von Leckermäulchen » Mittwoch 11. Januar 2012, 21:43
Sind die Nationalen VersorgungsLeitlinien das Papier eigentlich wert, auf dem sie stehen?
Wenn psychogene Komorbiditäten bzw. psychosoziale Problemkonstellationen kein Asthma, und wie wir nur zu gut wissen, auch kein MCS, kein CFS/ME usw. verursachen, sondern lediglich die Behandlung und das Selbstmanagement erschweren können und die Ärzte das doch wissen, dann fragt sich allen Ernstes, wofür die psychologischen/psychotherapeutischen Hilfen angezeigt sein sollen, wenn es sich beispielsweise um strikt die Kooperation verweigernde im selben Haushalt lebende Verwandte handelt oder ähnlich unüberwindliche Hürden.
Angenommen, diese unüberwindlichen Hürden sind in der krassen Überzahl gegenüber den leicht zu überwindenden Hürden, wo sofort vollstes Verständnis da ist und alle dem Kranken den Rücken stärken sowie den Kampf gegen die Mühlen des Gesundheitssystems aufnehmen …
(Was glaubt ihr:
Wie groß ist wohl der Anteil derer, die glauben, dass wenn ihr gesund ausseht, ihr auch gesund seid und dieses lautstark zum Ausdruck bringen,
gegenüber denen, die sofort vollstes Verständnis dafür haben, dass man euch mit euren schweren chronischen Erkrankungen, die man euch nicht ansieht, unter allen Umständen auch entsprechend menschenwürdig behandeln sollte und schon den Verdacht, sie könnten vielleicht doch psychisch bedingt sein, von vornherein mit Überzeugung fallenlassen, da sie genau wissen, dass dies falsch ist?)
… was ja definitiv wohl der Fall sein dürfte, dann können die Ärzte doch einpacken, weil ihre Vorstellungen ständig im sozialen Umfeld des Kranken konterkariert werden.
Die Einzelfälle, die sie aus dem Riesenpool von Umwelterkrankten – auch z. B. Asthma ist umweltbedingt, was auf S. 137 der NVL Asthma, 2. Auflage Langfassung Juli 2011, Version 1.3 garantiert nicht dabeisteht – nach diesen ihren Vorstellungen vielleicht finden und eine Therapie tatsächlich als Erfolg verbuchen können, an den Fingern abzählen.
Wenn weiterhin in diesem Text Asthma mit Raucherentwöhnungstherapien in Verbindung steht, aber die unzähligen Fälle, in denen nicht der Raucher das Asthma bekommt, sondern sein im blauen Dunst aufwachsendes Kind, welches überzeugter Nichtraucher ist, was dann? Haben die Leitlinien für diese gar nicht so seltenen Fälle denn auch ein – möglichst nicht medikamentöses und auch nicht psychologisches – Behandlungskonzept?
Sonst sind sie doch auch so penibel, wenn es um seltene Krankheiten geht, dass sie sich daraus zurückziehen, weil es sich für die Pharmaindustrie ja nicht lohnt, die dafür wirksamen Medikamente und Therapien auf Kasse erhalten zu können, es für den Patienten aber überlebenswichtig wäre.
Und wer genau weiß, dass seine Umwelterkrankung sich nicht bessert, wenn er psychologische Hilfe bekommt, geht doch im Normalfall gar nicht erst dort hin; es sei denn er ist H4-Empfänger. In diesem Fall wird er wieder durch den ÄD der Agentur für Arbeit zwangspsychiatrisiert mittels Drohung, die Bezüge drastisch zu kürzen oder ganz zu streichen, wenn der Umweltkranke sich nicht in diese Behandlung begibt. Das kennen wir zur Genüge. Aber ist das wirklich überzeugend?
Diese Psychiatrisierungsmaschinerie wird immer unübersichtlicher durch diese ganzen Verschleierungstaktiken. Ich versteh bloß eins nicht: Wieso können diese Neunmalklugen sich nicht endlich eingestehen, dass chronisch Kranke sehr wohl bestens informiert sein können, oft genug natürlich besser als die Psychiatrisierer, und ein für allemal aufhören mit diesem Wahnsinn?