Prof. Henningsen TU München Leitlinienautor

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Beitragvon Juliane » Freitag 10. Februar 2012, 07:41

"Prof. Henningsens (*1959) Forschungsgebiet sind anhaltende Körperbeschwerden ohne ausreichende organische Erklärung. Dabei handelt es sich um somatoforme oder funktionelle Störungen wie Schmerzen, Funktionsstörungen, Erschöpfung. Er koordiniert diagnostische und therapeutische Studien, aber auch funktionelle Bildgebungs- und andere psychophysiologische Untersuchungen zu den neurophysiologischen Korrelaten des Beschwerdeerlebens.
Prof. Henningsen hat in Stuttgart-Hohenheim, Freiburg, Berlin und Cambridge (UK) Medizin studiert und zunächst eine Ausbildung zum Neurologen in Berlin und Heidelberg absolviert, bevor er in die Psychosomatische Medizin wechselte. Er habilitierte 2002 in Heidelberg und folgte 2005 dem Ruf an den Lehrstuhl für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. 2006 zum ersten Prodekan ernannt, bekleidet Prof. Henningsen seit 2010 das Amt des Dekans der Fakultät für Medizin der TUM. Er ist Vorstandsmitglied des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin und der Viktor-von-Weizsäcker-Gesellschaft.

Curriculum Vitae
Lehrveranstaltungen
Wichtigste Auszeichungen
DKV-Cochrane-Preis (2000)

Studienstiftung des deutschen Volkes (1977-84)

Schlüsselpublikationen
Creed F, Henningsen P, Fink P: Medically unexplained symptoms, somatisation and bodily distress. Cambridge: Cambridge University Press, 2011.

Henningsen P, Zipfel S, Herzog W: “The management of functional somatic syndromes”. Lancet. 2007; 369: 946-955.

Abstract
Henningsen P, Ceballos-Baumann A, Gündel H: Neuro-Psychosomatik. Stuttgart: Schattauer, 2006.

Henningsen P: “The body in the brain: Towards a representational neurobiology of somatoform disorders”. Acta Neuropsychiatrica. 2003; 15: 157-160.

Abstract
Henningsen P, Zimmermann T, Sattel H: “Medically unexplained physical symptoms, anxiety and depression: a meta-analytic review”. Psychosomatic Medicine: 2003; 65: 528-533.

Abstract"


http://www.professoren.tum.de/henningsen-peter/
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Prof. Henningsen TU München Leitlinienautor

Beitragvon Juliane » Freitag 10. Februar 2012, 07:44

Im März 2012 stellt Prof. Henningsen im Einklang mit dem Fachgesellschaften GHUP/DGAUM/DEGAM neue Leitlinien auf AWMF ein:

S3- Leitlinie „Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme
Körperbeschwerden“ (051/001): Langfassung


Einige Zitate, die auch MCS Patienten betreffen:


Seite 126


Empfehlung 73: Subjektive Ursachenüberzeugungen des Patienten („Laienätiologie“, z.B. umstrittene

toxikologische Annahmen bei umweltbezogenen Beschwerden) sollten frühzeitig erfragt werden, auch um

später bei der Erweiterung in Richtung auf ein biopsychosoziales Krankheitsmodell daran anknüpfen zu

können (Praxistipp 8.3.). Dabei sollte dem Patienten ausdrücklich mitgeteilt werden, dass seine eigenen

Annahmen für die Einschätzung der Beschwerden wichtig sind (Evidenzgrad: 3).

CAVE: Somatische Erklärungsmodelle werden oft, gerade zu Beginn des Krankheitsverlaufs, durch

inadäquates ärztliches Verhalten gefördert!



Seite 159


Empfehlung 99: Dem Patienten sollten die Beschwerden in anschaulicher Weise erklärt werden, z.B. durch das

Vermitteln psychophysiologischer Zusammenhänge (Psychoedukation; z.B. Stressphysiologie,

Teufelskreismodelle; Praxistipp 9.9.) (Evidenzgrad 2). Dabei sollte an die subjektive Krankheitstheorie des

Patienten angeknüpft und nach und nach ein biopsychosoziales Krankheitsmodell aufgebaut sowie eine positive

Beschreibung der Beschwerden („nicht-spezifisch“, „funktionell“, „somatoform/psychosomatisch“, ggf. auch eine

entsprechende Diagnose) angeboten werden (Evidenzgrad: 2b).


