Na denn, Gatano:
"Anamnese: Eine vollständige Erhebung der Krankengeschichte soll erfolgen. Die Verwendung einer Schmerzskizze zur Erfassung aller Schmerzorte wird empfohlen. Alle Beschwerden und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen in Alltagsfunktionen (Beruf, Familie, Freizeit, Sexualität) sollen erfasst werden (Empfehlung offen).
Körperliche Untersuchung: Eine vollständige Untersuchung (Bewegungsapparat, innere Organe, Nervensystem, seelisches Befinden) wird empfohlen (Empfehlung offen).
Basislaboruntersuchungen: Es wird empfohlen, folgende Labor-Untersuchungen bei Verdacht auf ein FMS durchzuführen:
Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein, kleines Blutbild (z. B. um eine Polymyalgia rheumatica oder rheumatoide Arthritis auszuschließen)
Kreatininkinase (z. B. Muskelerkrankungen )
Kalzium (z. B. krankhafte Erhöhung des Kalziums bei Stoffwechselerkrankungen)
TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon basal) (z. B. Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse)
Blutuntersuchungen auf entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (sogenannte Antikörper): Ohne klinische Hinweise sind diese Untersuchungen nicht sinnvoll.
In Abhängigkeit von der Anamnese und dem körperlichen Untersuchungsbefund können weitere Laboruntersuchungen sinnvoll sein (Empfehlung offen).
Die Behandlung des FMS erfolgt in den 3 Schritten Basistherapie, weiterführende Behandlung und Langzeitbetreuung.
Bei der Erstdiagnose eines FMS werden die Information über das Krankheitsbild, die Ursachen sowie die Behandlungs- und Schulungsmöglichkeiten als erste therapeutische Maßnahmen empfohlen.
Basistherapie: Betroffenen mit bedeutsamen Beeinträchtigungen von Alltagsfunktionen bei Diagnosestellung sollen im Rahmen eines mehrere Therapieoptionen umfassenden Behandlungskonzeptes folgende ambulante Behandlungen (einzeln oder in Kombination) angeboten und/oder eingeleitet werden:
Patientenschulung, kognitiv-verhaltenstherapeutische Schmerztherapie (starke Empfehlung)
An individuelles Leistungsvermögen angepasstes Herz-Kreislauf-Training (starke Empfehlung)
Antidepressivum: Amitriptylin 25-50 mg/d (starke Empfehlung)
Diagnostik und Behandlung begleitender körperlicher Erkrankungen und see-lischer Störungen (Empfehlung offen)
Weiterführende Behandlung: Bei Betroffenen mit anhaltenden bedeutsamen Beeinträchtigungen von Alltagsfunktionen soll nach 6-monatiger Basistherapie eine multimodale Therapie (verpflichtend eine auf einander abgestimmte medizinische Trai-ningstherapie oder andere Formen der aktivierenden Bewegungstherapie in Kombination mit psychotherapeutischen Verfahren) angeboten werden (starke Empfehlung). Es wird empfohlen, eine multimodale Therapie ambulant durchzuführen. Wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichend bzw. nicht möglich sind, wird eine (teil-)stationäre multimodale Therapie in einer Rehabilitationsklinik (Rheumatologie, Psychosomatik mit Schwerpunkt chronischer Schmerz) oder einer Schmerzklinik bzw. Psychosomatischen Abteilung mit Schwerpunkt chronischer Schmerz empfohlen (Empfehlung offen).
Langzeitbetreuung
Keine weitere spezifische Behandlung (Empfehlung offen)
Selbstmanagement: an individuelles Leistungsvermögen angepasstes Herz-Kreislauf-Training; Funktionstraining; Stressbewältigung (Empfehlung offen)
Ambulante Fortführung multimodaler Therapien (Empfehlung offen)
Wiederholung einer multimodalen Therapie (Empfehlung offen)
Zeitlich befristet: Fluoxetin 20-40 mg/d bzw. Paroxetin 20-40 mg/d (Empfehlung) oder Duloxetin 60-120 mg/d (Empfehlung) oder Tramadol/Paracetamol bis zu 150mg/1300mg/d (Empfehlung) oder Pregabalin 450 mg/d (Empfehlung offen)
Zeitlich befristet: Hypnotherapie/geleitete Imagination (Empfehlung) oder therapeutisches Schreiben (Empfehlung)
Zeitlich befristet: Physikalische Therapieverfahren (Balneo- und Spa-Therapie bzw. Ganzkörperwärmetherapie) (Empfehlung)
Zeitlich befristet: Komplementäre Therapieverfahren (Homöopathie bzw. vegetarische Kost) (Empfehlung offen)"
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/041-004p.htm