In der Praxis muss der betreuende Arzt einen Kompromiss zwischen der gebotenen Zurückhaltung gegenüber empirisch nicht belegten Therapieformen und der Offenheit für Neues finden. Ein therapeutischer Nihilismus ist angesichts des Leidensdrucks der Patienten nicht gerechtfertigt. Der Grundsatz „nil nocere“ schließt jedoch auch ein, Patienten gegen offenkundige Scharlatanerie zu sensibilisieren und vor gegebenenfalls schädlichen Behandlungen wie zum Beispiel unnötigen „Entgiftungsmaßnahmen“ zu bewahren.
Quelle:
Nasterlack, Michael; Kraus, Thomas; Wrbitzky, Renate
Multiple Chemical Sensitivity: Eine Darstellung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes aus arbeitsmedizinischer und umweltmedizinischer Sicht
Deutsches Ärzteblatt 99, Ausgabe 38 vom 20.09.2002, Seite A-2474 / B-2116 / C-1981