Symptome auf Parfum

Symptome auf Parfum

Beitragvon Lucca » Sonntag 25. September 2005, 11:10

Eine kurze Zusammenfassung und Beurteilung einer Expositionsstudie von Millqvist durch die BGFA Bochum:

Parfum - ein Stoff, der es in sich hat
Millqvist et al. versuchen durch ihren Studienaufbau zu zeigen, dass auch Irritationen an extrapulmonalen Organen asthmaähnliche Beschwerden auslösen können. Die Untersuchungen wurden einfach blind durchgeführt. Elf Probanden, die alle in der Vorgeschichte über asthmaähnliche Beschwerden klagten, aber anamnestisch keine Allergiehinweise sowie normale Lungenfunktionswerte und einen unauffälligen Methacholinprovokationstest zeigten, wurden zeitdifferent mit Parfum und physiologischer Kochsalzlösung provoziert. Dabei wurde die Nase mit einem Nasenclip verschlossen, um eine Differenzierung zwischen Placebo und Wirkstoff zu verhindern. Der Testaufbau war so gewählt, dass zum einen die Augen der Probanden bei gleichzeitiger Frischluftatmung den Parfum- und Placebodämpfen ausgesetzt wurden. Zum anderen wurden unter Verschluss der Augen die Parfumdämpfe über eine orale Inhalation zugeführt. Während und nach der Exposition erfragte man die Beschwerden (Atembeschwerden, Augenirritationen) der Probanden in einer Skala von 0 bis 3. Des weiteren erfolgte eine Lungenfunktionsuntersuchung (Spirometrie) vor und nach der Provokation.

Kommentar der BGFA Bochum:
Die Studie zeigt, dass die Exposition der Augen gegenüber Parfumdämpfen im Vergleich zur Kochsalzprovokation vermehrt zu Dyspnoe (P <,01), Husten (P < 0,05) und Augenirritationen (P < 0,05) führt. Auch die inhalative Parfumprovokation verursacht signifikant häufiger Dyspnoe (P <,05) als die mit dem Placebo. Bei ersterer wird auch vermehrt über Husten und Augenbe-schwerden berichtet (NS). Lungenfunk-tionsanalytisch lässt sich bei den Provokationstests keine signifikante Bronchialobstruktion (FEV 1-Abfall) objektivieren.

Die Autoren diskutieren als mögliche Ursache der Atemwegsbeschwerden durch Parfumdämpfe einen Reflex, der über den N. trigeminus ausgelöst wird. Sie stellen durch ihre Untersuchung die Verbindung zur multiplen Chemikalienüberempfindlichkeit (MCS) her, denn alle Patienten klagten über asthmaähnliche Beschwerden aufgrund einer "sensorischen Überempfindlichkeit".

In dieser interessanten Arbeit finden sich Hinweise darauf, dass bestimmte Personen möglicherweise aufgrund eines speziellen Rezeptors, der in verschiedenen Organen vorhanden ist, eine organ- und systemübergreifende Überempfindlichkeit aufweisen. Ein entsprechendes Rezeptormodell wurde bereits in der früheren Publikation von Millqvist E, Bende M, Löwhagen O (Sensory hyperreactivity - a possible mechanism underlying cough and asthma-like symptoms; Allergy 1998 Dec;53(12):1208-12) postuliert. Sie unterzogen Patienten, die über eine vermehrte Atemwegsempfindlichkeit gegenüber unspezifischen irritativen Stimuli bei normaler Lungenfunktion klagten, inhalativen Provokationstestungen mit Capsaicin. Hierbei handelt es sich um eine Substanz, die über den Capsaicin-Rezeptor der C-Nervenfasern Husten auslösen kann. Im Vergleich zu einem gesunden Kontrollkollektiv und einer Gruppe, die an Asthma litt, husteten diese Patienten signifikant häufiger. Diese interessanten neuen Forschungsergebnisse sollten in weitergehenden Studien untermauert werden.

