Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Juliane » Mittwoch 13. August 2008, 11:21

Am 9.8.2008 veröffentlichte die FR in "Wissen und Bildung" einen Artikel über Krebsvorsorge. Hier ein Zitat aus dem Artikel:

"Das Vogel-Strauß-Prinzip

Deutsche sind Vorsorgemuffel / Umstrittene Krebs-Früherkennung

Doch es gibt auch Kritik an der
Krebsvorsorge. Zum einen gaukle
der Begriff vor, dass Vorsorge
Krebs verhindere wie ZähneputzenKaries,
meint IngridMühlhauser,
Gesundheitswissenschaftlerin
an der Universität Hamburg.
Tatsächlich handele es sich um eineVorverlegungdesDiagnosezeitpunktes,
ein Früherkennen, dessen
Gesamtnutzennicht bewiesen
sei. Man könne beim Brustkrebs-
Screening heute nie sagen, ob die
Krebszellen sich bösartig entwickeln
werden oder nicht.
Dem stimmt auch Reitz zu:
„Das isteinDilemmaindermodernen
Behandlung des Prostatakarzinoms,
denn es ist nicht auszuschließen,
dass viele Männer mit
der Diagnose unnötigerweise behandelt
und damit auch den Risiken
und Komplikationen der Therapie
ausgesetzt werden.“ Leider
gebe es bisher keine sichere Voraussage,
bei welchem Patienten
der Tumor auf andere Organe
streue, und bei wem der Tumor
über lange Zeit unverändert und
ohne Ausbreitung in der Prostata
verharre....
„Die Früherkennung bietet
nur dann einen Vorteil, wenn eine
frühzeitige Therapie den
Krebstod verhindern kann“, betont
Mühlhauser. Imanderen Fall
verlängere sie nur die Zeit als
KrebspatientunddieLeidenszeit.
Und sie relativiert die Aussage einiger
Studien, dass regelmäßige
Mammografie die Sterberate
durchBrustkrebsumrund25Prozent
senke: „Von 1000 Frauen
sterbeninzehnJahrenohneMammografie-
Screening acht Frauen
an Brustkrebs, mit Screening
sechs.“ Das sei rechnerisch zwar
eineSenkungum25 Prozent.„Allerdings
bezogen auf die 1000
Frauen senkt die Mammografie
die Sterblichkeit nur um 0,2 Prozent.“
Und die Aussage, eine von
neun Frauen würde in ihrem Leben
an Brustkrebs erkranken,
stimme nur, wenn die Frauen 85
Jahre alt werden.
InsgesamtnehmeninMammografie-
Screening-Programmen
die chirurgischen Eingriffe und
Strahlenbehandlungen um etwa
30 Prozent zu, sagt Mühlhauser.
„Das Verwirrende ist, dass zwar
möglicherweise etwas weniger
Frauen an Brustkrebs sterben,
aber dass die Anzahl der Frauen,
die sterben, insgesamt nicht abnimmt.“"
Juliane
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Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Annamaria » Mittwoch 13. August 2008, 13:16

Hallo Juliane,

dieser Artikel verspricht echt, sehr interessant (!) zu sein.

Kommt man denn in der FR an den Gesamtartikel noch ran?
Ich habe ihn zwar im FR-Archiv genannt gefunden, kam aber nicht weiter.
Hast du einen Tipp?

Liebe Grüße
Annamaria
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Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Maria Magdalena » Mittwoch 13. August 2008, 13:25

Dazu fällt mir spontan ein, dass Ärzte einen erhöhten PSA-Wert ( prostata-spezifisches Antigen ) bei Vorsorgeuntersuchungen zum Anlass nehmen, einen Verdacht auf Prostata-Krebs zu äußern. Zwar kann ein PSA-Wert auch bei Krebs erhöht sein, aber meistens deuten solche Abweichungen vom normalen Laborwert auf andere Störungen hin wie Infektionen, Entzündungen, Adenomen, die gutartig sind.

http://www.netdoktor.de/laborwerte/fakten/tumormarker/psa.htm
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Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Juliane » Mittwoch 13. August 2008, 23:34

Hallo Annamaria,


normalerweise findet man Artikel, die online waren noch einige Zeit hier:http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/
Da ist der Artikel aber nicht.

