Zu wesentlichen Unterschieden zwischen konventionellem und biologischem Anbau sowie zwischen dem Biosiegel und den Bioverbänden:
“Die sechs privaten Anbauverbände Demeter, Gäa, Naturland, Biokreis, Bioland und Biopark fordern über den Standard des Biosiegels hinaus weitere Kriterien.
Das staatliche Bio-Siegel setzt mit seiner Richtlinie einen Mindeststandard in der ökologischen Landwirtschaft, der für alle Bio-Höfe verbindlich ist. Die Bio-Verbände Demeter, Gäa, Naturland, Biokreis, Bioland und Biopark gehen mit ihren Kriterien jedoch weiter. Im direkten Vergleich zeigen sich Gemeinsamkeiten, aber auch viele eigene Wege.
Transparente Betriebsform
Bereits die Betriebsform offenbart Unterschiede. Das Bio-Siegel erlaubt Betrieben, gleichzeitig nach ökologischen und konventionellen Methoden zu wirtschaften. Alle Anbauverbände fordern jedoch eine Gesamtumstellung des Betriebs auf Bio-Wirtschaft.
Das Kriterium erleichtert die Transparenz. Denn es verhindert, dass Höfe ihre Erzeugnisse miteinander vermengen, zum Beispiel übermäßig konventionellen Dünger auf den Bio-Acker ausfahren oder Bio-Tiere mit konventionellem Futter versorgen.
Besonders transparent ist der Bio-Verband Demeter. Er schreibt seinen Mitgliedern Pflanzenanbau und Tierhaltung zugleich vor. So schafft er einen Kreislauf, bei dem die hofeigenen Tiere den Dünger stellen und die Pflanzen mindesten 50 Prozent des Tierfutters. Die betriebseigene Versorgung verringert den Zukauf also, bei dem es schwerer ist nachzuweisen, dass die Ware auch garantiert “Bio” ist.
Umweltfreundlicher Pflanzenanbau
Leichtlösliche Mineraldünger und synthetische Pflanzenschutzmittel sind im Bio-Anbau verboten, da sie Bodenorganismen und Grundwasser schaden. Aber auch ein übermäßiges Düngen mit organischen Mitteln ist schädlich, weshalb das Bio-Siegel die Düngemenge auf 170 Kilogramm Stickstoff je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche festlegt. Die privaten Bio-Verbände sind hier strikter und regeln die Düngezufuhr auf 112 Kilogramm Stickstoff pro Hektar im Jahr.
Darüber hinaus gestattet das Bio-Siegel den Zukauf von konventionellem Dünger, insofern er nicht aus industrieller Tierhaltung stammt. Die Regel wird jedoch nicht näher erklärt. Die Bio-Verbände hingegen geben hier klare Anweisung.
So verlangt Gäa, dass Dünger aus konventionellen Betrieben nur dann eingesetzt werden darf, wenn die Rückstände aus Arznei, Futterzusätzen und Pflanzenschutzmitteln unbedenklich sind. Biopark fordert Mist nur aus extensiver Landwirtschaft, und die anderen Verbände verbieten den Zukauf von konventioneller Gülle, Jauche und Hühnermist wegen der hohen Schadstoffwerte.
Auch gut für die Gesundheit
Die Anbaugebote wirken sich positiv auf die Gesundheit aus, weil weniger Schadstoffe durch die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen. Daher begrenzt das Bio-Siegel auch das Fungizid Kupfer auf sechs Kilogramm je Hektar und Jahr. Denn Kupfer kann sich in der Leber anreichern und in hoher Dosis Leberzirrhose verursachen. Bioland, Gäa und Biopark sehen jedoch drei Kilogramm Kupfer je Hektar und Jahr vor, wobei Gäa den Einsatz auf Obst, Wein, Hopfen und Kartoffeln beschränkt.
Der Gesundheit zuliebe sieht das Bio-Siegel auch vor, dass 50 Prozent des Tierfutters aus ökologischem Anbau stammen müssen. Hiermit begrenzt es den Schadstoffanteil im Fleisch, der sich aus dem höheren Anteil an Dünge- und Pflanzenschutzmittel im konventionellen Futter ergibt.
Demeter, und Biopark schreiben jedoch 100 Prozent Bio-Futter vor, Biokreis verlangt 100 Prozent für Rinder und 90 Prozent für Schweine und Geflügel. Gäa hingegen verbietet das Verfüttern von tierischen Erzeugnissen, da sich so Krankheiten wie BSE von einer Art auf die andere übertragen können und letztendlich auch den Menschen treffen.
Artgerechte Tierhaltung
Die ökologische Landwirtschaft anerkennt das Tier als Lebewesen und sieht es nicht als bloße Ware. Deshalb spricht das Bio-Siegel dem Tier mehr Raum zu, damit es seinem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen kann. So ist für Pflanzenfresser ein Auslauf vorgeschrieben. Allerdings ist der Raum mit sechs Quadratmetern für die Kuh im Stall und 4,5 Quadratmetern auf der Weide eng bemessen.
Die Bio-Verbände schließen sich dieser Bestimmung an, haben jedoch auch weitergehende Kriterien. Alle Verbände verbieten zum Beispiel den Kuhtrainer, eine Vorrichtung, die Kühe mittels Stromschlägen dazu zwingt, einen Schritt zurückzutreten, damit sie in die Güllerinne abkoten.
Am weitesten geht jedoch Naturland. Der Verband verlangt Auslauf für alle Tiere, verbietet die Anbindehaltung für Rinder, die gemäß dem Bio-Siegel noch bis 2013 gestattet ist, und sieht Laufställe mit Weidegang oder Außenstall vor. Die allgemeinen Transportzeiten beschränkt er auf acht Stunden.”
Zu finden hier:
http://politik-gesellschaft-deutschland.suite101.de/article.cfm/was-unterscheidet-bio-standard-von-bio-premium