Arzneiverordnung in der Praxis ~ Band 34 · Ausgabe 2 · April 2007
Seite 2-3
Gibt es einen Ausweg?
Kaum, denn öffentliche Gelder werden mehr und mehr knapp! Vor dem Hintergrund allgemeiner Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand sind Drittmittel für die Finanzierung der Forschung unentbehrlich.
Für Führungskräfte an Medizinischen Fakultäten gilt die Einwerbung von Drittmitteln als oft entscheidendes QQualifikationsmerkmal. Da nützt auch der Ruf nach Transparenz, nach Offenlegung von Abhängigkeiten wenig.
Solange nicht die Leiter klinischer Prüfungen und/oder Prüfärzte „irrelevante, repetitive,obsolete oder invalide Forschung“
(6) als unethisch ablehnen, solange wird keine Zeit sein, wirklich relevante klinische Forschung zu betreiben. Im sog. »Benimm-
Kodex« der pharmazeutischen Industrie von 2004 wird auf diese Probleme nicht ansatzweise eingegangen.
Fazit:
Die oft nicht objektive Interpretation klinischer Studien, die von der Industrie bezahlt werden, ist systemimmanent.
Die daraus resultierenden Interessenkonflikte beteiligter Autoren aus dem akademischen Bereich sind nicht zu übersehen: „Gerechtigkeit ist eine Erfahrung des Unmöglichen. Man kann sich ihr aber auf dem Weg der Negation annähern, indem man konkrete Ungerechtigkeiten denunziert“ (Jacques Derrida zitiert in (9)). Das ist die primäre Aufgabe der AkdÄ, des kritischen Medizinjournalismus und aller Ethikkommissionen.
Interessenkonflikte bei klinischen Studien
Tabelle 2: Ursachen für die Firmenlastigkeit klinischer Studien
Publikationsmechanismen
Datenmanipulation/Datenschönung
Mehrfachpublikation positiver Ergebnisse
Unterdrückung negativer Ergebnisse („Publikations-bias“)
Publikation positiver Teilergebnisse/Unterdrückung negativer Teilergebnisse
Marginale und unerwünschte Ergebnisse werden nur in Kongressabstracts
publiziert
Studienplanung
Ein- und Ausschlusskriterien entsprechen nicht den klinischen Gegebenheiten
Offenes Studiendesign, obwohl Verblindung möglich wäre
Plazebokontrollierte Studie, obwohl wirksame Substanzen (aktive Kontrollen)
existieren
Ungeeignete Vergleichssubstanzen
Unterdosierung der Vergleichssubstanzen
Studienlaufzeiten zu kurz
Bevorzugung von Surrogatparametern, obwohl klinische Endpunktstudien möglich
wären
Vorzeitiges Beenden von Studien (aus »administrativen« Gründen)
Finanzielle Beziehungen der Autoren zur Industrie
Forschungsgelder/Drittmittel
Beraterverträge
Vortragshonorare
Aktien
http://www.akdae.de/25/Archiv/20072.pdf