Die Familie der Vanilloidrezeptoren (TRP –transient receptor potential channels) und Substanzen, die dort eine Rolle spielen
Mein Start in dieses Jahr war nicht so gut gewesen. Ich reagierte auf den Geruch von Pfeffer und es ging mir schlecht, nachdem ich einige Seiten aus einem älteren Buch eingescannt hatte. Die akuten Symptome waren nicht so stark, aber ich wurde immer empfindlicher und ich musste neu lernen, was ich vertragen konnte. Sonst reagierte mein Körper sehr heftig und es war schwierig genau zu erkennen, welche Systeme involviert waren.
Diesmal war ich mir sicher, dass noch etwas anderes eine Rolle spielte, was ich bis dahin nicht in meinen Überlegungen berücksichtigt hatte. Ich hatte das Gefühl eine innere Gitarrensaite wurde angeschlagen aber anstatt nach kurzer Zeit aufzuhören zu schwingen, beruhigte sie sich erst nach langer Zeit. Über so etwas hatte ich mal in einem Biobuch gelesen: Wissenschaftler reizten ein bestimmtes Neuron (Nervenzelle) und beobachteten die übliche Antwort. Wurde das Neuron aber viele Male hintereinander auf diese Weise stimuliert, dann verstärkte (potenzierte) sich die Antwort und diese Veränderung hielt tage- oder wochenlang an.(1) Man nennt dies Langzeitpotenzierung LTP (long time potentiation). Nun war ich gespannt, ob es Informationen über LTP und MCS im Internet gab. Im Artikel von Pall (3) geht er auf den Zusammenhang zwischen Stickoxid (NO), Erregung des NMDA Systems und der neuronalen Sensibilisierung und LTP ein. (Wenn man den NMDA –und den GABA Rezeptor mit einem Auto vergleicht, dann ist der NMDA Rezeptor das Gaspedal und der GABA Rezeptor die Bremse).
In einem weiteren Artikel von Pall ML und Anderson JH (2) wird der Vanilloidrezeptor erwähnt. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, wenn Ihr diesen Begriff hört. Ich habe gedacht:“ Hmmmm Vanille, das klingt lecker.“
Während der letzten Wochen habe ich mich weiter in das Thema eingearbeitet und ich habe herausgefunden, dass dieser Vanilloidrezeptor ein richtiger Wolf im Schafspelz ist! Ihr kennt ihn alle. Wenn Ihr etwas sehr scharfes esst, dann fängt es in Euerem Mund an zu brennen und weh zu tun. Der Vanilloidrezeptor TRPV1 gehört in die Gruppe der TRP Ionenkanäle (transient receptor potentiation channel) und sie befinden sich unter anderem an den freien sensorischen Nervenendigungen (Nozizeptoren). Deshalb spielen sie bei allen sensorischen Reizen (sehen, riechen, schmecken, tasten) eine Rolle. Sie reagieren mit der Ausschüttung von Substanzen, die Entzündungen und Schmerzen hervorrufen (z.B. Substanz P, Neurokinin A, CGRP)(5). Außerdem werden an der „Entzündungsstelle“ noch mehr dieser Rezeptoren gebildet. Dadurch wird diese Region noch empfindlicher. Ihr kennt das, wenn Ihr Euch geschnitten habt. Auch das Gebiet in der Nähe fängt zum Beispiel bei Berührung an weh zu tun.
TRPV1 kann man bei den „Eintrittstoren“ finden, wie z.B. in der Haut, dem Darm, den Luftwegen, der Bindehaut und den Schleimhäuten. Diese Rezeptorart tritt auch bei vielen verschiedenen Zelltypen entlang der vorher genannten Bereiche auf : Keratinozyten – Zellen der Oberhaut; Epithel – Deck- und Drüsengewebe; Endothel – inneren Wandschicht von Blut- und Lymphgefäßen. Außerdem kommt TRPV1 auch in peripheren nicht neuronalen Zellen vor: Niere, Lunge, Hoden, Prostata, Bauchspeicheldrüse, Milz, Leber, Magen, glatte Muskulatur, Hornhaut des Auges, Gebärmutter und Harnblase (4).
