauriges Ende und Gedenke IHM.

Mit aufrichtigem Beileid - Twei
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Silvia K. Müller » Mittwoch 4. März 2009, 14:25

Die Mitteilung über den traurigen Selbstmord eines italienischen MCS Kranken ist jetzt im Blog in deutscher Sprache zu nachzulesen.


Italienischer MCS Kranker offenbart durch seinen Tod eine “unbequeme” Wahrheit
http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/03/04/italienischer-mcs-kranker-offenbart-durch-seinen-tod-eine-unbequeme-wahrheit
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Juliane » Mittwoch 4. März 2009, 17:01

Der Suizid eines chemikaliensensitiven Menschen hat uns erschüttert.

Wer wird sich verantwortlich fühlen?

Die Ärzte, die Verantwortlichen in der Verwaltung und den Ausschüssen der Regierung? Die Wissenschaftler, die Politiker oder gar Manager und Unternehmenseigner?

Nein, eine Schuld werden alle involvierten Personen weit von sich weisen.
Keine dieser Personen hat einen Menschen zu dieser Tat getrieben.
Niemand hat personale Gewalt angewendet. Niemand hat Gewalt intendiert.
Intendierte Gewalt, so sieht es im Fall dieses Suizids erst einmal aus, hat nur der Selbstmörder selbst angewendet. Die Ärzte werden sich bestätigt fühlen in der Annahme einer psychischen Erkrankung, denn sie sind Produkt einer Gesellschaft, die den Einfluss struktureller Gewalt auf Individuen ausblendet.

Die Bevölkerung der Industrienationen ist geprägt von einer jüdisch-christlichen Ethik mithin von der römischen Rechtsprechung, die den Schuldbegriff mehr an die Intention als an die Konsequenzen gebunden sieht.

Diese Moralkodizes, die sich nur gegen indentierte Gewalt richten, versagen aber immer dort, wo es um strukturelle Gewalt geht.

Das ist der Grund, warum sich Menschen in verantwortlichen Positionen bildlich gesprochen, ihre Hände in Unschuld waschen und zur Tagesordnung übergehen, wenn irgendwo schlaglichtartig Konsequenzen eigener Handlungen auftauchen.

Die Kollateralschäden unserer Lebensweise lernen wir von Kindesbeinen an auszublenden. Politiker, Mediziner, Wissenschaftler, Manager tun das, was wir alle erlernt haben. Das Ausblenden lässt sich trefflich vereinbaren mit geltenden Moralkodizes.

Angesicht der zunehmenden strukturellen Gewalt in unseren Gesellschaften ist es anachronistisch immer noch an veralteten Moralkodizes festzuhalten.

Jeder Politiker, Wissenschaftler, jeder Arzt, jeder Verwaltungsangestellte, jeder Produzent sollte sich über die Konsequenzen seiner Handlung bewusst sein.
Juliane
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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon Marina » Mittwoch 4. März 2009, 19:27

Schrecklich. Wieder ein wertvolles Menschenleben ausgelöscht. Der einzige Trost liegt in der Erlösung von dem grausigen Leiden. Mein herzliches Beileid an seine Angehörigen.

@Juliane:
Wenn man den Blogtext gelesen hat, dann denke ich nicht, dass man den Eindruck einer Annahme einer psychischen Erkrankung bekommt, eher im Gegenteil. Ich kann mir vorstellen, dass dadurch einige Menschen mehr verstehen, welches Leid man mit dieser Krankheit durchmachen muss und wie alleinegelassen man doch letztendlich ist.

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MCS Kranker erschoss sich in Arztpraxis

Beitragvon MCS-SOS » Donnerstag 5. März 2009, 23:35

Auch der Verein MCS-SOS hat diese traurige Nachricht an verschiedene Ärzte, Selbsthilfegruppen und Institutionen weitergeleitet. Wir bedanken uns bei Dr. Joachim Mutter, welcher uns folgende Zeilen dazu geschrieben hat:

„Das ist wirklich tragisch und durch die todbringenden Lebensumstände, die uns von den Machthabern immer mehr serviert werden, verständlich.
Ich möchte aber an alle appellieren, vor einem beabsichtigten Selbstmord nochmals seine innewohnenden Kräfte zu sammeln und gegen die Verursacher zu kämpfen.
Oft hilft auch einfach in den Wald oder in unberührte Natur zu gehen. Einige Tage oder Wochen im Freien zu übernachten, sich von den Gräsern und Wildkräutern roh zu ernähren (ohne Zivilisationsdreck, Brot, Konserven, Wurst etc), sich an den Vögeln erfreuen und versuchen, seine eigene Lebenskraft und Freude wieder zu finden. Manchmal ist es hilfreich, Bäume zu umarmen, auf einen Baum zu klettern, etwas zu schreiben, zu schreien, und sich an die Kindheit erinnern, mit dem innewohnenden Zauber der Natur, der Naturvölker usw.
Aber ich weiß selbst, wie das ist, wenn man zuviel Gifte abbekommen hat (in meinem Fall Blei, Quecksilber und Zinn).
Selbstmord ist oft vermeintlich die einzige Lösung.

Joachim Mutter
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Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 6. März 2009, 00:52

Vielen herzlichen Dank an Dr. Mutter für die weisen und warmherzigen Worte.

Ich weiß kaum etwas über ihn, doch seine Worte sagen mir sehr viel Positives über ihn.

Ich lese gerade etwas von ihm über Quecksilber. Sehr interessant und lehrreich.

Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr solche Arzte wie ihn haben werden.

Für den MCS-Kranken habe ich persönlich viel Verständnis. Das Sterben ist grausam, der Tod- nicht.

Doch Dr. Mutter hat recht. Meistens lohnt es sich weiter zu kämpfen.
Maria Magdalena
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