MCS - Alles nur im Kopf?

MCS - Alles nur im Kopf?

Beitragvon Thommy the Blogger » Dienstag 26. Mai 2009, 11:09

Der Spruch "MCS, ach das ist alles nur im Kopf" wird ganz gerne benutzt um die Krankheit kleinzureden. Eigentlich ist er nicht so verkehrt, denn ein Teil des Mechanismus für die Krankheit findet im Kopf statt, jedoch nicht so wie es manche gerne hätten. Doch lest was Karlheinz dazu geschrieben hat im heutigen Blog, dann seid Ihr wieder ein Stück weiter um MCS besser zu verstehen.


Chemikalien-Sensitivität (MCS) - „Es ist alles nur in Deinem Kopf“ - „It’s all in your head“
http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/05/26/chemikalien-sensitivitaet-mcs-es-ist-alles-nur-in-deinem-kopf-its-all-in-your-head/
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Beitragvon Klein Erna » Dienstag 26. Mai 2009, 12:32

Lieber Karlheinz,

das ist aber sehr schwierig. Also ich verstehe es nicht so richtig. Kannst Du das vielleicht nochmal erklären? Ich habe sowas nicht studiert.

Liebe Grüße Erna K.
Klein Erna
 

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Beitragvon Amalie » Dienstag 26. Mai 2009, 19:55

Was man aus dem Beitrag entnehmen kann: Chemikalien können auch ins Gehirn gelangen ohne die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Der Weg über die Blut-Hirn-Schranke ist der folgende: Ein Stoff geht ins Blut (z.B. aus der Nahrung aufgenommene Nährstoffe, aber auch Schadstoffe) und fließt im Blut gelöst durch die Adern. Nun aber gehört nicht jeder Stoff ins Gehirn. Es schützt sich selbst durch eine Art Filter, die Blut-Hirn-Schranke, die das Blut erst mal passieren muss. Dabei gelangen viele Stoffe gar nicht erst ins Gehirn, was als Schutzmaßnahme sinnvoll ist, aber auch den Weg von Medikamenten, die ins Hirn kommen sollen, abschneiden kann.
Zum Zweck, Medikamente in das Gehirn zu schleusen, wird nun ein zweiter Weg erforscht. Die verschiedensten Substanzen können nämlich nicht nur über das Blut, sondern auch über die Nerven transportiert werden, und die Nerven führen bekanntlich auch zum Hirn. Innerhalb der Nervenfaser kann ein Stoff Tage brauchen, bis er von seinem Ausgangsort ins Gehirn gelangt ist, doch er kann auch in der den Nerv umgebenden Flüssigkeit „schwimmen“ und so in Minuten zum Kopf gelangen. Ideal für diesen Weg ist der Riechnerv. Kommt eine Substanz in die Nase, so wird diese ganze ohne die Filterung durch die Blut-Hirn-Schranke geradewegs über den Riechnerv und umliegende Nerven ins Hirn transportiert.
Das kann man sich zunutze machen, indem man ein Medikament, das zum Gehirn soll, in die Nase sprüht. Allerdings fährt dieser „Schnellzug zum Gehirn“ nicht nur für Medikamente, sondern auch für andere Stoffe, natürliche Stoffe genauso wie Chemikalien wandern so geradewegs zum Gehirn.
Was hat das mit MCS zu tun? Erst mal wenig, denn dieser Transport über die Nerven findet bei jedem Menschen statt, auch beim Gesunden. Allerdings gibt es die Theorie, MCS sei ein Problem mit einer „undichten“ Blut-Hirn-Schranke, die Chemikalien könnten durch einen „löchrigen Filter“ ins Gehirn um dort die Krankheitssymptome auszulösen. Nun wissen wir, sozusagen als Abfallprodukt der Medikamentenforschung, dass Chemikalien auch einfach über die Nervenbahnen ins Gehirn gelangen – bei jedem.
MCS ist also kein „rein mechanisches“ Problem, bei dem die Chemikalien leichteren Zugang zum empfindlichen Gehirn bekämen. Wir wissen, die Chemikalien kommen bei jedem rein, nicht nur bei MCS-Patienten.
Also stellt sich die alte Frage: Warum stuft das Gehirn MCS-Kranker einen Stoff in viel niedrigerer Dosis als gefährlich ein als das eines Gesunden? Warum macht der Körper einerseits Vergiftungssymptome (Atemwegsbeschwerden, Schwindel, Übelkeit, ...) und andererseits Entzündungsreaktionen („Grippereaktionen“ usw.), lasst das Immunsystem einen chemischen Stoff bekämpfen wie ein Bakterium oder Virus? Das Wissen über den Transport von Chemikalien über die Nerven räumt eine alte Theorie aus, liefert aber keinen Erklärungsansatz für MCS.
Amalie
 

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Beitragvon Frank-N-Furter » Dienstag 26. Mai 2009, 20:29

Es ist nicht easy Erna, aber wenn Du ein paarmal durchliest und die Ausführungen von Amailie dazu, dann dürfteetwas hängenbleiben. Nichts ist wichtiger, als dass wir MCS besser verstehen, dann kann uns nämlich keiner mehr ein X für ein U vormachen und von wegen Psychoschublade. Ich finde die ausführungen von Karlheinz sind super, super.

Danke Karlheinz!!!
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Beitragvon Melville » Dienstag 26. Mai 2009, 22:11

Karlheinz, Hut ab Dein Beitrag ist sehr gut.

Es macht nichts, wenn etwas keine leichte Kost ist, das tut unseren Hirnzellen gut.
Melville
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Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 27. Mai 2009, 07:52

Ich glaube, besser als Amalie kann ich die Dinge auch nicht zusammenfassen. Der Punkt ist, dass Fremdstoffe über bestehende feine Flüssigkeitsverbindungen in Minutenschnelle das Gehirn erreichen können. Die aufgeführten Beispielsubstanzen sind für uns natürlich ohne direkte Bedeutung. Sie zeigen aber, dass das Spektrum relativ breit ist, und nicht nur ganz kleine Moleküle betroffen sind.