Seite 165

Empfehlung 104: Mögliches Schon- und Vermeidungsverhalten hinsichtlich angenommener Auslöser der

Beschwerden (Bewegung, Anstrengung, Umwelteinflüsse wie Chemikalien, Lebensmittel oder

Lebensmittelzusätze) sollte in der Behandlung thematisiert werden. Eine Tolerierung kurzfristiger Schonung und

Vermeidung zur Angstminderung und Beziehungsstabilisierung kann im Einzelfall sinnvoll sein, grundsätzlich sollte

aber zur (Wieder-)Aufnahme sozialer und körperlicher Aktivität und zur (Re-) Exposition geraten werden

(Evidenzgrad: 2).


Empfehlung 105: Die mögliche Nutzung verschiedener Selbsthilfestrategien (z.B. Internetforen,

Selbsthilfegruppen und Patientenratgeber) sollte in der Behandlung thematisiert werden (Evidenzgrad: 5)


Seite 171

Praxistipp 9.3.: Gestufte Aktivitätssteigerung (ausgehend vom individuellen Aktivitätsverhalten des Patienten):


Bei Müdigkeit und Erschöpfung, Fibromyalgie-Syndrom, Rückenschmerzen sowie umweltbezogenen

Beschwerden besteht ein besonders hohes Risiko zu Schonung, Vermeidung und Rückzug. Hier ist es

besonders wichtig, in kleinen Schritten zur Erweiterung des Bewegungsradius zu ermutigen. Bei diesen

Beschwerdebildern gibt es allerdings auch eine kleine Gruppe übermäßig aktiver Patienten („Durchhaltern“),

denen mit Nachdruck zu nach Art und Umfang angemessenen Aktivitäten geraten werden soll.




Seite 174


Empfehlung 111: Die Motivation zur psychosozialen Diagnostik bzw. zur Psychotherapie sollte ggf. als ein

wichtiges Behandlungs(zwischen)ergebnis und nicht als Bringschuld des Patienten angesehen werden

(Evidenzgrad: 4).

Der psychosoziale Experte wird zusätzlich „mit ins Boot geholt“, der Patient wird NICHT an ihn „abgegeben“.


Empfehlung112b: Bei schwerer verlaufenden nicht schmerz-dominanten nicht-spezifischen, funktionellen und

somatoformen Körperbeschwerden (z.B. chronisches Müdigkeitssyndrom) sollte eine zusätzliche, zeitlich begrenzte

Gabe von Antidepressiva nur bei relevanter psychischer Komorbidität erfolgen (Evidenzgrad: 2; Kapitel 10.2.;

z.B. NVL-LL unipolare Depression).



Seite 184


Empfehlung 120b: Psychosoziale Fachkompetenz sollte zunächst im Rahmen eines psychosomatisch/ psychiatrisch/

psychologisches Konsils einbezogen werden ( LL „Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie und Psychosomatische

Medizin“). Ein entsprechendes Empfehlungsschreiben (d.h. ein(Arzt-)Brief mit Informationen zum Krankheitsbild

und konkreten therapeutischen Empfehlungen) an den primär behandelnden (Haus-)Arzt wirkt sich wahrscheinlich

günstig auf das Funktionsniveau des Patienten aus und kann Kosten sparen (Evidenzgrad: 1).



Seite 197



Empfehlung 132: Stationäre Psychotherapie nicht-spezifischer, funktioneller und somatoformer Körperbeschwerden

sollte in einer Klinik mit multimodalem Therapiekonzept (siehe Definition oben: interdisziplinäre Behandlung unter

Einbeziehung von mindestens zwei Fachdisziplinen, davon eine psychosomatische, psychologische oder

psychiatrische Disziplin, nach festgelegtem Behandlungsplan unter qualifizierter ärztlicher Leitung) stattfinden.