Millqvist E, Bengtsson U, Löwhagen O: Provocations with perfume in the eyes induce airway symptoms in patients with sensory hyperreactivity. Allergy 1999; 54: 495 . 499
Lucca
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon JüHe » Sonntag 25. September 2005, 14:02

Duftstoffe werden in erster Linie durch die Nase aufgenommen, ein verschließen derselben, vermindert die Aufnahme dieser Gase erheblich - somit auch die Auswirkungen. Neben der chemikalienempfindlichkeit habe ich noch Anosmie (nichts riechen - keine Identifikation inhalierter Gase), wäre also der ideale Proband. Bei starker Exposition hilft es, wenn man die Atmung nur noch auf den Mund beschränkt, die Nase zuhält. Eine Beeinträchtigung trotz Mundatmung ist trotzdem gegeben, nur etwas abgemildert. Wie schädlich Parfumgase sein müssen, wird deshalb besonders hervorgehoben, wenn nur noch Mundatmung möglich. Die Auswirkungen bei Nasenatmung sind uns allen bekannt, nur warum spielen Wissenschaftler immer noch mit unrealistischen Versuchsanordnungen. Klare Aussagen über Befindlichkeitsstörungen unter normalen Bedingungen - Nasenatmung - machen Sinn. Man kann nur hoffen, dass diese dann signifikanten Aussagen auch veröffentlicht werden.
JüHe
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon Anne » Sonntag 25. September 2005, 14:10

Hallo Jürgen,

wenn ich das Datum dieser Studie von 1999 sehe, dann habe ich leider die Befürchtung, dass solche Studienergebnisse nicht veröffentlicht werden. Man ist weiter auf vertuschen aus, denn heute haben wir schon 2005 und eigentlich hätte auf diesen Ergebnissen aufgebaut werden können.
Es gibt leider zu viele "Interessierte" , denen daran gelegen ist, Duftstoffe als harmlos darzustellen, selbst wenn die steigende Zahl derer dagegenspricht, die mittlerweile solche nicht mehr vertragen.

Liebe Grüße
Anne
Anne
 

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Beitragvon Lucca » Sonntag 25. September 2005, 14:52

Das wichtige bei der Studie ist für mich, daß eine Reaktion auch über Augenexposition eintreten kann und nicht nur eingeatmet werden muß,damit Reaktionen eintreten.
Lucca
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon Anja » Sonntag 25. September 2005, 17:13

Liebe Lucca!
Kann deinen Text nur bestädigen,aus eigener Erfahrung durch Parfümgeruch bekomme ich oft Asthmaanfälle.Ich frage mich auch oft wie manche Menschen das aushalten sich mit dem Zeug so einzunebelen das mann sie auf 10 Meter richen kann:Frage mich oft wie deren Imunsystem das verkraftet und ob sie wissen was sie sich und ihren Mitmenschen damit antun.Habe einen guten Link dazu gefunden http://www.biotonus.de/html/gefahrliche-inhaltsstoffe.php auserdem hat es vor ca.4 Jahren bei Ökotest mal ein Sonderheft als Beilage gegeben in denen fast alle Inhaltstoffe aus Kosmtika und Parfüm darin aufgelistst waren und deren Auswirkungen auf den Körper.Darin wird auch nahe gelegt das sehr viel von diesen Inhaltsstoffen über die Haut aufgenommen werden.Liebe Grüße Anja
Anja
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon Betty Zett » Mittwoch 28. September 2005, 08:27

Liebe Anja,

Parfüm gilt als Asthmaauslöser Nummer Eins.
Das UBA und Landesministerien (Bayern) warnen
deshalb vor Duftstoffen und Parfüm.

Die Benutzer von Parfüms können sehr schlimm krank werden,
sogar Krebs bekommen. Die Haut saugt es auf wie ein Schwamm.

Liebe Grüße
Betty Zett
Betty Zett
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon susann-norge » Montag 23. Januar 2006, 18:39

Bei mir wurde genau dieser Capsaisin Test und ein anderer Test mit Chili-Pfeffer gemacht. Dannach bekam ich nach 2 Arbeitsunfällen mit Farbgas/rauch und dem Nachweis einer gesunden Lunge davor, RADS und Hyperreaktivität der Bronchien als Berufskrankheit anerkannt.[size=8px]Textgröße8px[/size][size=10px]Textgröße10px[/size]
susann-norge
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon susann-norge » Montag 23. Januar 2006, 19:13

