Historische Aussagen zu MCS

Historische Aussagen zu MCS

Beitragvon Krems » Samstag 14. August 2010, 22:31

FOCUS Magazin | Nr. 19 (1999)
UMWELTMEDIZIN - SENSIBLE NASEN, DICKE LUFT

Was 1999 zu MCS im Focus gesagt wurde von Experten

"...Ende April trafen sich Vertreter beider Denkrichtungen im Berliner Robert Koch-Institut, um im Auftrag des Umweltbundesamts nach einer gemeinsamen Basis für die weitere Erforschung von MCS zu suchen.

Mysteriöse Krankheit. MCS-Patienten reagieren mit einer ganzen Kaskade von Symptomen, wenn ihre hypersensiblen Nasen chemische Stoffe schnuppern – in Dosierungen, die nach den Kriterien der Toxikologie für Menschen unbedenklich sind. Das Krankheitsbild kann im Einzelfall gut 20 Symptome umfassen, die häufig zu dem schwer bestimmbaren Bereich der Körperbefindlichkeit zählen: erhöhtes Schlafbedürfnis, Leistungsminderung, innere Unruhe, Reizbarkeit, Schwindel oder starkes Schwitzen.

Der Münchner Toxikologe Thomas Zilker bezeichnet MCS-Patienten daher als psychisch kranke Ökochonder: „Ich gönne den Leuten ja, daß sie etwas brauchen, das sie für ihr Schicksal verantwortlich machen können.“ Sein Toxikologen-Kollege Thomas Eikmann von der Uni Gießen erkennt den Leidensdruck von MCS-Patienten an. Er will sie nicht psychiatrisieren. Zugleich wettert er gegen Klinische Ökologen. „Die setzen einfach voraus, daß Chemikalien die Ursache der Erkrankung sind“, beklagt er. Dieser Nachweis fehle aber noch...

...Gerd Kobal, Pharmakologe an der Universität Erlangen, meint dazu: „Offensichtlich reagieren MCS-Kranke bei chemischer Belastung noch sensibler.“ Ihre Nasenschleimhaut schwillt dann eindeutig stärker an als die gesunder Probanden. Er empfiehlt, genauer zu untersuchen, inwieweit der direkte Draht des Riechnervs zum Gehirn (siehe Kasten S. 177) die Krankheit unterstützt.

Vermutungen und erste Belege. Außerhalb der großen Forschungsprogramme untersucht Rainer Fabig, Hamburger Umweltmediziner, seine MCS-Patienten auf Durchblutungsstörungen im Gehirn als Folge einer Chemikalienbelastung. Computertomographien – SPECT-Aufnahmen (siehe Kasten Seite 182) – dienen ihm als Belege. 81 Prozent von bisher 114 Gehirnschnitten MCS-Kranker weisen größere, besonders schlecht durchblutete Zonen aus. Allerdings kommt auch die Kontrollgruppe auf satte 62 Prozent.

Der amerikanische Mediziner Gunnar Heuser meint deshalb: „Diese Aufnahmen sind nur ein weiterer Schlüssel zum Krankheitsbild und kein eindeutiger Beleg.“ Heuser läßt solche Patienten dann im Ausschlußverfahren untersuchen – unter anderem neuropsychologisch. „Wir wollen ja die wirklich Chemikalienkranken herausfinden“, meint er...

...
Erlerntes Verhalten ablegen. Um solche Extremfälle zu verhindern, sind für Schwarz psychologische Betreuung und Diagnostik fester Bestandteil der Behandlung: „Im Laufe der Zeit entwickeln viele MCS-Patienten ein konditioniertes Verhalten. Schon bevor sie an Orte kommen, an denen sie Belastungen vermuten, setzen die Reaktionen ein.“

Schwarz durchbricht diesen Teufelskreis. Seine Patienten finden in Bredstedt eine möglichst chemikalienfreie Atmosphäre vor: Fliesenboden, schaumstofffreie Betten, Wäsche aus unbehandelter Baumwolle oder Leinen. Neben dem runden roten Handyverbotsschild hängt am Eingang der Hinweis: „Nur ohne Parfüm, Haarspray, Deo, Haarshampoo und andere duftende Kosmetika betreten.“ In der Therapie führt Schwarz die Umweltkranken wieder so weit wie möglich in ihren Alltag zurück. Ein Patient setzte beispielsweise jahrelang keinen Fuß mehr in Kaufhäuser. Nach wenigen Monaten Therapie geht er wieder shoppen. „Allein mit Psychotherapie und Expositionsvermeidung, wie manche Kollegen meinen, wäre das aber nicht zu schaffen“, ist Schwarz überzeugt...