Ein Problem bei MCS besteht darin zu erklären, warum es in Minutenschnelle zu Reaktionen in den verschiedensten Organsystemen kommen kann. Eine Theorie dazu ist das \"neurogene switching\" von Meggs. Ist aber bislang nur eine Theorie.

Wenn aber Fremdstoffe in Minutenschnelle direkt das Gehirn erreichen können, hätte man einen zweiten möglichen Mechanismus für dieses Phänomen. Das erfordert dann weiter eine von der Norm abweichende Reaktion des Gehirns auf diese Fremdstoffe.

Dass Fremdstoffe wie Drogen oder Medikamente hier zu Veränderungen führen können ist aber allgemein bekannt. Viele Nebenwirkungen von Medikamenten insbes. Psychopharmaka ähneln ja auch MCS Symptomen.
Wenn man MCS mal als \"Nebenwirkung\" von Fremdstoffen konzeptualisiert und annimmt, dass pro Fremdstoff nur jeder 1000ste in nennenswertem Maße betroffen ist, so ergibt sich bei 100 Fremdstoffen pro Person, was ja empirisch immer wieder in der Größenordung gefunden wurde, eine Häufigkeit derartiger Symptome in der Bevölkerung von 10%. Das entspricht in etwa der geschätzten Häufigkeit von Chemikaliensensitivität in der Bevölkerung.
So läßt sich MCS auch ohne komplizierte Theorien aufgrund bekannter Phänomene plausibel erklären. Warum, das nicht vorgeschlagen wird ist mir ein Rätsel. (obs so ausreichend ist oder \"stimmt\" ist natürlich eine ander Frage, die überprüft werden müßte).

Wenn Fremdstoffe das Gehirn in Minutenschnelle erreichen können, wird auch dieser Punkt erklärbar (s.o). (man vgl. auch die neuen Befunde über Golfkriegserkrankung von Haley (in einem früheren Blog) über veränderte Reaktionen des Gehirns. MCS kommt auch bei Golfkriegsvetranen häufig vor.)
- Editiert von Karlheinz am 27.05.2009, 07:56 -
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Beitragvon Amalie » Mittwoch 27. Mai 2009, 21:55

Lieber Karlheinz,
ja, die Chemikalien gelangen über die Nerven rasant ins Gehirn. Die Frage bleibt, warum bewertet das Gehirn sie anders als bei anderen? Tatsächlich müsste man den genauen Mechanismus kennen, bevor man nach der Ursache sucht. Trotzdem kann man in manche Richtung denken. Du meinst, es gibt viele Chemikalien, und hin und wieder führt eine von den vielen, die das alle könnten, zur Veränderung im Gehirn. Mag sein.
Aber mich macht daran etwas stutzig. Ich glaube, dass es eine bestimmte Stoffgruppe sein muss. Gerade die „wissenschaftlich“ orientierten/ faszinierten Ärzte der Zeit der Aufklärung und darum herum im 17., 18., 19. Jahrhundert müssten damals schon MCS entdeckt oder vergleichbare Phänomene beschrieben haben. Diese Ärzte hatten reiche Patienten, die aber auch, wenn man genauer hinsieht, mit einer beträchtlichen Menge Chemikalien in Berührung kamen. Hier wurde sogar mit Quecksilber therapiert (an der Vergiftung ist mancher gestorben, aber von MCS wurde nichts berichtet).
Könnte man nun das damalige Phänomen Nervenschwäche/ Neurasthenie, also Ohnmachtsanfälle usw. für MCS-Fälle halten, zumindest manche? Dabei fehlt ein entscheidender Punkt. Ohnmacht und alle Symptome der Nervenschwäche wurden berichtet, aber nicht die Entzündungsreaktionen, Knackpunkt von MCS! Außerdem, warum hat sich dann das Riechfläschchen eingebürgert? Ein MCS-Patient dürfte von der Mischung aus Alkohol und Parfüm eher ohnmächtig werden als aufwachen. Die engen Korsetts und das Kokettieren mit der „Nervenschwäche“ sind da doch wahrscheinlichere Ursache.
Außerdem wurden in der Antike, als die Wissenschaft schon mal relativ weit war, auch keine MCS-Fälle berichtet, auch keine ähnlichen Symptomatiken. Die Forscher hätten solche Dokumente sicher ausgebuddelt, wenn es sie zahlreich gegeben hätte.

Also kann man annehmen, dass MCS erst später aufgetaucht ist. Der erste Fall wurde 1945 in Amerika dokumentiert, die Frau war schon mehrere Jahre erkrankt. Warum hat z.B. in den „goldenen Zwanzigern“ bei hoher industrieller Produktion, also viel Umweltverschmutzung, keiner MCS dokumentiert? Es wurde nicht mit Technik, nur durch Beobachtung diagnostiziert. Die Diagnose wäre jederzeit vorher möglich gewesen!
Chemikalien waren immer da, Menschen, arm wie reich, sind krank geworden davon. Quecksilber, Rauch usw. (man denke an die Fackeln in einer mittelalterlichen Burg oder an den Schimmel, der selbst vor den Schlössern nicht Halt machte!).
Also, wenn MCS erst Mitte des 20sten Jahrhunderst auftrat, was ist in den 40er Jahren passiert? Zwei entscheidende Umweltfaktoren kamen dazu. 1. Radioaktive Belastung durch Atomwaffen. Als Auslöser unwahrscheinlich, denn dann hätten in besonders belasteten Gebieten viele Fälle auftreten müssen. 2. Chlor-organische Verbindungen (etwas anderes als reines Chlor, das schon früher zu Vergiftungen geführt hat).
Die chlororganischen Chemikalien, DDT wurde Anfang der 40er Jahre eingeführt. Diese chlororganischen Chemikalien finden sich heute überall. Vom Insektizid bis zum Konservierungsstoff, sie sind überall, und bei jedem im Fettgewebe angereichert, noch beim Eisbär in der Antarktis. Niemand kann ihnen entgehen.
Erleben vielleicht manche Menschen die Nebenwirkungen dieser Chemikalien? Das könnte die Stoffgruppe sein, die bei manchen, nicht bei allen Menschen, die Veränderung im Gehirn auslöst. Sie sind überall – und sensibilisieren einen Teil der Menschen auf andere Chemikalien. Ist dieser „Grundstein“ gelegt, kann die MCS auch zum Beispiel durch Lösemittel (organische Substanzen) zum Ausbruch kommen. Das könnte eher sein, als dass es alle Chemikalien sind.