Das zeigt die Suchfunktion
http://www.fr-online.de/suche/?such=Das+Vogel-Strau%DF-Prinzip&x=7&y=3

Und dann kommt eine leere Seite:
http://www.fr-online.de/suche/?em_cnt=1415944&


Und hier die Googlesuche:
http://www.google.de/search?hl=de&q=das+vogel-strau%C3%9F-Prinzip&btnG=Google-Suche&meta=


Der angegebene Artikel ist über diese Seite nicht verfügbar!

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wissen_und_bildung/aktuell/1415944_Das-Vogel-Strauss-Prinzip.html

Nicht verfügbar.

Für Abonnenten steht er noch im Intranet der FR. Das entspricht der Druckausgabe.

Und Google hat auch noch was gefunden, seh ich gerade:

http://www.fr-online.de/top_news/1415944_Das-Vogel-Strauss-Prinzip.html

Hoffentlich bleibt wenigsten das im Google.
Juliane
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Spontanremissionen bei Krebserkrankungen

Beitragvon Juliane » Freitag 5. Dezember 2008, 12:35

"Oslo – Spontanremissionen von invasiven Mammakarzinomen galten bisher als extrem seltene Ausnahme. Nach den Ergebnissen einer Studie in den Archives of Internal Medicine (2008; 168: 2311-2316) könnte jedoch jeder fünfte bei der Mammografie entdeckte Tumor nicht zur klinischen Krebserkrankung fortschreiten.

Norwegen bietet Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren seit 1997 eine Mammografie zur Brustkrebsfrüherkennung an, die alle zwei Jahre wiederholt werden sollte. Per-Henrik Zahl vom Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit (Folkehelseinstituttet) in Oslo hat nun einen, wie ihm die Editorialisten bescheinigen, „cleveren” Vergleich angestellt. Eine Gruppe von 109.784 Frauen wurde für den Zeitraum von 1992 bis 1997 beobachtet. In diesem Zeitraum wurde nur eine einzige Mammografie, nämlich am Schluss, durchgeführt (Kontrollgruppe).




Die zweite Gruppe aus 119.472 Frauen wurde über den Zeitraum von 1996 bis 2001 beobachtet. Während dieser Zeit wurden drei Mammografien angeboten. Wie zu erwarten, war die Zahl der durch die regelmäßige Mammografie entdeckten Tumoren höher. Doch am Ende hätte die Zahl der invasiven Krebserkrankungen eigentlich in beiden Gruppen gleich sein sollen, denn die Autoren recherchierten in den Krebsregistern des Landes jene Krebserkrankungen, die ohne Mammografie entdeckt wurden.


Am Ende blieb in der kumulativen 6-Jahresinzidenz aber eine Lücke von 22 Prozent: Auf 100.000 Frauen kamen nach mehrfachem Screening 1.909 invasive Brustkrebserkrankungen statt 1.564 in der Kontrollgruppe. Eine denkbare Erklärung ist, dass es sich bei den „fehlenden“ Krebserkrankungen um Spontanremissionen kleinerer Tumoren handelt.

Diese Interpretation steht im krassen Gegensatz zu den bisherigen Annahmen. In der gesamten Literatur wurden nur 32 Fälle von Spontanremissionen bei diagnostiziertem invasivem Brustkrebs dokumentiert. Ob die Annahme einer häufigen Spontanremission zutrifft, ist nach Ansicht der Editorialisten Robert Kaplan von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und Franz Porzsolt, der Klinische Ökonomik am Universitätsklinikum Ulm lehrt, nicht sicher. Sie verdiene es aber in weiteren Studien untersucht zu werden. Idealerweise müsste dies in einer randomisierten klinischen Studie geschehen, was derzeit aus ethischen Gründen sehr unwahrscheinlich ist. Es stelle sich aber die Frage, so die Editorialisten, ob eine derart häufige Überdiagnose und Übertherapie des Mammakarzinoms, sofern sie tatsächlich bestehen sollte, auf Dauer ethisch vertretbar wäre.

