Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Silvia K. Müller » Mittwoch 21. Januar 2009, 22:30

Yol hatte sich bemüht, das nachfolgender Leserbrief abgedruckt wird - vergebens.
Jetzt ist er doch online, auf der Webseite der luxemburgischen Politikerin Erna Hennicot-Schoepges, die Mitglied um Europaparlament ist.

http://www.ehennicotschoepges.lu/commen ... =16&id=723

Das Parlament bleibt kontaminiert mit Permethrin

Es bleibt ruhig, niemand scheint es ernst zu nehmen, dass unsere Parlamentarier gezwungen sind, wichtige Entscheidungen die uns alle betreffen, in krankmachender Umgebung zu fällen.

Dabei ist doch sicherlich bekannt, dass das Insektizid Permethrin zur Kategorie der neuro- und immuntoxischen Gifte gehört und dass sie in Innenräumen über Jahre bis Jahrzehnte persistieren. Da Parlamentarier auch Menschen sind, scheint es mir unzumutbar zu sein, dass nichts passieren soll, diese Menschen vor bleibenden gesundheitlichen Schäden zu schützen.

Es kann doch nicht sein, dass bei Staubproben von 100mg/kg (da müsste doch die Materialbelastung einige 1000 mg/kg + sein) unsere staatliche Umweltambulanz dazu vermerkt: “L’utilisateur ne court aucun danger quant à d’éventuelles conséquences néfastes pour leur santé” !

Letztes Jahr sah man in dieser Institution das aber noch anders. Was hat sich seither an der Giftigkeit von Permethrin geändert? Ist es zwischenzeitlich für Menschen und Umwelt unschädlich geworden? Ist die neurotoxische Komponente nicht mehr vorhanden? Die Leberschädigungen und möglicherweise Krebs, sind diese Faktoren in so kurzer Zeit wissenschaftlich eindeutig ausgeräumt worden?

Was ist denn nun eigentlich die Funktion unsrer staatlichen Umweltambulanz, wenn Schadstoffbelastungen dieser Grössenordnung nun nicht mehr als relevant gelten? Was passiert dann mit den Bewohnern der Privathäuser, die pro Jahr analysiert werden (nach meiner Schätzung müsste sich diese Zahl zwischen 1000 min – 1500 max bewegen, gemessen an dem Arbeitsumfang analoger Institutionen im Ausland)? Gelten hier die gleichen einheimischen Normen?

Das wären nur meine Fragen zur Primär-Kontamination.
Es gibt aber immer auch eine Sekundär-Kontamination, denn Gifte bleiben nicht nur am eigentlichen Träger haften, sie verteilen sich im Raum und auf den Gegenständen und das muss auch entfernt werden.

Noch zu bedenken wäre, dass laut EU der öffentliche Raum mit Flammschutzmitteln behandelt sein muss. Auch Flammschutzmittel sind Gifte und müssen neben andern Ausdünstungen (Mobiliar, Textilien, u.a.) zur Gesamt-Schadstoffinnenraumbelastung hinzugerechnet werden. Dazu wäre noch zu bemerken, dass Permethrin die Toxizität anderer Chemikalien potenziert! Was im Parlament-Gift-Cocktail nun enthalten ist, das steht nicht in der Zeitung, doch unsere Parlamentarier und alle andern Menschen die da arbeiten, atmen es ein, sobald sie das Parlament betreten.

Was bedeutet es eigentlich für die Menschen, die dieser Innenraumbelastung ausgesetzt sind, kurzfristig oder längerfristig?

Die guten Entgifter werden wohl meist länger gesund bleiben, die weniger guten bezw. die schlechten Entgifter (genetischer Test zeigt auf wo man heute steht) laufen das Risiko recht rasch von leicht bis schwer krank zu werden, mit Chemikaliensensitivität (MCS) irreversibel krank zu werden, wozu diese Schadstoffexposition durchaus fähig sein kann. Nur, mit MCS kann man nicht mehr arbeiten, nirgendwo, auch nicht als Parlamentarier.

