FR online Septmber 2009
Zitat
"HPV-Impfung im Zwielicht......
Ähnlich äußert sich auch der Bielefelder Gesundheitsforscher Wolfgang Greiner. Gemeinsam mit dem Charité-Mediziner Stefan Willich hatte er im März eine 120-Seiten-Analyse zur HPV-Impfung für das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (Dimdi) in Köln angefertigt. Dass die Impf-Studien in der Einführungsphase vom Hersteller bezahlt wurden, sei nicht das Problem, sagt Greiner. Wichtig finde er aber, dass jetzt in der Anwendungsphase eine unabhängige Begleitforschung statt finde. Genau die fehle jedoch.
Merkwürdigerweise verbreitete sich der Dimdi-Bericht in der Öffentlichkeit höchst einseitig unter der Schlagzeile "HPV-Impfung: wirksam und sicher". Das lag wohl an der positiv formulierten Pressemitteilung des Instituts: Die Bedenken, mit denen Greiner und Willich in ihrem Bericht aber keinesfalls gespart hatten (zu kleine Fallzahlen in den bisherigen Impfstoff-Studien; Überschätzung der Wirksamkeit; nur zwei von 24 Studien zur Kosteneffektivität auf deutsche Verhältnisse übertragbar; mangelnde kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Studiendesign; Abhängigkeit der Studienautoren von der Pharmaindustrie), blieben unerwähnt. Die Dimdi-Analyse wurde folglich allgemein als Votum für die Impfung transportiert, obwohl der Inhalt des Berichts dem klar widersprach.
Man hat mit den verwirrenden Zahlenspielen bewusst Nebelkerzen gestreut", sagt Regine Rapp-Engels, Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes.
Für sie persönlich habe sich an der Skepsis gegenüber der Impfung durch die jüngsten Veröffentlichungen "nichts geändert", auch wenn da "jetzt immer noch was nachgeschoben" werde. "Das war bei der Hormonersatztherapie genauso. Wir Ärzte wurden damals enorm unter Druck gesetzt durch immer neue Studien. Und auch beim Mammographie-Screening werden immer noch absolute und relative Risikozahlen miteinander vermengt, um Frauen zur Teilnahme zu bewegen."
Auch in Deutschland wurden schon früh massive Hersteller-Kampagnen für die HPV-Impfung gefahren und Ärzte geschult, bevor die Studien überhaupt auf dem Tisch lagen. Erst im Nachhinein hat man übrigens bei der Impf-Werbung den Schwerpunkt auf die Verhütung von Krebsvorstufen gelegt - lange Zeit war immer nur von der "Impfung gegen Krebs" die Rede.
Geradezu peinlich wurde es, als bekannt wurde, dass die von der Stiko voreilig angegebene, von den Manifest-Wissenschaftlern aber kritisierte "lebenslange Impfaktivität von 92,5 Prozent" ein fiktiver Wert war. So ist es kein Wunder, dass das Vertrauen vieler Fachleute in die HPV-Impfung und deren emsige Fürsprecher nachhaltig beschädigt wurde."
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/1923475_HPV-Impfung-im-Zwielicht.html