Ob Herr Köhler weiß, dass Ethik im Umgang mit MCS Kranken und auch anderen Kranken Menschen in unserem Land kein Thema ist?
Der RKI Experte Dr. D. Eis lässt den Leser der Frankfurter Rundschau nicht zweifeln:
“MCS ist keine Krankheit und kein Syndrom im engeren Sinn. Man findet bei Patienten, die sehr überzeugt davon sind, dass Umweltgifte sie krank machen, einen recht hohen Prozentsatz an Somatisierungsstörungen. Das heißt, das sind häufig Leute, die ihre Körpervorgänge sehr aufmerksam wahrnehmen und glauben, die Ursachen würden in der Umwelt liegen –und zwar in Form von Umweltgiften.
Außerdem zeigen viele dieser Patienten hypochondrische Neigungen und sind depressiv….
Auch beim Fremdstoffabbau unterscheiden sich MCS-Patienten nicht von Gesunden. Dies alles spricht zumindest nicht für erhöhte Fremdtoffbelastungen bei Patienten…
Es ist doch so, wenn Sie alle Sinne auf Parfüm oder Abgase richten, und diesen ein schädigendes Moment zumessen, dann werden Sie Körperreaktionen feststellen. Das geht jedem von uns so. Die meisten können umgehen mit solchen Phänomenen. Wer sich als MCS- krank empfindet, aber nicht. Krankheit ist halt nicht nur etwas, was im Körper passiert. “
("Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt” FR vom 3. November 2007 )
http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/03/mcs-multiple-chemical-sensitivity-eine-krankheit-die-in-deutschland-nicht-sein-darf/
Seine "profunden" Kenntnisse hat der RKI Experte aus einer Multi-Center-Studie , deren Mängel längst bekannt sind:
„Die vorliegende Multi-Center-Studie ist als deskriptive Studie angelegt, und führt daher nicht zu wesentlichen neuen Erkenntnissen der Ätiopathogenese, was aufgrund des Studiendesigns auch nicht zu erwarten war. Sie weist eine Reihe methodischer Schwächen auf, die bei einer Fortführung oder bei weiteren Untersuchungen vermieden werden sollten. Nur auf diese Weise kann das Ziel einer einheitlichen Dokumentation von Patienten mit (selbstberichteter) MCS nach klinisch-diagnostischen und wissenschaftlich fundierten Kriterien erreicht werden. Unter Berücksichtigung der beschriebenen methodischen Schwierigkeiten bestätigen die vorliegenden Untersuchungsdaten die bisherigen Erkenntnisse zur Beschreibung und Charakterisierung von MCS.”
http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/01/05/mcs-studie-des-rki-hatte-erhebliche-maengel-im-studiendesign-stellten-studienleiter-fest/
Nun nur mal zur Aussage des RKI Experten zum Fremdstoffmetabolismus und dem Beispiel CYP2D6:
Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass eine genetische Variante es für manche Menschen wahrscheinlicher macht, Chemikalien-Sensitivität zu entwickeln.
Das Gen CYP2D6 (codiert das Entgiftungsenzym Cytochrom P450 2D6), das in seiner aktiven Form bei der Patientengruppe mit Chemikalien-Sensitivität mehr als dreimal so oft vertreten war als bei der Kontrollgruppe, gehört hierzu.
http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/05/02/umweltmedizin-genvariationen-bei-chemikalien-sensitivitaet-festgestellt/
Die bundesrepublikanische Medizinlandschaft ist nicht uninformiert darüber, dass nicht alle Menschen gleich sind.
Prof. Dr. Bauer schrieb vor 6 Jahren Im Ärzteblatt:
Dtsch Arztebl 2003; 100(24): A-1654 / B-1372 / C-1288
“Über 30 Prozent der Bevölkerung weisen gegenüber bestimmten, häufig verordneten Medikamenten eine signifikant reduzierte Entgiftungsfunktion auf. Die Ursache hierfür ist ein Polymorphismus des P450-Enzymsystems (1–3). Angesichts einer inzwischen zur Verfügung stehenden Diagnostik, welche angepasste Dosierungen ermöglichen und das Risiko von Nebenwirkungen massiv reduzieren würde, ergibt sich Handlungsbedarf.
