Zilkers Aktivitäten werden beobachtet

Zilkers Aktivitäten werden beobachtet

Beitragvon Glada » Sonntag 26. Februar 2006, 11:56

Psychosen statt Chemiekrankheit?
Münchner Studie zur Multiplen Chemikalien-Sensitivität (MCS) sieht praktisch keinen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und der Krankheit. Schuld sei meist die Psyche. Toxikologen widersprechen diesem Ergebnis, Kranke wundern sich nur wenig

von REINER METZGER

Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und "unklaren körperlichen Beschwerden" wie Kopfschmerzen, so gestern ein Radiobeitrag des Deutschlandfunks. Der Beitrag behandelte eine
Studie der Abteilung Toxikologie am Münchner Klinikum Rechts der Isar unter Leitung von Professor Thomas Zilker. Schon Ende Juli zog Zilker via Presse das Fazit seiner Untersuchung von hunderten von MCS-Patienten durch seine Arbeitsgruppe: "Gerade wegen des ausgeprägten
Umweltbewusstseins in Deutschland klagen immer mehr Menschen über die so genannte Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS)." Bestätigt werden könne dieser Zusammenhang allerdings nicht.

Zilker ging sogar noch weiter: Psychiatrische Untersuchungen mit Hilfe von klinischen Interviews der Patienten hätten gezeigt, dass 80 Prozent der Krankheiten eine psychische Ursache hatten. Bei einer
laufenden Vergleichsstudie mit Probanden aus der Halbleiterindustrie zeichnet sich hingegen nur ein Wert von etwa 20 Prozent psychisch mehr oder weniger Kranker ab. Für Zilker ist MCS daher nur eine "Hilfskonstruktion". Die Patienten wollten nur nicht ihre psychologischen Beschwerden anerkennen und gäben einem äußeren Grund die Schuld.

Solche Ergebnisse stehen im Gegensatz zu Erkenntnissen in den USA, aber auch zu deutschen Studien (siehe Text unten). Außerdem geht es bei der Studie allgemein um Menschen, die selbst ihre Krankheit als eine Folge von Umweltgiften oder Ähnlichem sehen. MCS-Kranke mit ihren schubartig auftretenden schweren Symptomen sind nur ein Teil davon. Die klaren Aussagen von Zilker zu MCS erstaunen also etwas.

Chemie-Geschädigte wundern sich allerdings weniger über solche Studien aus dem Hause Zilker. Er steht schon seit Jahren in dem Ruf, keine Erkrankungen durch Umweltgifte anzuerkennen -
(http://home.t-online.de/home/bruno.hennek).

Professor Hans-Jürgen Pesch von der Uniklinik Erlangen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Umwelt- und Humantoxikologie (http://www.wuerzburg.de/dguht-homepage/index.htm), nannte Aussagen
wie die von Zilker "töricht". "MCS gibt es, daran gibt es keinen Zweifel", so Pesch. "Und von der Erkrankung ist nicht nur die Psyche betroffen, sondern meist auch zwei bis drei organische Bereiche."

Quelle:
taz Nr. 6208 vom 2.8.2000 Seite 8 Wirtschaft und Umwelt 81 Zeilen
TAZ-Bericht REINER METZGER
Glada
 

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Beitragvon Glada » Sonntag 26. Februar 2006, 11:56

Vorschnelle Weisheiten

UMWELTKRANKHEITEN HABEN ANGEBLICH PSYCHISCHE URSACHEN

Ein Gutachten der Münchener Klinik Rechts der Isar samt dem dortigen Toxikologieprofessor Thomas Zilker hat Aufmerksamkeit erregt. Ambulant behandelte Patienten wurden dort genauer befragt, wenn sie als Ursache für ihre Krankheit Umweltverschmutzung oder bestimmte Giftstoffe
angaben. Das Resultat der Untersuchungen: Vier Fünftel der Patienten sind psychisch mehr oder weniger krank. Beim Rest wurde meist eine andere Krankheit als Ursache für ihr Leiden festgestellt, Umweltgifte kamen praktisch nicht in Frage.

Aussagen des Herrn Professors in Interviews suggerierten: Wenn die Leute sich nicht so viel Umweltverschmutzung einreden würden, sondern sich lieber in eine psychiatrische Behandlung begäben, wären sie gesünder. Bei allem Respekt, aber das ist ein wenig arg bauernschlau. Das Feld der durch chemische Substanzen verursachten Krankheiten ist wirtschaftlich und politisch ein Minenfeld. Da heißt es mit mehr Zurückhaltung zu argumentieren. Wissenschaftlich bewiesen ist
nämlich weder, dass die Psyche Schuld hat, noch kann in den meisten Einzelfällen gerichtsfest nachgewiesen werden, welche Substanz nun welches Syndrom auslöst. Dafür ist das menschliche Immunsystem auch zu kompliziert aufgebaut.

