intermediärer Metabolisierer?

intermediärer Metabolisierer?

Beitragvon Anna-Lena » Samstag 27. März 2010, 13:11

Ich habe gestern meinen Laborbefund erhalten und wollte mal nachfragen, ob Ihr wisst, was das bedeutet?
Ich kann Herrn Dr. Schnakenberg nämlich erst wieder am Mittwoch erreichen und bin so neugierig.

Hier steht:

Ergebnis:
UGT1A1-Gen: TA(N)TAA-Motiv, Genotyp: TA6/7TAA (UG1A1*1/*28), Phänotyp: intermediäre Enzymaktivität

Humangenetische Beurteilung:
Der Befund spricht für die heterozygote Anlage [b][u]eines[/b][/u] UGT1A1 TA7TAA Allels mit dem Genotyp UGT1A1*1/*28. Die UGT1A1 Enzymaktivität entspricht der eines intermediären Metabolisierers ist.
Insbesondere bei der Gabe von Irinotecan ist ein erhöhtes Risiko für das Auftreten unerwünschter Arzneimittelreaktionen (UAW) wie Neutrophenie, Myelosuppression und schlecht behandelbare Diarrhoe nicht auszuschließen. Erhöhte Bilirubinwerte können auftreten; der -G3279T Polymorphismus wurde diesbezüglich hier nicht separat untersucht.
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intermediärer Metabolisierer?

Beitragvon Juliane » Montag 29. März 2010, 08:14

Hallo Anna-Lena,

hier kannst Du nachlesen, warum Umweltmediziner diese Untersuchung vorschlagen:

Zitat:

"Die Bedeutung der Glukuronidierung bei

umweltmedizinischen Erkrankungen

am Beispiel der UDP-Glukuronosyltransferase 1A1

Kurt E. Müller und Eckart Schnakenberg

Zusammenfassung

Glukuronidierung ist ein wichtiger Weg der enzymatischen Metabolisierung von

lipophilen Xenobiotika, Steroiden, Bilirubin, Hormonen, und Medikamenten, die auf

diese Weise in besser ausscheidbare wasserlösliche Metabolite umgewandelt

werden. Mehrere UGT-1A Enzyme, zu denen auch die UDP-Glukuronosyltransferase

UGT1A1 gehört, werden durch den UGT-1A Gen Komplex auf Chromosom 2q37

kodiert.

Die reduzierte Expression von UGT1A1 ist wesentliche Ursache einiger Formen des

passageren Neugeborenenikterus. Mutationen des UGT1A1 Gens verursachen die

milde Hyperbilirubinämie des Gilbert Syndrom und sind für die ausgeprägteren

Hyperbilirubinämien des Crigler-Najjar-Syndrom Typ I und Typ II verantwortlich.

Obwohl UDP-Glukuronosyltransferasen meist nach vorangehender Hydroxylierung

für die Verstoffwechslung umweltmedizinisch relevanter Chemikalien wie einfache

Phenole, Chlorogensäure, Anthrachinone, Cumarine, Hydrokarbone, Dibenzodioxine

und Dibenzofurane verantwortlich sind, wurde den Polymorphismen von UGT-1A im

Zusammenhang mit umweltmedizinischen Erkrankungen bisher wenig

Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurde deshalb die Prävalenz der veränderten

UGT1A1-Glukuronidierung bei Patienten einer umweltmedizinischen Praxis in

Süddeutschland untersucht. Es fand sich eine signifikante Erhöhung einer

genetischen Variante, die mit einer Funktionsminderung assoziiert ist (OR: 8,0; p <

0,0001)."


http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/408_ms_z.pdf



Dr. Müller berichtet in seinem Vortrag über Polymorphismen von UGT-1A

viewtopic.php?t=8946
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intermediärer Metabolisierer?

