Psychotherapie bei MCS

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon Alex » Dienstag 16. August 2005, 09:31

Chemikaliensensible in die Psychoschublade zu stopfen gehört zum guten Ton
bei Leitern von Umweltambulanzen & Hygieneinstituten. Sie bieten in der Regel keine Therapien für Chemikaliengeschädigte in ihren Instituten an,nur Diagnostik,die sich zum Großteil auf Psychofragebogen und einfache körperliche oder wenig umfangreiche Blutuntersuchungen stützt. Mag man ihnen zugute halten, daß sie es nicht besser wissen. Dagegen sprechen Veröffentlichungen und Pseudostudien (Psychotherapiepreis für Giessen: Die Patientengruppe bestand aus 1 Patientin mit selbstberichteter MCS. Sie angeblich wurde durch Psychotherapie geheilt. Für diese "besondere Leistung" wurde der Springer Psychotherapie Preis verliehen).

Kann Psychotherapie tatsächlich bei MCS oder Umweltkrankheiten
weiterhelfen oder sie sogar heilen?

Die Antwort darauf steht im Buch einer der erfahrensten Umweltmedizinerinnen weltweit, Prof. Dr. Doris Rapp - Is this your Childs World.

Psychotherapie
Für viele, die Verhaltens- oder Gedächtnisprobleme haben, kann psychotherapeutische Behandlung hilfreich sein. Erinnern Sie sich jedoch, das durch Umweltkrankheiten bedingte Reaktionen bei einigen Allergikern und/oder Chemikaliensensiblen leicht mit einem rein psychologischen Problem verwechselt werden können. Professionelle, die sich mit Umweltkrankheiten nicht auskennen, können das breite Spektrum der adversen Reaktionen verfehlen die Reaktionen auf umweltbedingte Expositionen, charakteristisch auf multiple Körperbereiche einschließlich dem Gehirn, haben. Ärzte verweisen solche Symptome vorallem bei Erwachsenen, gemeinerhand auf Stress oder sonstiges und diagnostizieren sie als "somatische" oder "funktionale" Erkrankung oder als psychiatrisches Problem.
Erwachsenen bekommen verständlicherweise häufiger als Kinder mitgeteilt, daß sie unter einer reinen emotionalen Erkrankungen leiden, weil sie ganz einfach unter "zu vielen" medizinischen Symptomen leiden. Dies ist sogar dann der Fall, wenn beide die gleiche Anzahl und Art der medizinischen Beschwerden haben.
(Prof.Dr.Doris Rapp)
Alex
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon Anne » Dienstag 16. August 2005, 12:41

Hallo lieber Alex,

danke für die Zitate aus dem Buch von Dr. Rapp. Sie scheint sehr kompetent zu sein. Ist dieses Buch hier bei uns erhältlich?

Auch ich habe schon mehrmals solche psychologischen Fragebögen ausfüllen müssen. Was mir dabei aufgefallen ist war, dass die "Erfinder" solcher Bögen dabei auf eine ganz bestimmte Sache fixiert sind, nämlich auf "Angststörung" oder "Panikreaktion" .
Nun werden die Fragen aber so [b]unwissenschaftlich[/b] gestellt, dass ich mit "Ja" antworten muss, obwohl ich mit meinen Allergien bei ihrer Fragestellung etwas ganz anderes im Auge behalten muss, als auf was sie hinauswollen.

Ich sage mal ein Beispiel:
In den Fragebögen wird z. B. gefragt, ob ich "Angst" vor Menschenansammlungen habe. Ja, die habe ich und muss mit "Ja" antworten. Aber nicht weil dort
[i]die vielen Menschen[/i] in mir eine Panik auslösen, sondern, weil [b]die Ausdunstungen von vielen Duftstoffe und Parfüms[/b] [i]dieser Menschen[/i] in mir starke allergische und Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen.
In dem Fall, wenn ich mit "JA" antworten [b]muss[/b] , wird das Ergebnis dieses psychologischen Fragebogens [b]gefälscht[/b], weil ich Menschenansammlungen wegen meiner [b]körperlich-allergischen[/b] Reaktionen vermeide und nicht wegen einer [b]psychisch-unbegründeten[/b] Reaktion. Ob dies Absicht oder Dummheit der Verantwortlichen ist, weiß ich nicht.

Eigentlich sollte man auch Mediziner für so intelligent halten, dass sie wissen, dass körperliche Schmerzen und körperliche Beschwerden als Alarmzeichen des Körpers gelten und als angemessene und völlig richtige Reaktion ein "Vermeidungverhalten" hervorrufen. Wer trotz seiner Schmerzen weiter so lebt, als wäre nichts, gehört wohl in den Bereich der Selbstverletzer, und für den wäre ganz bestimmt eine psychologische Behandlung sinnvoll.

Es würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen einen Pollenallergiker auf eine blühende Wiese und unter blühenden Bäumen zu setzen und dann zu ihm sagen, er hätte eine Panikstörung wenn er dies nicht aushält und aus dem Grund könne es mit ihm nicht besser werden? Wie übel sind eigentlich solche "Spielchen", denen man uns aussetzen will? Wie menschenverachtend? Und warum tut man das mit uns? Weil viele schon körperlich und nervlich so kaputtgespielt wurden und sich kaum noch wehren können??