Allerdings, Karlheinz, ich halte die Theorie für weniger wichtig. Auch ich habe hier gerade angefangen, zu vermuten. Woher kommt es? Was ist es? Es ist egal, wir haben keine Behandlungsmethode. Wir brauchen verträglichen Wohnraum, verträgliche Lebensmittel, Luftreiniger usw. deutlich dringender als Erklärungsversuche. Es ist, als stellte man sich zur Zeit der Industrialisierung in London hin und lamentierte über die Ursachen der Industrialisierung, statt die Armut und die entwürdigenden Arbeitsbedingungen mit Gesetzen und Maßnahmen zu bekämpfen.
Wir können nichts von beidem, weder die Forschung über MCS betreiben noch allen MCS-Patienten eine Umgebung geben, in der sie leben und überleben und, wenn sie es noch können, auch arbeiten. Aber es gibt Leute, die könnten es.
Allerdings ist deine Arbeit doch nützlich. Dem Patienten selbst hilft sie erst mal wenig. Hier helfen begrenzt nur der Versuch, aufzuklären über MCS, wie der CSN-Blog das sehr gut macht. Aber wenn sich Ärzte informieren wollen, denen wir gutwillig vorherige Unwissenheit unterstellen, werden ihnen Erklärungen geliefert, warum MCS körperlich tatsächlich funktionieren könnte. Der Knackpunkt dieses Blogs und des Blogs über die Chemorezeption: Ja, die Chemikalien kommen schnell genug ins Hirn, dass eine Sofortreaktion ausgelöst werden kann. Eine wichtige Zweifelfrage "Kann das denn so schnell..." wird für den ehrlich interessierten Leser ausgeräumt
Amalie
 

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Beitragvon Amazone » Mittwoch 27. Mai 2009, 22:16

und was ist mit den VOCs, die die Haut durchdringen?

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10554148
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Beitragvon Karlheinz » Donnerstag 28. Mai 2009, 07:49

@ Amalie: MCS artige Symptome wurden erstmals von Hippokrates beschrieben. Ähnliches war wohl auch zu Beginn der Industrialisierung verbreitet. Näheres beim toxcenter und in einer Präsentation von albert donnay auf seiner HP mcsrescources.org (oder so).

Ich wollte keine neue Theorie über MCS aufstellen, sondern nur darauf hinweisen, dass MCS auf der Basis allg. anerkannter Phänomene, die auch kein Industrietoxikologe leugnen kann, außerpsychiatrisch plausibel erklärbar ist. Von Medikamenten weiß man häufig auch nicht warum und über welchen Mechanismus sie wirken, von den Nebenwirkungen ganz zu schweigen.

Ich bin eigentlich zuversichtlich, dass MCS i.w. auf einige wenige Mechanismen oder Wirkprinzipien zurückfühtbar ist.

Das sollte auch kein Beitrag zur Theoriediskussion sein, oder warum wir nun alle MCS haben, sondern allgemeine Hintergrundinformation. Ein Beitrag zur Förderung der Allgemeinbildung unter besonderer Berücksichtigung von Fragen, die sich im Umkreis von MCS ergeben. Silvia und Thommy sind mit ihren Aufmachern manchmal etwas forsch.

@ Amazone: Warum fragst Du mich das?
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Beitragvon Krissie » Donnerstag 4. Juni 2009, 07:01

Hallo,
Ich bin nicht neu hier, aber bin gerade nach längerer Zeit wieder hier.

Diesen Thread habe ich gerade gefunden und füge hier meine Ergänzung zu Karl- Heinz Ausführungen ein. Hoffentlich liest es noch jemand, ich geh schon lange damit schwanger. Ich fand es extrem wichtig für mich, eine Erklärung zu finden, warum mir passiert ist, was passiert ist.



[color=red]Farbtext[/color]

Hallo, Karl- Heinz, hallo alle!

Mit allergrößtem Interesse habe ich diesen Beitrag gelesen.
Seit Jahren habe ich folgende Erklärung zur Entstehung von MCS (diese Erklärung ist entstanden nach jahrelangem Suchen nach einer solchen):

Die Riechnerven werden verletzt, entweder durch länger dauernde Beeinflussung durch niedriger dosierte Chemikalien aus der Gruppe der halogenierten Kohlenwasserstoffe (diese sind alle lipophil, hängen sich also gerne an Nerven und sind neurotoxisch) oder auch durch einmalige Exposition (wie bei mir ein Brandgeschehen mit schwarzem Rauch aus einem Aufzugschacht).

Lange schon wird diskutiert, dass die Neurotransmitterherstellung und Funktion durch neurotoxische Stoffe gestört wird (werden kann)

In den Nerven gibt es immer exitatorische und inhibitorische Transmitter, also feuernde und hemmende Botenstoffe. Normalerweise werden die so hergestellt, dass ein Gleichgewicht herrscht bzw. dass immer gerade der Neurotransmitter hergestellt wird, der gebraucht wird.

Was, wenn durch die chemische Verletzung der Riechnerven der inhibitorische Transmitter (Gammaaminobuttersäure, GABA) nicht oder nur ungenügend hergestellt wird , sodass die Neuronen viel zu oft und viel zu früh feuern (dadurch die Geruchsempfindlichkeit).