Beitragvon Juliane » Montag 29. März 2010, 08:17

Und hier steht, warum man diese Untersuchung üblicherweise veranlasst:

Zitate:


"Wissenschaftlicher Hintergrund
Das Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom führt zu einer milden, chronisch stabilen oder intermittierenden, unkonjugierten Hyperbilirubinämie ohne strukturelle Lebererkrankung oder Hämolyse. Es ist die häufigste Erkrankung des hepatischen Bilirubin-Stoffwechsels und eine der häufigsten Ursachen für Ikterus neonatorum. Die Bilirubinkonzentration im Serum liegen bei 1-6 mg/dl. Die Erkrankung beruht auf einer angeborenen, autosomal-rezessiv vererbten Einschränkung der Synthese der Bilirubin-UDP-Glukuronyltransferase auf ca. 30% Restaktivität.

Ursache der Störung ist in den meisten Fällen eine Dinukleotid-Expansion ([TA]6>[TA]7) im Bereich der TATA-Box des UGT1A1-Promotors, wodurch die Transkriptionsrate des Gens vermindert ist. Die Häufigkeit der homozygoten Träger des [TA]7-Polymorphismus in der Gesamtbevölkerung liegt bei 10-16% . Die Zahl der klinisch manifesten Fälle wird auf 2-12% geschätzt. Der Phänotyp wird durch Umweltfaktoren und Ernährung (Fett-, Alkohol- und Nikotingenuß) modifiziert. Die klinische Diagnose Gilbert-Syndrom erfolgt durch eine 400 Kalorien-Diät über 24 Std., wodurch es bei den meisten homozygoten Merkmalsträgern zu einem Anstieg des Serumbilirubins kommt....


Indikation
DD Hyperbilirubinämie, Ikterus neonatorum"

http://www.medizinische-genetik.de/index.php?id=1928&no_cache=1&sword_list[]=UGT1A1



"UGT1A1: UDP-Glucuronyl (UGT1A1) ist entscheidend am enzymatischen Abbau von Irinotecan (Topoisomerase I-Inhibitor) beteiligt. Eine Dinukleotid-Expansion im Promoterbereich des UGT1A1-Gens führt zu einer Enzymdefizienz, die zur Akkumulation des toxischen Moleküls SN38 im Organismus und dadurch zu schweren Nebenwirkungen führt. Die FDA hat den Zusammenhang zwischen Enzymaktivität, Genotyp und Dosierung bereits in die Warnhinweise der Arzneimittelinformation aufgenommen...

Indikation
(geplante) Chemotherapie"

http://www.medizinische-genetik.de/index.php?id=2929&no_cache=1&sword_list[]=UGT1A1



"Das Enzym UDP-Glucuronyltransferase 1A1 (UGT1A1) ist entscheidend am enzymatischen Abbau von Irinotecan, einem Topoisomerase I-Inhibitor beteiligt. Durch Glucoronidierung wird der aktive Metabolit von SN38 in das inaktive SN38G-Molekül überführt und kann so hepatobiliär bzw. renal ausgeschieden werden. Eine Dinukleotid-Expansion im Promoterbereich des UGT1A1-Gens senkt die Synthese des Enzyms auf ca. 30% des Normwerts (vgl. Gilbert-Syndrom). Dadurch kann der Detoxifikationsprozess für SN38 nur noch eingeschränkt stattfinden. Die Akkumulation von SN38 im Organismus führt zu schweren Nebenwirkungen, wie Myelosuppression und schlecht behandelbarer Diarrhoe, wodurch Tumorpatienten zusätzlich geschwächt werden. Die Bestimmung des UGT1A1-Genotyps vor Therapiebeginn eröffnet die Möglichkeit einer individuellen Dosisanpassung und die Vermeidung von unerwünschten Wirkungen...

Indikation
(geplante) Chemotherapie Irinotecan "


http://www.medizinische-genetik.de/index.php?id=2935&no_cache=1&sword_list[]=UGT1A1
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intermediärer Metabolisierer?

Beitragvon kf-forum » Montag 29. März 2010, 15:46

Manchmal wird man an Chinesisch erinnert, das versteht auch keiner ... ;-)
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