Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Alex » Mittwoch 8. April 2009, 20:52

Hat jemand das Ergebnis dieser Studie in Zwischenzeit gesehen?
Bemerkenswert daran: Förderer FöFoLe, Duftstoffindustrie

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Duftstoffexposition: Atemwegsreaktionen bei Typ IV-Sensibilisierten nach klinisch-experimenteller Duftstoffexposition

Airway responses to experimental exposure to aromatic substances in subjects with delayed type hypersensitivity

The use of aromatic substances permanently increases in the air supply of super markets and private flats. These substances can trigger an allergic reaction in the respiratory tract or the skin in sensitive persons. We plan to examine the responses in about 30 persons with a history of symptoms from such substances when they inhale these environmentally relevant substances.

Laufzeit 2003 - 2006 (aktualisiert im Januar 2006)

Förderer FöFoLe, Duftstoffindustrie

Projektleitung PD Dr. A. Schnuch (VDK, Hautklinik Göttigen), Prof. Dr. med. D. Nowak, T. Oppel

Mitarbeiter E. Riu, Dr. med. E. Scharrer, Dipl.-Chem. H. Römmelt, Dr. rer. nat. R. A. Jörres

Ziel
Vielerlei nahezu ubiquitär eingesetzte Duftstoffe haben ein relevantes Potential als dermatologisch relevante Typ IV-Allergene. Darüber hinaus wird aufgrund von Symptomen an den Atemwegen, die von Patienten in der klinischen Praxis geschildert und auch bei bronchialen Provokationstestungen beobachtet werden, immer wieder ein inhärentes Typ I-Potential diskutiert. Es soll geprüft werden, ob bei Patienten mit einer Duftstoffallergie die angegebenen Beschwerden der Atemwege und der Haut gegenüber häufig in der Umwelt eingesetzten Duftsstoffen reproduziert werden können.

Methodik
In verblindeten Expositionsstudien in einer Klimakammer werden bei einstellbaren Temperatur- und Feuchtebedingungen Patienten mit und ohne Duftsstoffallergie gegenüber Isoeugenol, Geraniol und Lyral unter standardisierten Konditionen exponiert. Vor und nach der Duftstoffexposition im Vergleich zu Kontroll-Expositionen ohne Duftstoff erfolgen die Erfassung des subjektiven Befindens, die Bestimmung des Blutspiegels der eingeatmeten Duftstoffe, NO-Bestimmungen in der Ausatemluft, Nasenlavagen, Lungenfunktionsuntersuchungen (Spirometrie, Bodyplethysmographie, Methacholinprovokation)und eine Prüfung des Hautzustandes.

Ergebnisse Die Studie wird Anfang 2006 abgeschlossen und ausgewertet.


http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/forsch.html#TypIV
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Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Amazone » Mittwoch 8. April 2009, 22:44

Diese Studie ist mir schon lange bekannt. Hatte ich auch in meinem Beschwerdebrief an Bündnis 90 Die Grünen zum 1. Fachgespräch voriges Jahr in Berlin erwähnt.

Vielleicht kannst du die ja mal anschreiben und nach den Ergebnissen fragen, obwohl man sich die eigentlich bei der Förderung denken kann.

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Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Juliane » Mittwoch 8. April 2009, 23:37

Drittmittel

Im Jahr 2005 neu eingeworbene Drittmittel

TE

Bayerische Staatsministerien 53

Bundesmittel, DAAD, Stiftungen 1076

Firmen 133

Gesamt 1262

Im Jahr 2005 zugewiesene Drittmittel

TE

Bayerische Staatministerien 395

Bundesmittel, DAAD, Stiftungen 137

Firmen 100

Gesamt 632


Seite 20



Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin


Direktor: Professor Dr. med. Dennis Nowak

Telefon 089/5160-2301, Telefax 089/5160-4445,

E-Mail Dennis.Nowak@med.uni-muenchen.de

Internet arbmed.klinikum.uni-muenchen.de



http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/leistungsbericht2005.pdf
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Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Annamaria » Sonntag 3. Mai 2009, 14:18

Hallo Alex,
nix zu finden vom Ergebnis der Studie.