Die Axone (das sind sozusagen die Straßen, auf denen gefeuert wird) sind zum Stofftransport hervorragend geeignet.

Was, wenn auf den Axonen durch das immer wieder viel zu frühe und viel zu heftige Feuern die neurotoxischen Substanzen auf direktem Weg ins Gehirn gelangen (die Riechnerven landen direkt im Zwischenhirn) und dort Schaden anrichten (wohlgemerkt in der wichtigsten Steuerzentrale, die wir haben!). Dass dies möglich ist, wurde mir von einem biochemisch versierten Laborarzt bestätigt.

Leider hatte die ganze Sache (bis jetzt) einen Haken:

Es gibt von MCS Betroffene, die nichts (gar nichts oder wenig) riechen, deshalb sagt Pall ja, dass die Sache mit der Verletzung des olfaktorischen Systems nicht die Ursache von MCS ist.

Aber: möglicher Weise werden die Riechnerven selbst in der Weise verletzt, dass sie zu viel (oder gar nichts) riechen, dass aber gleichzeitig das von Dir beschriebene trigeminale Chemorezeptorsystem verletzt ist und feuert und feuert (eben weil der hemmende Transmitter nicht produziert wird) und die toxischen Chemikalien ins Zwischenhirn gelangen lässt, auch der Trigeminus ist ein Hirnnerv, wo allerdings der genau landet, muss ich mal nachsehen. Möglicherweise mischen sich auch beide Schädigungen und deren Auswirkungen.

Das würde den Widerspruch auflösen. Ich habe immer gegrübelt, dass das olfaktorische System so kompliziert gebaut sein müsse, dass sozusagen in einer Etage das Riechen selbst gestört ist, in einer anderen Etage aber der Chemikalientransport vonstatten geht, weil die Chemorezeptoren verletzt sind.

Ich zitiere: „Die peripheren Rezeptorneuronen und ihre zugehörigen Nervenendungen werden typischerweise erst durch relativ hohe Konzentrationen irritierender Chemikalien aktiviert…“

Das muss ja auch so sein, sonst würde ja jeder sehr schnell krank, wenn er in einem Schusterladen o.ä. steht, da hat der Körper eine sehr sinnvolle Schranke aufgebaut (die „Nasen- Hirn- Schranke? Ich möchte diese von der Blut- Hirnschranke abgegrenzt wissen).

Ich möchte MCS raus haben aus dem Konglomerat der „chronischen Multisystemerkrankungen“. MCS ist eine eigene, genau beschreibbare Krankheit, resultierend aus einer chemischen Verletzung des olfaktorischen Systems. Abgesehen davon ist es natürlich auch möglich, dass man auf vielfältige Weise krank wird, wenn man die neurotoxischen Substanzen einatmet, weil die Gifte schließlich auch über die Schleimhäute vom Körper aufgenommen werden (siehe Blasenkrebs bei Lösungsmittelexposition, welch letztere ja auch häufig zu MCS führt).

Über Rückmeldung zu meinem Beitrag würde ich mich freuen, ich würde vor allem gern mit Dir, Karl Heinz, reden. Mir schwebt im Kopf herum, dass man unsere „Ausgrabungen“ im Herbst auf der Umwelttagung in Hamburg vorstellen könnte.

SO ist nämlich MCS auch Laien relativ leicht zu erklären, man müsste nur aus dem „inhibitorischen Transmitter“ den hemmenden Botenstoff machen. Ich erkläre mein Elend jedenfalls schon jetzt denen, die es wissen wollen, so.

Und man könnte nach Stoffen suchen, die helfen, die normale Funktion der Nerven wiederherzustellen.

So, das war’s, was mir auf der Seele lag.

Ich habe MCS seit acht Jahren, lese schon lange im Forum und im Blog, habe auch einige Beiträge geschrieben und bin jetzt wieder angemeldet.
Viele Grüße
Krissie
Krissie
 

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Beitragvon Lilienblüte » Donnerstag 4. Juni 2009, 09:44

Was ist denn das für eine Umwelttagung in Hamburg?
Nur Patienten oder auch Ärzte als Referenten?
Ich wäre interessiert zu kommen.

Liebe Grüße,
Lilienblüte
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Beitragvon Krissie » Donnerstag 4. Juni 2009, 10:35

Hallo,

Siehe hier:
http://www.igumed.de/images/utag_09.pdf

Ich sehe viele, die dort sind und vortragen, auch kritisch, aber es wäre ein Forum, wo man die "olfaktorischen und trigeminalen Wege ins Gehirn" vortragen könnte. Ob es zu Konsequenzen führt - keine Ahnung.

Viele Grüße Krissie
Krissie
 

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Beitragvon Juliane » Donnerstag 4. Juni 2009, 10:37

Oh, Krissi, für den Farbtext brauchst Du glaube ich Clarissa.
Juliane
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Beitragvon Krissie » Donnerstag 4. Juni 2009, 11:04

[quote]Oh, Krissi, für den Farbtext brauchst Du glaube ich Clarissa.[/quote]

Danke, sie hat mich schon weitergebildet.
Krissie
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Beitragvon Karlheinz » Donnerstag 4. Juni 2009, 11:23

Zwischen dem trigeminalen System und dem olfaktorischen gibt es offenbar verschiedene Wechselwirkungen, über die vieles vermutlich noch nicht bekannt ist. Die Idee, dass eine Fehlregulation oder Fehlfunktion der Chemorezeption eine Rolle spielen könnte ist nicht neu, ein weiterer Blogbeitrag zu dem Thema kommt noch. Aber die Idee ist ja nicht gerade neu. Insofern habe ich auch so meine Zweifel, ob das was für einen Vortrag wäre. Höchstens als Übersicht für Leute, die noch nichts davon gehört haben, also vermutlich vorwiegend Laien. Aber die könnten es ja dann auch gleich z.B. im Blog nachlesen. Vielleicht gibts auch noch andere deutsche Darstellungen. Auf engl. gibts da mehr Quellen.

