Fehldiagnosen vermeiden

Das vorsätzliche oder durch Unwiisenheit begründete Ignorieren durch Umweltgifte verursachter Erkrankungen kann für Patienten schwere Folgen haben. Psychiatrisierung ist nur eine davon. Viel schlimmer finde ich es, wenn Fehldiagnosen zu weiterer Verschlimmerung oder gar zum Ableben eines Patienten führen.
Der nachfolgende Leserbrief von Dr. Jaumann aus dem Ärzteblatt verdeutlicht die bestehende Gefahr.
Jaumann, Michael P., Psychisch Kranke in der Umweltmedizin: Umweltmedizinisch Kranke in der Medizin
Deutsches Ärzteblatt 97, Ausgabe 39 vom 29.09.2000
zu dem Beitrag von Dr. med. Hanns Rüdiger Röttgers M.A. in Heft 13/2000
Der Mensch und seine Umwelt stehen in einer sehr engen Beziehung zueinander und es gibt heutzutage mehr denn je zuvor Substanzen, die Risiken für die Gesundheit mit sich bringen. Tagtäglich werden Hunderte neuartiger Substanzen hergestellt, mit denen die Menschheit in der Evolution bisher nicht konfrontiert war. Anorganische Schadstoffe stehen hier neben organischen Schadstoffen, wie zum Beispiel Pestiziden, Formaldehyd, Lösemitteln, Reinigungschemikalien, Zigarettenrauch und Verbrennungsprodukten.
Es wird zunehmend klar, dass Belastungen mit Luftschadstoffen Asthma begünstigen, dass Zigarettenrauchen Lungenkrebs verursacht und dass erhöhte Verkehrsabgase die Viskosität des Bluts steigern und hierdurch vermehrt Herzinfarkte beobachtet werden, dass Lärm Störungen vegetativer Funktionen und Herzinfarkte zur Folge hat und dass langjährige Inhalation von Lösemitteln zerebrale Schäden nach sich zieht.
Was passiert? Offensichtlich sind viele Mediziner nur bereit, etwas als Phänomen wahrzunehmen und eine Kausalität zu akzeptieren, wenn es eine mechanistische Erklärung auf dem Boden unseres naturwissenschaftlichen Weltbildes gibt. Bei Gesundheitsstörungen, die möglicherweise umweltbedingt beziehungsweise komplexer Art sind, stecken diese in einem Dilemma, das sie aber nicht realisieren.
Klassisch hierfür ist das Beispiel eines Patienten, der nach vielfachen Untersuchungen die Diagnose einer „Herzneurose“ gestellt bekam. Die umweltmedizinischen Untersuchungen nach knapp zehn Jahren Beschwerden bestätigten die Erkrankung durch Phosphorsäureester-Pestizide und Lösemittel am Arbeitsplatz. Dies belegt die besondere Gefährdung durch inhalative Belastungen, da der menschliche Organismus die an Feinstaub und Feinststaub gebundenen Stoffe aufnimmt (1). Nach Passage der Phospholipidbausteine der Zellmembranen lagern sich diese Stoffe an Nerven und Hirnsubstanz an, verursachen entzündungsähnliche Veränderungen, Störungen beziehungsweise Schädigungen. Hypothalamus, Hippocampus und Amygdala sind die Hauptziele (2). Diese wichtigen Schaltstellen neuronaler Informationswege sind ebenso betroffen wie das autonome Nervensystem und die hormonelle Steuerung der Hypophyse (3, 4). Am respiratorischen Epithel kommt es zu einer Herabsetzung des Zilienschlags und einer Steigerung der Permeabilität (5, 6). Es folgen „Entzündungen“ sensorischer Nervenfasern mit nachfolgender Vasodilatation, Ödemen und Kontraktionen der glatten Muskulatur (7). Mitursache dieser neurogenen Entzündung ist die neuroimmunologische Kopplung. Aufgeschaukelt wird dieser Vorgang zusätzlich durch die von Epithelzellen produzierten Zytokine, welche die Konzentration der Adhäsionsmoleküle auf den Endothelzellen steigern (8).
Psychosomatische und psychiatrische Erklärungen, wie beispielsweise früher beim „Magenulkus-Typ“ sind schnell bei der Hand. Dies, obwohl aufgrund molekularbiologischer Disposition eine exogene Noxe als Auslöser für bestimmte Erkrankungen hinzukommen muss (9, 10).
Wie sehr Umweltschadstoffe die Zytokinexpression und das Leistungsprofil des Immunsystems beeinflussen, wie diese die Expression von Zelladhäsionsmolekülen durch chronische Metallzufuhr, die Induktion der Heat-Shock-Proteine (HSP) verursachen, ist bestens untersucht. So zeigen neueste Studienergebnisse aus der Psycho-Neuro-Immunologie, wie bedeutsam die immunrelevanten Zytokine für den
Datentransfer im Zentralnervensystem sind (11).
Angesichts dieser Sachverhalte wird verstehbar, warum Neurologen und Psychiater besonders wachsam sein müssen, um Fehldiagnosen zu vermeiden.
