dt. Internisten - MCS Fallkriterien

dt. Internisten - MCS Fallkriterien

Beitragvon Janik » Montag 26. September 2005, 20:25

Vorläufige Stellungnahme des Arbeitskreises Umweltmedizin im Berufsverband Deutscher Internisten zur MCS
21.11.2000 / Prof. Dr. med. H. Schweisfurth

In den USA wird die Überempfindlichkeit durch Chemikalien schon seit Jahrzehnten leidenschaftlich diskutiert. 1954 hatte Randolph den Begriff MCS geprägt. Das MCS-Syndrom gilt in den USA als 20th Century Illness. Ins Deutsche kann MCS als "chemische Mehrfachempfindlichkeit" übersetzt werden.

Der Arbeitskreis "Umweltmedizin" im Berufsverband Deutscher Internisten wurde in letzter Zeit immer häufiger von Ärzten und Patienten zur Definition des MCS-Syndroms befragt.

Nach Auswertung der wissenschaftlichen Literatur und unter Berücksichtigung der langjährigen klinischen Erfahrungen empfiehlt der Arbeitskreis folgende Kriterien, in Anlehnung an Cullen, als mögliche Arbeitshypothese für das Vorliegen eines MCS-Syndroms:

1. Erworben durch nachweisbare Exposition

2. Symptome nach Exposition von geringen Konzentrationen auch anderer Chemikalien

3. Manifestation an mehreren Organen

4. Reproduzierbarkeit der Symptome unter Exposition

5. Verbesserung bei Expositionsvermeidung


Charakteristische organische oder laborchemische Veränderungen sind bisher nicht bekannt. Möglicherweise können mit nuklearmedizinischen Verfahren (z. B. SPECT) abnormale Aktivitätsmuster im Gehirn nachgewiesen werden, wie in Einzelfällen beobachtet wurde. Valide klinische Vergleichsstudien dazu liegen aber noch nicht vor.

Um die Ätiologie und Pathobiochemie der MCS aufzuklären, wären umfangreiche interdisziplinär ausgerichtete Forschungsprogramme notwendig. Solange keine epidemiologische Daten und charakteristische Veränderungen nachweisbar sind, wird das MCS-Syndrom als Entität immer wieder Anlaß zu kontroversen Diskussionen geben.


Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. H. Schweisfurth, Arbeitskreis "Umweltmedizin" im Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) e.V.
Carl-Thiem-Klinik / 3. Med. Klinik
D-03048 Cottbus



Literatur:

Cullen M. R.: The worker with multiple chemical sensitivities: an overiew. In Cullen, M.: Workers with multiple chemical sensitivities. Occup. Med. 2, 655–662, 1987.

Randolph T. G.: Allergic-type reactions to industrial solvents and liquid fuels; mosquito abatement fogs and mists; motor exhausts; indoor utility gas and oil fumes; chemical additives of foods and drugs; and synthetic drugs and cosmetics. J. Lab. Clin. Med. 44, 910–922, 1954.
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Beitragvon Betty Zett » Mittwoch 28. September 2005, 08:24

Das ist eine aufrichtige Leitlinie,
die der Berufsverband der Deutschen Internisten da erstellt hat.

Ich werde mir die Stellungnahme ausdrucken und meinen Ärzten
übergeben. Sollte jeder von uns machen, das schafft einen Kontrapart
zu den ganzen Psychiatrisierungsleitlinien der MDK's und Versicherungen.

Liebe Grüße
Betty Zett
Betty Zett
 

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Beitragvon Anne » Mittwoch 28. September 2005, 12:25

Hallo Betty,

vor allem ist das eine Leitlinie, die nicht nur einseitig auf die Seele des Menschen eingeht, sondern auf den Menschen als Ganzes, unter der Berücksichtigung, dass jeder Einzelne eine unterschiedliche individuelle Konstitution besitzt, durch die er auch unterschiedlich auf die vielen Umweltgifte reagieren kann.

Nach dieser Leitlinie wünsche ich beurteilt zu werden und nicht im Schmalspurdenken der festbetonierten Köpfe, die selbst unter einer Psychiatrisierungsneurose leiden.

Liebe Grüße
Anne
Anne
 

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Beitragvon Xenia » Samstag 22. Oktober 2005, 09:43

Warum kennen die Internisten, bei denen ich war diese Leitlinie
nicht? Oder fürchten sie Trouble mit dem MDK und den Kassen?

Liebe Grüße
Xenia
Xenia
 

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Beitragvon Kai Uwe » Samstag 29. Oktober 2005, 09:47

Ich würde vorschlagen jeder von uns gibt diese Leitlinie
seinem Arzt. Vielleicht stärkt es deren Rückgrat.
Wir müssen jedoch damit rechnen, das flugs eine neue
abgeänderte Leitlinie herausgegeben wird.

Grüße
Kai Uwe
Kai Uwe
 

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Beitragvon Betty Zett » Montag 31. Oktober 2005, 10:20

Hallo Anne und Kai Uwe,

meine Hausärztin ist sehr menschlich und hat mir schon oft geholfen.
Ich habe Ihr die Leitlinie der Internisten gegeben. Sie war hoch
erstaunt, weil sie selbst Internistin ist und noch nie davon
mitbekommen hatte. Klar, wird sie diese Leitlinie für ihre Patienten
nutzen, weil es sei was Handfestes sagte sie.
Da sieht man mal wieder, daß Patienten auch Mut haben sollten um
den Ärzten etwas in die Hand zu geben.

Wenn wir nur immer jammern, daß wir psychiatrisiert werden, werden wir
psychiatrisiert. Wenn wir auf sachliche Weise Fakten bringen,
wird es schwerer für die Gegenseite.

Liebe Grüße
Betty Zett
Betty Zett
 

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Beitragvon Pennylane » Dienstag 1. November 2005, 13:41

Hallo,

mein Arzt hat auch nicht schlecht gestaunt über
die Fallkriterien. Solche Dokumente sind bei Angriffen
durch den MDK eine große Hilfe.

Liebe Grüße
Pennylane
Pennylane
 


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