Biotop im Bauch und der Speiseplan

Biotop im Bauch und der Speiseplan

Beitragvon Juliane » Freitag 16. September 2011, 19:00

"Das Biotop im Bauch

Billionen von Mikroben bevölkern den menschlichen Körper - vor allem im Dickdarm haust eine Armada von Bakterien. Welches Ökosystem sie dort bildet, hängt auch vom Speiseplan ab.............


Diejenigen, die, wie in den Industrienationen oft üblich, viel Protein und tierisches Fett zu sich nahmen, fielen eher in die Bacteroides-Gruppe. Wer sich – wie Vegetarier – eher von Kohlenhydraten und Ballaststoffen ernährte, hatte in seinem Darm wahrscheinlich ein Prevotella-Ökosystem.

In einem zweiten Schritt versuchten die Wissenschaftler, bei zehn Versuchspersonen die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm durch eine spezielle Diät zu verändern: Eine Gruppe bekam zehn Tage lang Portionen, die viel Fett und wenig Ballaststoffe enthielten; die andere viele Ballaststoffe und wenig Fett. Tatsächlich änderte sich bereits nach 24 Stunden die Zusammensetzung der Darmbakterien deutlich. Allerdings blieben alle Versuchspersonen die ganzen zehn Tage über in ihrem Enterotyp, ihr Darm-Ökosystem veränderte sich also nur innerhalb seiner Grenzen.

„Wenn überhaupt, dann ist dieses Ökosystem nur mit einer langfristigen Ernährungsumstellung veränderbar“, sagt Lewis. Sollte sich in Zukunft herausstellen, dass ein Ökosystem-Typ eher mit Krankheiten wie Morbus Crohn oder auch mit Fettleibigkeit einhergeht, dann würden kurzfristige Diäten nichts bewirken.

Michael Blaut, Mikrobiologe am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke, gehen solche Aussagen zu weit: „Auch wenn die Methoden sehr aufwendig sind, der Zusammenhang zwischen Ernährung und Ökosystem ist bislang nur eine Korrelation“, sagt er. Nun gelte es, kausale Zusammenhänge in mühevoller Kleinarbeit an Tiermodellen nachzuweisen.

„Die Autoren haben nicht einmal den Versuch unternommen, zu erklären, warum Bacteroides mit fettreicher und Prevotella mit kohlenhydratreicher Kost korrelieren“, sagt Blaut. „Es bleibt noch viel zu tun.“ Er findet es viel spannender und nützlicher herauszufinden, was die 10 bis 20 Millionen Gene von Mikroorganismen, mit denen wir leben, für uns tun.
Denn der Einfluss, den Mikroorganismen auf uns haben, wird immer noch unterschätzt. Von Adipositas bis Diabetes, von Arteriosklerose bis zur Grippe, von Autismus bis Depression – für jede dieser Krankheiten gibt es Hypothesen, wie Darmbakterien an ihrer Entstehung oder Bekämpfung beteiligt sein könnten.

Javier Bravo vom University College York zum Beispiel wies kürzlich bei Mäusen sogar eine direkte Verbindung zwischen Darmbakterien und Gehirnfunktion nach. Fraßen die Mäuse Futter mit dem Probiotikum Lactobacillus rhamnosus, so änderte sich ihre Hirnchemie: Ihnen wuchsen in den Hirnregionen für Lernen, Gedächtnis und emotionale Kontrolle mehr Gaba-Rezeptoren, die auch eine beruhigende Funktion haben......"


http://www.fr-online.de/wissenschaft/medizin-das-biotop-im-bauch,1472788,10862320.html
Juliane
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