Im Detail über Mechanismen zu spekulieren ist zwar ganz interessant, aber für unsereins wohl eher ein privater Zeitvertreib, da die Dinge außerordentlich kompliziert und auch noch wenig verstanden sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass man falsch liegt ist recht hoch. Also sollte man solche Spekulationen nicht zu ernst nehmen. Hinsichtlich der genauen Mechanismen werden wir wohl noch etwas Geduld haben müssen.

Dennoch: zur Geruchsempfindlichkeit: die tritt bei mir immer nach längerer und insbesondere wiederholter Exposition auf und klingt dann wieder ab. Wie gesagt, reduziert ja die trigeminale Chemorezeption die Geruchsempfindlichkeit. Da der Geruchssinn ähnlich wie das Sehen die Empfindlichkeit auf einen subjektiv gleichen Sollwert justiert (glaub ich zumindest), obwohl die objektive Reizstärke und Zusammensetzung schwankt, kann das evtl. dazu führen, dass die Empfindlichkeit durch gegenläufige Aktivität des olfaktorischen Systems auf mittlere Sicht wieder ausgeglichen wird (d.h. die olfakorische Seite müßte dann die Empfindlichkeit hochregeln um den dämpfenden Impuls vom Trigeminus zu kompensieren). Wenn der trigeminale Reiz länger andauert (Dauerexposition), kann das (der Ausgleich) evtl. auf der Ebene der Genexpression stattfinden ("long term potentiation"). Wenn die Exposition dann wieder wegfällt, verschwindet der dämpfende trigeminale Reiz sofort, während die kompensierende Aktivität des olfaktorischen Systems erst allmählich runtergefahren wird, da die Genexpression ein trägerer Mechanismus ist. Im Ergebnis wäre die Geruchswahrnehmung dann vorübergehend gesteigert.

Mein Favorit für einen zweiten Mechanismus (außer der Chemorezeption) ist ebenfalls eine Störung der Kommunikation/Regulation zwischen modulierenden Zentren des Nervensystems. Bei Drogen tritt sowas vermutlich beim Entzug auf und man bekommt massive Symptome, weil sich der Körper an eine konstante Überlagerung der normalen Aktivität angepasst hatte, die nun weggefallen ist. Ein Effekt unterschiedlicher Zeitkonstanten der Anpassungsvorgänge.

Claudia Miller sieht hier jedenfalls eine Parallele und meint, dass bei MCS sowas eine Rolle spielt, nur spiegelverkehrt zur Sucht, was sie dann analog zu "Addiction" (Sucht) "Abdiction" genannt hat. Insofern auch nicht ganz neu.

Es wäre auch denkbar, dass das Gehirn bei einer größeren oder lang andauernden Exposition eine bestimmte Adaptation (an ein verschobenes Neurotransmittergefüge oder einfach nur zum Ausgleich spezifischer Eingriffe in die Modulation bestimmter autonomer Funktionen) gelernt hat, bei gleichzeitigem Vorliegen eines trigeminalen Reizes wird dieser dann vielleicht zu einem konditionierten Reiz. Wenn dann wider ein trigeminaler Chemoreiz auftritt wird dann vielleicht dieses Adaptationsprogramm aktiviert (was dann sehr schnell gehen kann), obwohl gar nichts oder was anderes (das aber auch auf die Chemorezeptoren wirkt) ins Gehirn gelangt ist. Und schon hat man wieder massive autonome Regulationsstörungen. Und das putzigerweise, obwohl wirklich keine Fremdsubstanz ins Gehirn gelangt ist, zumindest nicht die, die ursprünglich die Veränderungen veranlaßt hat.

Bei psychosomatischen Erkrankungen geht man auch davon aus, dass denselben evtl. eine dann psychogene Modulation regulierender Zentren des Nervensystems
zu Grunde liegen könnte. Von der Schmerzregulation und Placebos kennt man das ja, da werden Schaltstellen im Rückenmark psychogen mit Hilfe körpereigener Opioide runterreguliert, so dass man den Schmerz nicht mehr so wahrnimmt. Insofern "entschuldigt" das vielleicht ein bischen die Psychotheorien. Nur übersieht man dann dabei, dass derartige Veränderungen auch durch chemische Fremdstoffe hervorgerufen werden können. Obwohl man das in der Pharmazie ja dauerend ausnutzt. Und wenn die Fehlregulation dann erstmal dauerhaft durch neue neuronale Verbindungen oder veränderte Genexpression etabliert ist, ist sie halt dauerhaft. Auch solche Effekte kennt man, z.B. als Nebenwirkung bei Neuroleptika ( http://de.wikipedia.org/wiki/Tardive_Dyskinesie ) wo sie teilweise auch erst nach Absetzen des Medikaments überhaup zum Vorschein kommt.

In der Anfangszeit haben bei mir mal Benzodiadepine bei bestimmter Hirnsymptomatik gut geholfen. Sind glaub ich GABA-Agonisten.

Davon abgesehen, tritt bei mir der unangenehmste Teil der Symptome i.d.R. nach einer Exposition auf. Während der selben hält sich die Symptomatik im wes. in Grenzen, da funktioniert die Adaptation einigermaßen. Hinterher aber die Readaption erst mit Verzögerung, was dann die stärkeren Symptome erklären würde (s.o). Dabei kommt bei mir ein Großteil offenbar über eine Fehlfunktion der trigeminalen Chemorezeption.
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Beitragvon Karlheinz » Samstag 15. Januar 2011, 09:21

BSE oder Creutzfeldt-Jakob werden auch über die Luft übertragen.

