Bei den Hunderassen Collie, Australian Shepherd, Shetland Sheepdog, Weißer Schweizer Schäferhund, Bobtail, Wäller, Border Collie, Longhaired Whippet, Silken Windhound, MacNab, English Shepherd, Deutscher Schäferhund und Australian Cattle Dog ist ein Gendefekt weit verbreitet, der zu einem vermehrten Übertritt von Arzneistoffen in das zentrale Nervensystem führt.
Bei der Anwendung von Arzneistoffen wie Ivermectin, Doramectin, Moxidectin und Loperamid kommt es zu Vergiftungen, die bereits zum Tod betroffener Hunde geführt haben. Da der dringende Verdacht besteht, dass dieser Gendefekt die sichere Anwendung einer Vielzahl weiterer Arzneistoffe einschränkt, ist eine vorbeugende Diagnose jedes einzelnen Hundes anzuraten.
Dafür steht ein genetischer Test zur Verfügung, mit dem die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Geyer am Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen Hunde der oben genannten Rassen sowie im Verdachtsfall auch andere Hunderassen untersucht. Die Gießener Arbeitsgruppe hat im europäischen Raum eine führende Rolle in der Forschung zum MDR1-Defekt beim Hund.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Geyer erforscht seit dem Jahr 2003 die multiple Medikamentenüberempfindlichkeit beim Hund. Bisher wurden mehr als 7000 Hunde aus 30 verschiedenen Rassen und 10 Europäischen Ländern untersucht.
http://www.vetmed.uni-giessen.de/pharmtox/mdr1_defekt.html
MDR1-Defekt
Seit etwa zwanzig Jahren ist bekannt, dass manche Hunderassen an einer Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneistoffen leiden. Besonders bekannt wurde dabei die Ivermectin-Überempfindlichkeit der Collies. Bei der Gabe von Ivermectin oder verschiedenen anderen Arzneimitteln kann es bei diesen Hunden zu neurotoxischen Symptomen, wie Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Zittern, Benommenheit, Erbrechen, Desorientiertheit und vermehrtem Speichelfluss kommen, höhere Dosen können auch zu komatösen Zuständen und sogar zum Tod des Tieres führen.
Erst mit der Generierung einer Knockout-Maus, bei der das MDR1A-Gen ausgeschaltet wurde, gelang die Aufklärung dieser Überempfindlichkeit. Bei Gabe von Ivermectin als Mittel gegen Parasiten kam es bei mdr1a(-/-) Mäusen, nicht jedoch bei mdr1a(+/-) oder mdr1a(+/+) Mäusen zu Todesfällen. Bei Untersuchungen der verstorbenen Mäuse konnte im Gehirn eine 87-fach höhere Ivermectin-Konzentration nachgewiesen werden. Bei einer Untersuchung eines an Ivermectin verstorbenen Collies wurde ebenfalls eine stark erhöhte Ivermectin-Konzentration im Gehirn festgestellt. Der Verdacht, dass bei manchen Hunden eine Mutation im MDR1-Gen vorliegt, lag also nahe.
Bei Untersuchungen der genetischen Sequenzen des MDR1 eines Beagles und eines Ivermectin-sensitiven Collies wurden Mutationen in der Sequenz des Collies festgestellt. Diese führten dazu, dass die Synthese des MDR1-Proteins abbricht. Aufgrund seiner Lokalisation im Leserahmen für das MDR1-Protein wird der Defekt als nt230(del4) MDR1-Mutation bezeichnet. Bei weiteren Untersuchungen konnte dieser Gendefekt bei verschiedenen Hunderassen nachgewiesen werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/MDR1-Defekt