MCS ist nicht die einzige Folge von Schadstoffexpositionen, Krebs und Leberschädigungen sind für Permethrin laut dem derzeitigen Wissenschaftsstand auch in die engere Wahl einzubeziehen.

Da in dem Zeitungsbericht auch von der EPA die Rede ist, anbei, wie das für die Mitarbeiter der EPA ausging:

Bekannt und anerkannt wurde MCS erst, als 1985 die US-Umweltbehörde EPA renoviert wurde und über 200 Beschäftigte der Behörde durch diese Maßnahme erkrankten. Einige Dutzend dieser Mitarbeiter blieben chronisch krank. Unter ihnen auch ein Arzt, der seither sehr engagiert für MCS eintritt, dies auf internationalem Plan. Der Link zur EPA-Originalstudie ist hier auch erhältlich, wäre sicherlich als Erfahrungsbericht recht heilsam.

32% der Mitarbeiter der EPA Hauptverwaltung (Amerikanische Umweltschutzbehörde) Waterview Mall sagten, dass sie nach der Verklebung eines neuen Teppichbodens begannen besonders sensibel auf Alltagschemikalien zu reagieren. Zwei weitere EPA Gebäude in Crystal und Fairchild wurden als Kontrollgruppe genommen. 32% und 29% der dort angestellten EPA Mitarbeiter reagierten besonders sensibel auf Alltagschemikalien. 33% einer zusätzlichen Kontrollgruppe von 3000 Mitarbeitern der Kongress Bibliothek sagten ebenfalls, dass sie besonders sensibel auf Alltagschemikalien reagieren.

Egal wer hier den Fehler gemacht hat Permethrin anzubringen, unverständlich ist, dass niemand die Verantwortung übernehmen will zu handeln.

Ich als Chemikaliengeschädigte, ein Zustand, den ich nicht selbst verschuldet habe, ich zahle mit meiner Gesundheit und meinem Vermögen für die Fehler anderer. Dies wird noch viele treffen, denn ein Schadstoffpass für Immobilien ist leider noch nicht anvisiert. Mit diesem Pass wäre allerdings die Mehrzahl der Häuser in unserem Lande nicht verkäuflich, doch am Bau fängt notwendigerweise Gesundheitsvorsorge an. Baubiologen einzusetzen, auch im öffentlichen Gebäudebau, könnte so einiges dieser hier beschriebenen Art verhindern.
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Juliane » Mittwoch 21. Januar 2009, 23:05

Liebe Yol,

es freut mich, dass es auch in Deinem Land aufrechte Menschen
gibt, die die Wahrheit ans Licht der Öffentlichkeit bringen.
Frau Hennicot-Schoepges hat richtig gehandelt, den Brief
auf ihre Internetseite zu setzen.

Herzlichen Dank auch für Deine unermüdliche Arbeit in Luxenburg!

Ich hoffe, dass die Medien auch auf die Internetseite finden.

Liebe Grüße Juliane
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Yol » Mittwoch 21. Januar 2009, 23:42

Danke Juliane,

Vielleicht sollte ich den Link zu Frau Hennicot-Schoepges's EU-Website an die Redaktion der Zeitung schicken?
Es ist die gleiche Tageszeitung, die auch die 2 Berichte mit Fotos zu diesem Thema publik machte. Der Leserbrief war die Antwort darauf.

Lg
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 22. Januar 2009, 00:12

Sehr gut, Yolande!

Mein Kompliment! Ich freue mich, dass es solche mutigen, verantwortungsbewussten Menschen wie Dich und Frau Hennicot-Schoepges in Letzebuerg gibt. Ich wünsche euch viel Erfolg in eurem Kampf für eine gesündere Zukunft. Danke, dass Du uns mit Deiner Anwesenheit hier im Forum bereicherst.