Die Auslöser der Krankheiten sind falsch gefaltete Eiweiße, Prionen. Unter Forschern galt es bis jetzt als sicher, dass diese durch Essen, Futter oder Bluttransfusionen übertragen werden. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH in Zürich berichten jetzt in "PLoS Pathogens", dass Prionen auch über die Atemwege anstecken können. Die Wissenschaftler hatten infiziertes Gehirngewebe von Mäusen zermahlen und in sehr geringer Konzentration in Luft verwirbelt. Alle Mäuse, die diese Luft zehn Minuten lang atmeten, erkrankten innerhalb von Monaten. Die Prionen wanderten offenbar entlang der Riechnerven ins Hirn. Die Forscher weisen darauf hin, dass dieser Infektionsweg in der Natur kaum vorkomme. Es stelle aber eine Gefahr in Laboratorien dar. [gät]


(Quelle: PLoS Pathogens)
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Beitragvon Mia » Samstag 15. Januar 2011, 09:48

Dazu gibt es aktuell einen Bericht in
http://www.bild.de

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Beitragvon Strassenkind » Samstag 15. Januar 2011, 22:32

Hast Du den genauen Link Mia?
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Beitragvon mirijam » Sonntag 16. Januar 2011, 15:16

Hier ist ein anderer Artikel
Ausschnitt
"Der Kieler Internist Claus Köhnlein beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den sogenannten neuen Seuchen: AIDS, BSE und Hepatitis C. Zu BSE stellt er fest: "Zunächst einmal sollten wir uns eines klarmachen: Es gibt in Deutschland keine einzige 'verrückte Kuh'. Was wir haben, das sind einzelne Tiere, die positiv auf BSE getestet worden sind."

Tatsächlich seuchenartig ist Köhnlein zufolge nur die Ausbreitung von Antikörpertests, die im Falle von BSE einen mutmaßlichen Erreger dingfest zu machen glauben, dem als Eiweiß das fehlt, was ein Krankheitserreger braucht - einen Mechanismus um sich fortpflanzen zu können. Den BSE-Test hält Köhnlein deshalb für Unfug: "Wenn man nicht weiß, wie ein Erreger etwas infiziert und man nicht nachweisen kann, dass er dazu überhaupt in der Lage ist, worauf soll man dann testen? Auf die Möglichkeit, dass es Anzeichen für die Bestätigung einer Vermutung gibt." Ohne Erreger könne es keinen Test geben, der beweist, dass die Kuh tatsächlich krank würde. Kein Erreger - keine Infektionskrankheit.

Köhnlein sieht, wie andere Ärzte und Wissenschaftler auch, BSE als mögliche Folge von Phosmet. Das ist ein Nervengift, dass in England die Kühe vor der Dasselfliege schützen sollte. Die legt ihre Eier ins Rückenmark der Rinder. Dort sollen dann die Larven schlüpfen. Diesen Fliegen sollte Phosmet den Garaus machen. 1985, dem Jahr der ersten BSE-Fälle, wurden die britischen Bauern per Gesetz verpflichtet, das Nervengift ihren Rinder zur Fliegenabwehr über den Rücken zu schütten. Ende der Achtzigerjahre wurde die Insel vom Rinderwahn überschwemmt. Köhnlein hat, was Phosmet betrifft, eine wichtige Entdeckung gemacht: "Der Phosmet-Paragraph wurde 1992 gestrichen. Seit diesem Zeitpunkt gehen die Fälle von Rinderwahn zurück."

Mit der Möglichkeit, dass BSE und Phosmet in einem Zusammenhang stehen, hat sich auch die britische Regierung vor einem Jahr auseinandergesetzt. Forschungsgeld wurde versprochen, weil Mark Purdey, ein britischer Bauer, eine erstaunliche Entdeckung gemacht hatte: Seine Kühe waren mit Schlachtabfällen gefüttert worden, also nach gängiger Hypothese einem sehr großen BSE-Risiko ausgesetzt. Doch keine von Purdeys Kühen war jemals krank geworden. Der Bauer hat dafür eine einfache Erklärung: Er hat das Gesetz verletzt und niemals Phosmet verwendet. Das unterscheidet seine Herden von den Herden, in denen es immer wieder BSE-Fälle gibt. Die deutsche Ärzte-Zeitung berichtete darüber im Sommer 1999.

Die BSE-Meldungen aus Deutschland, wo Phosmet nie verwendet wurde, scheinen Purdey und auch Claus Köhnlein zu widerlegen. Köhnlein stellt, damit konfrontiert, nur abermals klar: "Noch einmal: Wir haben es bei uns nicht mit BSE-Fällen zu tun. Wir haben Kühe, von denen man nur behauptet, sie trügen einen dubiosen Krankheitserreger in sich. Es gibt keine an BSE erkrankte Kuh in Deutschland. Wir dürfen einen positiven Test nicht mit Krankheit gleichsetzen!""

Den Artikel gibt es hier
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/70083/
mirijam
 

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Beitragvon mirijam » Sonntag 16. Januar 2011, 15:24

Übrigens damit wäre auch erklärt, warum Bio-Rinder nie BSE hatten. Gefährliche Nervengifte wie Phosmet sind in der ökologischen Tierhaltung verboten. Das Thema passt auch sehr gut zum Thema MCS und andere Umweltkrankheiten. Stichwort [b]Krank durch Gifte.[/b]
mirijam
 

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Beitragvon mirijam » Sonntag 16. Januar 2011, 15:40

"Text aus der Sendung "Unser Land" am 9.03.01 im 3. BR Fernsehenprogramm

Alternative BSE-Ursachen
Mark Purdey, England

Autorin: Margit Lendzian,
redaktionell bearbeitet

Mark Purdey aus England erforscht seit Jahren die Ursachen von BSE und führt selbst einen Biohof. Letzten Donnerstag hielt er vor Landwirten in Cham einen Vortrag über seine Hypothesen. Er meint, nicht das Tiermehl sei der Auslöser für BSE, sondern ein Missverhältnis von Kupfer und Mangan im Tierkörper. Dadurch sollen die gesunden Prionen in die krankmachende Form verwandelt werden.