Wer die Chemie quasi von jeder wirklichen Schuld freispricht - und das tun einige Toxikologen -, schützt damit die potenziellen Verursacher: vor allem die chemische Industrie als Produzenten, aber auch weiterverarbeitende Betriebe und das Handwerk. Sie alle wenden Substanzen an, mit denen
später praktisch die gesamte Bevölkerung in Kontakt kommt - sei es nun als Konsument oder als Arbeiter in einem Betrieb. Und das Minimieren der Gefahren kostet meist Geld und steht damit im Gegensatz zum Maximieren des Profits.

Es ist nun einmal eine Tatsache, dass tausende von Menschen in Deutschland an Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten, oft mehreren Substanzen leiden. Ob man diese Krankheit nun als MCS, also
Multiple-Chemie-Sensitivität, oder als starke Allergie bezeichnet, ist dann fast schon egal. Die Kranken müssen den Beruf wechseln, können oft gar nicht mehr arbeiten, verlieren den Kontakt zu den Mitmenschen. Und das nicht nur, weil sie sich nicht mehr "normal" in einem Restaurant oder
einem Supermarkt bewegen können, sondern gerade auch, weil sie als psychisch krank hingestellt werden. Ob sie wegen der Krankheit auch psychische Leiden haben oder umgekehrt, ist für den Schadenersatz eine wichtige Frage. Vorschnelle Weisheiten sollten hier ein wenig genauer überprüft werden.

Quelle:
taz Nr. 6208 vom 2.8.2000 Seite 11 Meinung und Diskussion 56 Zeilen
Kommentar REINER METZGER
Glada
 

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Beitragvon Anne » Sonntag 26. Februar 2006, 16:53

Liebe Glada,

sollte man nicht dem Deutschlandfunk, der solche zweifelhaften und für uns mittlerweile schon leicht durchschaubaren Diskriminierungsversuche gegen MCS-Kranke sendet, nicht mal eine Gegendarstellung zukommen lassen?

Mich würde eigentlich nur mal interessieren, was Zilker für solche Behauptungen ohne Beweise bekommt, die die Chemieopfer in die Psychiatrie bringen sollen.
Ein Zweig der Chemischen Industrie, die Pharmindustrie, ist ja in der Vergangenheit nicht sparsam gewesen, wenn sie bei Ärzten vorstellig wurde, die sich für ihre Interessen einsetzen sollten.......

Anne
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Beitragvon Konstantin » Dienstag 28. Februar 2006, 23:39

Das Leid, das solche Zilker's über Chemikaliensensible
bringen ist unbeschreiblich. Man kann nicht genug
dagegen unternehmen.

Solche haltlosen Aussagen und Pseudowissenschaft wie die von Zilker
kosten ein Land Unsummen, auch wenn einzelne denken, sie würden
durch Leugnung einsparen. Das Gegenteil ist der Fall.

Grüße
Konstantin
Konstantin
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Beitragvon Janik » Montag 29. Januar 2007, 14:07

Eine Antwort der DGUHT auf Zilkers Vorwort

Es geht um den "Taschenatlas der Toxikologie - Substanzen, Wirkungen, Umwelt", herausgegeben von Privatdozent Dr. Dr. Franz-Xaver Reichl, erschienen bei Thieme, Stuttgart-New York, 1997.

Auf wenigen Seiten wird in einem vom Herausgeber und von Herrn Prof. Dr. Zilker verfaßten Kapitel eine Abhandlung über die Umweltmedizin geschrieben.

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Nur in Richtung erkrankte Psyche

Das MCS-Syndrom (Vielfachchemikalienüberempfindlichkeit) wird oft als eine Krankheit des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Insbesondere in den USA wurde und wird dieses Syndrom intensiv erforscht. Bei der Pathogenese der MCS verdichten sich die Hinweise auf Umweltfaktoren, insbesondere Chemikalien.

In Deutschland sind erste Bestrebungen zu erkennen, in Sachen MCS durch das Umweltbundesamt ein Forschungsprogramm zu starten. Bisher wird allerdings die Existenz des MCS-Krankheitsbildes von Repräsentanten der deutschen Schulmedizin vehement verneint.

Die DGUHT beschäftigt sich seit Jahren mit der MCS-Problematik. Die folgende Stellungnahme soll diese Aktivitäten - auch als Angebot auf konstruktive Mitarbeit der Gesellschaft bei dem Forschungsvorhaben des Bundesumweltamtes - unterstreichen.

