Angebot für Raumluftfilter und Erklärungen zu Lüftung und Schimmel
[quote]also bis auf meinen wohnraum-schlafraum, der erst seit letztem winter ganz ohne heizung ist (vorher auch nur extrem wenig), heize ich meine wohnung schon seit über 7 jahren nicht und lüfte extrem oft mit weit offenen fenstern. schimmel gibt es trotzdem nicht.
aber bei den wohnungen, die ich mir seit ein paar jahren wegen meiner wohnungssuche anschaue, gibt es sehr oft schimmel, obwohl da immer geheizt wurde und die meisten leute heutzutage ja eher wenig lüften (mir gegenüber ist ein sehr großes haus und da sind fast nie fenster offen und wenn, dann falsch, nämlich lange auf kipp, statt kurz weit offen, was ja für leute ohne mcs meist reicht).
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Hallo Sunday, Hallo allerseits
Gerne geb ich ein paar Hinweise zum Lüften als MCS-Remedur:
Vom winterlichen Lüften ist noch nie Feuchtigkeit IN eine Wohnung getragen worden, denn wegen der höheren Innentemperatur (für die sich sunday wohl höflich bedankt hat bei den heizenden Nachbarn) ist bei gleichem absoluten Feuchtigkeitsgehalt der Luft die massgebende relative Feuchtigkeit viel tiefer.
Kommt also 100% feuchte kalte Nebelluft in die etwas wärmere Wohnung, sinkt die relative Feuchtigkeit bei der Aufwärmung der Luft stark ab, die Luft "trocknet", während die warme Innenluft beim Entweichen nach aussen abkühlt, relatif also "feucht" wird, bis über die Kondensationsschwelle hinaus: Dann sehen wir eine Dampfschwade abströmen, wie beim winterlichen Ausatmen.
Schimmel entsteht dann, wenn die inneren Quellen von Feuchtigkeit (Atmen, Kochen, Duchen, Zimmerpflanzen, auch eingedrungenes Regenwasser zählt dazu, oder gar Luftbefeuchter) die warme Innenluft derart befeuchten, dass sich bei der Abkühlung an kalten Bauteilen die relative Feuchtigkeit auf 100% bewegt. Überschüssige Feuchtigkeit kondensiert dann (Spiegel beschlägt im Bad!) an den kältesten Wänden, also z.B. in Aussenecken, bei Balkonkragplatten aus Beton, an Rolladenkästen, hinter Vorhängen und Möbeln, wo die Wand nicht von zirkulierender Luft warmgehalten wird ...
In dieser Dauerfeuchtigkeit wächst der Schimmel mit Genuss. Seine Sporen gelangen dann in die Raumluft und verursachen Asthmaanfälle und die ganze Litanei, die ihr ja alle kennt, sonst wärt ihr ja nicht hier.
Abhilfe:
Weniger Feuchtigkeit produzieren:
also Zimmerpflanzen weniger giessen, weniger Pflanzen, Luftbefeuchter abstellen, beim Kochen Deckel drauf und niemals sprudelnd kochen. Beim Duschen Türe schliessen, danach Wände abtrocknen, feuchte Tücher wenn möglich raushängen, kürzer duschen, wasser beim Einseifen nicht laufen lassen. Keine Wäsche in der Wohnung trocknen (Es sei denn, mit Abluftventilator, siehe unten).
Feuchtigkeit abführen:
Dampfabzug/Ablufthaube benutzen beim Kochen, nicht nur wenn es riecht (nützt nichts bei Umlufthauben), Abluftventilatoren in Bad/WC/Dusche einsetzen, auch beim Wäschetrocknen, wenn es denn sein muss. Stosslüften, das heisst kurz aber immer mit Durchzug lüften: Nur das führt zu einem raschen Luftaustausch.
Und, wenn das alles nix hilft, und der Schimmel immer noch in den Ecken sitzt:
Betroffene Stellen freilegen von Möbeln, Vorhängen, Bildern, dass die Luft rankommt.
Kondensat vermeiden durch wärmere Oberflächen:
Mehr heizen, um über die Kondensationstemperatur zu gelangen, in besonders anfälligen Ecken die betroffene Stelle mit Heizlüfter trockenhalten. Aber derlei Energieverschwendung bitte nur, wenn es nicht anders geht, man denke ans Portemonnaie.
