MCS als Somatisierungsstörung v. Versorgungsamt

MCS als Somatisierungsstörung v. Versorgungsamt

Beitragvon Butterfly » Freitag 20. März 2009, 14:15

Hallo,

habe heute vom Versorgungsamt einen Bescheid mit folgendem Text erhalten:

"Nach vorliegnden ärztlichen Unterlagen liegt der versorgungsärztlichen Beurtleilung zufolge nachstehende Gesundheitsstörung vor:

1. Somatisierungsstörung (MCS-Syndrom)
(Einzel-GdB: 20).

Meine Frage an euch: Muss man sich so was bieten lassen, bei einer dermaßen heftigen Erkrankung einfach als Spinner dargestellt zu werden?

Habe auch Kontakt zum Amt aufgenommen, zeigten sich erst verständnisvoll und fragten sogar, ob was im Haus war, da ich erwähnte, dass mehrere Familienangehörige betroffen seien. Später wurde es jedoch so hingestellt, als würde die Seele dahinter stecken ( ich solle das bitte nicht falsch verstehen) und dass die ganze Familie sich dazu entschlossen hätte, gemeinsam seelisch zu leiden.Da fragt man sich wirklich, wer...............

Ich fragte, ob sie diese Behauptung tatsächlich ernst meine, und ob sie wohl darauf geschult werden, die Leute so zu diskriminieren. Jedenfalls werde ich die Sache nicht auf sich beruhen lassen.

Schreibt einfach eure Meinung dazu.
Butterfly
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MCS als Somatisierungsstörung v. Versorgungsamt

Beitragvon Spotlight » Freitag 20. März 2009, 16:21

Widerspruch einlegen, klarer Fall.

Schick denen die ICD-10 und das BMSA Dokument mit als Begründung.
Ich würde eher auf lächerliche 20% verzichten als mich psychiatrisieren zu lassen.

Sei nicht traurig, kämpfe!
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MCS als Somatisierungsstörung v. Versorgungsamt

Beitragvon DGMCS » Samstag 21. März 2009, 01:24

Der Begriff der Somatisierungsstörung gehört zur Psychosomatischen Medizin,
so nach dem Motto, anlesen und verinnerlicht und deshalb somatische Symptome.
Dafür gibt es keinerlei seriöse wissenschaftliche Basis. Die MCS-Studie des
Bundes hat gerade keine solche Erkenntnis zur Ätiologie erbracht. Ich
war bei dem Abschlussgespräch des Umweltbundesamtes 2003 und ich bin im
Besitz des Protokolls der Tagung. Dennoch gibt es eine Leitline der
Psychosomatik in der MCS, CFS, Holzschutzmittel, Formaldehyd, Schimmelpilze,
Amalgam, usw. genannt sind.
Der Sachverständigenrat Versorgungsmedizin hat zu FMS, MCS und CFS den Hinweis
auf Somatisierungsstörungen Ende 2008 gestrichen. Deshalb dürften solche
Bescheide 2009 gar nicht mehr ergehen. Ein Klagerecht hat man jedoch nur wegen
dieses Begriffes nicht. Man müsste schon den Grad der Behinderung anfechten.
Dieser erscheint mit 20 v.H. zu gering, auch wenn es sich um einen leichteren
Fall handeln sollte. Die Medizinische Hochschule Hannover hat kürzlich einer
Patientin mit MCS und EHS 70 v.H. Behinderung zuerkannt. Und wenn jemand
auch auf Aromen mit zentralnervösen Symptomen reagiert, dann ist ihm der
Arbeitsmarkt praktisch verschlossen. Dies hat das Bayer. Landessozialgericht
in einem unanfechtbaren Beschluss zu MCS entschieden. Der Begriff MCS steht
auch in dem Gerichts-Beschluss.

Übrigens ist MCS keine Krankheit im medizinisch-wissenschaften Sinne, auch
kein Syndrom, sondern eine den Krankheiten verwandte Gesundheitsstörung.
Damit hat man nach dem Sozialgesetzbuch abér die gleichen Rechte, wie bei
Krankheit, man kann arbeitsunfähig sein, erwerbsunfähig, usw.
Weil diese Gesundheitsstörung MCS chronisch ist, ist es auch eine Behinderung.

Also, wo ist MCS nicht anerkannt, wie das einige "Neugescheite" immer wieder
behaupten?

Heinz A. Guth, Bundesvorstand
Deutsche Gesellschaft Multiple-Chemical-Sensitivity e.V.
http://www.dgmcs.de
DGMCS
 

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Beitragvon DGMCS » Samstag 21. März 2009, 16:02

Von uns gibt es Unterlagen nur an Mitglieder, z.B. den Thessaurus der ICD 10 2009 und die Anhaltspunkte 2009.

Ich hatte schon 2005 an den SVR Versorgungsmedizin geschrieben, wegen des Begriffes Somatisierungsstörung.

Der Schriftwechsel war unserem Arztbrief seitdem beigefügt, auch die Antwort des BMA. Habe ausserdem

wiederholt mit dem Referat telefoniert.

hg
- Editiert von DGMCS am 21.03.2009, 15:02 -
DGMCS
 

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Beitragvon Amazone » Samstag 21. März 2009, 17:52

Hallo Herr Guth,

auch ich habe mit dem BMAS, Abt. Versorgungsmedizin, wegen des Begriffes "Somatisierungsstörung" korrespondiert. Das diesbezügliche Antwortschreiben von Frau Dr. Rieck finden Sie hier im CSN-Forum.

Sie sagen z.B., Sie hätten die Anhaltspunkte 2009. Soweit mir bekannt ist, gibt es keine Anhaltspunkte 2009. Diese sollen seit 01.01.09 von der Versorgungsmedizin-verordnung nebst Anlagenband "Versorgungsmedizinische Grundsätze" abgelöst worden sein.

Unabhängig davon, wenn eine Krankheit im ICD-10 gelistet ist, und sei es auch nur im alphabetischen Verzeichnis, dann ist es sehr wohl eine Krankheit und nicht nur eine "Gesundheitsstörung" wie Sie schreiben. In einem Punkt haben Sie natürlich Recht: Im Schwerbehindertenverfahren kommt es in erster Linie auf die gesundheitlichen Beeinträchtigungen an, die mit MCS verbunden sind, und nicht so sehr auf die Diagnose. Diese spielt jedoch schon im Vorfeld insofern eine Rolle, dass Patienten mit MCS von Versorgungsämtern und Sozialgerichten immer noch psychopathologisiert und diskriminiert werden.

DAGEGEN MÜSSEN WIR GEMEINSAM VORGEHEN!

Gruß Amazone
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Beitragvon Morlock » Samstag 21. März 2009, 19:27

Gut gemacht Amazone!
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