Von daher ist das Folgende viel Lärm um nichts. Wer nicht speziell interessiert ist, braucht es gar nicht lesen.

Gemacht wurde die Studie, denn sie wurde 2 Jahre lang gefördert, nämlich 2005 (s.o. Juliane) und auch 2006 ( http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/leistungsbericht2006.pdf auf S. 9 =22).

(Die Förderung im Jahr 2005 hatte Juliane oben angegeben. Vorher fand keine keine Förderung statt, vgl. Leistungsberichte über http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/jahresbericht.html )

(Im Bericht für 2007 http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/leistungsbericht2007.pdf ist die Studie dann nicht mehr aufgeführt. Das ist richtig so, denn sie sollte ja 2006 abgeschlossen sein.)



Der an der Studie beteiligte IVDK (Informationsverbund Dermatologischer Kliniken) informiert im Jahr 2008 in http://www.ivdk.org/ivdk/ger/Presse/ivdk_allergojournal.pdf
Auf S. 621 werden hier die durchgeführten Projekte genannt. Unser gesuchtes Projekt konnte ich darin nicht ausmachen.
(Oder sollte es UBA III sein? DIR ist es nicht. Vielleicht findet jemand von euch etwas in der Literaturliste am Ende? Ich nicht.)

(Zu DIR: DIR ist eine Extra-Studie, vgl.
2002 S.5 http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/leistungsbericht2002.pdf
2003 S.5 http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/leistungsbericht2003.pdf
2004 S.6 http://arbmed.klinikum.uni-muenchen.de/leistungsbericht2004.pdf
Ich vermute allerdings, dass unsere gesuchte Studie auf DIR aufbaute (genannte Mitarbeiter?).
Leider nennt Schnuch auch zu DIR keine Ergebnisse. In München diesbezüglich auch Fehlanzeige.)



Von Prof. Axel Schnuch, Leiter des multizentrischen Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken, gibt es folgende Aussage in einem Interview 2006:
08.03.2006
"Baierbrunn (ots) - Betörende Düfte mit Nebenwirkungen: Mehr als eine Million Deutsche reagieren auf Parfümwolken mit Juckreiz und geröteter oder schuppender Haut, berichtet das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau". Fällt das Atmen in einer Parfümwolke schwer, muss keine Allergie dahinter stecken. "Atemwegsallergien auf Duftstoffe sind in Tests noch nicht belegt", sagt Prof. Axel Schnuch, Leiter des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken. Meist handele es sich "nur" um eine Reizung der sensibeln Atemwege."
http://www.med-magazin.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1505
Anmerkung: Es soll wohl der "sensiblen" Atemwege heißen (natürlich übrigens nicht der "sensibilisierten" Atemwege).


Das war leider alles, was ich im Umfeld der Studie finden, d.h. nicht finden konnte. Bei Münchner Publikationen ebenfalls Fehlanzeige.

Vielleicht hat jemand von euch mehr Erfolg beim Suchen.
(Sollen wir evtl. mal englischsprachige Veröffentlichungen durchschauen? Muss das Ergebnis dieser Studie überhaupt veröffentlicht werden?)

Viele Grüße
Annamaria
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Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Annamaria » Sonntag 3. Mai 2009, 14:30

Aber jetzt mal zwei andere Punkte:

1) Zur obigen Schnuch-Aussage von der "Nur-Reizung der Atemwege":
Ich finde es natürlich auch sehr beruhigend, dass die von Natur aus sensiblen Atemwege nur gereizt werden;) Warum ist immer einzig und allein die Frage "Antigen-Antikörper-Reaktion" wichtig?

2) Zur obigen Schnuch-Aussage "Atemwegsallergien auf Duftstoffe sind in Tests noch nicht belegt":
Kontaktallergien auf der Haut sind durch Haut-Tests nachgeweisen, s.u.
(Kontaktallergien der Haut sind nämlich Schnuchs Aufgabenbereich.)

