von Leckermäulchen » Sonntag 19. August 2012, 13:34
Hallo Miss Excel,
ich fürchte, deine Hausärztin hat gehörig Druck bekommen oder sieht keine Möglichkeit der Abrechnung, wenn sie weiter bei der Wahrheit bleibt.
Bei mir war es ähnlich:
Ich hatte vor etlichen Jahren 3 verschiedene Umweltärzte aufgesucht und von allen die Diagnose MCS bekommen. Die akzeptierte weder meine damalige bis dahin auch sehr entgegenkommende Hausärztin (die ich wegen ihrer Haltung zu MCS wechseln musste), noch die Krankenkasse noch das Jobcenter.
Meine Krankenkasse zwang mir einen „Untersuchungstermin“ beim MDK auf, der die MCS-Diagnose in Abrede stellte. Eine völlig fachfremde Frau, die nur einen kurzen Psycho-Crashkurs absolviert hat um sich als MDK-Gutachterin zu „qualifizieren“, wie sie selber mir gegenüber betonte, erstellte für ihren Arbeitgeber jetzt Psychodiagnosen. Das Gespräch mit ihr war eine einzige Farce, da sie sich sehr wütend und wild gestikulierend im Raum umherhastend gebärdete, während ich völlig ruhig auf dem Stuhl auf der anderen Seite ihres Schreibtisches saß und ihrem Auftreten (insgeheim belustigt) aber seltsam berührt zusah, mit Pokerface und ohne jeglichen Kommentar dazu.
Ihre ganz wenigen sachbezogenen Äußerungen und Fragen konnte ich natürlich korrekt beantworten, sie streiften aber nicht einmal ansatzweise das Thema MCS, sondern waren völlig auf meine Familiensituation als Kleinkind fixiert.
Beispiel:
Die bloße Erwähnung, dass ich als 2. von 3 Kindern geboren wurde, nahm sie zum Anlass, wildesten Spekulationen Raum zu verschaffen über meine „schwierige Kindheit“, was sie aus Büchern haben muss, die 2. Kindern in einer Familie mit 3 Kindern eine sehr traurige Position zuweisen. Ich habe mich in keiner Weise zu meinem Geburtszeitpunkt darüber hinaus noch geäußert. Und später, als ich das „Gutachten“ eingesehen habe, was mir leider nie ausgehändigt werden durfte, weil es ja psychiatrischer Natur ist, da habe ich festgestellt, dass sie fast nichts von dem Gespräch dort überhaupt hineingeschrieben hatte. Es las sich wie der Bericht eines völlig anderen Gespräches, zwar mit meinem Namen und den fam. Eckdaten, was aber dennoch die Existenz von MCS total in Abrede stellt. Die wenigen Familiendaten, die ich sie wissen ließ, konnte sie darin in keiner Weise als MCS verursachend oder mitbegründend verwerten. Das „Gutachten“ besteht zu ca. 80% aus Lügen bzw. falschen Unterstellungen und ist m. E. dadurch völlig wertlos. Nicht so für die Krankenkasse!
Aber die Krankenkasse hat auch eine eigene Psychologin, zu der sie mich – ihre Wunschdiagnose untermauernd – zwangsbestellt hatte (vielleicht weil sie mit dem MDK-Gutachten kaum etwas anfangen konnte?). Dort gab es bei dem Gespräch auch nicht die Spur einer Möglichkeit, mir einen psychischen Schaden anzuheften.
Trotzdem akzeptiert die GKV die Diagnose einfach nicht.
Als ich Jahre später – weil man aufgrund des Verfassungsgerichtsurteils vom 9.2.2010 einen Mehrbedarf bei Hartz IV geltend machen kann – diesen beantragte, fing das Jobcenter trotz meiner vorgelegten Unterlagen genauso bescheuert an und hat auch – durch völlige Ignoranz meiner eingereichten ärztlichen Papiere und der genauen Auflistung des Mehrbedarfes mit sämtlichen dafür notwendigen Unterlagen – in der JC-eigenen schriftlichen Niederlegung (dazu gehörte auch ein „Gutachten“, das durch den Ärztlichen Dienst der Agentur für Arbeit bei einem Neurologen veranlaßt wurde) jegliche Erwähnung der von 3 Umweltärzten gestellten Diagnose, der sich aus der Therapie ergebenden Mehrkosten usw. akribisch vermieden. Bis heute findet man nichts, was auch nur ansatzweise auf MCS hindeuten könnte.
Da ich mittlerweile in der Sache Rechtsbeistand in Anspruch genommen habe, der zunächst auch – in der Jobcentersache – nichts tun konnte, da – wie ich aus div. seriösen Zeitungen entnehmen konnte - den politisch motivierten „Rettungsschirmen“ (Griechenland) exakt dieses gerade erst durch das Verfassungsgericht den Härtefällen der Hartz-IV-Bezieher zugestandene Geld zugeschustert wurde, musste ich ein Jahr lang – bar jeder Lebensgrundlage – warten, bis mein Rechtsbeistand tätig werden konnte.
Das Verfahren läuft noch …
Es ist ein fast aussichtsloser Kampf.
Und das Jobcenter, das für mich mittlerweile (mal wieder!) den zuständigen Sachbearbeiter ausgewechselt hat, der sich wiederum erst daran gewöhnen muss, dass ich schlicht als
1. seit über 12 Jahren aus dem Erwerbsleben rausgekickte
2. u. a. MCS-kranke
3. fast 60-jährige
Hartz-IV-Empfängerin wirklich kein Bein mehr in den 1. Arbeitsmarkt bekomme, was ich nun wieder ständig beweisen muss, hatte bereits bei der vorigen und vorvorigen für mich zuständigen Fallmanagerin wegen langfristiger Krankschreibungen (einmal wegen eines schweren Unfalls mit inneren Verletzungen, die erst nach Monaten heilen) diese ständigen Wechsel herbeigeführt.
Man dreht sich im Kreis und weiß das sicherlich, findet aber schlicht nicht den Weg zur Wahrheit, indem 1. korrekt krankgeschrieben wird, 2. das natürlich auch akzeptiert wird und 3. die rechtlich richtigen Konsequenzen daraus gezogen werden – und das trotz sämtlicher von uns vorgelegter Papiere! – weil das gesamte System korrupt ist und versucht, so lange wie irgend möglich zu funktionieren.
Um das System (Gesundheitssystem) zu kippen, braucht es aber Ärzte und deren Organisationen sowie dass alle mit dem Gesundheitswesen verbundenen Institutionen mit Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, einer Riesenportion Mut (wie Dr. Binz) ans Werk gehen.
Solange Pharmaindustrie, Politik, Sozial- und Gesundheitswesen so eng miteinander verbandelt sind, haben wir leider immer nur in „Einzelfällen“ unverschämtes Glück, unser Recht soweit wie möglich durchsetzen zu können.
Dauerhafte Krankschreibung mit Diagnose MCS wäre ein multipler Schlag ins Gesicht dieses Geflechts. Dann müssten sie ihre ergaunerten Finanzen uns nämlich kollektiv zukommen lassen. Und das wird sehr, sehr teuer!
Gretchenfrage: Wann werden sie das wohl tun?
Hier liegt m. E. der Hase im Pfeffer.