Für Hauseigentümer:
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung einbauen und Aussenwände wärmedämmen, um die Abkühlung zu reduzieren und damit zugleich auch die Heizkosten massiv und nachhaltig zu reduzieren. Dach, Wände, Kellerwände und Fundamente sanieren wenn feucht. Sitzt der Schimmel im Keller, werden die Sporen durch den Wärmeauftrieb in die Wohngeschosse gezogen. Einfache Abhilfe ist, mit einem Abluftventilator im Keller den Luftstrom umzukehren. Dann wird oben gelüftet und unten der Keller getrocknet und die Sporen nach aussen abgeblasen (Und das Radon ist auch gleich saniert). Wer mit Holz heizt, hat oft so viel Luftzug im Haus, dass es ohnehin trocken ist, aber Vorsicht bei feuchtem Keller, die Abzugvariante geht natürlich nicht, solange der Ofen zug braucht! Für MCS-Betroffene ist das Heizen mit Holz in Kachel- und Zimmeröfen eh eine schwierige Variante wegen der Rauchgase (ich lass den Ofen kalt, auch bei -30°C, leider und teuer!).
NIEMALS innen wärmedämmen, denn dann wird die Wand hinter dem Styropor noch kälter => noch mehr Feuchtigkeit und Schimmel sind garantiert, Holzbalken faulen durch, und die Räume werden erst noch kleiner.
Smog, Dreckluft, Feinstaub:
Drei Bezeichnungen für das Gleiche und zugleich Grund, warum viele MCS-Betroffene zuwenig lüften: Die Aussenluft kann grad ebenso schädlich sein, wie die Innenluft. Dann steigt der Feuchtigkeitspegel zusammen mit dem Wohngiftpegel an, Schimmel wächst und schon ist der November gar kein Wonnemonat mehr für uns.
Abhilfe:
1. Kanarische Inseln: Bettwäsche und parfumfreies Waschmittel mitnehmen.
2. Luftfilter
Die Wohngifte kann ein Aktivkohlefilter reduzieren (nicht beseitigen), Rohwolle kann Form-Aldehyd binden und ein Feinstaubfilter kann den Smog, der beim Stosslüften unweigerlich eindringt, klären. Das Lüften kann nicht vermieden werden, weil sonst ja wieder die Feuchtigkeit zu hoch steigt, und irgendwann auch das Verhältnis von O2 zu CO2 ungünstig wird und wir Kopfweh kriegen.
Hauseigentümer montieren deswegen Lüftungsgeräte mit Feinstaubfilter und am besten auch noch Aktivkohlefilter an den Raumlufteinblas-Öffnungen. (Das sieht etwa so aus: finnisches Beispiel:
http://www.meptek.com/ilto440eng Brochure runterladen und Schaubild angucken. Bei uns käme noch Abluft im Keller dazu.)
Mieter lüften weiterhin stossweise über die Fenster und besorgen sich ein Umluftfilter mit Feinstaub- und Aktivkohlestufe. Die Feinstaubstufe, um den frisch eingebrachten Staub vom Stosslüften wegzukriegen, den Aktivkohlefilter, um die Wohngifte zu adsorbieren. Weder das eine noch das andere hilft gegen sommerliches Ozon. Da gilt eben: Nur so viel Lüften wie nötig, das Ozon (O3) baut sich im Innenraum von alleine ab zu harmlosem O2, normalem Luftsauerstoff.
Diese Industrefilter hier sind das Billigste was taugt, ihr habt das Bild schon mal gesehen:
[IMG]http://i27.tinypic.com/vus5f.jpg[/IMG] Um den weissen Faltenbalg kommt noch ein Vlies als Vorfilter, um ihn vor grobem Hausstaub zu schützen. Das wird dannn gelegentlich von Hand ausgewaschen.
Wegen dem teuren Versand krieg ich die Selbstkosten für beide Filter+Ventilator nicht unter € 100, aber das ist in Bezug auf die Luftwechselrate (100-150m3/h) immer noch nur ein Fünftel bis Zehntel der nach Plastik stinkenden Geräte aus dem "Fach"-Handel. Das ganze hält, je nach Belastung, bei Dauerbetrieb etwa ein Jahr, in sauberer Landluft eher länger.
So, ich hoffe, einiges zum Verständnis der Zusammenhänge von Feuchtigkeit, Lüftung, Schimmel und Schadstoffen beigetragen zu haben.
Wer so ein Filter will, frage bitte an unter ionikh@ gmx.net
Ich hab noch einige, kann aber jederzeit weitere besorgen und zusammenbauen.
Schönen Sonntag-Abend wünscht allerseits
Puistola
dipl. Architekt und Bauschadenexperte