Diese Rezeptoren kommen auch in vielen Regionen des zentralen Nervensystems ZNS vor: Limbisches System (Hypothalamus, zentrale Amygdala), Cerebellum, Hippocampus, frontaler Cortex, Motorneuronen (Bewegungsn.) im Rückenmark…(4)und bei Zellen, die involviert sind bei Entzündungen und Neurodegeneration (z.B. Astrozyten und Mikroglia) (4) (5)
Nun war ich neugierig, wodurch dieser Rezeptor aktiviert werden kann. Temperatur (>43°C), Säure (ph <5,3), mechanische Stimulans /Verletzung, aber auch Stoffe des alltäglichen Lebens können ihn aktivieren. Es handelt sich hierbei um ein Schloss –Schlüssel - Prinzip , nur in diesem Fall können mehrere unterschiedliche Stoffe die „Tür“ öffnen, damit z.B. Calcium durch die Pore des Rezeptors ins Innere treten kann. Die Stoffe, die einen Rezeptor aktivieren können, bezeichnet man als Ligand oder Agonist. Antagonisten wirken hemmend. In den Tabellen 1 -3 habe ich für TRPV1, TRPV3 und TRPA1 einige Agonisten und Antagonisten aufgeführt, die ich in der Literatur gefunden habe. Der TRV1 wird durch „scharfe“ Substanzen wie z.B. Capsaicin in Pfeffer oder Chilischoten aktiviert. Außerdem wirkt die Milch in Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia) um ein Vielfaches stärker auf den TRPV1 Rezeptor als Capsaicin. Seid da extrem vorsichtig!
Der TRPA1 Rezeptor kommt oft zusammen mit TRPV1 vor. Er wird durch Senföle (Kohl etc ) und Substanzen in Zwiebeln aktiviert. Viele Agonisten des TRPV3 Rezeptors kann man in den ätherischen Ölen von Gewürzpflanzen finden.
Ich hoffe, dass die Forschung in Zukunft noch weitere Stoffe, vor allem Chemikalien, finden wird, die im Zusammenhang mit der TRP Familie stehen. Mit den Tabellen möchte ich Euch ein grobes Hilfsmittel geben, damit Ihr, wenn Ihr z.B. Vanillin nicht vertragen könnt auch bei alten Büchern vorsichtig seid, weil beim Zersetzen des Papiers Vanillin entsteht. Oder wenn Ihr verschiedene Kohlsorten nicht vertragen könnt, dann solltet Ihr vielleicht auch vorsichtig mit Radieschen, Senf und Acrolein sein…
Autor: Sternentänzer
Literaturliste
1. Purves WK, Sadava D, Orians GH, Heller HC: Biologie. Herausgegeben von Jürgen Markl,7.Auflage S 1068.
2. Pall ML, Anderson JH (2004): The vanilloid receptor as a putative target of diverse chemicals in multiple chemical sensitivity. Archives of Environmental Health, (Vol. 59) (No. 7) 363-375.
http://www.cababstractsplus.org/google/ ... 00532132363 Pall ML (2002): NMDA sensitization and stimulation by peroxynitrite, nitric oxide, and organic solvents as the mechanism of chemical sensitivity in multiple chemical sensitivity.
http://www.fasebj.org/cgi/content/full/16/11/14074 Veronesi B, Oortgiesen M (2006): The TRPV1 Receptor: Target of Toxicants and Therapeutics. Toxicological Sciences 89(1):1-3.