Seite 204



Empfehlung 134: Folgende Haltungen, Denk- und Verhaltensweisen sollten VERMIEDEN werden:

Ein eigenes dualistisches oder hierarchisches Erklärungsmodell („Entweder-Oder-Modell”;

„körperliche Erkrankungen sind wichtiger/ gefährlicher als psychische”, „Krank ist nur, wer

entsprechende somatische Befunde aufweist“)......



Einseitige „Somatisierung“ (Nicht-Einbeziehung psychosozialer Umstände und Beschwerden) bzw.

einseitige „Psychologisierung“ (mangelnde Einbeziehen des Körpers, mangelnde Flexibilität im

Umgang mit somatischen Behandlungswünschen eines Patienten insbesondere in der Initialphase der

Therapie).........




Seite 207



Empfehlung 135: Folgende Fehler beim diagnostischen Vorgehen sollten VERMIEDEN werden:

Mangelnde psychosoziale Diagnostik:

Mangelnde somatische Basisdiagnostik:

Unnötige oder sogar schädliche Überdiagnostik:


Seite 218



Empfehlung 141: Bei der Rehabilitation von Patienten mit nicht-spezifischen, funktionellen und

somatoformen Körperbeschwerden sollte primär ein pragmatischer, multimodaler Therapieansatz

verfolgt werden. Dabei sollten in geeigneten Einrichtungen (z.B. Tageskliniken mit entsprechendem

Indikationsspektrum und Therapieangebot), evtl. auch in einer engen Kooperation von Haus- bzw.

somatischem Facharzt und Psychotherapeut, zunächst ambulante Rehabilitationsmaßnahmen

durchgeführt werden, wobei für deren Wirksamkeit keine ausreichenden Daten vorliegen. Stationäre

Rehabilitationsmaßnahmen sollten in Kliniken mit multimodalem Therapiekonzept durchgeführt werden

(Evidenzgrad: 3).


Seite 220

Empfehlung 143: Der Schweregrad nicht-spezifischer, funktioneller und somatoformer

Körperbeschwerden und die Wahrscheinlichkeit einer Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit sollten –

in Auseinandersetzung mit eventuellen Vorgutachten – nach folgenden Kriterien beurteilt werden

Tabellen 8.2. und 8.3.):

• Konsistente Auswirkungen der Störung in allen Lebensbereichen

• Intensität der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens

• Vergeblichkeit adäquater Therapieversuche

• Chronifizierung und Komorbidität

• Einfluss von Aggravation oder Simulation

• Spezielle berufliche Anforderungen (bei der Frage nach Berufsunfähigkeit).


Seite 224



Empfehlung 148: Bei der Abwägung dieser Prinzipien soll dem „Nicht-Schaden“ relativer Vorrang

gegeben werden.


http://www.funktionell.net/S3-LL%20Nicht-spezifische,%20funktionelle%20und%20somatoforme%20Koerperbeschwerden%20Langfassung.pdf
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Beitragvon Juliane » Freitag 10. Februar 2012, 09:49

Welche Fachgesellschaften alle mit im Boot auf der Isar sind kann man hier nachlesen:


Teilnehmende Fachgesellschaften und Verbände:

Deutsches Kollegium für
Psychosomatische Medizin
(DKPM) (federführend)
(Mandatsträger: Peter Henningsen)

Deutsche Gesellschaft für
Psychosomatische
Geburtshilfe und Gynäkologie
(DGPFG) (Mandatsträgerin:
Friederike Siedentopf)

Deutschen Gesellschaft für
Psychosomatische Medizin und
Ärztliche Psychotherapie e.V.
(DGPM) (federführend)
(Mandatsträger: Peter Henningsen)

Deutsche Gesellschaft für
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie
(DGHNO) (Mandatsträgerin:
Astrid Marek)

Deutsche Gesellschaft für
Allgemeinmedizin und
Familienmedizin (DEGAM)
(Mandatsträger: Markus Herrmann)

Deutsche Gesellschaft für
Urologie (DGU)/ AK
Psychosomatische Urologie
und Sexualmedizin
(Mandatsträger: Dirk Rösing)

