Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Beitragvon Juliane » Mittwoch 7. Dezember 2011, 10:25

Die Sexualanamnese wird in Zukunft auch Bestandteil der Anamnese beim Umweltmediziner sein:

Das hier schlagen die Leitlinien-Schreiber zur Anamnese von UME

Seite 15

4.6 Anamnese von Beeinträchtigungen

Es wird empfohlen, die mit den körperlichen und psychischen Beschwerden assoziierten Beeinträchtigungen

in Alltagsfunktionen (Arbeit, Haushalt, Freizeit, Sexualität) zu erfragen.



4.8 Anamnese von Stressoren

Es wird empfohlen, aktuelle Stressoren (biologische, biochemische, biophysikalische und psychosoziale Stressoren (z.B. Beruf, Partnerschaft, Schule, Familie)) und biographische

Belastungsfaktoren zu erfragen. Personen mit deutlich erhöhtem Level an Stressoren gehören

zu den Risikogruppen bezüglich der Entwicklung einer UME. Sie tragen ebenfalls ein erhöhtes

Risiko, chronifizierte Folgeerkrankungen entwickeln.

http://www.dbu-online.de/fileadmin/grafiken/Sonstiges/Leitlinie_Langfassung_11_2011_Umweltmed.Praxis.pdf
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Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Beitragvon Juliane » Mittwoch 7. Dezember 2011, 10:28

Hier bei Prof. Dr. med. C. Herrmann-Lingen kann man nachlesen, was man unter
Sexualanamnese versteht:



Seite 14


Erfahrungsgemäß ist die Gesprächseröffnung bei der Sexualanamnese eine Hürde, gerade für Berufsanfänger. Daher

möchten wir Ihnen einige Beispiele nennen, die hier hilfreich sein können:

Eröffnende Fragen:

• „Haben Sie Probleme mit ihrer Sexualität?“ (Cave: sehr direkt…)

• „Haben Sie einen Partner?“

• „Haben Sie derzeit eine sexuelle Beziehung?“

• „Ist diese Beziehung monogam oder haben Sie noch andere Partner?“

(Vermeiden Sie Formulierungen, die eine heterosexuelle Beziehung implizieren, dies könnte wertend verstanden

werden)

• „Wie zufrieden sind Sie mit ihrem Sexualleben?“

Fragen zu sexuell übertragbaren Krankheiten:

• „Welche Methoden verwenden Sie, um sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen?“

• „Sind Sie bereits einmal wegen einer sexuell übertragenen Krankheit behandelt worden?“

• „Glauben Sie, sich beim Sex immer ausreichend vor Infektion geschützt zu haben?“

1.3.4.3. Was sollte wann gefragt werden?

Darauf gibt es keine einfache Antwort. Es macht wenig Sinn bei der Erstanamnese eines Patienten diesen über sein

Sexualleben „auszuquetschen“, nur weil es der Vollständigkeit halber dazugehört. Ein gewisses „Gefühl“ für die richtige

Situation ist hier erforderlich.

• Bei akuten Erkrankungen ohne anhaltenden Effekt auf die Sexualität ist eine Einbeziehung der Sexualanamnese

nur sinnvoll, wenn konkrete Probleme vermutet werden.




Bei chronischen Grunderkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) bzw. Medikation mit typischen Nebenwirkungen auf

die Sexualität (z.B. Betablocker) sollten Fragen nach Libido (=Verlangen) und Potenz (=Vermögen) immer Bestandteil

der Anamnese sein (aber auch hier gilt: „Fingerspitzengefühl“)

• Bei psychogenen Störungen und/oder bekannter Sexualstörung sollte die Sexualanamnese obligat sein und

ggfs. auch Details der bestehenden Störung erfassen.





Klinik für

Psychosomatische Medizin

und Psychotherapie

Leiter: Prof. Dr. med. C. Herrmann-Lingen



Seminar und Praktikum

der

Psychosomatischen Medizin und

Psychotherapie


Lehr- und Lernskript

(aktualisierte Fassung: 10-2008)

http://www.psychosomatik.uni-goettingen.de/download/Skript-Psychosomatik-UKG.pdf
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Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Beitragvon Juliane » Mittwoch 7. Dezember 2011, 10:32

In Nordfriesland in den Fachkliniken wird Sexualanamnese von MCS Patienten wahrscheinlich schon länger praktiziert. Denn der Geschftsführer und Facharzt Dr. Mai hat schon einschlägige Erkenntnisse:


Originalton Dr. Mai


"Menschen die in ihrem Leben extrem intensive Traumata erleiden mußten, wie man sie vielleicht in einer Kriegssituation erleiden muß, aber auch als Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Mißbrauchs in der Kindheit, haben ein vielfach erhöhtes Risiko an MCS zu erkranken.."

http://www.rtl-regional.de/player.php?id=1679&tag=Umwelt&seite=6


http://www.fklnf.de/presse.html
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Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Beitragvon Mia » Freitag 9. Dezember 2011, 23:02

Diese Fragen gab es auch schon bei unserem allerersten Termin mit Ärzten wie
Dr. Lohmann (Neurologe in Schleswig-Holstein) und Dr. Schwarz (Umweltarzt, damals in Bredstedt), nachdem ein anerkanntes Labor im Wohnhaus stark überhöhte Mengen eines Insektenvernichtungsmittels gefunden hatte.
Damals hat man solche Fragen arglos beantwortet, bis man die Antworten dann sogar im Arztbericht lesen konnte, einsehbar für den Hausarzt, seine Arzthelferinnen usw.
Schade, dass wir nicht schon damals die Gegenfrage gestellt haben: Und, Herr Doktor, wie klappt es bei Ihnen im Bett?
Heute fallen wir nicht mehr auf diese Frage herein. Sie soll den Patienten bloss stellen, sonst nichts. Kein Krebskranker wird nach seinem Sexleben befragt. Warum dann die Umwelterkrankten? Wenn man diese Fragen im Arztbericht liest, fühlt man sich förmlich ausgezogen, nackt.
Aber in einer damaligen Umweltklinik in Bayern, die vielen Umweltkranken sehr geholfen hat, wurden solche Fragen nie gestellt. Dort wurde behandelt und das mit großem Erfolg!

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Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Beitragvon Wüstenfieber » Montag 12. Dezember 2011, 08:06

Hallo Leute,

tja, schon interessant, was diese freudianische Sexualanamnese mit Intoxikationen zu tun haben soll.

Davon mal abgesehen, dass die "Umweltmediziner", die dass für unbedingt nötig halten, sich schön daran aufg.... können,
ihre Opfer, Tschuldigung, ich mein natürlich ihre Patienten, zu erniedrigen, diese Anamneseform ist so brandaktuell,
dass meine Empfehlung für diese "Therapeuten" lautet:

Pickelhaube aufsetzen und Kaiser-Wilhelm-Schnäuzer ankleben! Jawoll!


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Sexualanamnese künftig auch bei MCS /UME

Beitragvon Juliane » Mittwoch 14. Dezember 2011, 19:54

Ein Link, den Karlheinz 2009 gefunden hatte:


http://www.jpsychores.com/article/S0022-3999%2807%2900136-5/abstract

Abstract
Objective
Results from previous studies suggest that past trauma experience increases the risk for medically unexplained somatic symptoms and somatoform disorders (SFD). This cross-sectional study examined the link between various lifetime traumas, idiopathic environmental intolerance (IEI), and SFD.

Methods
Trauma experience in individuals with idiopathic environmental intolerance and individuals with somatoform disorders

Josef Bailer ,Michael WitthöftChristiane Bayerl Fred Rist

Received 17 October 2006; received in revised form 19 March 2007; accepted 20 March 2007.

Two clinical groups of 54 subjects with IEI and 44 subjects with SFD were compared to 54 subjects (comparison group, CG) free from both IEI and SFD regarding self-reported traumas. The subjects were mainly recruited via advertisements in local newspapers. From 970 individuals screened for IEI and multiple somatic symptoms, 152 were included through a two-step selection procedure consisting of screening questionnaires, a medical examination, and structured interviews for IEI and mental disorders.

Results
In all three groups at least one potential traumatic event was reported rather frequently (CG: 70%; IEI: 82%; SFD: 73%). But contrary to our expectation, significant group differences were neither found in regard to the proportion of subjects with any trauma, nor traumas fulfilling DSM-IV criteria (CG: 41%; IEI: 48%; SFD: 59%), nor multiple traumas (CG: 43%, IEI: 56%, SFD: 39%). Only two trauma categories were endorsed more frequently by the two clinical groups than by the CG: the unspecified ‘other’ category (IEI, SFD>CG) and ‘life-threatening illness’ (IEI>CG).

Conclusion
No clear evidence was found for increased rates of trauma experience in IEI and SFD. However, the results of this exploratory study should be considered as preliminary. Comparing larger IEI and SFD groups with a representative population-based sample may yield different results.
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