Pyrrolurie & nitrosativer Stress

Pyrrolurie & nitrosativer Stress

Beitragvon mirijam » Dienstag 7. Februar 2012, 23:12

Psychosomatische Störungen, chronische Müdigkeit oder AD(H)S durch Pyrrolurie oder nitrosativen Stress?


Kryptopyrrol

Pyrrole stellen eine Gruppe chemischer Ringverbindungen dar, die auch Bestandteil des Häms sind. Pyrrole zählen zu den Indolverbindungen. Die Ausscheidung im menschlichen Stoffwechsel verläuft unter normalen Bedingungen über Gallenfarbstoffe im Stuhl. Bei der Pyrrolurie wird überschüssiges Pyrrol auch über den Urin ausgeschieden. Dies geht einher mit einer Komplexbildung mit Zink und Vitamin B6 (Chelatbildung), was dazu führen kann, dass diese in einen defizitären Zustand geraten. Der Pyrrolurie werden zahlreiche stoffwechselbedingte Phänomene zugeschrieben, wie sie beispielsweise bei Heufelder im Artikel "Kryptopyrrol" in Comed näher beschrieben sind.

Bei Kryptopyrrol (verborgenes Pyrrol) handelt es sich chemisch um 2,4 Dimethyl-3-ethylpyrrol. Es reagiert leicht mit der aktiven Form des Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat), die dann mit Zink komplexiert und ausgeschieden wird. Bei der Pyrrolurie fallen Pyrrole vermehrt an, so dass sie auch über den Urin nach Komplexbildung mit Vitamin B6 und Zink ausgeschieden werden. Als Folge davon können diese essenziellen Nährstoffe in einen Mangel geraten.



Was ist Kryptopyrrolurie?

Vielfältige Symptome der Pyrrolurie
Kryptopyrrolurie, kurz KPU (oder Mauve-Factor), wurde 1973 von Pfeiffer entdeckt, der feststellte, dass die Komplexbildung von Pyrrolen mit Vitamin B6 und Zink einen Mangel dieser essenziellen Mikronährstoffe hervorrufen kann. Kryptopyrrolurie steht mit verschiedenen Krankheitsbildern in Verbindung. Vor allem sind es familiär gehäufte, stressinduzierte Symptombilder, über die bei Kindern im Zusammenhang mit AD(H)S berichtet wird, die sich aber oft erst im Erwachsenenalter zeigen können.

Vitamin B6 und Zink sind unter anderem wichtig für enzymatische Reaktionen und die Synthese von Botenstoffen im Nervensystem (Neurotransmitter). Durch Mangel an Vitamin B6 und Zink können vielfältige Symptome auftreten:


AD(H)S

Burn-out-Syndrom

Lern- und Konzentrationsstörungen

Depressive Verstimmungen

Neurologische und psychische Auffälligkeiten

Antriebsschwäche

Geringes Traumerinnerungsvermögen

Ess- und Schlafstörungen

Medikamentenunverträglichkeit



Was ist nitrosativer Stress?

Auslöser verschiedener organübergreifender Erkrankungen
Nitrosativer Stress entsteht durch ein Übermaß an Stickstoffmonoxid (NO) in unseren Körperzellen. Als Stoffwechselregulator und als Neurotransmitter spielt Stickstoffmonoxid im Organismus eine wichtige Rolle. In den Arterien wirkt es entspannend und in dieser Funktion blutdrucksenkend. Auch bei der Abwehr von Krankheitserregern sowie der Wundheilung ist es mitbeteiligt.

Stickstoffmonoxid ist bei übermäßiger Bildung kritisch, da es zu giftigen Folgeprodukten reagieren kann. Auslöser sind zum Beispiel Infektionen, physische Traumata, ungünstige Ernährungsgewohnheiten, toxische Belastungen oder eine zu hohe Aufnahme von L-Arginin oder L-Glutamin. Nitrosativer Stress betrifft insbesondere die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen.

Bei Beschwerden, wie sie bei einer Pyrrolurie auftreten können, zum Beispiel chronische Müdigkeit oder AD(H)S, kann auch nitrosativer Stress eine mögliche Ursache sein und sollte daher in die Diagnostik mit einbezogen werden. Denn übermäßige NO-Bildung kann als chronischer nitrosativer Stress zu Multisystemerkrankungen führen. Meist gehen einer manifesten Organerkrankung jahrelange, oft psychosomatische Funktionsstörungen voraus.



Was ist ADS/ ADHS?