Deutsche Gesellschaft für
Psychiatrie, Psychotherapie und
Nervenheilkunde (DGPPN)
(Mandatsträger: Volker Arolt)

Deutsche Gesellschaft für
Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde (DGZMK) /AK
Psychologie und
Psychosomatik
(Mandatsträgerin: Anne
Wolowksi)


Deutsche Gesellschaft für
Chirurgie (DGCH) (Mandatsträger:
Marcus Schiltenwolf)


Deutsche Gesellschaft für
Gynäkologie und Geburtshilfe
(DGGG) (Mandatsträgerin.
Friederike Siedentopf)

Deutsche Gesellschaft für Innere
Medizin (DGIM) (Mandatsträger:
Hubert Mönnikes)

Deutsche Gesellschaft für
Kardiologie (DGK)
(Mandatsträger: Karl-Heinz
Ladwig)


Deutsche Gesellschaft für
Neurologie (DGN)
(Mandatsträgerin: Marianne
Dieterich)

Deutsche Gesellschaft für
Rheumatologie (DGRh)
(Mandatsträger: Wolfgang Eich)

Deutsche Gesellschaft für
Psychoanalyse, Psychotherapie,
Psychosomatik und
Tiefenpsychologie (DGPT)
(Mandatsträger: Gerd Rudolf)

Deutsche Gesellschaft für
Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten
(DGVS) (Mandatsträger: Hubert
Mönnikes)

Deutsche Psychoanalytische
Vereinigung (DPV)
(Mandatsträger: Ulrich Schultz-
Venrath)

Deutsche Gesellschaft für
Orthopädie und
Orthopädische Chrirurgie
(DGOOC) (Mandatsträger:
Marcus Schiltenwolf)

Deutsche Gesellschaft für
Medizinische Psychologie
(DGMP) (Mandatsträgerin: Heide
Glaesmer)

Deutsche Dermatologische
Gesellschaft (DDG)
(Mandatsträger: Uwe Gieler)


Deutsche
Gesellschaft für
Verhaltensmedizin
und
Verhaltensmodifikation
(DGVM)
(Mandatsträger:
Winfried Rief)

Deutsche Gesellschaft für
Allergologie und Klinische
Immunologie (DGAKI)
(Mandatsträger: Uwe Gieler)

Fachgruppe Klinische
Psychologie und
Psychotherapie der Deutschen
Gesellschaft für Psychologie
(DGPs) (Mandatsträgerin:
Alexandra Martin)

Deutsche Gesellschaft für
Kinder- und Jugendmedizin
(DGKJ) (Mandatsträgerin:
Kirsten Mönkemöller)

Gesellschaft für Hygiene,
Umweltmedizin und
Präventivmedizin (GHUP)
(Mandatsträgerin: Caroline Herr)

Deutsche Gesellschaft für
Sozialmedizin und Prävention
(DGSMP) (Mandatsträger:
Wolfgang Deetjen)

Deutsche Gesellschaft für
Arbeitsmedizin und
Umweltmedizin (DGAUM)
(Mandatsträger: Dennis Nowak)

Deutsche
Arbeitsgemeinschaft
Selbsthilfegruppen (DAG
SHG) (Mandatsträger: Jürgen
Matzat)


http://www.funktionell.net/S3-LL%20Nicht-spezifische,%20funktionelle%20und%20somatoforme%20Koerperbeschwerden%20Langfassung.pdf
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Beitragvon Juliane » Freitag 10. Februar 2012, 09:54

Henningsen von der TU München sagte auf einem Vortrag 2011:

"Die Kategorie “somatoforme Störungen” wird ersetzt durch
eine deutlich veränderte Nachfolge-Kategorie war nicht selbstverständlich!

Auswirkungen noch nicht absehbar…

http://www.ameos.eu/fileadmin/user_upload/Bad_Aussee/PDF/Praesentationen_Symposium/Klinik_somatoformer_Stoerungen.pdf


Ja, Auswirkungen noch nicht absehbar.
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Beitragvon Kira » Sonntag 9. Dezember 2012, 23:22

siehe auch
Psychosomatik findet ihren Platz in der Psychiatrie
viewtopic.php?t=18949
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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