Literatur beim Verfasser
Dr. med. Michael P. Jaumann
Arzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten
Stimm- und Sprachstörungen, Umweltmedizin
Der nachfolgende Leserbrief von Dr. Jaumann aus dem Ärzteblatt verdeutlicht die bestehende Gefahr.
Jaumann, Michael P., Psychisch Kranke in der Umweltmedizin: Umweltmedizinisch Kranke in der Medizin
Deutsches Ärzteblatt 97, Ausgabe 39 vom 29.09.2000
zu dem Beitrag von Dr. med. Hanns Rüdiger Röttgers M.A. in Heft 13/2000
Der Mensch und seine Umwelt stehen in einer sehr engen Beziehung zueinander und es gibt heutzutage mehr denn je zuvor Substanzen, die Risiken für die Gesundheit mit sich bringen. Tagtäglich werden Hunderte neuartiger Substanzen hergestellt, mit denen die Menschheit in der Evolution bisher nicht konfrontiert war. Anorganische Schadstoffe stehen hier neben organischen Schadstoffen, wie zum Beispiel Pestiziden, Formaldehyd, Lösemitteln, Reinigungschemikalien, Zigarettenrauch und Verbrennungsprodukten.
Es wird zunehmend klar, dass Belastungen mit Luftschadstoffen Asthma begünstigen, dass Zigarettenrauchen Lungenkrebs verursacht und dass erhöhte Verkehrsabgase die Viskosität des Bluts steigern und hierdurch vermehrt Herzinfarkte beobachtet werden, dass Lärm Störungen vegetativer Funktionen und Herzinfarkte zur Folge hat und dass langjährige Inhalation von Lösemitteln zerebrale Schäden nach sich zieht.
Was passiert? Offensichtlich sind viele Mediziner nur bereit, etwas als Phänomen wahrzunehmen und eine Kausalität zu akzeptieren, wenn es eine mechanistische Erklärung auf dem Boden unseres naturwissenschaftlichen Weltbildes gibt. Bei Gesundheitsstörungen, die möglicherweise umweltbedingt beziehungsweise komplexer Art sind, stecken diese in einem Dilemma, das sie aber nicht realisieren.
Klassisch hierfür ist das Beispiel eines Patienten, der nach vielfachen Untersuchungen die Diagnose einer „Herzneurose“ gestellt bekam. Die umweltmedizinischen Untersuchungen nach knapp zehn Jahren Beschwerden bestätigten die Erkrankung durch Phosphorsäureester-Pestizide und Lösemittel am Arbeitsplatz. Dies belegt die besondere Gefährdung durch inhalative Belastungen, da der menschliche Organismus die an Feinstaub und Feinststaub gebundenen Stoffe aufnimmt (1). Nach Passage der Phospholipidbausteine der Zellmembranen lagern sich diese Stoffe an Nerven und Hirnsubstanz an, verursachen entzündungsähnliche Veränderungen, Störungen beziehungsweise Schädigungen. Hypothalamus, Hippocampus und Amygdala sind die Hauptziele (2). Diese wichtigen Schaltstellen neuronaler Informationswege sind ebenso betroffen wie das autonome Nervensystem und die hormonelle Steuerung der Hypophyse (3, 4). Am respiratorischen Epithel kommt es zu einer Herabsetzung des Zilienschlags und einer Steigerung der Permeabilität (5, 6). Es folgen „Entzündungen“ sensorischer Nervenfasern mit nachfolgender Vasodilatation, Ödemen und Kontraktionen der glatten Muskulatur (7). Mitursache dieser neurogenen Entzündung ist die neuroimmunologische Kopplung. Aufgeschaukelt wird dieser Vorgang zusätzlich durch die von Epithelzellen produzierten Zytokine, welche die Konzentration der Adhäsionsmoleküle auf den Endothelzellen steigern (8).
Psychosomatische und psychiatrische Erklärungen, wie beispielsweise früher beim „Magenulkus-Typ“ sind schnell bei der Hand. Dies, obwohl aufgrund molekularbiologischer Disposition eine exogene Noxe als Auslöser für bestimmte Erkrankungen hinzukommen muss (9, 10).
Wie sehr Umweltschadstoffe die Zytokinexpression und das Leistungsprofil des Immunsystems beeinflussen, wie diese die Expression von Zelladhäsionsmolekülen durch chronische Metallzufuhr, die Induktion der Heat-Shock-Proteine (HSP) verursachen, ist bestens untersucht. So zeigen neueste Studienergebnisse aus der Psycho-Neuro-Immunologie, wie bedeutsam die immunrelevanten Zytokine für den
Datentransfer im Zentralnervensystem sind (11).
Angesichts dieser Sachverhalte wird verstehbar, warum Neurologen und Psychiater besonders wachsam sein müssen, um Fehldiagnosen zu vermeiden.
Literatur beim Verfasser
Dr. med. Michael P. Jaumann
Arzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten
Stimm- und Sprachstörungen, Umweltmedizin