FOCUS Magazin | Nr. 19 (1999)
UMWELTMEDIZIN

SENSIBLE NASEN, DICKE LUFT
Montag 10.05.1999, 00:00 · von Beatrice Lugger


http://www.focus.de/gesundheit/news/umweltmedizin-sensible-nasen-dicke-luft_aid_177630.html
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Historische Aussagen zu MCS

Beitragvon Vicky Dee » Dienstag 24. August 2010, 12:27

Mich hat schockiert, was Dr. Schwarz im Focus sagte. Schlimm ist das, richtig schlimm! Außerdem ist es nicht wahr.

"Erlerntes Verhalten ablegen. Um solche Extremfälle zu verhindern, sind für Schwarz psychologische Betreuung und Diagnostik fester Bestandteil der Behandlung: „Im Laufe der Zeit entwickeln viele MCS-Patienten ein konditioniertes Verhalten. Schon bevor sie an Orte kommen, an denen sie Belastungen vermuten, setzen die Reaktionen ein.“
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Historische Aussagen zu MCS

Beitragvon mirijam » Dienstag 24. August 2010, 16:09

Gut getarnt als verständnisvolle hilfsbereite Person, als einer von uns bzw. für uns, die Manipulation kennt diese alten Tricks schon sehr lange. Andere kennen sie aber auch. Nur die Vertrauensseligen haben Pech.
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Historische Aussagen zu MCS

Beitragvon Alex » Sonntag 12. September 2010, 22:11

FOCUS
MACHT DIE Umwelt wirklich krank?

Montag 20.05.1996

.. ist kein Einzelfall: Ärzte verzeichnen eine stetige Zunahme von Patienten mit Umweltbeschwerden. 41 Prozent der Deutschen fühlen sich durch die Umwelt krank (s. Grafik S. 123).

Der Münchner Allergologe Johannes Ring spricht von einem „Ökosyndrom“: „Der Sammeltopf mit Umweltkrankheiten füllt sich zunehmend.“

Die Allergie, das Umweltleiden Nummer eins, steht längst nicht mehr allein: Immer mehr Patienten klagen über chronische Müdigkeit (CFS), die Gebäudekrankheit (SBS) und Überempfindlichkeit gegen Chemikalien (MCS)..."

Wissenschaftler sind noch zurückhaltend. „MCS ist eine erworbene Krankheit mit vielfältigen Symptomen. Eine Ursache kennen wir definitiv nicht“, so Wilfried Nix, MCS-Experte von der Universitätsklinik für Neurologie in Mainz.

Der Münchner Psychologe Felix Tretter warnt: „Eigentlich ist die Diagnose MCS unseriös, denn es gibt noch kein definiertes Krankheitsbild.“ Weder die richtigen Testbatterien sind entwickelt, um differenzierte Diagnosen zu stellen, noch passende Therapien zur Hand. „Wie sollen wir unter diesen Umständen nach den Ursachen suchen?“ fragt Tretter...

...Doch dem einzelnen Patienten ist in der Praxis damit noch nicht geholfen. „Wenn die Ärzte nicht mehr weiterwissen, dann werden wir mit Hilfsdiagnosen in die Psycho-Ecke abgeschoben“, empört sich die Umweltkranke Silvia Müller. Wilfried Nix sieht in dieser Abwehrreaktion eines der Hauptprobleme: „Die Patienten müssen mehr Verständnis dafür haben, daß auch psychische Faktoren auf sie einwirken.“

http://www.focus.de/gesundheit/news/gesundheit-und150-1-archivdokument-2-teile-macht-die-umwelt-wirklich-krank_aid_158870.html
Alex
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Beitragvon Kira » Sonntag 12. September 2010, 22:19

Zitat
"Wissenschaftler sind noch zurückhaltend. „MCS ist eine erworbene Krankheit mit vielfältigen Symptomen. Eine Ursache kennen wir definitiv nicht“, so Wilfried Nix, MCS-Experte von der Universitätsklinik für Neurologie in Mainz"

vom
28. August 2009
http://www.stern.de/gesundheit/chemikalien-unvertraeglichkeit-ich-bin-eine-soziale-leiche-1505321.html
"Wo der Mut keine Zunge hat, bleibt die Vernunft stumm."
(Jupp Müller, deutscher Schriftsteller)

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Historische Aussagen zu MCS

Beitragvon Kira » Montag 13. September 2010, 09:16

Medical Tribune Bericht, Ausgabe 3/2003 http://www.medical-tribune.de/patienten/news/8293/

Kein Fall für geschäftstüchtige Heiler
Umwelt-Krankheiten schulmedizinisch angehen!