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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Yol » Donnerstag 22. Januar 2009, 01:10

Frau Erna Hennicot-Schoepges ist die Frau, die an der Seite von Frau Hiltrud Breyer im EU-Parlament im Einsatz war/ist, bezüglich der Giftverbote und der Reachlinie. Beide arbeiten gut zusammen. Sie arbeitet sehr viel, ist immer ausgezeichnet vorbereitet und informiert. Leider will sie ihr Mandat nicht verlängern, was wir sehr bedauern, doch sie hat es verdient die restlichen Jahren für sich zu benutzen.
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Maria Magdalena » Donnerstag 22. Januar 2009, 12:32

Ja Yolande,

Frauen-Power heißt das Zauberwort, denn sie ist aus Liebe gemacht!
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Energiefox » Donnerstag 22. Januar 2009, 13:13

Ein dickes Lob für die Aufklärungsarbeit von Yol und diesem Forum.

und Daumen runter , dass nicht sofort gehandelt wird. Bei meiner Gemeinde ja auch ähnlich, das öffentliche Gemeindebüro stinkt nach Zigarettenqualm, da hätte eine Person
mit MCS keine Chance rein zu gehen. Ich habe es mehrfach bemängelt. Nein, das Dach wird neu geteert.
Gruß Energiefox und hoffentlich werden die Verantwortlichen da mal wach.
Energiefox
 

Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Melville » Montag 26. Januar 2009, 23:35

Tipp für Luxemburger Parlamentarier:

Medline benutzen und nachlesen was Pyrethroide und Permethrin an Gesundheitsschäden verursachen.

Bsp:

Pyrethroids are a class of insecticides involved in different neurological disorders. They cross the blood-brain barrier and exert their effect on dopaminergic system, contributing to the burden of oxidative stress in Parkinson's disease through several pathways.

The aim of the present study was to evaluate the effect of neonatal exposition to permethrin and cypermethrin (1/10 of DL(50)) in rats from the eighth to the fifteenth day of life.

Open-field studies showed increased spontaneous locomotor activity in the groups treated with permethrin and the one treated with cypermethrin, while a higher number of center entries and time spent in the center was observed for the cypermethrin-treated group. Lower dopamine and higher homovanillic acid levels were measured in the striatum from both treated groups. A reduction of blood glutathione peroxidase content was measured, while no change in blood superoxide dismutase was observed. Carbonyl group formation increased in striatum, but not in erythrocytes. Lipid peroxidation occurred in erythrocytes, but not in striatum. No changes in fluidity at different depths of plasma membrane were measured in striatum or erythrocytes. The activation of monocyte NADPH oxidase by phorbol esters (PMA) shows that superoxide anion production was reduced in the pyrethroid-treated groups compared to the control group.

Our studies suggest that neonatal exposition to permethrin or cypermethrin induces long-lasting effects after developmental exposure giving changes in open-field behaviors, striatal monoamine level, and increased oxidative stress. Although the action of pyrethroids on various target cells is different, a preferential interaction with the extracellular side of plasma membrane proteins can be observed.

Toxicology. 2007 Jan 18;229(3):194-205. Epub 2006 Oct 29.
Dopaminergic system modulation, behavioral changes, and oxidative stress after neonatal administration of pyrethroids
Nasuti C, Gabbianelli R, Falcioni ML, Di Stefano A, Sozio P, Cantalamessa F.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17140720?ordinalpos=3&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_DefaultReportPanel.Pubmed_RVDocSum

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Auch interessant:
"...cypermethrin and permethrin at 200 microg/ml significantly increased DNA damage in human lymphocytes."

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15798889?ordinalpos=6&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_DefaultReportPanel.Pubmed_RVDocSum

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"The results are in accordance with the assumption that the mammalian toxicity of pyrethroids can be ascribed to a general disturbance of cell membrane function in neuronal tissue. The results indicate that it may also be the case in the immune apparatus."