Nee! Manchmal bin ich karusell. Chili Pfeffer = Capsaisin test. Außerdem wurde ein Metacholin-Test gemacht.
susann-norge
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon jeansgirl » Dienstag 24. Januar 2006, 18:03

die Studie wurde wohl bewusst viel zulange geheim gehalten
jeansgirl
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon susann-norge » Mittwoch 25. Januar 2006, 15:58

Hier in Norwegen haben wir jetzt einen ganz interessanten Fall. Nach dem Umzug der Zeitung "Aftenposten" in neue Büroräume (Großraumbüro), bemerkten mehrere Mitarbeiter,daß sie sich vom Parfümgebrauch ihrer Kollegen beeinträchtigt fühlten und nahmen dieses unabhängig voneinander mit ihrem Betriebsrat auf. Dieses resultierte jetzt in einer Aufforderung des Arbeitgebers in gegenseitige Rücksichtnahme und den freiwilligen Verzicht von Parfüm und Rasierwasser während der Arbeitszeit. Ich werde am Fall dranbleiben.
susann-norge
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon jeansgirl » Mittwoch 25. Januar 2006, 16:25

zu Norwegen kann man wohl gratulieren...
jeansgirl
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon susann-norge » Mittwoch 25. Januar 2006, 16:37

Ne!!! Das kann man beim besten nicht sagen. Das ist ein Einzelfall bis jetzt, der aber hoffentlich eine Ringwirkung zeigen wird. Immerhin reden wir von einer Zeitung und auch eine Andere hat dieses heute aufgenommen. Außerdem befindet sich dieser Artikel wiederum jetzt auf den Seiten des Asthma und Allergieverbandes und anderen wieder.
Ich selber habe leider gerade eine äußerst negative Erfahrung machen müssen. Sollte eigentlich für 4 Wochen in eine Spezialklinik zur Stabilisierung meiner Gesundheitsituation. 11 Stunden durch Schnee und Regen. 10 Min nach Ankunft hatte ich meinen ersten Anfall. Krankenschwester hatte ihre Kleidung mit parfümhaltigem Weichspüler gewaschen. Auch Patienten hatten reichlich Parfüm benutzt, und der Oberarzt mußte zugeben, daß sie keine Kontrolle über ihre eigens aufgestellten Regeln hatten. Mir blieb nichts anders übrig, als wieder nach Hause zu fahren. Bin jetzt immer noch dabei mich von der Strapaze zu erholen. Das wars mit Rehabilitation hier in Norwegen!!!!
susann-norge
 

Millqvist Studien

Beitragvon Konstantin » Freitag 10. März 2006, 23:37

Es gibt eine ganze Reihe Studien, die Millqvist seit
1999 durchgeführt hat. Sie hat viele Anhaltspunkte
über MCS gefunden.
Es lohnt sich deren Studien näher durchzulesen.

Grüße
Konstantin
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MCS Symptome auf Parfum (1996)

Beitragvon Konstantin » Freitag 10. März 2006, 23:43

Noch eine Studie von Eva Millqvist, diese ist noch älter:

Allergy. 1996 Jun;51(6):434-9. Related Articles, Links
Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms.
Millqvist E, Lowhagen O.

Morgen geb ich Euch das Abstract in deutsch ein.

Grüße
Konstantin
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Symptome auf Parfum

Beitragvon Gast Alice » Sonntag 12. März 2006, 22:15

Hallo zusammen,

ich habe mich dieser Tage gefragt, wie es kommt, dass die meisten MCS-Patienten so starke Reaktionen auf Parfum- und Waschmittelduftstoffe entwickeln.

Weiß jemand von Euch, wodurch diese speziellen Duftstoff-Sensibilisierungen im Laufe der Zeit entstehen bzw. ob es darüber irgendwelche wissenschaftliche Studien gibt, und ob das nicht ein Marker zur Anerkennung von MCS sein könnte?

Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das jeder von uns von Anfang an hatte, sondern dass sich das erst so nach und nach im Verlauf von MCS entwickelt hat. Gibt es da nicht irgendeinen Knackpunkt, wenn wir alle die auf Duftstoffe reagieren uns zusammentun würden?

Bin gespannt, ob einer von Euch Näheres weiß.

