aus der
umwelt·medizin·gesellschaft | 21| 4/2008
Multiple chemical sensitivity (MCS) Multiple Chemical Sensitivity / MCS: Ein Update
Anke Bauer, Eberhard Schwarz, F. Oliver Hauf und Christoph Mai
Das Auftreten chemischer Intoleranzen wird in schwerer Ausprägung als Multiple Chemical Sensitivity oder MCS bezeichnet. In der Bevölkerung tritt MCS in der Größenordnung von 0,5 % bis 6,3 % auf. Nachdem die 1980er- und 1990er-Jahre durch polarisierte Diskussionen zum Thema gekennzeichnet waren, in denen es um die Zuordnung der MCS entweder zur Toxikologie oder zur Psychosomatik ging, setzt sich in neueren Studien zunehmend die Erkenntnis eines multifaktoriellen Störungsmodells durch, welches Aspekte beider Fachgebiete berücksichtigt.
Es ist auffällig, dass neben schadstoffbelasteten Personen insbesondere Kollektive mit Erkrankungen, die ebenfalls mit körperlicher oder psychischer Sensitivität bzw. mit Sensitivierung einhergehen, erhöhte Raten an Personen mit gleichzeitiger Chemikaliensensitivität aufweisen. Diese Überlappung wird als Kreuz-Sensitivität (Friedman 1994) bezeichnet (z.b. Asthma, Allergien, hyperreagibles Bronchialsystem, CFS, PTSD).
Angststörungen, Anpassungsstörungen, Depressionen oder psychosozialer Stress treten bei chronischer MCS nicht häufiger auf als bei anderen chronischen Erkrankungen wie z.b. Diabetes mellitus oder Asthma bronchiale, aber häufiger als in der Bevölkerung allgemein.
Studien, die die MCS in ihrer frühen Form untersuchen, finden gleichfalls ein hyperreagibles Bronchialsystem, weitere Überempfindlichkeiten gegenüber exogenen Faktoren sowie Ängstlichkeit als Risikofaktoren für chemische Intoleranzen. Provokationsstudien bei frühen Formen von MCS, ohne die Folgen langjähriger Reaktionen, Lebensstiländerungen oder Konditionierungen, können neuropsychologische Effekte niedrigdosierter VOC-Belastungen verifizieren.
Eine chronische systemische Entzündungsreaktion als Folge erhöhten oxidativen Stresses wird als Mitursache der Symptome von MCS-Patienten diskutiert. Ein multifaktorielles mehrstufiges Modell der MCS wird vorgestellt.
Die Schwere des Störungsbildes und die sozialen Folgen der MCS werden über die Begleiterkrankungen deutlich moduliert, daher muß die Therapie multimodal aufgebaut sein. Die Prognose der Störung MCS ist stark abhängig von einem multimodalen Therapieansatz und der Übereinkunft eines multifaktoriellen Krankheitsmodells von Arzt und Patient.
Schlüsselwörter: MCS, chemische Intoleranz, Epidemiologie, Risikofaktoren, Komorbidität, Prognose, multifaktoriell...
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