"Text aus der Sendung "Unser Land" am 9.03.01 im 3. BR Fernsehenprogramm
Alternative BSE-Ursachen
Mark Purdey, England
Autorin: Margit Lendzian,
redaktionell bearbeitet
Mark Purdey aus England erforscht seit Jahren die Ursachen von BSE und führt selbst einen Biohof. Letzten Donnerstag hielt er vor Landwirten in Cham einen Vortrag über seine Hypothesen. Er meint, nicht das Tiermehl sei der Auslöser für BSE, sondern ein Missverhältnis von Kupfer und Mangan im Tierkörper. Dadurch sollen die gesunden Prionen in die krankmachende Form verwandelt werden.
Mark Purdey, Taunton, UK (übersetzt):
„Das Prionprotein ist im Körper normalerweise ein Schutzmolekül. Es bindet an Kupfer und zerstört so in der Zelle sogenannte freie Radikale. Das sind
aggressive Stoffe, die im Körper durch Oxydationen, zum Beispiel auch UV-Strahlung gebildet werden. Normale Prionen sind überall dort im Körper zu finden sind, wo er in Kontakt mit aggressiven Substanzen oder Strahlen kommen kann, in den Augen, im Magen, in der Haut, an den Nerven. Reichert sich aber im Körper das Schwermetall Mangan an, dann bindet das Prion anstelle von Kupfer an Mangan und verwandelt sich in ein bedrohliches Eiweiß, das zusammenklumpt.
Wie kam Mark Purdey auf die Idee, Mangan könnte die Prionen umfalten? Er reiste durch die Welt und fand überall dort, wo Scrapie bei Schafen, BSE bei Kühen und Creutzfeldt-Jakob beim Menschen auftritt, hohe Anteile von Mangan im Boden. Er veröffentlichte seine Daten in einer Wissenschaftszeitschrift. Besonders deutlich waren die Werte zum Beispiel in Island. Überall dort, wo Mangan reichlich und Kupfer kaum vorhanden war, hatten die Schafe Scrapie. Die Regionen mit niedrigem Mangangehalt waren Scrapie-frei. Nun hat Mark Purdey drei gute Argumente für seine Mangan-Hypothese:
Mark Purdey (übersetzt)
„Wir haben in Gegenden mit spongiformen Krankheiten hohe Mangangehalte im Boden gefunden, wir konnten in Zellkulturen durch Zugabe von Mangan abnorme Prionen herstellen und wir haben in Gehirnen von Creutzfeldt-Jakob-Toten einen 10-fach höheren Mangangehalt gefunden.“
Das Element Mangan wird in der Slowakei in zwei Fabriken gefördert. In einem Dorf in der Nähe der Fabriken erkrankt einer von 1000 Einwohnern an Creutzfeldt-Jakob. Die Kinder dort haben einen sehr hohen Mangangehalt in den Haaren.
Und wie kommt das Mangan zu den Kühen? Vor allem in England wurde dem Futter Hühnerkot beigemischt, der besonders viel Mangan enthält. Im Mineralfutter sind zudem bis zu 4 Gramm Mangan pro Kilogramm Futter enthalten. Mangan ist ein wichtiges Spurenelement, aber entscheidend ist die Dosis.
Doch Mangan alleine genügt noch nicht. Nach Mark Purdeys Theorie gibt es noch einen zweiten Faktor als Auslöser für BSE: englische Kühe stehen häufig auf der Weide und dort gibt es Fliegen. Eine Art ist besonders unangenehm – die Dasselfliege.
Dieses hummelähnliche Insekt lebt selbst nur 3 bis 5 Tage, verfolgt Rinder
und Pferde auf der Weide und legt bis zu 500 Eier ins Fell der Tiere. Aus den Eiern schlüpfen Larven. Die bohren sich unter die Haut und wandern den Nerven entlang bis ins Rückenmark. Dort verlassen sie die Wirbelsäule und setzen sich unter der Haut fest. Hier wachsen sie bis zu 3 Zentimeter großen, fetten Larven heran. Eine Entwicklung, die mehrere Monate dauert.
Von außen gesehen bekommen die Kühe Beulen am Rücken. Nach einiger Zeit brechen sie auf und die Larven schlüpfen heraus und fallen zu Boden. Die Landwirte sind gesetzlich verpflichtet ihre Tiere vor der Dasselfliege zu
schützen.
In England wird dafür hauptsächlich das Insektizid Phosmet verwendet, das den Tieren zweimal pro Jahr auf den Rücken gespritzt wird. Phosmet ist ein Oxidationsmittel. Es bewirkt, dass sich Mangan schneller an die Prionen bindet und beschleunigt so die Entstehung von BSE.
Mark Purdey (übersetzt):
„Großbritannien hat die höchste BSE-Rate und wir benutzen hier zur Bekämpfung der Dasselfliege eine sehr hohe Dosis von Phosmet, 20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wenn man das mit anderen BSE-Ländern vergleicht, die viel niedrigere BSE-Raten haben, dann findet man auch dort die Bekämpfung der Dasselfliege, aber in viel geringeren Konzentrationen, nur ein Viertel der Dosis in England und nur einmal auf die Tiere aufgebracht.“
Die Fliegenplage geht in England zurück und seit weniger Phosmet eingesetzt wird auch die Zahl der BSE – Fälle geringer. Diesen Zusammenhang sieht Mark Purdey und auch ein französischer Forscher.
Mark Purdey (übersetzt):
„Professor Bounias hat eine ähnliche Studie in Frankreich durchgeführt. Er
fand einen direkten Zusammenhang: BSE trat im Schnitt 4 bis 6 Jahre nach dem Beginn der Phosmet-Behandlung auf und ich habe das in Großbritannien auch gefunden.“
Phosmet kann aber auch noch über einen anderen Weg in die Tiere gelangen: über das Futter, genauer über Zitrusfrüchte.
Erwin Schneiderbauer, Landwirt, Dietersburg:
„Laut Bundesgesetz dürfen sämtliche Zitrusfrüchte, die nach Deutschland
importiert werden, mit 2 Milligramm Phosmet pro Kilogramm Frucht belastet
sein, d.h. das ist auf der Schale drauf. Sobald ich das anfasse, nehm‘ ich
das über die Haut auf. Außerhalb Deutschland ist das sicher noch höher. Pro Tonne Früchte sind das 2 Gramm reines Gift.“
Die Schalen der Citrusfrüchte werden getrocknet und zu Pellets gepresst und dann als wertvolle Beigabe dem Kraftfutter zugesetzt. Für Mark Purdey ist BSE eine Krankheit, die viele Wurzeln hat.
Mark Purdey (übersetzt):
„In Großbritannien erkrankten nach dem Tiermehlverbot 1988 noch über 40.000 Kühe an BSE. Sie wurden nach dem Verbot geboren und haben nie Tiermehl zu fressen bekommen. Es gibt eine ganze Reihe von Argumenten, warum Tiermehl nicht die Ursache von BSE sein kann.“
Nachdem man viele Jahre nichts von Mark Purdey und seinen Hypothesen wissen wollte, hat ihn die englische Regierung nun eingeladen einen Forschungsantrag zu formulieren und einzureichen. Seine These gehört zu den wenigen Erklärungsversuchen für die Seuche, die bisher noch nicht widerlegt werden konnten."
Artikel hier
http://www.animal-heal.de/bse/br_unserland.htm