Die Studie zeige im Übrigen, wie wenig man über den natürlichen Verlauf des Mammakarzinoms wisse. Die Editorialisten können nur auf eine einzige Studie verweisen. Forscher waren anhand des Genfer Krebsregisters jenen 1,3 Prozent der Frauen nachgegangen, die nach einer Brustkrebsdiagnose die Therapie verweigerten. Das Risiko dieser Frauen, in den folgenden fünf Jahren am Brustkrebs zu sterben, war signifikant erhöht (Annals of Surgery 2005; 242: 276-280). Die Frauen hatten jedoch noch weitere Risikofaktoren, die den Vergleich nach Ansicht der Autoren infrage stellen. Es lässt sich leicht vorhersagen, dass die jetzige Studie in den nächsten Wochen für lebhafte Diskussionen sorgen wird. © rme/aerzteblatt.de"

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=34516
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Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Juliane » Freitag 7. August 2009, 23:34

Freitag, 10. Juli 2009

Jedes dritte Mammakarzinom könnte harmlos sein


Kopenhagen – Jeder dritte bei der Mammografie entdeckte Brustkrebs würde unbehandelt nicht zum Tod der Patientin führen. Dies behaupten Kritiker der Vorsorgeuntersuchung im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2009; 339: b2587). Sie stützen sich dabei auf Daten aus fünf bevölkerungsweiten Mammografieprogrammen.

Die Überdiagnose ist eine prinzipielle Schwäche aller Krebs­früh­erkennungs­programme. Denn einem bösartigen Tumor ist es gerade im Frühstadium auch bei genauer histologischer Beurteilung oft nicht anzusehen, ob er unbehandelt zum Tode des Patienten geführt hätte.

Einige Neoplasien wachsen sehr langsam, andere können sich auch spontan zurückbilden. Beim Brustkrebs ist bekannt, dass manche Carcinoma in situ-Tumoren nie in ein invasives Wachstum übergehen. Ohne Mammografie würden sie niemals entdeckt.

Nach der Einführung eines Krebs-Screenings kommt es zunächst zu einem Anstieg der Inzidenz. Das ist normal, denn neben den klinisch manifesten Tumoren werden auch kleinere Tumoren entdeckt. Dies ist ja der Zweck der Früherkennung.

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/37310/Mammografie_Jedes_dritte_Mammakarzinom_koennte_harmlos_sein.htm
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Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Juliane » Donnerstag 13. August 2009, 17:28

Der Mediziner Hans-Hermann Dubben macht sich unter Kollegen wenig Freunde. Er meint: "Meist ist es besser, sich nicht auf Prostata- oder Brustkrebs testen zu lassen". Die größte Studie zum Prostatakrebs scheint ihn zu bestätigen: Früherkennung hilft wenigen und schadet vielen. WELT ONLINE sprach mit dem Medizinstatistiker.

26. März 2009

http://www.welt.de/wissenschaft/medizin/article3446998/Warum-Sie-den-Krebs-einfach-aussitzen-koennen.html
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Umstrittene Krebs-Früherkennungin der FR

Beitragvon Juliane » Mittwoch 22. Dezember 2010, 10:45

Erstmals werden Frauen mit der Einladung zum Mammographie-Screening auch über dessen Nachteile aufgeklärt.




Hilfreicher sind da womöglich die Kennzahlen, auf die sich namhafte Befürworter und Kritiker des Mammographie-Screenings im Februar verständigt hatten. Sie besagen Folgendes: Von 1000 Frauen, die über den gesamten Zeitraum von 20 Jahren hinweg regelmäßig am Screening teilnehmen, können fünf Frauen damit rechnen, vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt zu werden. Ebenfalls fünf Frauen werden unnötig zu Brustkrebspatientinnen, weil ihr Krebs ohne Früherkennung nicht auffällig geworden wäre. Bei 50 Frauen wird eine Gewebeprobe entnommen, die sich dann als unauffällig herausstellt.

Die Frage, inwieweit das Screening die Brustkrebssterblichkeit tatsächlich reduzieren kann, gibt ebenfalls immer wieder Anlass zu Diskussionen. Befürworter der Mammographie weisen gerne auf die großen Studien aus den USA, Kanada und Schweden hin, die zu dem Ergebnis gekommen sind, dass die Sterberate um 20 bis 30 Prozent gesenkt wird.

„Was das genau bedeutet, wird allerdings besser verständlich, wenn man sich die Rohdaten anschaut“, sagt Mühlhauser: Von 1000 Frauen sterben in zehn Jahren ohne Mammographie-Screening acht Frauen an Brustkrebs. Mit Screening würden im selben Zeitraum sechs von 1000 Frauen der Krankheit erliegen

http://www.fr-online.de/wissenschaft/der-preis-der-fruehen-diagnose/-/1472788/4519982/-/index.html
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