Ich frage mich nur, wie man im Zeitalter des 3. Jahrtausends einen so unwissenschaftlichen Fragebogen, der offentsichtlich ein falsches Ergebnis erbringen muss, überhaupt zur Befragung von Erkrankten zulässt ?!

Viele Grüße
Anne
Anne
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon Kai Uwe » Dienstag 16. August 2005, 13:43

Hallo Anne,

mein Neurologe, Psychologe, Psychiater nennt diese Art Fragebogen Psychiatriefangfragebogen.
Er hat mir erklärt, daß man solche Fragebogen ausfüllen kann wie man will,
es ist immer gegen den Patienten ausgerichtet. Er soll überführt werden.
Genau wie Du es auch durchschaut hast.

Wir sind keine Verbrecher, die man überführen muß. Wir haben nicht wie unsere Gegenüber Leichen im Keller gestapelt. Wir sind Menschen genau wie Prof.Rapp sie beschreibt. Die Ärzteschaft würde gut daran tun, dies zu akzeptieren und uns Behandlung zuzugestehen. Nur damit wird Schaden begrenzt. Psychiatriefangfragebogen dienen weder der Prävention, noch der Krankheitsfeststellung oder gar zur Einleitung einer Heilung. Sie sollen lediglich mithelfen einen Menschen zu stigmatisieren.

Ich habe mich in einer Studie an die Empfehlung meines Arztes gehalten.
Er sagte: Teilen Sie diesen Leuten mit, daß Sie gerne Fragebogen, die zur Herausfindung ihrer Beschwerden und Ermittlung Ihres Gesundheitszustandes dienen, ausfüllen. Vom Ausfüllen von Psychiatriefangfragebögen müßten Sie jedoch absehen. Da kam kein Sterbenswörtchen, es wurde stillschweigend ohne daß mir Nachteile daraus erwachsen wären akzeptiert, weil wir sie enttarnt hatten.

Viele Grüße
Kai Uwe
Kai Uwe
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon Alex » Dienstag 16. August 2005, 14:16

Hallo liebe Anne,

das Buch ist nur in Englisch erhältlich.
Du kannst es über Amazon für 24,95$ bestellen.

Viele Grüße
Alex
Alex
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon franka » Dienstag 16. August 2005, 15:01

Ich habe hier eine deutsche Ausgabe von Dr. Rapp:
Ist das ihr Kind?
Promedico
ISBN 3-9803957-1-5
Ich meine sogar, das es das bei pure nature zu bestellen gibt.
Gruß Franka
franka
 

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Beitragvon Alex » Dienstag 16. August 2005, 15:07

Das englische gibt es auch bei PureNature, da habe ich meins her.
Alex
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon jeansgirl » Mittwoch 17. August 2005, 11:10

das ist das Beste Buch über MCS; Allergien...
mit vielen leicht verständlichen Beispielen drin
jeansgirl
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon lisa » Freitag 2. September 2005, 19:00

gibt es öffentliche Schreiben, dass diese Therapien
geholfen haben oder nicht!!!
wer kennt solche Texte, Veröffentlichungen?
lisa
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon Kai Uwe » Sonntag 16. Oktober 2005, 11:54

Dr. Schwarz / Fachkrankenhaus Nordfriesland in Bredstedt hat im therapeutischen
Bereich in Deutschland die größte Erfahrung. Er geht davon aus, daß Psychotherapie alleine
bei MCS nicht hilft.

Zitat:
Das Fachkrankenhaus Nordfriesland hat vieljährige psychiatrische und psychosomatische Erfahrungen und ist über psychisch und psychiatrisch gestörte PatientInnen (Depressionen, Ängste, Erschöpfungssyndrome u.a.) auf dieses Störungsbild gestossen worden. Wir mussten vor Jahren feststellen, dass unsere herkömmlichen klinisch psychologischen und neuropsychiatrischen Behandlungsmodelle nur begrenzten Erfolg hatten. Erst die Hereinnahme weiterer (somatischer) Behandlungsansätze brachte einen grösseren Behandlungserfolg. Umweltmedizinische und psychologisch/psychiatrische Behandlungsansätze werden jetzt zusammen entsprechend ihrer Gewichtung bei den PatientInnen angewandt.

Gefunden auf der Webseite der Hausärzte der Stadt Zürich
Kai Uwe
 

Psychotherapie bei MCS

Beitragvon Konstantin » Montag 7. November 2005, 11:21

Zur Dauerdiskussion "MCS und einzig heilbringende Heilmethode Psychotherapie", möchte ich Dr. Aschermann (Deutsches Ärzteblatt 100, Ausgabe 17 vom 25.04.2003) zitieren: Die Gefahr besteht, dass die Patienten in die psychiatrisch-psychotherapeutische Ecke abgeschoben werden zur Ruhigstellung und Beruhigung des ärztlichen Gewissens. Oder, auch nicht besser, es werden unrealistische Heilserwartungen an die Psychotherapeuten herangetragen.


Meine persönliche Anforderung an all diejenigen Ärzte, die ständig darauf drängen, daß MCS Patienten sich endlich in Psychotherapie begeben oder Psychotests unterziehen sollen, wäre, dass sie korrekt durchgeführte Studien vorzeigen mögen, die lückenlos beweisen, daß MCS durch Psychotherapie heilbar ist und Psychotests nachweislich dazu geeignet sind MCS zu diagnostizieren.

Grüße
Konstantin
Konstantin
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