Eine im Journal der American Medical Association publizierte Studie (4) geht in den USA von jährlich 106 000 Todesfällen infolge unerwünschter Medikamentenwirkungen aus, die Fälle schwerer Nebenwirkungen schätzt man auf 2,2 Millionen. In Deutschland wird die Zahl medikamentenbedingter Todesfälle auf 16 000, die ernster Nebenwirkungen auf jährlich über 120 000 Fälle geschätzt (5). Therapien mit Betablockern, Statinen oder Antidepressiva sind bei 20 bis 50 Prozent der Patienten entweder unwirksam oder müssen aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen werden
Es besteht Einigkeit darüber, dass die Hauptursachen einerseits in der Nichtbeachtung pharmakologischer Interaktionen, andererseits in der fehlenden Berücksichtigung der individuellen Medikamentenverträglichkeit bestehen.
Ähnlich wie die Blutgruppe sollte die individuelle Medikamentenverträglichkeit auf einem dafür bestimmten „Verträglichkeitspass“ eingetragen werden.
Bauer, Joachim
Arzneimittelunverträglichkeit: Wie man Betroffene herausfischt
POLITIK: Medizinreport
http://www.aerzteblatt.de/V4/archiv/artikel.asp?id=37331
Und auch Springer informierte online:
” Für eine Reihe anderer arzneimitteltherapeutischer Maßnahmen, etwa vor einer Azathioprin-Therapie (Bestimmung der Thiopurin-Methyltransferase-Aktivität), vor einer 5-Fluorouracilbehandlung (Dihydropyrimidindehydrogenase-Diagnostik) oder vor Therapie mit bestimmten trizyklischen Antidepressiva bzw. Neuroleptika (CYP2D6-Diagnostik) muss man aber heute schon fragen, ob ihre Durchführung ohne eine vorangehende pharmakogenetische Diagnostik noch zu vertreten ist.”
Stand der Pharmakogenetik in der klinischen Arzneimitteltherapie
State of the art of pharmacogenetic diagnostics in drug therapy
Zeitschrift Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
VerlagSpringer Berlin / Heidelberg
Online publiziert: 4. Oktober 2006
http://www.springerlink.com/content/y80t369h2782w777/
Was heißt das in der Praxis?
Ein Beispiel
Schickt man einen Träger des Genpolymorphismus CYP2D6 bei Panikattacken, Schwindel etc. am chemikalienbelasteten Arbeitsplatz zum Psychiater, wird dieser weder mit klassischer Verhaltenstherapie noch mit Medikamenten etwas ausrichten können. „Abkonditionieren“ ist nicht, Pillen wirken nicht! Im Gegenteil: Ein Viertel der handelsüblichen Medikamente, vor allem Psychopharmaka, führen allein schon bei Mangel an CYP2D6-Enzymaktivität zu Nebenwirkungen wie cerebralen Störungen, Wahnvorstellungen.
Üblicherweise werden chemikaliensensitive Menschen nicht als solche diagnostiziert.
Frau Prof. Dr. Herr antwortete im Forum der Apotheken Umschau
http://www.gesundheitpro.de auf die Anfrage eines Lesers nach MCS Fällen an der Uniklinik Gießen:
Antwort Prof. Herr - 28.07.2008 15:39
Ihre Fragen zur Ausstattung werden Ihnen bei einem persönlichen Gespräch mit der Ambulanz in Gießen beantwortet werden. Bisher haben wir kein Patienten mit dieser Diagnose. Es fanden sich immer andere Erklärungen für die beklagten Beschwerden
https://
http://www.gesundheitpro.de/forum/viewthread?thread=3839
Wir wissen, dass es üblich ist, die lästigen Symptome chemikaliensensitiver Menschen mit Psychopharmaka, Antiepileptika und anderen Medikamenten zu behandeln.
Das Rezept: Man nehme eine Pille, die der chemikaliensensitive Mensch nicht verstoffwechseln kann und siehe da, schon hat man einen marktkompatiblen Patienten, der unter diversen Psycho-Diagnosen gewinnbringend behandelbar ist.