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15652757?ordinalpos=7&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_DefaultReportPanel.Pubmed_RVDocSum

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Hilfe bei Permethrinexposition: Vitamin C und Vitamin E

Pesticides have been considered potential chemical mutagens. In fact, some studies show that various agrochemical ingredients possess mutagenic properties inducing mutations, chromosomal alterations or DNA damage. Experimental evidence shows a marked correlation between mutagenicity and carcinogenicity and indicates that short-term mutagenicity tests are useful for predicting carcinogenicity. The present study on rat exposed to two pyrethroids, cypermethrin and permethrin, showed different lymphocyte DNA damage depending on the type of pyrethroid, the dose, and the period of treatment. Data obtained from comet assay showed that oral treatment with 150 mg/kg body weight/day of permethrin (corresponding to 1/10 of LD50) for 60 days, induced a significant increase in all comet parameters. No lymphocyte DNA damage was measured after treatment with 25 mg/kg body weight/day of cypermethrin (corresponding to 1/10 of LD50) for the same period. A higher dose of permethrin (300 mg/kg body weight/day), for a shorter period (22 days), did not induce lymphocyte DNA damage, while supplementation with 200 mg/kg of Vitamins E and C protected erythrocytes against plasma membrane lipids peroxidation. Moreover, treatment with Vitamins E and C maintained the activity of glutathione peroxidase, which was reduced in the presence of permethrin, and reduced the osmotic fragility, which had increased following permethrin treatment.

Toxicology. 2004 Oct 15;203(1-3):17-26.
Lymphocyte DNA damage in rats exposed to pyrethroids: effect of supplementation with Vitamins E and C.Gabbianelli R, Nasuti C, Falcioni G, Cantalamessa F.
Dipartimento di Biologia MCA Biology, Università di Camerino, Via Camerini 2, MC 62032, Italy.

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15363578?ordinalpos=12&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_DefaultReportPanel.Pubmed_RVDocSum
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Juliane » Montag 26. Januar 2009, 23:51

Hallo Melville,

ich hätte da ein BLOG sozusagen zum Aufwärmen.
Mit dem Thema muss man sich ja erst vertraut machen.
Und wo kann man das besser als bei CSN BLOG?

http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/06/11/das-gift-der-insektenblume/
Juliane
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Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Yol » Montag 26. Januar 2009, 23:58

@ Melville

Danke für Deinen wertvollen Eintrag. Es ist nur so, dass die Entscheidungsträger das nicht wissen wollen. Die Umweltambulanz hat ja für "Entwarnung" gesorgt.
Das ist so zu verstehen, wie wenn Prof. E. aus Giessen bescheinigt, dass z.B. durch den Bau eine Kohlekraftwerkes o.ä. keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigung für die Bevölkerung vorliegt. Somit ist dann das Alibi geschaffen, nicht unternehmen zu müssen, was man sowieso nicht vorhatte zu tun.

Frau Hennicot-Schoepges ist allerdings nicht von dieser Art, sie hat ihrem Radius gemäss gehandelt (sie war schliesslich selbst vor Jahren Betroffene als sie Kulturministerin war) und hat auf ihre Weise informiert, was ich klasse finde.

Ich denke, das Wissen wird schon vorhanden sein, es gibt aber interne Gründe, warum nicht gehandelt werden soll.

Übrigens: gestern schaute ich die Website von Frau H-S an, an der rechten Sidebar ein Bericht über die 2köpfigen Fische in Australien, gelegen in der Gegend wo Makadamianussplantagen beheimatet sind, die mit Pestiziden behandelt sind usw. Diesen gleichen Bericht gab es hier auch im Forum vor einiger Zeit.
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Re: Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Twei » Samstag 22. Juni 2013, 19:48

Siehe auch:

MCS Studie: Provokationstests mit Permethrin - viewtopic.php?f=93&t=15446
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Re: Nervengift Permethrin im Luxemburger Parlament

Beitragvon Nachtigall » Samstag 28. Januar 2017, 12:19

zu Permethrin hab ich noch folgendes gefunden

Das Gift der Insektenblume http://www.csn-deutschland.de/blog/2008 ... ektenblume

http://toxcenter.org/stoff-infos/p/permethrin.pdf
Nachtigall
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