Mediziner über MCS & MCS Selbsthilfegruppen

Mediziner über MCS & MCS Selbsthilfegruppen

Beitragvon Janik » Samstag 6. August 2005, 10:31

Hier ein Auszug aus einer MCS Beurteilung von Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse aus dem Saarland.

zu finden unter: http://www.neuro24.de/mcs.htm

Karl C. Mayer's Ausführungen sind in der Tat sehr bemerkenswert, wobei er schon einiges zurückgenommen hat, früher war die Seite noch haarsträubender. Zitate von Stephen Barrett auf der Großteile seiner Argumentationen beruhten, hat er herausgenommen. Wohlweislich, Barrett wurde die Lizenz entzogen und bei Gerichten hört ihn keiner mehr an.
Reexposition bei Chemikaliensensiblen (vorsätzliche Körperverletzung) hält er dennoch für das Mittel der Wahl in der Therapie Chemikaliensensibler. Aber bildet Euch selbst ein Urteil. Für mich ist er ein würdiger Anwärter für die "Goldene Zitrone der Umweltmedizin".

......Die derzeitige öffentliche Diskussion heizt allerdings, ohne wirkliche substanzielle Daten, oft Panik in Teilen der Bevölkerung auf, die möglicherweise schlimmere gesundheitliche Folgen hat, als die Chemikalien oder angeschuldigte elektromagnetische Wellen. Das zunehmendes Gefühl in der Bevölkerung, durch Umweltschadstoffe bedroht zu sein, und eine Tendenz, gesundheitliche Beschwerden ursächlich mit Umweltfaktoren in Verbindung zu bringen, führt leider nicht nur zu sinnvoller Vorsicht und sinnvollem Gesundheitsschutz, sondern auch zu psychosomatischen Krankheiten. Nicht zu vergessen die Kosten unnötiger Gutachten und Untersuchungen wie zweifelhafter Behandlungen, die Menschen finanziell ruinieren können. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass über Fehlinterpretationen vermehrt gut behandelbare körperliche und psychiatrische Krankheiten übersehen werden. Ob die Einrichtung der Zusatzbezeichnung Umweltmedizin und von Umweltambulanzen in der Medizin dem langfristig sinnvoll entgegenwirkt, muss sich noch erweisen. In der Geschichte der Medizin unseres Jahrhunderts haben durchaus auch schon Gruppen von Betroffenen über ihren öffentlichen Druck dazu beigetragen, dass medizinische Zusammenhänge aufgedeckt wurden und Konsequenzen gezogen wurden....

.......Es handelt sich um eine erworbene Störung mit multiplen rezidivierenden Symptomen, die in Zusammenhang mit verschiedenen Umwelteinflüssen stehen, die von der Mehrheit der Bevölkerung gut vertragen werden und ... die durch keine bekannte medizinische oder psychiatrische/psychologische Störung erklärbar sind. "Reaktionen bei Chemkalien-Hypersensibilität unterscheiden sich von allergischen Reaktionen. Ein Patient kann an Chemikalien-Unverträglichkeit leiden, ohne allergisch (im herkömmlichen Sinn) zu reagieren." Zwar meinen manche Untersucher mit niedrigen Fallzahlen einen Nachweis zu führen, dass besonders Maler und Laboranten betroffen sind, andere kommen aber zum Ergebnis, dass die am häufigsten betroffene Personengruppe verheiratete Frauen mittleren Alters mit höherem Bildungsniveau sind. MCS gilt als Prototyp eines allgemeinen Überempfindlichkeitssyndroms. Die Patienten klagen über Folgen einer Exposition durch Chemikalien, welche in den nachgewiesenen Konzentrationen normalerweise keine negativen Effekte hervorrufen. Die toxikologische Analyse der Körperflüssigkeiten ergibt Messwerte, die weit unter denen liegen, die normalerweise solche Symptome auslösen. In Analogie zu dem bekannten Placeboreaktion, wird dieses Phänomen Nozeboeffekt oder negativer Placeboeffekt genannt. Experimentalpsychologische Studien zeigten, dass starke Erwartungshaltungen, die mit Beeinflussbarkeit und Angst gekoppelt sind, die Basis des Noceboeffektes darstellen. Neben dem positiven und negativen Verstärkungseffekt der Noceboreaktion durch das soziale Umfeld diskutieren die Autoren die Mechanismen der klassischen Konditionierung durch Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. In der Therapie sollte das Verhalten, das zur MCS führt und die entsprechenden physiologischen, psychologischen und motorischen Reaktionen berücksichtigt werden. Behandlungsstrategien können die Konfrontation mit der vermeintlichen Noxe und entsprechende Aufklärung des sozialen Umfeldes umfassen. (Birbaumer, Prof. Dr. phil. Niels; Bock, Prof. Dr. med. Karl Walter in: Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 3 (16.01.1998), Seite A-91) Die häufig von Interessengruppen propagierte Expositionsvermeidung kann sekundär zur sozialen Isolation führen. Unwissenschaftliche Verfahren (unorthodoxe Neutralisationstests, aggressive Methoden wie Chelat-Therapie, Radikalfänger (z.B. Vitamin E), Darmsanierung, CO2-Bäder, Entgiftung durch Sauna, etc. Baubiologen und Möbelhäuser werden oft direkt vom Arzt empfohlen...) sind ein gutes Geschäft und entbehren jeder empirischen oder wissenschaftlichen Grundlage. Der wissenschaftlich sehr umstrittene aber viel Fernsehaufmerksamkeit erzielende Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Alsen-Hinrichs vom Institut für Toxikologie/Klinikum der Universität Kiel ist der Meinung, dass der gegenwärtige Trend, neurotoxische Schadstoffeinwirkungen zu ignorieren und auch belastete Patienten primär der Psychosomatik und Psychiatrie zuzuführen, grundsätzlich falsch sei oder sogar eine Kunstfehler sei.....

