Gentest bei Hashimoto-Thyreoiditis?

Gentest bei Hashimoto-Thyreoiditis?

Beitragvon Juliane » Donnerstag 11. November 2010, 18:34

Dissertation Erstellungsjahr: 2010

"Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen Hashimoto-Thyreoiditis, psychischen Störungen und genetischen Varianten des Katecholamin-, Serotonin- und Folat- bzw. Homozystein-Stoffwechsels


Hintergrund und Ziele:

Bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis beobachtet man ein gehäuftes Auftreten von Depressionen und Angststörungen. Bei der Genese der affektiven Störungen und Angststörungen spielen der Katecholamin- und Serotoninhaushalt eine wichtige Rolle. Auch das Folat-/Homocystein-system wird mittlerweile mit Depression und Angststörung in Verbindung gebracht. Bei der Erforschung der genetischen Ursache der psychischen Störungen werden besonders die Genpolymorphismen COMT G/G,
5-HTR1A G/G, s-Allel des 5-HTTLPR, MTHFR 677 T/T und MTHFR 1298 C/C mit Depressionen und Angststörungen assoziiert. Mittels dieser Studie soll der Zusammenhang zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Depression bzw. Angststörung anhand von Genpolymorphismen und psychometrischer Tests untersucht werden.

Methoden:

In der vorliegenden Studie wurden 67 Hashimoto-Patienten mit 30 Patien-ten verglichen, die an einer euthyreoten Struma leiden. Bei der psycho-metrischen Testung wurden Persönlichkeitsausprägungen mittels FPI, Einstellungen zum Körperbild mittels FKB-20, Depressionen mittels BDI und HAMD sowie Angststörungen mittels STAI und HAMA untersucht. Die genetische Untersuchung fand mit DNS aus Patientenvollblut statt. Dabei wurden mittels PCR die Polymorphismen folgender Gene untersucht: COMT aus dem Katecholaminhaushalt, 5-HTR1A und 5-HTTLPR aus dem Serotoninhaushalt sowie MTHFR 677 und MTHFR 1298 aus dem Folat-/Homocysteinhaushalt. Im Anschluss wurden die Ergebnisse der psycho-metrischen Testverfahren und der Genotypisierung statistisch korreliert.


Ergebnisse und Beobachtungen:

Bei Hashimoto-Patienten konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikanter Unterschied im HAMD und BDI (Depressionen) wie auch im HAMA (Angst) nachgewiesen werden. Außerdem zeigten Hashimoto-Patienten ein verändertes FPI-Profil bzgl. der Merkmale Lebenszufrieden-heit, körperliche Beschwerden, Gesundheitssorgen und Emotionalität. Dabei war auffällig, dass die Testergebnisse bei der Hashimoto-Gruppe mit länger vorbestehender Diagnose besonders negativ ausfielen. Die Hashimoto-Patienten weisen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant häufiger den Genpolymorphismus MTHFR 677 C/C und COMT A/A auf. Hashimoto-Patienten mit dem Genpolymorphismus MTHFR 1298 C/C zeigen gegenüber den anderen Hashimoto-Patienten eine depressivere Symptomatik. Heterozygote Hashimoto-Patienten mit der Ausprägung MTHFR 1298 A/C haben die geringste Depressivität.

Praktische Schlussfolgerungen

In der psychometrischen Testung konnte der Zusammenhang zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Depression bzw. Angstsymptomatik bestätigt werden. Bei Patienten mit länger vorbestehender Diagnose scheint die Symptomatik besonders ausgeprägt zu sein. Die Hashimoto-Thyreoiditis scheint im Zusammenhang zu den Genpolymorphismen MTHFR 677 C/C und COMT A/A zu stehen. Diese Polymorphismen konnten jedoch nicht in einen Zusammenhang mit depressiver Symptomatik bzw. Angststörung bei Hashimoto-Patienten gebracht werden. Bei Hashimoto-Patienten könnte der Genpolymorphismus MTHFR 1298 C/C mit der Pathogenese von Depressionen vergesellschaftet sein. Insgesamt scheinen besonders die Genpolymorphismen des Folat-/Homocysteinsystems eine Rolle bei Hashimoto, Depression und Angststörungen zu spielen.
Juliane
Alleswisser
 
Beiträge: 9305
Registriert: Freitag 16. Februar 2007, 21:54

Zurück zu Diagnosemethoden

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste