Gen-Defekt führt zur Chemie-Unverträglichkeit

Gen-Defekt führt zur Chemie-Unverträglichkeit

Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 4. Februar 2010, 23:58

Bei den Hunderassen Collie, Australian Shepherd, Shetland Sheepdog, Weißer Schweizer Schäferhund, Bobtail, Wäller, Border Collie, Longhaired Whippet, Silken Windhound, MacNab, English Shepherd, Deutscher Schäferhund und Australian Cattle Dog ist ein Gendefekt weit verbreitet, der zu einem vermehrten Übertritt von Arzneistoffen in das zentrale Nervensystem führt.

Bei der Anwendung von Arzneistoffen wie Ivermectin, Doramectin, Moxidectin und Loperamid kommt es zu Vergiftungen, die bereits zum Tod betroffener Hunde geführt haben. Da der dringende Verdacht besteht, dass dieser Gendefekt die sichere Anwendung einer Vielzahl weiterer Arzneistoffe einschränkt, ist eine vorbeugende Diagnose jedes einzelnen Hundes anzuraten.

Dafür steht ein genetischer Test zur Verfügung, mit dem die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Geyer am Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen Hunde der oben genannten Rassen sowie im Verdachtsfall auch andere Hunderassen untersucht. Die Gießener Arbeitsgruppe hat im europäischen Raum eine führende Rolle in der Forschung zum MDR1-Defekt beim Hund.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Geyer erforscht seit dem Jahr 2003 die multiple Medikamentenüberempfindlichkeit beim Hund. Bisher wurden mehr als 7000 Hunde aus 30 verschiedenen Rassen und 10 Europäischen Ländern untersucht.

http://www.vetmed.uni-giessen.de/pharmtox/mdr1_defekt.html


MDR1-Defekt

Seit etwa zwanzig Jahren ist bekannt, dass manche Hunderassen an einer Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneistoffen leiden. Besonders bekannt wurde dabei die Ivermectin-Überempfindlichkeit der Collies. Bei der Gabe von Ivermectin oder verschiedenen anderen Arzneimitteln kann es bei diesen Hunden zu neurotoxischen Symptomen, wie Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Zittern, Benommenheit, Erbrechen, Desorientiertheit und vermehrtem Speichelfluss kommen, höhere Dosen können auch zu komatösen Zuständen und sogar zum Tod des Tieres führen.

Erst mit der Generierung einer Knockout-Maus, bei der das MDR1A-Gen ausgeschaltet wurde, gelang die Aufklärung dieser Überempfindlichkeit. Bei Gabe von Ivermectin als Mittel gegen Parasiten kam es bei mdr1a(-/-) Mäusen, nicht jedoch bei mdr1a(+/-) oder mdr1a(+/+) Mäusen zu Todesfällen. Bei Untersuchungen der verstorbenen Mäuse konnte im Gehirn eine 87-fach höhere Ivermectin-Konzentration nachgewiesen werden. Bei einer Untersuchung eines an Ivermectin verstorbenen Collies wurde ebenfalls eine stark erhöhte Ivermectin-Konzentration im Gehirn festgestellt. Der Verdacht, dass bei manchen Hunden eine Mutation im MDR1-Gen vorliegt, lag also nahe.

Bei Untersuchungen der genetischen Sequenzen des MDR1 eines Beagles und eines Ivermectin-sensitiven Collies wurden Mutationen in der Sequenz des Collies festgestellt. Diese führten dazu, dass die Synthese des MDR1-Proteins abbricht. Aufgrund seiner Lokalisation im Leserahmen für das MDR1-Protein wird der Defekt als nt230(del4) MDR1-Mutation bezeichnet. Bei weiteren Untersuchungen konnte dieser Gendefekt bei verschiedenen Hunderassen nachgewiesen werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/MDR1-Defekt
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Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 5. Februar 2010, 00:30

Schau mal einer an! Man kennt sich also in Gießen mit dem Zusammenhang zwischen Gendefekten und Unverträglichkeiten von chemischen Substanzen gut aus. Hunden jedenfalls gesteht das Uni-Team in Gießen genetisch bedingte Unverträglichkeiten zu.

Doch warum ist Prof. Eikmann dann nur so störrisch in seinen Behauptungen, chemische Unverträglichkeiten bei Menschen seien nur eine Art Laune der Seele? Sehr merkwürdig, nicht wahr. Vielleicht weil Hunde keinen Anspruch auf Rente haben?
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Beitragvon Kira » Freitag 5. Februar 2010, 00:34

Wer sind den die Sponsoren für die wissenschaftlichen Untersuchungen etc. von Prof. Eikmann? Denke da liegt der Hahn begraben, das er so störisch an seinen eigenen Behauptungen festhält - Lobbystenarbeit!

Gruß Kira
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Gen-Defekt führt zur Chemie-Unverträglichkeit

Beitragvon Harry Voss » Freitag 5. Februar 2010, 00:35

Oh ho, Gießen profiliert sich als MCS Forschungszentrum indem man plötzlich fündig wird.
Noch übt man beim Hund, bald versteht man dann auch die Vorgänge beim Menschen.
Wie immer, eine Frage der Zeit;)
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Beitragvon Amazone » Freitag 5. Februar 2010, 13:30

Ich habe diesen MDR1-Defekt auch. Muss ich jetzt anfangen zu bellen?

Es gibt übrigens auch Studien, dass Moschusduftstoffe die Enzymaktivität des MDR1 inhibieren.
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Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 5. Februar 2010, 14:40

Sehr interessant! Liebe Amazone, Du brauchst nicht zu bellen, Du bist unser Proband und beweist die genetische Verwandschaft des Menschen mit dem Hund hinsichtlich der Beschaffenheit der Entgiftungsmechanismen. Phantastisch!

Vielleicht sollten wir Dr. Geyer einen Tipp für eine neue MCS-Studie geben, die MDR1 beim Menschen zum Gegenstand hat.

Mich interessieren auch diese Studien über Moschus und MDR1. Hättest Du vielleicht einen Link oder so, wo ich mich schlau machen kann, Amazone? Danke im Voraus.
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Beitragvon Maria Magdalena » Freitag 5. Februar 2010, 23:44

Vielen herzlichen Dank, Amazone!

Du bist ein lieber Engel, der großen Wert auf fundierte Bildung legt. Hinzu kommen Zivilcourage, strategische Rafinesse und soziale Kompetenz. Eine unschlagbare Kombination.

Liebe Grüße
Maria Magdalena
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Beitragvon Amazone » Samstag 6. Februar 2010, 02:09

Danke für's Kompliment. Bin halt wie ein Terrier, der sich hartnäckig in die Waden verbeißt ;-)
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