Aber wie will Schnuch eigentlich Kontaktallergien von Bronchien und Lunge im Test nachweisen? Durch intrapulmonale Prick-Tests und Lebendbiopsie? Dafür fehlen vielleicht die Probanden. (Die Studie, die wir suchen, wäre m.E. dazu nicht geeignet.)

Wer stellt eigentlich in Frage, dass sich allergische Reaktionen auch an den Schleimhäuten z.B. der Atemwege manifestieren. Muss ein Heuschnupfenpatient in Zukunft etwa damit rechnen, dass seine geröteten Augenschleimhäute erst durch Extra-Tests an den Augen als allergisch vermittelt bestätigt werden? Die triefende Nasenschleimhaut natürlich ebenfalls erst extra-getestet in der Nase.


Schnuch zu Duftstoffen und Kontaktallergien (!) der Haut (!)

"Zunächst einmal fällt auf,
dass die Sensibilisierungen gegenüber Terpentinöl
und Duftstoffmix in etwa parallel verlaufen. Der
Anstieg der Terpentinölsensibilisierungen war nicht
erwartet, denn Anfang der 90er Jahre lagen die
Sensibilisierungsquoten deutlich unter 1%. Als
ursächliche Exposition für die Terpentinölsensibilisierung
wurden ätherische Öle vermutet [41], ihre
Komponenten können strukturell mit Duftstoffen
und Terpentinölinhaltsstoffen verwandt sein. Zum
anderen werden den Ölen weitere Duftstoffe beigemengt.
Mit dem Rückgang des Verkaufs der
ätherischen Öle gingen auch die Sensibilisierungsprävalenzen
gegen Terpentinöl zurück (Abb. 5) –
erneut eine der Entwicklungen, welche die enge
Beziehung zwischen Exposition und Allergie relativ
zeitnah belegen [62]. Dass die Entwicklung der
Duftstoff- und der Terpentinölallergie nicht einfach
nur parallel verlief, zeigt Abbildung 6: Unterschiedlich
große Anteile der Duftstoffallergiker reagierten
auch auf Terpentinöl, wobei die genannten Faktoren
für die mehr oder weniger enge Beziehung
als Erklärung dienen können. Ein Teil des Auf-und-
Ab der Duftstoffallergie (Abb. 4) dürfte durch
unterschiedliche Inhaltsstoffe der ätherischen Öle
zu erklären sein."

Aus http://www.ivdk.org/ivdk/ger/Presse/ivdk_allergojournal.pdf S.620, im Jahr 2008


(IVDK-Bericht von 2005 mit Angaben zu damaligen Kontaktallergenen http://www.ivdk.org/ivdk/ger/Presse/waechterfunktion.pdf )

(Und ein wenig aussagender IVDK-Bericht 2006 findet sich in http://ec.europa.eu/enterprise/cosmetics/doc/cons_simpl/axel_schnuch.pdf ab S.26)

Nun, wie dem auch sei, der IVDK beschäftigt sich mit Kontaktallergien. Das ist zwar gut, aber nicht das Ausschlaggebende bei MCS.

Zum Schluss hier noch ein Link zu MCS:
http://www.heute.de/ZDFforum/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2345114,00/thread1536294.php
Annamaria
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Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Amazone » Sonntag 3. Mai 2009, 16:31

Zitat aus einem Vortrag von Dr. Straff UBA:

S. 19
Duftstoffallergie - Was leistet der Duftstoffmix
klinische Relevanz nur in 50-65%
2/3 aller Reaktionen nur einfach positiv
Einzelsubstanzen häufig negativ (obgleich pos. im LTT)

http://www.bfr.bund.de/cm/232/umweltbedingte_kontaktallergien.pdf
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Studie:klinisch-experimentelle Duftstoffexposition

Beitragvon Annamaria » Sonntag 3. Mai 2009, 23:19

Hallo Amazone,

und in deinem Link auf S. 23 beschreibt Straff (im Jahr 2005, also weit vor Ende der Studie) das "Design" der Münchner Studie.

http://www.bfr.bund.de/cm/232/umweltbedingte_kontaktallergien.pdf

Liebe Grüße
Annamaria
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