Mark Purdey, Taunton, UK (übersetzt):
„Das Prionprotein ist im Körper normalerweise ein Schutzmolekül. Es bindet an Kupfer und zerstört so in der Zelle sogenannte freie Radikale. Das sind
aggressive Stoffe, die im Körper durch Oxydationen, zum Beispiel auch UV-Strahlung gebildet werden. Normale Prionen sind überall dort im Körper zu finden sind, wo er in Kontakt mit aggressiven Substanzen oder Strahlen kommen kann, in den Augen, im Magen, in der Haut, an den Nerven. Reichert sich aber im Körper das Schwermetall Mangan an, dann bindet das Prion anstelle von Kupfer an Mangan und verwandelt sich in ein bedrohliches Eiweiß, das zusammenklumpt.

Wie kam Mark Purdey auf die Idee, Mangan könnte die Prionen umfalten? Er reiste durch die Welt und fand überall dort, wo Scrapie bei Schafen, BSE bei Kühen und Creutzfeldt-Jakob beim Menschen auftritt, hohe Anteile von Mangan im Boden. Er veröffentlichte seine Daten in einer Wissenschaftszeitschrift. Besonders deutlich waren die Werte zum Beispiel in Island. Überall dort, wo Mangan reichlich und Kupfer kaum vorhanden war, hatten die Schafe Scrapie. Die Regionen mit niedrigem Mangangehalt waren Scrapie-frei. Nun hat Mark Purdey drei gute Argumente für seine Mangan-Hypothese:

Mark Purdey (übersetzt)
„Wir haben in Gegenden mit spongiformen Krankheiten hohe Mangangehalte im Boden gefunden, wir konnten in Zellkulturen durch Zugabe von Mangan abnorme Prionen herstellen und wir haben in Gehirnen von Creutzfeldt-Jakob-Toten einen 10-fach höheren Mangangehalt gefunden.“

Das Element Mangan wird in der Slowakei in zwei Fabriken gefördert. In einem Dorf in der Nähe der Fabriken erkrankt einer von 1000 Einwohnern an Creutzfeldt-Jakob. Die Kinder dort haben einen sehr hohen Mangangehalt in den Haaren.

Und wie kommt das Mangan zu den Kühen? Vor allem in England wurde dem Futter Hühnerkot beigemischt, der besonders viel Mangan enthält. Im Mineralfutter sind zudem bis zu 4 Gramm Mangan pro Kilogramm Futter enthalten. Mangan ist ein wichtiges Spurenelement, aber entscheidend ist die Dosis.

Doch Mangan alleine genügt noch nicht. Nach Mark Purdeys Theorie gibt es noch einen zweiten Faktor als Auslöser für BSE: englische Kühe stehen häufig auf der Weide und dort gibt es Fliegen. Eine Art ist besonders unangenehm – die Dasselfliege.

Dieses hummelähnliche Insekt lebt selbst nur 3 bis 5 Tage, verfolgt Rinder
und Pferde auf der Weide und legt bis zu 500 Eier ins Fell der Tiere. Aus den Eiern schlüpfen Larven. Die bohren sich unter die Haut und wandern den Nerven entlang bis ins Rückenmark. Dort verlassen sie die Wirbelsäule und setzen sich unter der Haut fest. Hier wachsen sie bis zu 3 Zentimeter großen, fetten Larven heran. Eine Entwicklung, die mehrere Monate dauert.

Von außen gesehen bekommen die Kühe Beulen am Rücken. Nach einiger Zeit brechen sie auf und die Larven schlüpfen heraus und fallen zu Boden. Die Landwirte sind gesetzlich verpflichtet ihre Tiere vor der Dasselfliege zu
schützen.

In England wird dafür hauptsächlich das Insektizid Phosmet verwendet, das den Tieren zweimal pro Jahr auf den Rücken gespritzt wird. Phosmet ist ein Oxidationsmittel. Es bewirkt, dass sich Mangan schneller an die Prionen bindet und beschleunigt so die Entstehung von BSE.

Mark Purdey (übersetzt):
„Großbritannien hat die höchste BSE-Rate und wir benutzen hier zur Bekämpfung der Dasselfliege eine sehr hohe Dosis von Phosmet, 20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wenn man das mit anderen BSE-Ländern vergleicht, die viel niedrigere BSE-Raten haben, dann findet man auch dort die Bekämpfung der Dasselfliege, aber in viel geringeren Konzentrationen, nur ein Viertel der Dosis in England und nur einmal auf die Tiere aufgebracht.“

Die Fliegenplage geht in England zurück und seit weniger Phosmet eingesetzt wird auch die Zahl der BSE – Fälle geringer. Diesen Zusammenhang sieht Mark Purdey und auch ein französischer Forscher.

Mark Purdey (übersetzt):
„Professor Bounias hat eine ähnliche Studie in Frankreich durchgeführt. Er
fand einen direkten Zusammenhang: BSE trat im Schnitt 4 bis 6 Jahre nach dem Beginn der Phosmet-Behandlung auf und ich habe das in Großbritannien auch gefunden.“

Phosmet kann aber auch noch über einen anderen Weg in die Tiere gelangen: über das Futter, genauer über Zitrusfrüchte.

Erwin Schneiderbauer, Landwirt, Dietersburg:
„Laut Bundesgesetz dürfen sämtliche Zitrusfrüchte, die nach Deutschland
importiert werden, mit 2 Milligramm Phosmet pro Kilogramm Frucht belastet
sein, d.h. das ist auf der Schale drauf. Sobald ich das anfasse, nehm‘ ich
das über die Haut auf. Außerhalb Deutschland ist das sicher noch höher. Pro Tonne Früchte sind das 2 Gramm reines Gift.“

Die Schalen der Citrusfrüchte werden getrocknet und zu Pellets gepresst und dann als wertvolle Beigabe dem Kraftfutter zugesetzt. Für Mark Purdey ist BSE eine Krankheit, die viele Wurzeln hat.