WIEN – Ob gebäudekrank, chronisch müde oder "allergisch" gegen Chemikalien aller Art - objektive Symptome sind bei den betroffenen Patienten Mangelware, ihre Therapie bleibt oft frustran. Trotzdem sollte die Schulmedizin das Feld nicht einfach geschäftstüchtigen Heilern überlassen.
Der Kreis alternativ argumentierender Kollegen, die vermeintliche Umweltkrankheiten außerhalb der faktenorientierten Medizin Gewinn bringend abklären und auch behandeln, wächst, konstatiert der Arbeitsmediziner Professor Dr. CHRISTIAN WOLF von der Universitätsklinik für Innere Medizin in Wien. Schließlich treffen die Erklärungsmodelle dieser "medizinischen Subkulturen" auf große Zustimmung bei den Patienten. Denn für sie ist es zweifellos attraktiver, vergiftet oder verstrahlt zu sein, d.h. körperlich krank, als an die Möglichkeit einer psychischen Störung auch nur zu denken.
Kein Labor beweist chronische Müdigkeit
Auch wenn die Vertreter der "klinischen Ökologie" das anders sehen - nach wie vor gibt es keinen einzigen anerkannten Labortest und kein einziges bildgebendes Verfahren, mit dem ein Sick-Building-, Chronisches Erschöpfungs- oder Multiple-Chemical-Sensitivity-Syndrom (MCS) gesichert werden könnte, betont Prof. Wolf. Da sich außerdem alle diese Symptombilder äußerst bunt und unspezifisch präsentieren, bleibt für den rational denkenden Arzt nur die Ausschlussdiagnostik, was seine Ressourcen enorm bindet.
Überempfindliche Nase auf Chemikalien?
Beispiel MCS: Eine erhöhte Schadstoffbelastung lässt sich bei dieser "Krankheit" meist nicht nachweisen. Als Ursache der vielfältigen neurologischen, dermatologischen und gastrointestinalen Beschwerden postulieren die MCS-Protagonisten deshalb eine ins Extrem gesteigerte individuelle Überempfindlichkeit gegen Chemikalien (manchmal auch Mikroorganismen oder Strahlen). Aus toxikologischer Sicht darf dies jedoch bezweifelt werden, schreibt Prof. Wolf. Denn wie sollen Auslöser unterschiedlichster Art ein gleiches Symptommuster hervorrufen, ohne dass substanzspezifische Effekte irgendeine Rolle spielen?
Zudem lässt sich weder die Individualsensibilisierung mit anerkannten Methoden nachweisen noch die Hypothese erhärten, dass MCS-Patienten einen empfindlicheren Geruchssinn als der Durchschnittsmensch haben und es über die wiederholte Reizung des limbischen Systems zu Befindlichkeitsstörungen kommt.

Natürlich ist es angesichts dieser diagnostischen Defizite verführerisch, MCS-Patienten schnell in die Psychoecke zu stellen, zumal Psychiater viele der Symptome als Folge von Konditionierungs- oder Konversionsprozessen werten und häufig psychiatrische Ursachen bzw. Komorbidität diagnostizieren.


Prof. Wolf warnt aber vor diesem "Kurzschluss", der auch bei anderen "Umweltpatienten" droht. Er fordert, mit allem nötigen Aufwand, ggf. auch mit Hilfe von Bio- und Umweltmonitoring nach möglichen Auslösern der Symptome zu forschen. Allerdings sei die Fachkenntnis auf dem Gebiet chemischer und physikalischer Belastungen auf relativ wenige Spezialisten konzentriert. Und auch die Befunde der Umweltanalytik zu interpretieren sei ohne entsprechende Erfahrung und Fachkenntnis schwierig, wenn nicht gar unmöglich.

Die Therapie der vermeintlich umweltassoziierten Krankheiten müsse schließlich ganzheitlich erfolgen, d.h. psychiatrische und psychologische Konzepte integrieren.
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