LG Alice
Gast Alice
 

Symptome auf Parfum

Beitragvon Elloran » Montag 13. März 2006, 10:42

Hallo Alice,

ich denke das zu beantworten dürfte nicht allzu einfach sein. Ich versuchs mal.
Beim normalen Menschen ist es so, dass er nach ein paar Sekunden den Geruch seines Parfüms kaum noch oder gar nicht mehr wahrnimmt. MCS-Patienten bei denen die Bluthirnschranke teilweise zerstört ist, haben diesen Schutz nicht mehr. Sie nehmen diese Stoffe dauernd wahr, vor allem die toxischen Stoffe wie Moschus, Tolol ect.Diese Stoffe gelangen über das limbische System direkt ins Gehirn. Übrigens auch beim gesunden Menschen. Dort findet jedoch eine wenn man so will allergische Reaktion statt, was sich für MCS-Patienten in vielerlei Symtomen äußert.
Das man auf Duftstoffe so reagiert, das nimmt im Laufe der Erkrankung immer mehr zu und wenn es einem mit der Zeit besser geht nimmt das auch wieder ab.
Aber generell wirken die Duftstoffe auf alle Menschen ein und haben negative Auswirkungen aufs Gehirn und die Nerven. Wenn der Körper sowieso schon viel oxidativen Stress zu verarbeiten hat, dann genügen Minimaldosen um eine Reaktion hervorzurufen. Und da stellt sich mir die Frage was ist schon Minimal, wenn die Luft vor Duftstoffen nur so wabbert. Duftstoffe sind schließlich Erdölderivate und das sind Schadstoffe. Da genügt schon ein einziger Parfümierter Zeitgenosse und ein ganzes Zimmer ist mit Schadstoffen versorgt.

Ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen.

Viele Grüsse
Elloran
 

Symptome auf Parfüm ohne Riechen möglich

Beitragvon Silvia K. Müller » Sonntag 2. April 2006, 18:45

Die von Konstantin angeführte Studie habe ich
wegen ihrer Wichtigkeit in Zusammenfassung übersetzt:

Reaktion auf Parfüm auch ohne Riechen des Parfüms möglich

Schwedische Wissenschaftler untersuchten eine Gruppe von neun Patienten mit Atemwegssymptomatik nach unspezifischen irritativen Stimulanzien , um vermutetes Asthma in der ambulanten Asthma- und allergologischen Abteilung zu ermitteln. Ausgeschlossen von der Studie wurden Patienten mit IgE- vermittelter Allergie oder demonstrierbarer bronchialer Obstruktion.

Um ein Provokationsmodell zu finden und die Symptome der Patienten objektiv in einer kontrollierten Studie festzustellen, wurden Provokationen mit Parfüm oder Placebo durchgeführt. Die gleichen Patienten durchliefen auch eine spezielle Provokation mit Parfüm, mit und ohne Aktivkohlemaske, um festzustellen, ob das Atmen durch einen Filter mit Aktivkohle Symptome verhindern könne. Die Patienten atmeten im Verlauf der Provokationen durch den Mund, während sie eine Nasenklammer benutzten, um das Riechen von Parfüm zu verhindern. Die schwedischen Wissenschaftler fanden heraus, dass die früheren Symptome der Patienten gegenüber Parfüm bestätigt werden konnten. Das Atmen durch den Aktivkohlefilter hatte keinen schützenden Effekt gezeigt.

Millqvist und Lowhagen schlossen aus ihrer Studie, dass Symptome, die Hyperreaktivität des Respirationstraktes und Asthma andeuten, durch Parfüm ohne das Vorhandensein von bronchialer Obstruktion provoziert werden können. Weiterhin wurde deutlich, dass dabei ein Aktivkohlefilter keinen präventiven Nutzen hat. Die Symptome werden nicht über den Olfaktorius (Riechnerv) übertragen, weil die Patienten das Parfüm nicht riechen konnten. Sie kamen daher zu dem Schluss, dass sie durch einen trigeminalen Reflex (Reflex des „Nervus Trigeminus“, der 10. Hirnnerv), über den Respirationstrakt oder über die Augen verursacht worden sein könnten.

Referenz:
Millqvist Eva, Lowhagen O.; Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms. Asthma and Allergy Center, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, Schweden. Allergy, Jun. 1996; 51(6):434-9


Übersetzung und Zusammenfassung Silvia K. Müller / CSN, 2006
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