Schwermetallbelastung / Ayurveda-Medikamente

Schwermetallbelastung / Ayurveda-Medikamente

Beitragvon Janik » Montag 20. Dezember 2004, 22:10

Hohe Schwermetallbelastung bei Ayurveda-Medikamenten

BOSTON. Arzneimittel der ayurvedischen Medizin können mit Blei, Quecksilber und Arsen verunreinigt sein. In einer US-Stichprobe war jedes fünfte Präparat zum Teil stark kontaminiert.

Angeblich lassen sich 80 Prozent der Inder nach den Grundsätzen der traditionellen indischen Heilkunde behandeln. Tatsache ist: Ayurveda erfreut sich auch in westlichen Ländern mittlerweile großer Beliebtheit, Deutschland eingeschlossen. Die Behandlung gilt als sanft und natürlich. Und nur wenige Anwender kämen auf die Idee, dass die im Öko-Laden erstandenen Essenzen eine mögliche Gesundheitsgefahr darstellen könnten. Doch die Herkunft der Produkte liegt häufig im Dunklen, und das positive Image der Therapie verschleiert möglicherweise die Umweltprobleme, die in den Erzeugerländern herrschen.

Kürzlich berichteten Mediziner vom Diakonie-Klinikum Stuttgart über die Bleivergiftung einer 60-jährigen Frau mit Rheumatoider Arthritis, die über 7,5 Monate Medikamente der ayurvedischen Medizin eingenommen hatte. Sie litt unter Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit und einer allgemeinen körperlichen Schwäche. Die Ärzte stellten eine normozytäre Anämie mit einem Abfall des Hämoglobins auf 8,6 g/dl fest. Nachdem sie lange vergeblich nach einer Ursache gesucht hatten, ließen sie die Bleikonzentration im Blut bestimmen.

Befund: 852 µg/l, mehr als das Achtfache des "Normalwerts" von unter 100 µg/l. Es lag eine schwere akute Bleivergiftung vor (Medizinische Klinik 2004; 99: 476-80). Einen ähnlichen Fall sahen Mediziner einer Onkologiepraxis in Koblenz. Eine 39-jährige Frau, die seit ihrer Kindheit an einer progredienten Muskeldystrophie vom Gürteltyp, einer unheilbaren fortschreitenden Muskelschwäche, litt, hatte regelmäßig zehn verschiedene ayurvedische Präparate eingenommen. Doch statt einer Linderung kam es zu einer Verschlechterung.

Die zunächst behandelnden Ärzte bemerkten eine Anämie, deren Ursache sie nicht gleich erkannten, da Bleivergiftungen in Deutschland heute sehr selten sind. Erst der Hämatologe stellte die richtige Diagnose. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Bleikonzentration im Blut 880 mg/l. Daraufhin wurden die Pillen untersucht. Eine enthielt 50,4 mg/g Blei, eine hochgradige Kontamination (DMW 2003; 128: 2418-2420).

Auch den amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sind Vergiftungsfälle bekannt geworden. In Morbidity Mortality Weekly Report wurden jüngst fünf Krankengeschichten vorgestellt (MMWR 2004; 53: 582-4).

Sind dies alles bedauerliche Einzelfälle, oder sind derartige Vergiftungen vielleicht weit verbreitet? Letzteres ist nicht auszuschließen, da Bleivergiftungen leicht übersehen werden können und die Anwender frei verkäuflicher Nahrungsergänzungsmittel anonym bleiben. Beim Arzt fallen sie dann durch Allgemeinsymptome auf, aber eine Bleivergiftung dürfte häufig nicht zu den differenzialdiagnostischen Überlegungen gehören.

Robert Saper von der Universität Boston hat zusammen mit Kollegen in verschiedenen Läden der Stadt an der US-Ostküste zwischen April und Oktober 2003 insgesamt 70 verschiedene Ayurveda-Präparate gekauft. Im Labor wurden diese auf Schwermetalle untersucht. Aus den Dosierungsangaben wurde dann auf die mögliche Exposition geschlossen (JAMA 2004; 292: 2868-2873).

Ergebnis: Jedes fünfte der untersuchten Präparate enthielt Schwermetalle. Außer Blei (13 Präparate; mediane Konzentration: 40 µg/g; Bereich 5-37.000 µg/g) wurden auch Quecksilber (6 Präparate; mediane Konzentration 20.225 µg/g; Bereich: 28-104 000) und/oder Arsen (sechs Präparate; median Konzentration: 430 µg/g; Bereich 37-8130) nachgewiesen. Wenn diese Mittel nach den Empfehlungen eingenommen werden, würden alle zu einer potenziell toxischen Wirkung bei den Anwendern führen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Hälfte der Präparate auch für Kinder empfohlen wurden.

Die Präparate wurden alle in Südasien produziert. Sie stammen von elf verschiedenen Herstellern. Dies macht eine zufällige Häufung in der Stichprobe unwahrscheinlich. Die Autoren raten den Ärzten dringend zur Entnahme von Blutproben bei allen Patienten, von denen sie wissen, dass sie Produkte der ayurvedischen Medizin einnehmen.
Janik
 

Schwermetallbelastung / Ayurveda-Medikamente

Beitragvon Sabine Neumann » Mittwoch 22. Dezember 2004, 09:46

Hallo Janik,

danke für diese wichtige Mitteilung. In unserer SHG haben Betroffene solche Sachen genommen. Ich habe diesen Post ausgedruckt und weitergeleitet.

Wirklich eine schlimme Sache!

Sabine
Sabine Neumann
 

Schwermetallbelastung / Ayurveda-Medikamente

Beitragvon Janik » Sonntag 26. Dezember 2004, 10:06

Hallo Sabine,

nachdem ich mit der Sache näher beschäftigt habe, tendiere ich dazu mich völlig auf hypoallergene Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren zu verlagern. Kräutermedikamente bergen in meinen Augen ein zu hohes nicht kalkulierbares Risiko. Sind diese Kräuter dann noch an Öle gebunden, dann herzlichen Glückwunsch.

Grüße

Janik
Janik
 


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