Mark Purdey (übersetzt):
„In Großbritannien erkrankten nach dem Tiermehlverbot 1988 noch über 40.000 Kühe an BSE. Sie wurden nach dem Verbot geboren und haben nie Tiermehl zu fressen bekommen. Es gibt eine ganze Reihe von Argumenten, warum Tiermehl nicht die Ursache von BSE sein kann.“

Nachdem man viele Jahre nichts von Mark Purdey und seinen Hypothesen wissen wollte, hat ihn die englische Regierung nun eingeladen einen Forschungsantrag zu formulieren und einzureichen. Seine These gehört zu den wenigen Erklärungsversuchen für die Seuche, die bisher noch nicht widerlegt werden konnten."

Artikel hier http://www.animal-heal.de/bse/br_unserland.htm
mirijam
 

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Beitragvon Mia » Montag 17. Januar 2011, 13:24

@Strassenkind:
http ://www.bild.de)bild/telegramm/ratgeber/telegramm-ratgeber

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Beitragvon ju » Montag 17. Januar 2011, 17:54

hallo karl heinz,
ich bin neu hier im bloq.leider sehr schwer erkanknt nicht nur an mcs auch fibrommyalgie und cfs.die hauptproblematik die ich aber habe ist eine neuroborreliose.da ihr ja darüber schriebt daß mcs durch eine entzündung der riechnerven entstünde kommen bei mir fragen auf.ich war vor ungefähr 1.5 jahren in einer umweltmedizinischen klinik,ich wurde dort mit histamin desensibilisiert nach der miller tevchnik.daraufhin ist bei mir die mcs ausgebrochen in einem massiven umfang so daß ich auf alle chemischen stoffe reagiere die überhaupt da sind.erst später wurde bei mir herausgefunden daß ich genetisch bedingt bestimmt metalle und schimmelpilze nicht entgiften ´kann .ich sehe eher dies als ursache der mcs als auch die schwere infektion der borreliose mit fehlbehandlungen durch medikamenten,da ich auch andere patienten keen die kurzzeitig an mcs erkrankten jedoch sich die syptome wieder balancierten.diese patienten hatte keine genetisch bedingten entgiftungsstörungen und könnten daher durch berstimmte therapien eine erleichterung erfahren.bei mir jedoch springt keine altenative oder schulmedizinische therapie an,ganz im gegenteil,mein syptomatik verschlimmert sich wöchentlich.ich fände es schön wenn du dazu stellung nehmen könntest wie du das siehst.liebe dank auch für den beitrag.
ju
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Beitragvon Amazone » Montag 17. Januar 2011, 18:21

Hallo Ju,

du schreibst, dass du Schimmelpilze nicht entgiften kannst.

Darf ich fragen, welche Enzympolymorphismen bei dir in diesem Zusammenhang nachgewiesen wurden?

Interessiert mich, weil ich selbst heftigst auf Schimmelpilze reagiere.

LG Amazone
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Beitragvon Kira » Montag 17. Januar 2011, 19:12

@ju,
Zitat."wurde bei mir herausgefunden daß ich genetisch bedingt bestimmt metalle und schimmelpilze nicht entgiften ´kann"
Wie wurde das festgestellt?
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 19. Januar 2011, 09:18

Hallo ju,

ich weiß natürlich auch nicht, woher die MCS bei Dir kommt.

Die Riechnervvergiftung ist Daunderers persönliche Meinung zu dem Thema.

Ich kann natürlich grundsätzlich nur über meine eigenen Erfahrungen berichten. Und die würden m.A. nach gut zu einer starken chronischen Überempfindlichkeit des trigeminalen Chemorezeptorsystems passen (im Blog gibts ein paar Beiträge dazu). Die von Daunderer beschriebenen Entzündungen im Kiefer könnten z.B. dazu führen. Vor kurzem hat man darüberhinaus entdeckt, dass bei Mäusen inhalierte Chemikalien ebenso leicht wie ins Gehirn sofort in den Kiefer und zu den Zahnwurzeln wandern können, was in Kombination mit einer Entzündung vielleicht zu weiterer spezieller Sensibilisierung beitragen könnte. Jedenfalls führen seine Behandlungsempfehlungen teilweise zu erstaunlich schnellen Verbesserungen. Für mich persönlich kann ich da aber noch nichts endgültiges sagen.

Ansonsten ist Schadstoffkarenz die wirksamste Option. Das Thema wurde hier Forum schon zigmal durchgekaut. Steht eigentlich alles irgendwo.

Den neuen BSE bezogenen Befund finde ich nur insofern interessant, als er zeigt, dass auch relativ große Moleküle auf diese Weise schnell und direkt ins Gehirn wandern können. Damit dürfte deiser Weg dann wohl für so ziemlich alles, was uns so Probleme macht offen stehen. Nix mit Blut-Hirn-Schranke. Die gibts nur gegenüber dem Blutkreislauf. Und MCS-Probleme sind sehr überwiegend primär inhalativer Natur.
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Beitragvon Karlheinz » Mittwoch 23. Februar 2011, 10:11

Medizin 22.02.2011
Stammzellen können auch geschnupft werden

Stammzellen für eine Parkinson-Therapie müssen den Patienten nicht unbedingt ins Gehirn implantiert werden. Sie können auch über die Nase dorthin gelangen. Das legen Untersuchungen nahe, die ein internationales Forscherteam an Ratten durchgeführt hat. Die Tiere litten zwar nicht unter Parkinson, aber durch einen operativen Eingriff war ihr Dopamin-Haushalt gestört worden. Ein niedriger Spiegel dieses Botenstoffes ist eine Begleiterscheinung von Parkinson. Den Ratten wurden Stammzellen, aus denen Bindegewebe entsteht, über die Nase verabreicht. Die Zellen wanderten in kurzer Zeit in die geschädigten Hirnbereiche ein und glichen den Dopamin-Mangel aus. Der Weg zu einer klinischen Anwendung sei jedoch noch sehr weit, betonten die Mediziner. [reu]

http://www.dradio.de/dlf/meldungen/forschak/1394984/
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