Es geht um den "Taschenatlas der Toxikologie - Substanzen, Wirkungen, Umwelt", herausgegeben von Privatdozent Dr. Dr. Franz-Xaver Reichl, erschienen bei Thieme, Stuttgart-New York, 1997.

Auf wenigen Seiten wird in einem vom Herausgeber und von Herrn Prof. Dr. Zilker verfaßten Kapitel eine Abhandlung über die Umweltmedizin geschrieben. Die Grundlagen sind kompakt auf zwei Seiten dargestellt. Es folgen Anmerkungen über die Weiterbildung zum Umweltmediziner sowie über Biomonitoring. Sechs weitere Seiten befassen sich mit der Problematik Umweltgifte und psychische Störungen. Die nachfolgenden Ausführungen gehen auf diesen Themenkreis ein.

1. Selbstverständlich gibt es Zusammenhänge zwischen "Psyche" und "Umweltgiften". Es wird in diesem Kapitel aber völlig einseitig die Richtung erkrankte Psyche (vermeintliche Ursache: Umweltvergiftung) beschrieben, nicht jedoch die Richtung Umweltvergiftung (insbesondere durch neurotoxische Noxen). Selbst unter der Überschrift "Umweltgifte als Krankheitsverursacher" wirkt das Gift nur über die Psyche.

2. Es wird nahezu abgestritten, daß es eine "unspezifische Symptomatik" durch Umweltnoxen gibt. Es wird suggeriert, Umweltgifte müßten "spezifische Wirkungen" hervorrufen, ansonsten kämen nur psychische Ursachen in Frage.

3. Der Zynismus des gesamten Beitrags einschließlich der Illustrationen läßt jegliche Objektivität vermissen. Das Kapitel kumuliert in der entlarvenden Polemik der Autoren, die die Schäden durch Umweltgifte nicht in ihrer Toxizität, sondern ausschließlich in den entstehenden Kosten aufgrund gewonnener Prozesse von vermeintlichen Umweltopfern sehen. Die beiden Autoren kommen zu dem Schluß, daß dies aber der Preis ist, den die moderne Gesellschaft für die zunehmende (völlig ungefährliche??) Chemisierung und Energisierung unseres Lebens bezahlen muß.

4. Der Beitrag diskutiert in keiner Weise die Ergebnisse internationaler Forschungen auf dem Gebiet der in unserem Jahrhundert neu hinzugetretenen komplexen Umwelterkrankungen wie MCS-IES, SBS, CFS und viele andere mehr. Literaturhinweise, die zu einer Versachlichung der Diskussion führen könnten, fehlen. Man geht offenbar davon aus, daß diese Umwelterkrankungen oder Syndrome nur einen gemeinsamen Nenner haben können: die Psyche!

5. Dem großen Kreis der Umweltkranken und den Selbsthilfegruppen werden in erster Linie lobbyistische Interessen unterstellt. Kein Wort über die therapeutischen Ansätze und ersten Erfolge dieser Selbsthilfegruppen. Es ist das Fazit der Verfasser, daß eine Besserung der Symptome bei diesen vermeintlichen Umweltkranken wohl am ehesten durch psychotherapeutische Maßnahmen zu erreichen sein wird. Auf Methoden der modernen Schulmedizin, Präventionsmaßnahmen oder auf alternative Verfahren wird nicht eingegangen. Defizite in der Umwelttoxikologie hinsichtlich der Abwehr von Gefahren und Risiken für die Gesundheit werden nicht angesprochen. Dies gilt sowohl für Forschungsdefizite als auch für gravierende Defizite in der Bewertung der Rolle der sich neu entwickelnden regulatorischen Toxikologie.

6. Die DGUHT distanziert sich von dieser unsachlichen und einseitigen Darstellung des Themenkreises Umweltgifte und psychische Störungen der Verfasser Reichl und Zilker. Es ist nahezu ironisch, daß in einem Vorwort zu diesem "Taschenatlas der Toxikologie - Substanzen, Wirkungen, Umwelt" dieses "Werk" als ideale Vorbereitung für pharmakologische und toxikologische Prüfungen angepriesen wird. Dieser (Selbst-)Einschätzung des Herausgebers und der Mitverfasser können wir bezüglich der polemischen und unwissenschaftlichen Darstellung des Kapitels Umweltmedizin nicht folgen.




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Rubrik: Umweltmedizin Fr, 24.11.2000 / Vorstand gez. Prof. Dr. Pesch / gez. Prof. Dr. Hoffmann und Wissenschaftlicher Beirat gez. Prof. Dr. Dr. Huebers / gez. Prof. Dr. Witte

http://www.umweltmedizin.de/content/articles/511/539/164/index.html?catid=164&artid=3277&topid=539&nosum=1&sID=eff9cdde4ecedd6f69584a57f150cda6
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