......Bisher stellt der verhaltenstherapeutische Ansatz, den U. Strehl vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltenstherapie der Universität Tübingen vorschlug, die aussichtsreichste Therapieoption dar. Die Streitfrage, ob die Ursache psychogen oder biogen ist, spielt dabei keine Rolle. Denn die Verhaltensmedizin betrachtet MCS als erlerntes Verhalten, das wieder verlernbar und damit veränderbar ist wenn nämlich die entsprechenden Verhaltensmuster gelöscht werden. Zu den verhaltenstherapeutischen Methoden gehören z. B. Desensibilisierung und Reizkonfrontation in Kombination mit Entspannungsverfahren. Mit Hilfe des Biofeedback soll der Patient lernen, seine physiologischen Reaktionen wie Herzrasen, Bluthochdruck oder Schwindelgefühle unter Rückmeldung selbst zu normalisieren. Weitere Ziele sind der Aufbau alternativen Verhaltens sowie eine kognitive Umstrukturierung; d. h., wenn jemand früher „das halte ich nicht aus" sagte, soll er nun „ich kann's ja mal probieren" sagen. Das Behandlungskonzept ist damit weitgehend identisch mit einer Behandlung der Angststörungen,. Wenn man das Ganze so sehen würde, wäre der Streit um die Ursache und Einordnung der Diagnose in der Tat überflüssig......

......Hier stand eine gut gemeinte Bewertung und zur Diskussion einladende Bewertung der Seite der Selbsthilfeorganisation zum Thema selbstverständlich mit einem Link zu dieser, so dass sich jeder ein Bild machen konnte: Die Reaktion dieser speziellen Gruppe sagt allerdings mehr darüber aus, als der zuvor vorhandene Text mit einem Gesprächsangebot. Es wurde sofort mit juristischen Schritten gedroht. Auch in renomierten Zeitschriften berichten Wissenschaftler, die über MCS geforscht haben, und deren Ergebnisse nicht mit den Entschädigungsbegehren der Selbsthilfegruppen konfrom gingen, dass sie manchmal einer enormen Diffamierung und einer Flut von Strafanzeigen und standesrechtlichen Anzeigen ausgesetzt wurden. Dies ging wohl in manchen Fällen soweit, dass die Standesorganisationen ob der bis dahin unbekannten Fülle an gezielten einzelnen Anzeigen ihren Aufgaben nicht mehr in der sonst garantierten Zeit nachkommen konnten. Siehe z.B. Deyo RA, Psaty BM, Simon G, Wagner EH, Omenn GS. The Messenger under Attack — Intimidation of Researchers by Special-Interest Groups, The messenger under attack -- intimidation of researchers by special-interest groups. N Engl J Med 1997;336:1176-1180.[Full Text] oder über http://content.nejm.org/cgi/content/full/336/16/1176
Janik
 

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Beitragvon Pennylane » Mittwoch 10. August 2005, 20:52

Hallo Janik,

da möchte ich doch ein Statement von Hausotter weitergeben.

Diagnostische Diskussionen mit dem Betroffenen und seinen Selbsthilfegruppen sind zu vermeiden, sie sind nutzlos und verhärten die Fronten nur immer weiter.

"Moderne Leiden" Begutachtung von MCS, CFS und FMS
Wolfgang Hausotter - Jahrestagung, Arbeitsgemeinschaft Neurologische Begutachtung, 2005
Pennylane
 

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Beitragvon Anne » Mittwoch 10. August 2005, 22:55

Na klar, was haben auch die Betroffenen mit der Diagnose ihrer Beschwerden und ihrer Krankheit zu tun? *Ironie aus*

Da kann man doch nur noch den Kopf schütteln. Vielleicht hat der gute Mann vergessen, die Leute, die die Erfahrung am eigenen Körper haben, sind immer noch die Patienten selbst. Ärzte sind nur Theoretiker und verfügen im Gegensatz zum Kranken nur über Wissen aus den Lehrbüchern, welches auch noch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen überholt und revidiert wird.
Ich habe den Eindruck, dieser Hausotter möchte die MCS-Patienten gleich ganz in eine psychiatrische Klinik wegsperren, da können sie wenigstens keinen Widerpart mehr halten, falls seine diagnostischen Maßnahmen den Patienten geschadet haben.


So gefährlich wie sein Name "Hausotter", so gefährlich klingt seine Strategie.

Anne
Anne
 

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Beitragvon Klein Erna » Mittwoch 29. April 2009, 23:28

Jetzt ist er nach Heidelberg umgezogen. Vom Saarland nach Heidelberg.
Ich bin erschüttert, wenn ich das so alles lese.
Im Internet habe ich so viel Psychiatrie Mayer gefunden. Es muss eine Dynastie sein.
Oder ist Mayer ein so häufiger Name. Mayer mit ay?
Klein Erna
 


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