Vom Zappelphilipp bis zum Träumer
AD(H)S ist eines der am häufigsten erwähnten Symptombilder im Zusammenhang mit Pyrrolurie. Das Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Syndrom, kurz AD(H)S beschreibt einen ganzen Komplex von Symptomen: mangelnde Konzentration, innere Unruhe, eine Neigung zur Hyperaktivität, sowie unkontrollierte und impulsive Reaktionen („Zappelphilipp“).

Mittlerweile weiß man, dass neben hyperaktiven Kindern auch auffällig verträumte Kinder zu diesem Patientenkreis gehören können. Deshalb unterscheidet man zwischen dem Aufmerksamkeitsdefizit- Syndrom mit Hyperaktivität, also ADHS, und dem ohne (ADS).



Bestimmung von Kryptopyrrol, Indikan und Citrullin

Mit einer Urinprobe zu mehr Gewissheit
Kryptopyrrol kann aufgrund bestimmter Stoffwechselvorgänge bei Pyrrolurie im Urin nachgewiesen werden. Pyrrole sind Bausteine des Häms und werden normalerweise in Gallenfarbstoffen über den Stuhl ausgeschieden. Bei Pyrrolurie kommt es zu einem vermehrten Anfall der Pyrrole im Organismus. Diese werden dann auch in Form einer Komplexbildung mit Vitamin B6 und Zink über den Urin ausgeleitet. Dadurch können diese Mikronährstoffe dem Organismus in hohem Maße verloren gehen.

Die Bestimmung des Indikangehalts im Urin erleichtert eine Diagnostizierung von Störungen der Darmflora und kann Hinweise auf einen gestörten Eiweißstoffwechsel liefern. Da bei erhöhtem Indikanwert die Aufnahme von Mikronährstoffen wie Vitamin B6 und Zink im Darm beeinträchtigt sein kann, bietet sich diese Bestimmung gemeinsam mit der Untersuchung auf Kryptopyrrol an.
Stickstoffmonoxid entsteht vorwiegend aus der Aminosäure Arginin, die im Körper enzymatisch zu gleichen Teilen NO und Citrullin umgesetzt wird. Da Arginin eine wichtige Quelle für die Citrullinbildung ist, kann die gebildete Menge an Citrullin daher Aufschluss über die NO-Bildung im Körper geben. Erhöhte Citrullinwerte weisen auf einen chronischen nitrosativen Stress hin.

Mit nur einer Urinprobe lassen sich die Citrullin-, Indikan- und Kryptopyrrolwerte zuverlässig messen. Damit liefern wir Ihrem Therapeuten/Ihrer Therapeutin eine wichtige Entscheidungshilfe für eine gezielte Therapie.

Das Ausschalten belastender Faktoren kann dabei ebenso eine Rolle spielen wie die Gabe orthomolekularer Mikronährstoffe.



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Literaturstellen

Vera Mehl Pyrrolurie und Folgekrankheiten - eine Hauptursache für Arztbesuche:Journal für orthomolekulare Medizin 1/2000
Vera Mehl: Pyrrolurie, eine weitgehend unbekannte, aber weit verbreitete Stoffwechsel-Besonderheit mit (u.a.) ADHD- Symptomatik: die Akzente
Armin E. Heufelder: aus Comed 5/01
H. Kapuste: 4/95 Pyrrolurie, Viatmin B6 und Zink Therapeutische Erfolge und offene Fragen Journal für orthomolekulare Medizin
E. Prochazka: Umwelt-Medizin-Gesellschaft 14/ 4/ 2001 Pyrrolurie - das missing link
C. C. Pfeiffer: 1986, Haug Verlag; S 59-80; Nährstoff-Therapie bei psychischen Störungen
L. Wettenberg: Pharmacological and biochemical properties og kryptopyrrole and its oxidation products possibly related to acute intermittent porphyria: 1976: Annals of clinical research; vol. 8 suppl. 17
Uwe Gröber: Orthomolekulare Medizin: Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart: Teil II Mikronährstoffe in der orthomolekularen Medizin S. 60-64 und 132 - 135
J. Kamsteeg: Zeitschrift für Umweltmedizin 10. Jahrgang Heft 3 / 2002
D. Irvine, Bayne W., Miyashita H. Identification of Kryptopyrrole in human urine and its relation to psychosis Nature 224, 1969
U. Böhm, C. Muss, M Pfisterer: Rationelle Diagnostik in der orthomolekularen Medizin; Optimale Therapie durch individuelle Diagnostik; Hippokrates Verlag Stuttgart, 2004



http://www.sension.eu/index.php?content=kpu&gclid=COnZo4rijK4CFQlpfAodlRmJhw
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