http://toxsci.oxfordjournals.org/cgi/co ... ull/89/1/15 Geppetti P, Trevisani M (2004): Activation and sensitisation of the vanilloid receptor: role in gastrointestinal inflammation and function. Br J Pharmacol. 2004 April; 141(8): 1313–1320
http://www.pubmedcentral.nih.gov/articl ... id=15749086 . Calixto Joa et al.(2005): Contribution of natural products to the discovery of the transient
receptor potential (TRP) channels family and their functions. Pharmacology & Therapeutics 106, 179– 208
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Liste der Substanzem die beim TRPV1-Rezeptor eine Rolle spielenAgonisten:Capsaicin (1,2)
Scharfer Stoff in Paprika und Chilischoten (2,3)
RTX – Resiniferatoxin (2)
Diterpenesther aus dem Harz verschiedener Wolfsmilchgewächse (Weihnachtsstern, viele Arten, die wie normalerweise als „Kaktus“ bezeichnen)
Extrem potent – also Vorsicht (2,3)
Gingerol (3, 9)
Scharfer Stoff des Ingwers (3)
Zingeron (3)
Scharfer Stoff im Ingwer
Ingweröl dient als Fixateur in der Parfümerie (3)
Eugenol (3, 9 )
Nelkenöl (Gewürznelke), Basilikum, Bayöl (Hautantiseptikum, Haarwässer), Dentalmaterialien, Pimentöl, Zimtöl (Süßspeisen, Currypulver, Kosmetik, Mundwässer), Parfümierung von Seifen, Hyazinthen, Jasminöl, Kaskarillaöl (Parfümzwecken in Tabacken, aromatische Bitterliköre), in Labdanum (Fixateureigenschaft in Parfüms), Lorbeeröl, Muskatnuss, Myrrheöl, Patchuliöl (fixierender Parfümrohstoff Herrenparfüms, Seifenherstellung, Kosmetik), Pimentöl, Rosenöl (3)
Piperin (3)
Träger des scharfen Pfeffergeschmacks (3)
Guajakol (3)
Harz aus dem Guaiacum officinale (Zygophyllaceae).und es kommt in Buchenholzteer vor
Verw: gegen Husten und Grippe (3)
Extrakte aus den Wurzeln von Echinacea (Sonnenhut) (6)
Gegen Infektionen, entzündliche Hauterkrankungen (6)
Campher (9)
40–50jährigen C.-Bäumen (Cinnamomum camphora, bis 12 m hohes Lorbeergewächs)
Herkunft: C. od. C.-Derivate finden sich auch in Rosmarin, Lavendel, Salbei, Rainfarn, Wacholder, Baldrian, Pfefferminze
Verw:Celluloid-Industrie, wo C. als Weichmacher dient. Herst. von rauchlosen Schießpulvern, Mottenbekämpfungsmitteln, Desinfektionsmitteln (9)
Cyclohexanon (9)
Lsgm. für viele Lackrohstoffe, Polyvinylchlorid u. bas. Farbstoffe, in Form von Ketonharzen (Cyclohexanonharze), zur Verbesserung von Verlauf u. Glanz von Lacken u. als Zusatz für Lederdeckfarben, Spezialdruckfarben u. Abbeizmittel, Zwischenprodukt bei der Herstellung von Nylon (9)
Ethanol und andere Alkohole (1,12)
Propanol: Desinfektionsmittel, Lösungsmittel (1)
Lidocain (10)
Lokales Betäubungsmittel (10)
Cannabidiol (3)
Cannabispflanze (3)
Evodiamin (3)
Chinesische Medizin Evodia Pflanze (3)
Körpereigene Stoffe und andere FaktorenAnandamide (körpereigene cannaboide Substanzen)
N-arachidonoyldopamine, oleoylethanolamide
and N-oleoyldopamine (2,3)
Produkte der Lipoxygenase (2)
Leukotriene B4 (2)
Temperatur höher als 43°C (2)
pH <5.3 (sauer) (2)
Ginsenoside (wirkt aktivierend und hemmend) (3)
Substanzen, die den Rezeptor blockierenThapsigargin (3)
Thapsia garganica (Apiaceae)
Gegen rheumatische Schmerzen (3)
Yohimbine (3)
Yohimbine und Rauwolfia; stark angstauslösend (GABA Rezeptor), wird in manchmal zur Blutdrucksenkung genommen (3)
Capsazepine (3)