Weiterhin ordnet er MCS (Multiple chemische Sensitivität) den somatoformen Störungen F45 zu.
Zitat:
\"Störungen, somatoforme
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F45 x
Definition
Somatoforme Störungen (in der Dermatologie) bezeichnen körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine genuine dermatologische Erkrankung zurückführen lassen. Dabei stehen neben undefinierbaren Hautsymptomen, Allgemeinsymptome wie Müdigkeit und Erschöpfung, Schmerzsymptome, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, sexuelle und pseudoneurologische Symptome im Vordergrund. Somatoforme Störungen sind ínsbes. abzugrenzen von psychischen Störungen (insbes. depressive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen).
Vorkommen/Epidemiologie
Transiente somatoforme Störungen treten bei ca. 80% (!) der Bevölkerung auf. Bei 4-20% können sich diese Beschwerden chronifizieren. Somatoforme Störungen gehören zu den häufigen dermatologischen Störungsbildern (etwa bei 18% eines allgemeinen dermatologischen Klientels; im hausärztlichen Vergleich: etwa 20% der Patienten). Die Kosten für die Behandlung dieser Personengruppe sind erheblich und liegen bis zu 14mal höher als die durchschnittlichen Pro-Kopf-Behandlungsausgaben.
Ätiologie
Angenommen wird ein Wechselspiel verschiedener biologischer, seelischer und sozialer Faktoren. Genetische Faktoren werden diskutiert.
Klinisches Bild
Bei der dermatologischen Klientel stehen Pruritus, somatoforme autonome Funktionsstörungen wie z.B. Erythrophobie oder auch Hyperhidrose, anogenitale Schmerzsyndrome oder Dysästhesien (z.B. Vulvodynie, Glossodynie), Entstellungsgefühle (Dysmorphophobie) mit deren Sonderform dem \"Dorian-Gray-Syndrom\" oder auch nicht objektivierbarer Haarverlust (s.u. Effluvium) im Vordergrund einer insistierenden, vom Patienten vehement oder larmoyant vorgetragenen Beschwerdesymptomatik.
In den Vordergrund treten weiterhin hypochondrische Störungen wie Karzinophobien oder Infektionsphobien (z.B. Borrelienphobie oder Mykophobien).
Früher standen eher die Geschlechtskrankheiten im Fokus der Beschwerdesymptomatik.
Ebenso werden über eine nicht nachvollziehbare allergologische Symptomatik (z.B. Amalgam-Allergie, Allergien auf Waschmittel) oder über eine allgemeine Überempfindlichkeit (s.u. Sensitivität, multiple, chemische oder Ökosyndrom) geklagt. Ebenso berichtet werden über Gefühle der Atemhemmung, Druckgefühl, Stiche, Beklemmungsgefühl in der Brust, Herzstolpern , Reizmagen und Reizdarm mit Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten, chronische Unterbauchschmerzen, Urethralsyndrom, Prostatadynie.
Diagnose
Durch Ausschluss einer organischen Verursachung der geklagten Beschwerden. Wichtig ist eine psychische Diagnostik mit Berücksichtigung gegenwärtiger Affekte, psychischer Konflikte sowie der sozialen und kulturellen Faktoren.
Therapie
Aufbau eines tragfähigen Vertrauensverhältnis zwischen Arzt (Psychotherapeut) und Patienten. Die Beschwerden der Patienten müssen ernst genommen werden, sollen aber nicht durch eine Überdiagnostik, die neue Ängste auslösen kann, verstärkt werden. Ein Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson kann sehr hilfreich sein. Physiotherapeutische und körpertherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, funktionelle Entspannung, Tanztherapie u.a. können die Beschwerden oft deutlich lindern. Bei anhaltenden, nicht selbst lösbaren Stress-Situationen bzw. seelischen Konflikten ist eine psychotherapeutische Behandlung notwendig.
Hinweis(e)
Der Begriff \"Somatoforme Störungen\" wurde 1980 in die offiziellen Klassifikationssysteme eingeführt. In der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) werden sie in der Kategorie F45 erfasst. Traditionelle Bezeichnungen für Krankheitsbilder aus diesen Kategorien sind z.B. psychogene Störungen, funktionelle Störungen, vegetative Dystonie, allgemeines psychosomatisches Syndrom, Konversionshysterie, Briquet-Hysterie, psychische Überlagerung, Neurasthenie, Nihilodermie, \"dermatologic Non-disease\".
Die Beziehung zwischen Ärzten und Patienten mit somatoformen Störungen ist häufig äußerst schwierig; Gefahr des Abbruchs der Beziehung, häufiger Arztwechsel (\"doctor-hopping\" oder \"doctor-shopping\"). Patient nimmt, trotz umfassender ärztlicher Aufklärung weiterhin organische Ursachen seiner Beschwerden an (nur diese bedeuten für ihn eine Legitimierung seiner Beschwerden) und fühlt sich vom Arzt nicht ernst genommen.
Literatur
Brähler E et al. (2002) Befund und Befinden: Psychologische Aspekte körperlicher Beschwerden. In: Brähler E, Strauß B (Hrsg.) Handlungsfelder der psychosozialen Medizin. Hogrefe, Göttingen
Harth W et al. (2007) Nihilodermie in der Psychodermatologie. Hautarzt 58: 427-434
Tabelle 1 - Somatoforme Störungen in der Dermatologie (modifiziert nach W. Harth et al.) ICD-Nr.
Somatoforme Störung
Dermatologische Krankheitsbilder
F45.0 Somatisierungsstörung
Umweltsyndrome (Öko-Syndrom, Sensitivität, multiple, chemische = MCS)
Sonderformen: \"Amalgamallergie\", \"Lichtallergie\", Nahrungsmittelunverträglichkeiten, \"Spermaallergie\", \"Waschmittelallergie\"
F 45.2 Hypochondrische Störungen
Nosophobien (Karzinophobie, Infektionsphobie [z.B. Borrelienphobien])
Körperdysmorphe Störungen (Hässlichkeitskomplex, Dorian-Gray-Syndrom)
F 45.3 Somatoforme autonome Funktionsstörungen
Erythrophobie, Hyperhidrose
F 45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörungen
Kutane Dysästhesien (Glossodynie, Trichodynie, Vulvodynie)
F45.8 Sonstige somatoforme Störungen
Sensorischen Beschwerden (Pruritus sine materia, Kribbeln, Stechen); Tanorexie
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Prof. Dr. P. Altmeyer
© Springer-Verlag 2008 \"
Zitat Ende
Quelle:
http ://132.187.10.79/login/n/h/15449_1.htm
Siehe dazu auch den Thread
viewtopic.php?t=9200